Der H-Index (Hirsch Index)

Definition

Vor kurzem wurde ein zitierungsbasierter Impact-Indikator eingeführt, der auf die Bewertung von einzelnen Wissenschaftlern abzielt.
Es handelt sich um den nach dem vorschlagenden Autor J.E. Hirsch benannten „Hirsch-Index“ (auch „Hirsch-Factor“, „h-index“ bzw. „h-number“ genannt).
Dieser hat den Vorteil, dass er von jedermann mit Zugang zum WoS (Web of Science, Thomson Scientific) relativ einfach ermittelt werden kann.

Dazu erfasst man die zu bewertenden Publikationen eines Forschers und sortiert sie nach der Häufigkeit der Zitierungen.
Der Hirsch-Index ist nun diejenige Zahl, bei der die Rangnummer mit der Anzahl der Zitierungen übereinstimmt.
Ein Hirsch-Index von beispielsweise 40 bedeutet, dass der betreffende Forscher 40 Arbeiten verfasst hat, die alle mindestens 40 Mal zitiert wurden.
Mit diesem Indikator soll verhindert werden, dass einzelne hoch zitierte Arbeiten, die manchmal ausführliche Beschreibungenvon Methoden oder Review-Arbeiten sind, das Bild zu sehr verzerren. Der Hirsch-Index misst nicht den gesamten Impact, sondern vielmehr die Breite der hoch zitierten Arbeiten.

Problematik

Die leichte Ermittlung des Hirsch-Faktors ist allerdings nur gegeben, sofern die Autorennameneindeutig sind, bzw. soweit durch Kombination mit Adressen bzw. Ortsnamen saubere und möglichst vollständige Publikationslisten mit Hilfe des WoS erstellt werden können. Viele Benutzer des WoS scheitern jedoch erfahrungsgemäß daran (meistens ohne sich dessen bewusst zu sein).

Weiterhin muss man bedenken, dass die mittlere Anzahl Zitierungen pro Arbeit stark fachabhängig ist.
Die Mittelwerte innerhalb der Naturwissenschaften & Technik unterscheiden sich nahezu umeinen Faktor zehn. Außerdem ist der Hirsch-Faktor stark vom Schaffensalter abhängig, so dass ohne entsprechende Normierung (aufwändig und ungenau) nur Personen mit vergleichbarem Alter und gleicher Fachdisziplin miteinander verglichen werden können.

Schließlich ist die Verteilung der Zitierungen auf die Arbeiten eines Forschers unterschiedlichschief: Konzentration auf wenige hoch zitierte Arbeiten oder Verteilung des Impact auf viele Arbeiten. Dies hängt aber vom persönlichen Arbeitsstil bzw. der Art der Kooperation ab und ist kein Qualitätskriterium. Grundsätzlich sollte man nicht dem Trugschluss erliegen, dass man mit einer einzigen Zahl den Impact eines Wissenschaftlers hinreichend genau messen kann. Soweit man dazu Zitierungen heranzieht, sollten wenn irgend möglich auch weitere Aspekte berücksichtigt werden: z.B. dasArbeitgebiet, (Modeforschung oder Nischengebiet), die Art der hoch zitierten Arbeiten (Artikel, Review, Letter), der Anteil an Erstautorarbeiten, der Anteil nicht-zitierter Arbeiten, die Zeitkurve der Zitierungen.

Praktische Ermittlung

Wie lässt sich der h-Index über Web of Science vs. STN International bestimmen?

Nachfolgend wird am Beispiel des Physikers Ed Witten illustriert, wie sich der h-Index in Web of Science bestimmen lässt:

Über die “Advanced Search” suchen wir sämtliche Publikationen von Ed Witten. Damit wir nicht fälschlicherweise Publikationen von gleichnamigen Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern in die Berechnung miteinbeziehen, verwenden wir in unserer Suchabfrage sowohl die Angabe zum Autor als auch zur institutionellen Adresse: AU=(witten e) AND AD=(princeton or harvard or caltech or brandeis or cern or trieste). Die Suchabfrage beschränken wir auf Publikationen mit Dokumenttyp article, letter, note oder review (siehe Beitrag Suche nach Dokumenttyp über Web of Science vs. STN International).

Die Suchergebnisse sortieren wir über den Befehl “Sort by: Times Cited” nach der Zitierhäufigkeit.
Anschliessend blättern wir die Suchergebnisse durch, bis der Rang einer Publikation deren Zitierhäufigkeit überschreitet. Im Falle von Ed Witten wird durch die 113. Publikation die Zitierhäufigkeit überschritten, folglich ist der h-Index für Ed Witten 112.

Das Vorgehen über den Host STN International sieht folgendermassen aus (das ausführliche STN-Transcript kann als pdf-Datei heruntergeladen werden):


=> FILE SCISEARCH
L1 265 SEA WITTEN E?/AU
L2 233 SEA L1 AND (PRINCETON OR HARVARD OR CALLTECH
OR BRANDEIS OR CERN OR TRIESTE)/CS
L3 224 SEA L2 AND (ARTICLE OR LETTER OR NOTE OR
GENERAL REVIEW)/DT
=> TRANSFER L3 1- CIT
=> ANA 1- RE HIT
=> DIS 1- OCC
L6 ANALYZE L5 1- RE HIT : 305 TERMS

TERM # # OCC # DOC % DOC RE
------ ------- ------ ------ ---------------
1 1672 1672 5.42 WITTEN E, 1981, V188, P513
2 1578 1578 5.11 CANDELAS P, 1985, V258, P46
3 1439 1439 4.66 WITTEN E, 1983, V223, P422

... ... ... ... ...

111 113 113 0.37 NAPPI C R, 1993, V71, P3751
112 112 112 0.36 WITTEN E, 1997, V22, P1
113 110 110 0.36 ARGYRES P C, 1996, V461, P71

... ... ... ... ...

Zu berücksichtigen ist, dass bei der dargestellten Vorgehensweise über Web of Science und STN International sämtliche Zitierungen, die in irgendeiner Weise fehlerhaft oder unvollständig sind, verloren gehen. Die Analyse wurde am 27. November 2005 durchgeführt.

Literatur:

1) http://www.biochem.mpg.de/iv/Hirsch_Index_dt.pdf#search=%22hirsch%20h%20index%22

2) Neuhaus und Litscher : URL: http://recherchenblog.ch/index.php/897/

2) Hirsch, J. E. (2005). An index to quantify an individual’s scientific research output. Verfügbar unter http://arxiv.org/abs/physics/0508025

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