Reaktionäre
Insurrektion
'Ami go home' in der Praxis: Die terroristischen Anschläge der letzten Wochen und Monate im Irak haben mit "Widerstand" genauso wenig zu tun, wie ihre Urheber "Rebellen" sind, deren Nähe emanzipatorische Kräfte suchen sollten. In der UnterstützerInnenliste einer Initiative, die "10 Euro für den irakischen Widerstand" sammelt, finden sich nicht nur die Autoren des Buches "12 gute Gründe für einen Antiamerikanismus" , was auf der Hand liegt, sondern auch Personen außerhalb ihres politischen Ecks, wie etwa Stefan Weber ("Sänger von Dradiwaberl") oder Hubsi Kramar ("Aktionskünstler"). Dies beweist, dass es diesen Gruppen offenbar gelingt, mit dem Mythos der tapferen kleinen Gallier, die nicht aufhören, dem Eindringling Widerstand zu leisten, auch in einen Mainstream vorzudringen, dem etwas mehr Behutsamkeit, mit wem er sich da einlässt, ganz gut zu Gesicht stünde. Diesen Anspruch an die massenmediale Berichterstattung zu
erheben, wäre zugegebenermaßen müßig, dennoch ist
es auch hier lohnend zu beobachten, wie schwer sie sich tut, die eigene
Sichtweise halbwegs schlüssig aufrecht zu erhalten. So spricht der
Independent-Korrespondent Robert Fisk im selben Atemzug davon, dass die
Amerikaner endlich zur Kenntnis nehmen müssen, es mit einer schlagkräftigen
militärischen Organisation zu tun zu haben sowie davon, dass es die
ganz "einfache sunnitische Bevölkerung" sei, die sich ihren
eigenen Widerstand zusammenzimmert. Andererseits legen es die "Rebellen"
auf einen Bürgerkrieg zwischen Sunniten, Schiiten und Kurden an,
während aber ein "Zusammenschweißen" aller gegen
die USA im Raum stehe. Und antisemitisch, ist hinzuzufügen. Schon beim ersten Golfkrieg, als auf palästinensichen Demonstrationen der Aufruf an Saddam Hussein erging "Greif Israel mit chemischen Waffen an!", hatte Jassir Arafat die Frage des Irak mit der "Befreiung" Jerusalems verknüpft. Der Zionismus als Inbegriff des Bösen hat somit im arabischen (und hiesigen) "Widerstands"-Diskurs wieder einmal Hochkonjunktur, und es sind die KurdInnen im Nordirak, die nicht nur schon wieder der "arabischen Einheit" im Wege stehen, weil sie gute Gründe haben, den Hauch von Emanzipation bewahren zu wollen, zu der ihre Autonomie seit dem letzten Irak-Krieg geführt hat, sondern denen nun auch ständig vorgeworfen wird, "Agenten" oder zumindest "Kollaborateure" des Zionismus zu sein.Am 2. Februar starben in Arbil "folgerichtig" über 60 KurdInnen, die sich anlässlich eines islamischen Feiertages versammelt hatten, bei einem Selbstmordattentat. Auch von einem derart offensichtlich menschenverachtenden Massaker lassen sich die westlichen "AntiimperialistInnen" nicht negativ beeindrucken. Buchautor Pirker widmete dem Ereignis vielmehr einen Kommentar, in dem er den Schlag zufrieden zur Kenntnis nahm; die offene Terminologie seiner islamistischen Freunde ("Zwei unserer den Märtyrertod herbeisehnenden Brüder brachen in die Zentren des Teufels ein" hieß es im Bekennerschreiben)nehmen "Antiamerikanisten" seines Schlags nicht in den Mund, doch heißt es in dem Text süffisant: "Die Selbstmordanschläge trafen die kurdischen Kollaborateure mitten ins Herz." Der Ansprechpartner des "Widerstands" für
den Westen, Jabbar al Kubaysi, findet ebenso klare Worte: "Das Embargo
hat uns zwei Millionen Menschenleben gekostet. Der Preis für den
Hinauswurf der Amerikaner wird nicht niedriger sein." Auch dies sollte
bedenken, wer wie Arundhati Roy "selbst zum Widerstand im Irak"
werden möchte; oder sich zumindest anstandshalber von "Friedens"-Demonstrationen
fernhalten. |