Lehre

Luchino Visconti: Il gattopardo

Mit "Il gattopardo" hat Luchino Visconti einen der meistübersetzten und bekanntesten italienischen Romane des 20. Jahrhunderts verfilmt, der aus der Feder eines etwas seltsamen Adeligen namens Giuseppe Tomasi di Lampedusa stammt. Und um den Niedergang eines Adelsgeschlechtes dreht sich auch die Geschichte, die 1860 beginnt, als Garibaldi und die Seinen die liberale Revolution und damit die Einigung Italiens einleiten. Adel und Klerus sind auf dem Rückzug, und das reiche Bürgertum kommt empor. Doch die Einsicht der feudalen Herren, dass am besten alles sich verändern soll, damit alles so bleibt wie es ist, gehört zu den berühmtesten Aphorismen der italienischen Literaturgeschichte.

Doch was steckt hinter den Monologen des Fürsten, um den sich die Geschichte dreht, und in denen er sich – versteht man die Allusionen – über Marx lustig macht? Welchen Sinn hat die Geschichte und vor allem: Welchen Sinn hat Geschichte? Im "Gattopardo" wird Sizilien zu einer Chiffre, so wie auch Leonardo Sciascia in der Insel eine Metapher sah, um die ganze Welt zu verstehen. Doch ganz anders als der Marxist geht Tommasi di Lampedusa davon aus, dass nicht der einzelne Mensch es ist, der auf die Geschicke der Welt Einfluss zu nehmen hat: Revolution ist nichts als Schall und Rauch. Können wir das auf uns sitzen lassen?

Genug inhaltliche Gründe also, sich auf diesen Filmabend einzulassen, und sei es "nur" aus der cineastischen Motivation, Burt Lancaster, Claudia Cardinale und Alain Delon in einer der berühmtesten Ballszenen der Filmgeschichte auf der Großbild-Leinwand des LOLLIGO zu erleben...