Gottesdienst Nikolaikirche Oranienburg

11. Sonntag nach Trinitatis, 19.8.07, 9:30 Uhr

 

- Orgelvorspiel

Votum

Lit:      Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

G:        Amen.

Lit:      Unsere Hilfe steht im Namen des Herren,

G:        der Himmel und Erde gemacht hat.

Lit:      Der Herr sei mit Euch.

G.:       Und mit deinem Geist

- F: Begrüßung / Abkündigung

- Wochenspruch (h) 1. Petrus 5,5: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

 

- Lied: EG Nr. 449, 1+4 (Die güldne Sonne)

 

- Psalm 113, 1-8 (Gesangbuch: 745 – im Wechsel)

 

Orgel+G:        Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

L: Kyrie eleison

G: Herr erbarme dich

L: Christe eleison

G: Christe erbarme dich

L: Kyrie eleison

G: Herr erbarm dich über uns

L: Ehre sei Gott in der Höhe

G: und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen

- Lied EG 179, 2 (Wir loben, preisn anbeten dich, für deine Ehr wir danken, dass du Gott Vater ewiglich regierst ohn alles Wanken. Gan ungemessen ist deine Kraft, allzeit geschieht was du bedacht. Wohl uns solch eines Herren!)

- Kollektengebet (h):

Guter Gott,

wir sind hier in Deinem Haus versammelt. Laß Deinen Geist wehen unter uns, laß ihn uns spüren, laß uns von ihm begeistert sein.

Gemeinde: Amen

- Epistel Eph 2 4-10 (Aufstehen)

Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, 5auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden -; 6und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, 7damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. 8Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, 9jnicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. 10Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.

- Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja

 

- Wochenlied: 299, 1+2 (Aus tiefer Not schrei ich zu Dir)

 

- Evangelium: Lk. 18, 9-14 (Aufstehen)

- Gemeinde: Ehr sei dir, o Herre.

Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!  14Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

- G: Lob sei Dir o Christe

 

- Glaubensbekenntnis:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden,

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

 

- Wochenlied: 299, 5 (Aus tiefer Not schrei ich zu Dir)

 

- Predigt: Lk. 7, 36-50

Es bat ihn aber einer der Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. 37Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als die vernahm, daß er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Glas mit Salböl 38und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küßte seine Füße und salbte sie mit Salböl.

 

39Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag es! 41Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. 42Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? 43Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. 44Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.

 

48Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. 49Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt? 50Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!

 

- Predigt:

Ihr Lieben,

fast alle Kommentare sind sich einig, dass es sich bei der Sünderin in unserem Predigttext um eine Prostituierte handelt. Eine Hure. In den Zeiten von Prostitutiertengewerkschaften und Vereinigungen wie z.B. „Hydra“ in Berlin, die selbstbewusst auftreten und den Missstand anprangern, dass Prostituierte in Deutschland zwar Steuern zahlen müssen, aber dagegen sich kaum versichern können oder ihr Geld nicht von zahlungsunwilligen Freiern einklagen können, weil ihr Gewerbe sittenwidrig ist, in unseren Zeiten also, in denen man über das noch immer anrüchige Thema Prostitution immerhin auch in den Medien informiert wird, da können wir uns kaum noch vorstellen, wie der gesellschaftliche Stand von Huren in der Zeit des Neuen Testaments war. „Große Sünderin“ wie unser Text sagt, das ist ja noch die harmloseste Beschreibung. Hier handelte es sich nicht um Studentinnen, die sich mal eben ein Zubrot auf dem Strich verdienten – sondern um Menschen, die von der Gesellschaft ausgestoßen waren.

Und dieser Frau vergibt Jesus ihre Sünden. Er nimmt sie in einer Weise an, dass der Pharisäer sich vor Verwunderung kaum fassen kann – weiß dieser Jesus denn nicht, wen er da vor sich hat? Dazu muß man doch wahrhaftig kein Prophet sein, um zu sehen, dass das so eine ist. In den Geschichten des Lukas Evangeliums sind es häufig die Verlorensten von allen, denen sich Jesus besonders zuwendet. Das ist toll, aus der Perspektive der Verlorenen. Aber aus der Perspektive des Pharisäers? Und wo müssten wir uns verorten, sind wir die Verlorenen, die ganz am Rande der Gesellschaft stehen? Sind wir es, über deren Rückkehr sich Jesus besonders freut? Oder sind wir nicht die, die doch schon vieles richtig machen, die im Leben stehen, in der Gesellschaft, in der Gemeinde anerkannt sind? Sind wir nicht die, die wie es der Pharisäer macht, Jesus selbstverständlich einladen, zu uns nach Hause – als zuvorkommende und gastfreundliche Menschen? Der Pharisäer ist ja kein Zerrbild bei Lukas, er ist ein freundlicher Gastgeber. Er ist interessiert an einem kultivierten Dialog mit einem spannenden Gesprächspartner. Höflich, offen – und doch wird er so beschämt, weil Jesus offensichtlich die Hure vorzieht. Was kann uns der Text sagen, uns, als Gemeinde in Oranienburg? Welche Perspektive sollten wir einnehmen, die der Sünderin? Die des Pharisäers? Welche passt eher zu uns? Wenn wir uns nicht für die Perspektive der Sünderin entscheiden, hat uns dann das Evangelium überhaupt etwas zu sagen? Ist es für uns überhaupt ein Evangelium, eine gute Nachricht? Oder nicht nur für die wirklich großen Sünder?

            Sehen wir jedoch noch einmal genauer in unsere Geschichte hinein, so können wir etwas anderes lesen. Zum Pharisäer sagt Jesus: „Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“

Jesus Argument ist nicht einfach, dass er die größere Sünderin mehr liebt, sondern es ist umgedreht, die größere Sünderin hat ihm gegenüber mehr Liebe gezeigt.

Hier zeigt sich ein Phänomen, dass wir alle immer wieder erfahren. Je mehr die Menschen haben, umso schwerer fällt es ihnen oftmals abzugeben. Je besser es ihnen geht, umso missmutiger werden sie, um so größer die Zukunftsängste. Je sicherer wir leben, umso größer die Angst.

Die ganze Hingabe, mit der die Sünderin sich Jesus zuwendet, die hätte der Pharisäer wohl für völlig unangemessen erachtet. Manche Christen haben aus diesen Erfahrungen immer wieder die Konsequenz gezogen, dass es besser ist, nichts zu haben. Der Menschensohn hatte schließlich auch nichts, wohin er sein Haupt legen konnte. Ganze Nachfolge ist in ganzer Armut am besten möglich. So die Überzeugung der Bettelmönche, der Franziskaner z.B.

Paulus zeigt den Korinthern noch eine andere Möglichkeit: „Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die kaufen, als behielten sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht.“

Wenn wir wissen, was tatsächlich zählt in unserem Leben, dann können wir auch in dieser Welt, in dieser Gesellschaft leben. Wichtig ist es, sich etwas von dieser Begeisterung von Jesus zu bewahren. Sich nicht auffressen lassen, von den Dingen. Ja, wir können die Dinge gebrauchen, unser Herz sollen sie aber nicht bestimmen. Von manchen wird das als Naivität belächelt werden. Als Leichtgläubigkeit vielleicht. Und doch, wenn wir uns diese Begeisterung bewahren können, so wird der Funke immer wieder auch überspringen. Das nichtzurückgezahlte Darlehen, das wir einem Menschen in Not gewährt haben, das bringt uns nicht um. Das nicht gewährte Darlehen für einen Menschen in Not, das kann ein Stück wahres Leben kosten.

Und dennoch wissen wir, wird im Himmel die Freude größer sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Aber was hindert uns denn daran uns mitzufreuen?             Amen.

 

- Predigtlied: 302, 1,2,8 (Du meine Seele singe)

 

- Abkündigungen Kollektensammlung

- Lied: EG 325, 1,2, 7 (Sollt ich meinem Gott nicht singen)

 

- Fürbitte (Wir erheben uns) Dazwischen:

EG Nr. 178, 10 (Herr Erbarme Dich)

1. Treuer Gott, wir bitten Dich für Deine Schöpfung. Oft in diesen Tagen haben wir das Gefühl, dass sie aus den Fugen gerät und wir ahnen, dass auch wir unseren Teil daran haben. Laß uns achtsam bleiben, Deiner Schöpfung gegenüber und bleibe Du ihr treu.

3. Gute Gott, wir bitten Dich für die, die politische Verantwortung tragen in unserem Land. Hilf Ihnen, persönliche Eitelkeiten hinter sich zu lassen und Lösungen zu finden, die den Menschen dienen.

2. Barmehrziger Gott, wir bitten Dich für die Armen und die Kranken und für alle, denen etwas auf die Seele drückt. Du hast uns gezeigt, dass wir für unseren Nächsten verantwortlich sind und dass auch Ferne nächste sein können. Laß uns an Deiner Barmherzigkeit Anteil haben.

H: Wir bitten in der Stille für all das was uns auf der Seele liegt.

Amen

 

Abendmahl

 

- L: Friede sei mit Euch

- G: und mit deinem Geiste

- Die Herzen in die Höhe!

- G: Wir Erheben sie zum Herren.

- L: Lasset uns danksagen dem Herren unserem Gotte.

- G: Das ist würdig und recht.

 

- Dankgebet:

Ja, es ist recht, dir zu danken, es ist gut, dich zu preisen, heiliger Gott, du Mutter und Vater des Lebens,

wir loben dich im Namen deines Sohnes Jesus Christus.

Durch ihn erfüllst Du Deine Geschöpfe mit Segen und erfreust sie mit dem Glanz deines Lichtes.

Darum preisen wir Dich mit allen Engeln und mit den himmlischen Chören singen wir das Lob Deiner Herrlichkeit.

Amen.

 

 

- G: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herre Zebaoth: voll sind Himmel und Erde seiner Herrlichkeit. Hosianna in der Höhe.

Gelobet sei der da kommt im Namen des Herren.

Hosianna in der Höhe.

 

- Einsetzungsworte:

Unser Herr, Jesus Christus, in der Nacht da er verraten ward nahm er das Brot, dankte und brach´s und gab´s seinen Jüngern und sprach: „Nehmet hin und esset, das ist + mein Leib für euch gegeben; solches tut zu meinem Gedächtnis.“

 

Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: „Nehmet hin und trinket alle daraus: Dieser Kelch ist das Neue Testament in + meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches tut, sooft ihr´s trinket, zu meinem Gedächtnis!“

 

 

 

 

 

 

- Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde den Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heut.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

- G: Christe Du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm Dich unser…

- L: Kommt, denn es ist alles bereit, schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist.

- Austeilung des Abendmahls

 

- Lied EG157: (Laß mich dein sein und bleiben)

 

- L: Dankgebet: (Aufstehen)

Herr Jesus Christus,

in deinem Mahl hast du uns Anteil gegeben an deiner Liebe zu den Menschen und uns auf den Weg des Friedens gerufen. Wir danken dir dafür.

Geh nun mit uns, wenn wir aufbrechen und uns dorthin wenden, wohin du uns sendest. Amen.

- L: Gehet hin im Frieden des Herren.

- G: Gott sei ewiglich Dank.

 

- Segen

L: „Der Herr segne euch und behüte euch.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über euch und sei euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch + Frieden.“

G:        Amen

- Orgelstück zum Ausgang:

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