GERTIE FRÖHLICH - Erfinderin der Galerie
St. Stephan - wurde
am 29. Juni 1930 in einem Dorf namens Klastor geboren, nahe dem
deutschsprachigen Ort Kuneschhau
in der Slowakei, wo ihr Vater
Dorfschullehrer und Organist war und seine vier Töchter streng
katholisch aufzog. Kuneschhau war im 14. Jahrhundert von König
Sigismund gegründet worden, welcher deutschsprachige Bergknappen
ansiedelte, um die reich vorhandenen Bodenschätze abzubauen. Als
sich
1944 der Zweite Weltkrieg dem Ende näherte, wurde der
deutschsprachigen
Bevölkerung zu verstehen gegeben, dass sie sich besser in
österreichische Sicherheit begeben sollte. Die Familie
Fröhlich
wanderte von der Slowakei nach Oberösterreich aus und liess sich
in der
Nähe von Vöcklabruck nieder, wo ein Teil der Familie
herstammte.
Gertie
Fröhlich studierte zunächst Malerei bei Rudolf Szyszkowitz in
Graz,
übersiedelte dann 1953 nach Wien, wo sie bei Albert
Paris Gütersloh
inskribierte und 1956 das Diplom machte.
Als
Gertie Fröhlich 1953 nach Wien übersiedelte, fand sie
Aufnahme bei der
Familie Friedrich und Eva Heer, wo sie auch
zunächst wohnte. Während
des Sommers 1954 nahm sie einen Sommerjob bei der Katholischen Aktion
an. Ihr Chef war der Domprediger zu St. Stephan, OTTO MAUER. Irgendwann
zu dieser Zeit lernte sie Eva Maria Kallir kennen, die Tochter des
Schiele Experten, Otto Kallir-Nirenstein, Gründer der
legendären Neue
Galerie in der Grünangergasse, der 1938 Österreich verlassen
musste und
der seine Galerie für die Jahre des Krieges seiner ehemaligen
Mitarbeiterin Vita Künstler übertrug. Nach dem Krieg
verbrachte Otto
Kallir oft den Sommerurlaub in Altaussee, so auch im Jahre 1954. Von
seiner Tochter, die in Wien als Sozialarbeiterin engagiert war und
nicht Galeristin werden wollte, erfuhr Gertie eines Tages, dass der
berühmte Kunsthändler vorhatte, die Galerie in der
Grünangergasse
aufzugeben. Die unternehmungslustige Gertie Fröhlich, die von
ihrem
Studium her viele Künstlerkollegen kannte, überredete ihren
Chef Otto
Mauer, von dem sie wusste, dass er ein Kunstliebhaber und im besonderen
ein Freund von Alfred Kubin war, nach Altaussee zu fahren, um über
eine
Übernahme der Galerie mit Otto Kallir zu verhandeln. Eine Reise,
der
Erfolg beschieden war. So wurde der Domprediger Otto Mauer Galerist und
Gertie Fröhlich sein Sekretärin und Beraterin.
Gertie
Fröhlich, ein Wesen mit Charme, geistreichem Witz, allseits
beliebt und
von vielen Künstlern verehrt, entschied sich für Markus
Prachensky, den
sie bald darauf heiratete und ihre gemeinsame Wohnung in der
Sonnenfelsgasse 11 wurde zu einem Treffpunkt der jungen
Österreichischen Avantgarde. Nicht nur Prachenskys enge Freunde
Mikl,
Hollegha und Rainer, sondern auch manche der Wiener Phantasten, aber
auch Architekten wie Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer, Fritz Kurrent,
Johannes Spalt, die Literaten H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard
Rühm,
Oswald Wiener sowie Filmemacher wie Peter Kubelka und Ferry Radax
trafen sich in der Wohnung im 2. Stock der Sonnenfelsgasse 11.
Es
dauerte nicht lange, bis sie Otto Mauer überzeugen konnte, die
Galerie
ihren Künstlerfreunden zu öffnen und so wurde die Galerie St.
Stephan,
zum - einzigen - Zentrum der Österreichischen Avantgarde. Die
Verdienste der Gertie Fröhlich können nicht hoch genug
geschätzt
werden.
Nach ihrer Scheidung von Markus Prachensky
wurde Filmemacher Peter Kubelka, der 1957 mit seinem einminütigen
Avantgarde Film Adebar weltberühmt wurde, zum Gefährten.
Als
Peter Kubelka 1964 das Österreichische Filmmuseum mit Peter
Konlechner
gründete, gewann er Gertie Fröhlich für die Gestaltung
der Plakate,
welche sie - es waren über hundert - zwanzig Jahre lang schuf, die
sich
grösster Beliebtheit erfreuten. Gertie Fröhlich hat auch das
Logo für
das Filmmuseum ausgewählt, u.z. das Phantasiewesen Zyphius -
welches
sie in einer Abhandlung über Fabelwesen aus dem Jahre 1558 fand,
wo es
sich mit Einhorn, Phoenix, Sphinx, Sirenen und anderen Zaubertieren als
eindeutig hässlichstes Tier tummelte.
Die GALERIE ULYSSES zeigt nun erstmals eine
repräsentative Auswahl ihrer Plakate.
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