„Wiener Zeitung“: (wh) Warum gehen österreichische Soldaten nach Afrika?
Heinz Gärtner: Österreich kann sich internationalen Einsätzen, die das Hauptbetätigungsfeld der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sind und bleiben werden, nicht verschließen. Die Mission entspricht aber auch unserem Bedrohungsbild – es drohen Flüchtlingsströme nach Europa, sogenannte Failed States können ein Nährboden für Terrorismus werden. Zu guter Letzt haben wir auch eine moralische Verpflichtung zur humanitären Hilfe.
Flüchtlingsleid gibt es an vielen Stellen der Welt, warum ausgerechnet der Tschad?
Ich bin der Meinung, dass Österreich durchaus mehr in diese Richtung leisten sollte, nur sind wir dazu derzeit nicht in der Lage. Warum die EU und Österreich sich nun im Tschad engagieren, liegt daran, dass es ein UNO-Mandat für diesen Einsatz gibt und das Land im Interessengebiet der EU – und damit auch Österreichs – liegt.
Ist das Bundesheer für diesen Einsatz gerüstet?
Wir wissen seit zehn Jahren, dass Einsätze dieser Art auf uns zukommen werden, aber wir haben uns viel zu lange mit dem klassischen Bedrohungsbild aus dem Osten aufgehalten und nun auch noch diese unseligen Eurofighter gekauft, dabei wären mehr Hubschrauber dringender notwendig gewesen. Generell sind wir für die Mission gerüstet, aber jeder Einsatz hat natürlich einen gewissen Anteil an Improvisation.
Wie wird die Bevölkerung reagieren, wenn etwas schief gehen sollte und Soldaten im Sarg zurückkehren?
Traditionell stoßen friedenserhaltende internationale Einsätze des Bundesheeres in Österreich auf große Zustimmung. Die Bevölkerung muss sich allerdings daran gewöhnen, dass diese Einsätze nun zusehends robuster und damit auch sicher gefährlicher werden. Dafür ist aber das Bundesheer auch da. Wenn man jedes Risiko vermeiden wollte, müssten wir das Heer abschaffen.
Interview im PDF – Format downloaden