Interview mit FORMAT: Obama hat mehr Verständnis für Europas Wünsche. Der Budgetspielraum ist für jeden neuen Präsidenten eng.
FORMAT: Wie würde sich ein Sieg Obamas auf Europa auswirken?
Gärtner: Europa würde eine wichtigere, aber auch anstrengendere Rolle bekommen. Obamas Schlagwort ist „Partnerschaft“. Das bedeutet eine Beziehung auf Augenhöhe – aber auch, Beiträge zur Lösung internationaler Krisen zu verlangen.
FORMAT: Auch in Form von Militär?
Gärtner: Nicht unbedingt. Obama hat mehr Verständnis für die Wünsche und die Strategie der Europäer als Bush oder McCain. Es kann auch finanzielle Hilfe oder Wiederaufbau sein, etwa in Afghanistan.
„Obama will Diplomatie statt Krieg“
FORMAT: Was ändert sich international?
Gärtner: Es ist nicht egal, wer gewinnt. Auch Obama hat vorerst das Interesse Amerikas vor Augen. Aber die Mittel unterscheiden sich. Er will Diplomatie statt Krieg: Rückzug aus dem Irak, Verhandlungen mit dem Iran, Atomabkommen mit Nordkorea.
FORMAT: Wie sieht es mit Themen wie Klimawandel aus?
Gärtner: Beide Parteien sehen, dass etwas getan werden muss, bei den Republikanern hat Schwarzenegger eine Vorreiterrolle gespielt. Aber während die Republikaner für freiwillige Beschränkung eintreten, will Obama verpflichtende Regulierungen und größere Emissionsreduzierung.
FORMAT: Macht es im Management der Finanzkrise einen Unterschied, wer gewinnt?
Gärtner: Obama war immer für mehr Regulierungen für Banken, während McCain durchgehend dagegengestimmt hat. Mit Obama gibt es größere Chancen auf internationale Abkommen. Aber gleichgültig, wer Präsident wird: Die 700 Milliarden müssen wieder reinkommen. Der Budgetspielraum ist gering.