Die tschechische Literatur nach 1989 steht im Spannungsfeld zweier Tendenzen: einerseits kommen Strömungen an die Oberfläche, die vor 1989 im offiziellen Kulturbetrieb nicht gern gesehen oder verboten waren: Ausläufer der Zwischenkriegs-Avantgarde, spirituelle und religiöse Literatur ebenso wie etwa dekadente, pornographische und magisch-mystisch-mythische Richtungen. Andererseits gibt es eine Reihe von Autoren, die eher den Anschluß an internationale Trends suchen als an die Traditionen der tschechischen Literatur und sich mitunter auch mehr an kommerziellen Bedürfnissen orientieren als an ästhetischen.
Anhand von Lese-Beispielen aus Poesie und Prosa wurden Repräsentanten beider Richtungen vorgestellt; daneben wurden aber auch soziologische Aspekte der Literaturproduktion und -rezeption sowie das literarische Leben in der postkommunistischen Zeit berücksichtigt (Literaturzeitschriften, Literaturpreise, literarische Ereignisse).