In keinem dieser Fälle läßt White also einen Vergleich zu, der auf einen Fortschritt in historischen Erkenntnisbemühungen, auf eine größere Zuverlässigkeit der Objektivität aufbaut; in jedem dieser Fälle handelt es sich nach White bloß um eine nach "ästhetischen" oder "moralischen" Gesichtspunkten getroffene Wahl einer Darstellungsform, einer Ideologie und einer passenden Argumentierweise. Dies ist es, was Rüsen in seiner Diskussion des Buches von der "Gefahr einer Entrationalisierung der Historiographie" sprechen läßt."Es ist ... unzulässig zu sagen, Michelets Geschichtsauffassung sei durch
die ,wissenschaftlichere` oder ,empirischere` oder ,realistischere` Konzeption
Rankes widerlegt oder überwunden worden; oder das Werk Rankes sei durch
das noch ,wissenschaftlichere` oder ,realistischere` Werk Tocquevilles
gegenstandslos geworden; oder daß alle drei vom ,Realismus` Burckhardts
in den Schatten gestellt würden. Ebensowenig ist es mit irgendeiner
theoretischen Gewißheit möglich zu sagen, daß Marx`
Geschichtsidee ,wissenschaftlicher` sei als die Hegels, oder daß
Nietzsche in seinen Überlegungen zum Geschichtsbewußtsein mehr
,Tiefe` beweise als jene beiden. (561)
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