17.Jh.: Bolduanus
1616
18.Jh.: Barthelemy (dt. 1802), Diderot (dt. 1984), Gmeiner
(1788),
Heumann (1715), Klaus (1757),
Montesquieu (dt. 1944)
19.Jh.: Ast (1807), Bachmann (1811), Hegel (ed.
1982),
Kirchner (1896)
20.Jh.: Burnet (1930), Gadamer (1993), Jaspers (1949),
Kinyongo (1982), Mall und
Hülsmann
(1989), Moritz (1988), Nehru
(dt
1958), Russell (dt 1962), Thomson
(dt 1980), Toynbee (1939)
Diderot, Denis:
Artikel
aus Diderots Enzyklopädie
Naumann, Manfred (Hg.)
Leipzig: Reclam 1984
77: Einige von denen, die den Ursprung der Philosophie zu
ergründen suchen, machen nicht bei dem ersten Menschen halt, der
nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde, sondern schwingen sich zum
Himmel auf, als ob die Erde keine Stätte wäre, die ihres
Ursprungs würdig wäre. Sie suchen die Philosophie bei den
Engeln, wo sie sie uns in ihrem vollen Glanz zeigen. ...
79: Ich versage mir das Vergnügen, hier zu beweisen, wie
kläglich alle diese Gedankengänge sind, durch die man
darlegen will, daß die Engel und die Teufel Philosophen, ja sogar
große Philosophen
seien. Lassen wir diese Philosophie der Bewohner des Himmels und der
Unterwelt
auf sich beruhen; sie ist uns zu hoch. Sprechen wir von der
Philosophie,
die den Menschen eigentlich zukommt und für die wir zuständig
sind.
(Artikel: "Antediluvienne")
Gmeiner, Franz
Xaver:
Litterärgeschichte des Ursprungs und Fortgangs der Philosophie,
Bd.
I, II.
Grätz: 1788-89.
16: In Rücksicht nun des historischen Ursprunges der Weltweisheit
machen viele unsern Stammvater Adam zum Urheber derselben, und beruffen
sich deshalb auf die Erzählung des Moses, allein es ist noch nicht
außer allem Zweifel gesetzet: ob man in diesem Punkte aus der
heiligen
Geschichte etwas Zuverläßiges schöpfen könne.
16f: Da ... aus der Erzählung Mosis sich nicht schließen
läßt, daß Adam eine solche Fertigkeit gehabt habe, so
ist bei den ersten Menschen keine Philosophie im strengen Verstande zu
suchen.
18: Indessen kann man unsern Stammältern, und ihren Enkeln eine
natürliche Vernunftlehre keineswegs absprechen, auch würde
man
ihnen zu wenig Gerechtigkeit widerfahren lassen, wenn man nicht zugeben
wollte, daß sie ein undeutliches Kenntniß der ersten
Grundwahrheiten
hatten, aber von einer deutlichen Einsicht in dieselben zeigt sich
nicht
die geringste Spur.
Heumann, Christoph
August:
(Hg.) Acta philosophorum, das ist gründliche Nachrichten aus der
historia
philosophica. , Bd. I
Halle: 1715
290: Um nun alle Confusion, wie auch alle homonymie, zu
vermeiden, so müssen wir den originem philosophiae
Stuffenweis also beschreiben. Bey denen alten Hebräern finden wir
den Ursprung (zwar nicht der Philosophie, aber doch) der schlechten und
einfältigen Weissheit. In Chaldaea und Egypten, sonderlich
aber in dieser letzten Landschafft, sind nicht nur allerhand
Künste, sondern auch das Studiren (aber nicht das studium
philosophicum) ausgeübet und cultiviret worden. Die Griechen
haben zu erst die Flügel ihres Verstandes in die Höhe
geschwungen, und zu philosophiren angefangen: jedoch also, dass sie
anfänglich nur particulariter philosophirten, mit der Zeit
aber auch systematice, und endlich gar universaliter
und systematice zugleich, oder, mit einem Worte, pansophice.
Von denen Griechen haben die Christen die Philosophie geerbet, welche,
weil sie vollkommen reine Religion, und also eine
göttliche Offenbarung darbey haben, auch die gelehrtesten
Griechischen Philosophos an Weissheit übertreffen
können.
Klaus, Michael:
Brevis introductio
in philosophiam comprehendens tum doctrinam tum historiam philosophiae.
Viennae: Trattner. 1757.
19: Ortum Philosophiae suum ad mundi exordium refert, & primum
hominem, primum sui cultorem censet ... Et certe sine sapientia fieri
non potuisse vel Plato (in Cratylo) existimavit, ut omne, quod vocavit
Adam, animae
viventis, ipsum sit nomen ejus (Genes. Cap. II, v.19)
((Inhalt:))
Marginalia 23ff:
Philosophia antiquissima.
Duplex est, Sacra & Barbara.
Sacra comprehendit Philosophiam Patriarcharum. Mosaicam. Regum Juda
& Israel. Hebraeorum. Cabalistarum.
Barbara quadrifariam dividitur:
Orientalium prima, est Chaldaeorum, seu Astronomorum. Duplex partitio
Chaldaeorum. Persarum seu Magorum. Indorum. Sinensium Triplex periodus.
Malabarica.
Siamensium. Sabaeorum. Phoenicum. Meridionalium, speciatim Aegyptiorum.
In Mauretania Atlanticorum. Lybicorum.
Occidentalium Philosophiae: Celtarum cum primis. Celebres ist-hic
Druidae. Bardi. Huc revocandi Tyrrheni. Hyperboreum Philosophia ad
Thraces. Scythasque porrigitur. Veterum Chemica Secta huc forsitan
referenda.
37: Antiqua Graeca Philosophiae
Origo philosophiae apud Graecos
Mythologicam consectari sunt Prometheus, Linus, Orpheus, Musaeus etc.;
Politicam septem sapientes excoluerunt; Adulta jam apud Graecos
Philosophie trifariam spectatur universe: Italica, Jonica, Eclectica.
Montesquieu,
Charles
de Secondat (1689-1755): Vom glücklichen und weisen Leben.
Stuttgart: Spemann. 1944.
150: Die Mythenschöpfer, die sich vor der schwierigen Aufgabe
sahen, die Geschichte und das Geschlecht der
151: Götter zu entwirren, schlugen zwei Wege ein. Die einen - die
Dichter und ihre Erklärer - unterschieden und vermehrten die
Gottheiten. Die andern waren subtiler und wollten alles vereinfachen,
auf eines zurückführen und miteinander verschmelzen; dazu
gehörten die Philosophen.
Bachmann, Carl
Friedrich:
Über Philosophie und ihre Geschichte. Drei academische
Vorlesungen.
Jena: Crökersche Buchhandlung. 1811.
74: ... ob man nämlich auch die orientalischen Völker, die
Indier, Perser etc. in dieselbe aufnehmen, oder gleich bey den Griechen
anheben solle. ... Die Entscheidung der Frage beruht auf der Ansicht
der
Philosophie.
((Philgesch. als Wissenschaft: Anfang bei den Griechen; wenn aber:
Asien und Europa als Einheit; Orient ist Wiege der Menschheit; Vernunft
und Gemüt als Quellen))
76: so verdienen sie allerdings einen ehrenvollen Platz in der
Geschichte der Philosophie, wovon sie niemand ohne großes Unrecht
vertreiben
kann. ((Aber: Unterscheidung zwischen Mythen und Philosophie
nötig:))
denn die mythologischen Dichtungen derselben sind eine in das Gewand
der
Poesie gekleidete Sammlung nationeller Sagen, Begriffe und Meynungen,
die
Lehren ihrer Weisen hingegen sind Resultate ihrer Forschungen über
das Wesen der Gottheit und der Dinge.
Hegel, Georg Wilhelm
Friedrich:
Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie
Zitierte Texte aus: Irrlitz, Gerd und Karin Gurst (Hg.): Bd. 1
Leipzig: Philipp Reclam jun. 1982
91: Anfang der Philosophie und ihrer Geschichte
In der Philosophie ist der Gedanke, das Allgemeine als Inhalt, der
alles Sein ist. Dieser allgemeine Inhalt muß bestimmt werden; es
wird sich zeigen, wie diese Bestimmungen nach und nach in der
Geschichte der Philosophie hervortreten.
91:...da fängt die Philosophie an, wo das Allgemeine als das
allumfassende Seiende aufgefaßt wird oder wo das Seiende in einer
allgemeinen Weise gefaßt wird, wo das Denken des Denkens
hervortritt. Wo ist nun dies geschehen? Wo hat dies begonnen? Das ist
das Historische der Frage.
92: Der eigentliche Anfang der Philosophie ist da zu machen, wo das
Absolute nicht als Vorstellung mehr ist, sondern der freie Gedanken -
nicht bloß das Absolute denkt - die Idee desselben erfaßt...
Die Gesetzgebung, der ganze Zustand des Volkes hat seinen Grund allein
im Begriffe, den der Geist sich von sich macht, in den Kategorien, die
er hat. Sagen wir, zum Hervortreten der Philosophie gehört
Bewußtsein der Freiheit, so muß dem Volke, wo Philosophie
beginnt, dies Prinzip zugrunde liegen; nach der praktischen Seite
hängt damit zusammen, daß wirkliche Freiheit, politische
Freiheit aufblühe...
93: In der Geschichte tritt daher die Philosophie nur da auf, wo und
insofern freie Verfassungen sich bilden. Der Geist muß sich
trennen
von seinem natürlichen Wollen, Versenktsein in den Stoff. Die
Gestalt,
mit der der Weltgeist anfängt, die der Stufe jener Trennung
vorausgeht,
ist die Stufe der Einheit des Geistes mit der Natur, welche, als
unmittelbar,
nicht das Wahrhafte ist. Das ist das orientalische Wesen
überhaupt;
die Philosophie beginnt in der griechischen Welt.
93: Abscheiden des Orients und seiner Philosophie
95: Der Geist geht wohl im Orient auf, aber das Verhältnis ist
noch ein solches, daß das Subjekt nicht als Person ist, sondern
im objektiven Substantiellen (welches teils übersinnlich, teils
auch wohl mehr materiell vorgestellt wird) als negativ und untergehend
erscheint. Das Höchste, zu dem die Individualität kommen
kann, die ewige Seligkeit, wird vorgestellt als ein Versenktsein in die
Substanz, ein Vergehen des Bewußtseins und so des Unterschiedes
zwischen Substanz und Individualität, mithin Vernichtung. Es
findet mithin ein geistloses Verhältnis statt, insofern das
Höchste des Verhältnisses die Bewußtlosigkeit ist.
95: So unbestimmt die Substanz der Orientalen ist, so unbestimmt, frei,
unabhängig kann auch der Charakter sein. Was für uns
Rechtlichkeit, Sittlichkeit, ist dort im Staate auch - auf
substantielle, natürliche, patriarchalische Weise, nicht in
subjektiver Freiheit. Es existiert nicht das Gewissen, nicht die Moral;
es ist nur Naturordnung, die mit dem Schlechtesten auch den
höchsten Adel bestehen läßt. Die Folge davon ist,
daß hier kein philosophisches Erkennen stattfinden kann.
96: Das Orientalische ist so aus der Geschichte der Philosophie
auszuschließen; im ganzen aber will ich doch davon einige Notizen
geben, besonders über das Indische und Chinesische. Ich habe dies
sonst übergangen; denn
man ist erst seit einiger Zeit in den Stand gesetzt, darüber zu
urteilen. Man hat früher großes Aufsehen von der indischen
Weisheit gemacht, ohne zu wissen, was daran ist; erst jetzt weiß
man dies, und es fällt natürlich dem allgemeinen Charakter
gemäß aus.
96: Beginn der Philosophie in Griechenland
96: Die eigentliche Philosophie beginnt im Okzident. Erst im Abendlande
geht diese Freiheit des Selbstbewußtseins auf, das
natürliche Bewußtsein in sich unter damit der Geist in sich
nieder. Im Glanze des
Morgenlandes verschwindet das Individuum nur; das Licht wird im
Abendlande erst zum Blitze des Gedankens, der in sich selbst
einschlägt und von da aus sich seine Welt erschafft.
Kirchner,
Friedrich:
Geschichte der Philosophie von Thales bis zur Gegenwart, 3. Aufl.
Leipzig: Weber. 1896.
Zitiert nach der 4. Aufl. hg. v. Georg Runze Leipzig 1911
((Orientalische Philosophie?))
13: Der Orient, von geknechteten, unmündigen, phantastischen
Volksherden bewohnt, konnte nur Religionssysteme, keine Philosophie
hervorbringen.
Was von "orientalischer Philosophie" geredet wird, ist Fabel oder
Mißverständnis. Die Juden waren ohne philosophische
Anlage. Zoroasters Zend-Avesta enthält neben der
dualistischen Idee nur religiöse und physikalische Lehren, was
darin Philosophisches ist, stammt von späteren, griechischen
Einflüssen her. Von der bei den
14: Griechen viel gerühmten ägyptischen Weisheit
wissen wir heute nicht mehr als damals, denn sie gehört ins Reich
der Sage. Kongfutse und Laotse haben den Chinesen nur
praktische Moral und eine symbolische Mythologie über Himmel und
Erde gebracht.
Ja, selbst die höchste dieser orientalischen Spekulationen, die
indische, bietet unter grotesken, oft abenteuerlichen Sagen nur
den einen großen Gedanken, daß alles aus der einen
Naturkraft
hervorgehe und in dieselbe zurückkehre ...
Aber hier, wie bei allen orientalischen Urkunden, macht die
Unsicherheit der Zeitbestimmung jede genauere Angabe unmöglich.
13: Von Philosophieren kann erst bei den Hellenen die Rede sein. Dieses
hochbegabte, unter glücklichem Himmel im günstigsten Lande
wohnende Volk hat zuerst eine Ahnung von der Würde und Aufgabe des
Menschengeistes gehabt.
Gadamer, Hans
Georg: Europa
und die Oikoumene. In:
Gander, Hans-Helmuth (Hg.) Europa und die Philosophie
Frankfurt/M.: Klostermann 1993, S. 67-86.
68: Es ist im Grunde völlige Willkür, ob wir das
Gespräch eines chinesischen Weisen mit seinem Schüler
Philosophie nennen oder Religion oder Dichtung.
((Vergleichbares treffe auf indische Traditionen zu. Es sei der))
Begriff der Philosophie ... noch nicht auf die großen Antworten
anwendbar, die die Hochkulturen Ostasiens und Indiens auf die
Menschheitsfragen, wie sie in Europa durch die Philosophie immer wieder
gefragt werden, gegeben
haben.
Jaspers, Karl:
Ursprung
und Ziel der Geschichte
Frankfurt/M.: Fischer 1956 (zuerst: 1949)
Charakteristik der Achsenzeit
In dieser Zeit drängt sich Außerordentliches zusammen. In
China lebten Konfuzius und Laotse, entstanden alle Richtungen der
chinesischen Philosophie, dachten Mo-Ti, Tschuang-Tse, Lie-Tse und
ungezählte andere, - in Indien entstanden die Upanischaden, lebte
Buddha, wurden alle philosophischen Möglichkeiten bis zur Skepsis
und bis zum Materialismus, bis zur Sophistik und zum Nihilismus, wie in
China, entwickelt, - in Iran lehrte Zarathustra das fordernde Weltbild
des Kampfes zwischen Gut und Böse, - in Palä-
15: stina traten die Propheten auf von Elias über Jesaias und
Jeremias bis zu Deuterojesaias, - Griechenland sah Homer, die
Philosophen - Parmenides, Heraklit, Plato - und die Tragiker,
Thukydides und Archimedes. Alles, was durch solche Namen nur angedeutet
ist, erwuchs in diesen wenigen Jahrhunderten annähernd
gleichzeitig in China, Indien und dem Abendland, ohne daß sie
gegenseitig voneinander wußten.
Das Neue dieses Zeitalters ist in allen drei Welten, daß der
Mensch sich des Seins im Ganzen, seiner selbst und seiner Grenzen
bewußt
wird. ...
Es erwuchsen geistige Kämpfe mit den Versuchen, den andern zu
überzeugen durch Mitteilung von Gedanken, Gründen,
Erfahrungen. ...
In diesem Chaos wurden die Grundkategorien hervorgebracht, in denen wir
bis heute denken, und es wurden die Ansätze der Weltreligionen
geschaffen, aus denen die Menschen bis heute leben. In jedem Sinne
wurde der Schritt ins Universale getan.
Durch diesen Prozeß wurden die bis dahin unbewußt geltenden
Anschauungen, Sitten und Zustände der Prüfung unterworfen, in
Frage gestellt, aufgelöst. Alles geriet in einen Strudel. Soweit
die überlieferte Substanz noch lebendig und wirklich war, wurde
sie in ihren Erscheinungen erhellt und damit verwandelt.
Das mythische Zeitalter war in seiner Ruhe und
Selbstverständlichkeit zu Ende. Die griechischen, indischen,
chinesischen Philosophen und Buddha waren in ihren entscheidenden
Einsichten, die Propheten in ihrem Gottesgedanken unmythisch. Es begann
der Kampf gegen den Mythos von seiten der Rationalität und der
rational geklärten Erfahrung (der Logos gegen den Mythos),
- weiter der Kampf um die Transzendenz des Einen Gottes gegen die
Dämonen, die es nicht gibt, - und der Kampf gegen die unwahren
Göttergestalten aus ethischer Empörung gegen sie. ...
16: Diese gesamte Veränderung des Menschseins kann man
Vergeistigung nennen. ... Der Mensch ist nicht mehr in sich
geschlossen. Er ist sich
selbst ungewiß, damit aufgeschlossen für neue, grenzenlose
Möglichkeiten. ...
Zum erstenmal gab es Philosophen. Menschen wagten es, als Einzelne sich
auf sich selbst zu stellen. Einsiedler und wandernde Denker in China,
Asketen in Indien, Philosophen in Griechenland, Propheten in Israel
gehören zusammen, so sehr sie in Glauben, Gehalten, innerer
Verfassung voneinander unterschieden sind. ...
Kinyongo, Jean: La
philosophie
africaine et son histoire. In: Les Études Philosophiques, Paris.
1982. Nr. 4, S. 407-418
407: L'on sait ... que pour certains théoreticiens de
l'histoire, celle-ci se situe inéluctablement dans un cadre
quadripartite comprenant une unité de lieu qui devrait
être l'Europe; une unité d'origine qui ne serait
que grecque; une unité de temps actualisée par le
calendrier européen et une unité d'action qui
s'enfonce bien loin dans le temps: des Présocratiques à
M. Heidegger.
((Bekanntlich spielt sich nach gewissen Theoretikern die Geschichte
innerhalb eines vierfachen Rahmens ab, der eine Einheit des Ortes
kennt -
der Ort ist Europa; eine Einheit des Ursprungs- dieser ist
griechisch; eine Einheit der Zeit - im europäischen
Kalender, und eine
Einheit des Handelns, die sich über weite Zeiträume
erstreckt,
von den Vorsokratikern bis zu M. Heidegger. dt.: FW))
Mall, Ram Adhar;
Hülsmann,
Heinz: Die drei Geburtsorte der Philosophie. China, Indien, Europa.
Bonn: Bouvier. 1989.
56: Die heutigen gegenseitigen Kontakte der Kulturen, Philosophien und
Religionen stellen eine nie dagewesene Herausforderung dar, und von dem
Ausgang dieser Begegnung hängt die Zukunft der Menschheit ab. Bis
jetzt
haben die Philosophen, Hegel eingeschlossen, mehr oder minder eine
Einheit
gedacht, spekulativ sich vorgestellt und von einem bestimmten mehr oder
minder nationalen philosophischen Standpunkt her, diesen fast immer
verabsolutierend,
das Schema einer Weltgeschichte der Philosophie entworfen. Heute ist
ein
solches Schema nicht mehr am Platze.
58f.: Wir sind der Ansicht, daß die Hegelsche Art der
Geschichtsbetrachtung heute nicht nur nicht ausreicht, sondern
prinzipiell verfehlt ist und einer interkulturellen Kommunikation im
Wege steht. Dazu lassen sich folgende
Gründe angeben: 1) Für Hegel gilt die Geburt Christi als die
Achse
der Weltgeschichte. ... Einem solchen Denken ist heute der Boden
entzogen
worden. 2) Die Geschichtsauffassung Hegels und auch die seiner
Nachahmer
zeugt von einer Glaubensthese, welche die gesamte Geschichte von einem
Offenbarungsgeschehen
oder spekulativ-ideologischen Denken her begreift. Das absolut Wahre
ist
uns weder in einer historisch lokalisierten Offenbarung noch in einer
Ideologie
gegeben. Ließe (59) man eine theologische Geschichtsdeutung zu,
so
müßte man gerechterweise dem religiösen Pluralismus
entsprechend
auch eine vielfältige gläubige Geschichtsdeutung zugestehen.
3)
Die einheitliche Vernunft in der Geschichte ist ein Dogma. Daß in
der
Geschichte Vernunft herrscht, muß sich noch zeigen. Wer dem
Fortschritt
gegenüber skeptisch ist, ist deswegen kein Irrationalist.
195f.: Vergleicht man die indische Philosophie mit der
europäischen, so stellt man sowohl verblüffende
Ähnlichkeiten als auch erhellende Differenzen fest. Die
Ähnlichkeiten bestehen in dem Befassen mit den Problemen der Welt,
Seele, Immanenz, Transzendenz u.a. Zum Teil werden
auch ähnliche Lösungsmöglichkeiten bzw. Theorien
vorgeschlagen, freilich mit anderer Akzentuierung, unterschiedlicher
Formulierung und
Argumentation.
Die Differenzen treten bei Fragen auf, die für die indischen
Philosophen von fundamentaler Bedeutung, während sie für die
europäischen Philosophen nicht von Rang sind. Dies betrifft z.B.
die Genesis (utpatti) und das Erfassen bzw. Gewahrwerden (jnapti) der
Wahrheit (pramanya). Auch hier erkennt man den Brückenschlag zur
Religion, das Intuitive, Unmittelbare, Spirituelle darf nicht
außer acht gelassen werden.
Andererseits haben die indischen Philosophen einige für die
europäische Philosophie sehr wichtige Fragen gar nicht gestellt
oder nur oberflächlich behandelt: Erkenntnis in bezug auf Vernunft
und Erfahrung, die Unterscheidung zwischen synthetischen und
analytischen Urteilen, zwischen kontingenten
und unbedingten Wahrheiten. Dies führt uns zu der
Überzeugung,
daß das Studium der europäischen Philosophie für die
indische
und das der indischen für die europäische nützlich ist.
Wir
vertreten eine Komplementaritätsthese hinsichtlich der beiden
Philosophien.
Moritz, Ralf,
Hiltrud Rüstau
und Gerd-Rüdiger Hoffmann: (Hg.) Wie und warum entstand
Philosophie
in verschiedenen Regionen der Erde?
Berlin: Akademie-Verlag 1988
8: In Indien, China und Griechenland hat sich philosophisches Denken
als solches autochthon ausgeprägt, wenngleich gerade in
Griechenland
Elemente anderer Kulturen - so Ägyptens - mit zur Schaffung von
Voraussetzungen dafür beigetragen haben. Es fällt auf,
daß dort, wo philosophisches Denken als solches autochthon
entstanden ist, dies in deutlicher Distanz zu vorangegangenen
religiösen Vorstellungen geschah ... (R. Moritz)
Nehru, Jawaharlal:
Briefe
an Indira. Weltgeschichtliche Betrachtungen.
Düsseldorf: Progress. 1958.
43: Um diese Zeit (= um 600 v., FW) gab es eine Anzahl großer
Männer. Es waren die großen
44: Denker, die Begründer von Religionen in den verschiedenen
Ländern, in China, Indien, Persien und Griechenland. Sie lebten
nicht alle um die gleiche Zeit. Aber ihr Auftreten erfolgte immerhin in
so dichter Zeitfolge, daß man das sechste Jahrhundert vor
Christus ohne weiteres als eine hochinteressante Epoche bezeichnen
kann. Damals muß eine Woge des
Denkens um die ganze Welt gegangen sein, eine Woge der Unzufriedenheit
mit
den bestehenden Verhältnissen und der Hoffnung und Aussicht auf
etwas
Besseres.
Russell, Bertrand:
Denker
des Abendlandes. Eine allgemeinverständliche Geschichte der
Philosophie.
Stuttgart: Belser. 1962.
10: Die Philosophie wie auch die exakte Wissenschaft beginnt dann, wenn
jemand eine allgemeine Frage stellt. Das erste Volk, das eine solche
Wißbegier zeigte, war das griechische. Die Philosophie und die
exakte Wissenschaft, wie wir sie heute auffassen, sind griechische
Entdeckungen. ... Weder vorher noch nachher geschah etwas
Ähnliches. ...
Die Philosophie und die exakte Wissenschaft begann mit Thales von Milet
im 6. Jahrhundert vor Chr.
Thomson, George:
Die ersten
Philosophen (=Forschungen zur altgriechischen Gesellschaft Bd. 2).
Berlin:
Verlag Das Europ. Buch 1980 (4. Aufl., zuerst engl. 1955)
50: Die chinesischen Sprichwörter sind ebenso charakteristisch
für die Frühkonfuzianer wie die griechischen für die
Vorsokratiker. Aber das ist noch nicht alles. Die chinesischen Denker
dieser Epoche befaßten sich, wie die griechischen, mit der
Gesamtheit des Lebens, mit dem Menschen und mit der Natur. Ihr Ziel
war, mittels rationaler Untersuchung ein wahres Bild von der Welt um
sich herum zu gewinnen und nach der erkannten Wahrheit zu leben. Daher
befaßten sie sich mit Ethik nicht weniger als mit
Physik und suchten auf beide Wissenszweige die gleichen Grundsätze
anzuwenden.
Arnold
Joseph
Toynbee: A Study of History, Vol. 5/1: The disintegration of
civilizations. London: University Press, 1962. (Zuerst 1939)
58: ... there are counterparts of almost all the Hellenic schools of
thought in the philosophies of the Indic and the Sinic World. The
dominant minority of a disintegrating Indic Civilization brought forth
the Jainism of Mahavira, the Primitive Buddhism of Siddharta Gautama,
the transfigured Buddhism of the Mahayana (which differs from its
acknowledged original at least as profoundly as Neoplatonism differs
from the philosophy of Socrates), and the diverse Buddhistic
philosophies that are part of the mental apparatus of a post-Buddhaic
Hinduism. The dominant minority of a disintegrating Sinic Civilization
brought forth the moralized ritualism and ritualized morality of
Confucius and the paradoxical wisdom of the Tao which is ascribed to
the legendary genius of Lao-tse.
Letzte Bearbeitung: 2008
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