Die Metallkunst erfreute sich in der islamischen Welt grosser Beliebtheit , und trotz  orthodoxer Vorbehalte kommen auch Edelmetalle zur Verwendung. Der Koran (Sura 9, 34) droht denen mit Höllenfeuer, die kostbare Metalle für ihre persönliche Bereicherung ansammeln und nicht zum Nutzen der Gemeinschaft der Gläubigen verwenden. Buchari, der im 9. Jahrhundert eine der grundlegenden Hadis-Sammlungen verfasste, erläuterte dieses Verbot in seinen Büchern über Speisen und Getränke im Hinblick auf Tafelgeschirr, das nicht aus edlen Metallen, wie Gold und Silber gefertigt sein soll. Diese Einschränkung hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf eine Kunstform, die wie die Keramik eine herausragende Entwicklung erfahren hat. Metalle dienten dazu, um eine Vielfalt von Gegenständen herzustellen, Geschirr und Geräte, Schmuckstücke, Waffen und Rüstungen. Auch Einrichtungen wurden mittels dieser Technik verfertigt, z. B. Lampen, Leuchter und Kandelaber, auch Tischplatten und Beistelltische. Da man den Glanz von Gold und Silber nicht missen wollte, wandte man  seit dem 12. Jahrhundert die Methode des Tauschierens an. Dabei werden die Flächen der Ornamente, die verziert werden sollen, im unedlen Metall, aus dem das Objekt besteht, aufgeraut, und Gold oder Silber in Plättchen darauf gehämmert. Tauschiert wurde in Kupfer, Messing, Bronze oder Eisen. Das Objekt selbst war nun nicht aus Gold oder Silber, hatte jedoch die Oberfläche und Wirkung der kostbaren Edelmetalle.[i]

Das Museum für angewandte Kunst wie auch das Kunsthistorische Museum besitzen repräsentative Objekte aus dem  Iran, Ägypten, Mittelasien und Indien.

 

Ebba Koch und Christine Kofler


[i] Hein, Wilhelm, Islamische Metallarbeiten, in: Kunst des Islam, Ausstellungskatalog Wien 1977.

 

Literatur:

Kunst des Islam: Teppiche, Keramiken und Fayencen, Gläser und
Moschee-lampen, Metallarbeiten aus den Sammlungen des Österreichischen
Museums für angewandte Kunst, Wien 1977.

 

 

Objekte:

 

Leuchter

Ägypten, 13/14 Jh.

Bronze silbertauschiert

Form:   Untersatz kegelförmig abgestumpft, darüber röhrenartiger Hals mit Bekrönung, diese die Basis wiederholend

Dekor graviert und ziseliert: Szenen mit Figuren ohne Gesichter und Inschriften. Auf der Tülle der Widmungsinschrift mit dem Namen den Sultans an - Nasir Muhammad, Sohn des Mansur (1293 - 1341 mit Unterbrechungen ). Auf der Basis anonyme Eulogie (Macht, Ruhm, Glück, Gunst, ruhm, Tugenden, usw.)

h 34,5cm  d 32,2cm und 9,3 cm

 

Becken

Persien, 17. Jh.

Kupfer verzinnt

Grund vertieft, geschwärzt, Friese mit Inschriften, Ranken, Arabesk - Geflechte graviert und ziseliert.

In einem Vierpaß - Medaillon Datierungsinschrift: "Im Monat Du-I-higga, des Jahres 1076 (der Hidschra = ca. Juni 1665) Auf dem Boden der Schale ein Besitzername: "Besitzer Akbar".

Die übrigen Inschriften enthalten ein Gebet an die zwölf Imame sowie eine Anzahl heiterer Strophen eines Schenkungsgedichtes.

h 20,5  d 45,4cm

 

Schale

Persien, 17. Jh.

Kupfer verzinnt

Grund vertieft, geschwärzt, Ranken mit Jagdszenen graviert und ziseliert. Beschriftungen in einem Fries unter der Mündung.

Texte der Inschrift:

1. Gebet für die 12 Imame:         "Allahumma, segne Muhammad al- Mustafa und Ali al-Mustafa und Fatima al-Batul und Hasan und Husein as-Sibtan! Segne Ali Zain al-ubad und Muhammad al-Baqir und Dschafar as-Dadiq! Und Musa al Kazim und Ali ar-Rida und Muhammad at-Taqi und Ali an-naqi und Hasan al-Askari az-Zaki! Segne den Mahdi al-Hadi, Herren der Zeit und der Epoche!"

2. Im spitzwolkigen Medaillon eine Besitzerinschrift : "Sein Knecht Muhammad Schafi"

3. Auf dem Boden der Schale außen eine sekundäre Besitzerinschrift "Besitzer ihre Hoheit die Begum"

4. Datierungsinschrift auf Reiter- und Tierfiguren: "Arbeit des Mirza Muhammad aus Runan, Ende des Monats Du-I-qada, im Jahr 1052 (der Hidschra = 21. Januar 1643 n. Chr.)

h 11cm  d 26cm

 

Kanne mit Ausguss

Persien, 17. - 18. Jh.

Messing

Form:   Dickbauchige Wölbung, Einguß am Henkel oben durch kleinen Deckel verschlossen.

Gravierte Ranken in mehreren Friesen, an der Wölbung Fries mit Kartuschen, darin Figuren von Thronenden und Dämonen

h 28cm