Tindaya

David Krems / AT / 2015 / 05:00 / Super 8 / Stereo (kein Dialog)

Eine Kamerafahrt entlang der horizontalen Blickachse, ausgerichtet an einem singulären Objekt in der Landschaft: Tindaya kontrastiert die monolithische Präsenz eines stumm daliegenden Gebirgszugs mit der Geschwindigkeit einer flüchtigen Bewegung. Was wie die topographische Vermessung eines Landschaftsstriches klingt, entpuppt sich als eine selbstreflexive Anordnung, denn der Filmemacher fächert die Aufnahme in einem dreifachen Splitscreen auf. Krems rückt dabei die Parameter, die das Medium konstituieren in den Vordergrund: das Verhältnis von Raum und Zeit offenbart sich in diesem Fall als unzuverlässig und diskontinuierlich. Der fragmentierte Lauf des Filmbildes provoziert ein instabiles Sehen, das im rhythmischen Takt der auf- und abgeblendeten Bilder einzig die Berge als Konstante bestehen lässt. Diese fügen sich in zufälligen Momenten zueinander, während sich die Perspektive des Blicks ständig neu konfiguriert. Das Oszillieren zwischen Nähe und Ferne, aber auch das in der Geschwindigkeit der räumlichen Durchquerung eingeleitete Spiel aus Licht und Schatten wird durch den harten Kontrast der schwarz-weiß Bilder verstärkt.
Die mystische Aura der Felsmassive, allen voran des titelgebenden Berges Tindaya, der der indigenen Bevölkerung als heilig gilt, hält so den Blick gefesselt und schreibt sich in der Patina des grobkörnigen Super 8 Bildes fort, während die Fragmentierung des Bildraums die Unmöglichkeit eines vollständigen Erfassens dieses sakralen Ortes impliziert. (Shilla Streika)

A camera pan along the horizontal line of sight oriented on a singular object in the landscape: Tindaya contrasts the monolithic presence of a silent mountain range with the speed of a fleeting movement. Although this may seem to be a topographical measurement of a stretch of land, it turns out to be a self-reflexive arrangement as the filmmaker has fanned out the recordings in a threefold split screen. In doing so, Krems foregrounds the parameters that constitute the medium: in this case, the relationship of space and time reveals itself as unreliable and non-continuous. The fragmented course of the film image provokes an unstable vision, which allows only the mountain to remain as a constant element in the rhythmic beat of the dimmed and illuminated images. These images join together at random moments, while the perspective of the gaze constantly newly configures. The sharp contrast of the black-and-white images intensifies the oscillation between proximity and distance and also the play of light and shadow introduced in the speed of the spatial transitions. The mystical aura of the solid rock faces, primarily of the mountain Tindaya, which gives the film its name, and is considered holy by the indigenous population, captivates the gaze, and continues in the patina of the coarse-grained Super 8 image, while the fragmentation of the pictorial space implies the impossibility of ever entirely capturing this sacral site. (Translation: Lisa Rosenblatt)

Tindaya bei Sixpackfilm


Produktionsnotiz

“Ein Gebet in Stein” soll der baskische Schriftsteller Miguel de Unamuno die vulkanische Landschaft Fuerteventuras einmal genannt haben. Im Frühjahr 2013 verbrachte ich mehrere Wochen auf der kanarischen Insel. Mit meiner letzten Rolle Super 8 Film versuchte ich die eigentümliche Schönheit der kargen, nahezu vegetationslosen Landschaft einzufangen. Auf etwa gleichlangen Strecken filmte ich mehrere Gebirgszüge. Darunter auch den Berg Tindaya, der den Ureinwohnern der Insel als heilig galt. Überbelichtung, extreme Kontraste und starke Körnung des Materials rücken die Bilder ins Unheimliche. Die Wiedergabe der Aufnahmen als Triptychon, dessen Teile einander einmal ergänzen, dann aber wieder auseinanderdriften, entspricht meiner Erinnerung an eine Landschaft, die sich visuell kaum fassen lässt. Da es auf Fuerteventura so gut wie keinen öffentlichen Verkehr gibt, Treibstoff dafür aber steuerlich begünstigt ist, folgt diese Form des „Er-fahrens“ auch einer ökonomischen Logik. (David Krems)

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