Adorno-Generator,
Script: Christoph Reuter, nach einer Idee von Markus Heuger



Ohne Soziologie ist keine Politik zu machen

Prophezeit wird der Heideggersche Tonfall in der Schillerschen Diskussion von Würde als einem sich in sich selbst Verschließen oder Festmachen. Durch dies Manöver wird er erst recht zu einem Für anderes, der stirbt; was unter höchst realen Bindungen aus ihm wird.

Das ist Heideggers verkappter Idealismus. Sätze von O. F. Bollnow lauten: Aber die von Heidegger gemeinte, wie die traditionelle Philosophie es wollte, vernahmen nichts als Lobgesang. Der Jargon ist die glückliche Synthesis, Der Jargon paßt nachträglich sich dem Bedürfnis der um 1925 gängigen Philosophie nach der Konkretion von Erfahrung, Genußfähigkeit als solche, als welches das Sein den Menschen für die Wahrheit des Seins in den Anspruch nimmt. Die Reflexion auf Innerlichkeit, als empirische Person auf den Schirm projiziert wurde und vielleicht auf manche sympathisch wirkte. Der Haß des gesellschaftlich Unbeholfenen, die Interpretation, edel, obwohl ihm selber das wesentlicher dünken mag. Heideggers Urlaute äffen wie die meisten.(1) Die Vereinigten waren anti-intellektuelle Intellektuelle. Freilich kippt es, verlorengehen.

Diese Entwicklung hat ihre reale Basis. Das Dasein läßt sich einzig vom Aussehen der Welt mitnehmen, was ihm mißlingt. (2)

Die Geschichte der Innerlichkeit nach dem Scheitern der bürgerlichen Revolution in Deutschland war vom ersten Tag an auch ihre Verfallsgeschichte. Ketzer tauften den Kreis die Eigentlichen.(3) Wer die Warenwelt als das "An sich" akzeptiert, sich absolut auf sich zurücknehmenden und auf sich beharrenden Selbstheit. Philosophie bewog sie dazu, bloß zum Zweck der Widerlegung formulierte Ausgangsfrage negativ:

Seine Physiognomik führt auf das an Heidegger sich Entbergende. (4) Der des Jargons Kundige braucht nicht zu sagen, die letzte Identität. Edelsubstantive sind durchaus nicht alle seine Worte; auf dessen sozialisiertes Bewußtsein, um sie zu durchschlagen. (5) Heidegger aber läßt im anspruchsvollen Humanismusbrief sich vernehmen: Dasein ist, wie das im Grimmschen Wörterbuch nachgewiesene Anliegen, als was sie unmittelbar sind, gestattet die soziale Verwertung des sprachlichen Anachronismus. (6)(7) Vorgeblich heiles Leben, Dasein ist, dieses Ende, die unserer modernen Industriegesellschaft in so erschreckendem Maße zu fehlen scheint . (8)


Fussnoten:

(1) Vgl. dazu bereits: Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, 3. Aufl. Berlin 1925, S. 132 f.
(2) Zitiert nach: Rudolf Eucken, Geschichte der philosophischen Terminologie, Leipzig 1879, S. 86; dazu Thomas Hobbes, Leviathan, cp. 4 und 5.
(3)
(4) Vgl. Einleitung zu Walter Benjamin, Schriften I, Frankfurt 1955, S. XXII.
(5) Heidegger, Sein und Zeit, a.a.O., S. 250.
(6) Jaspers, a.a.O., S. 142 f.
(7) Otto Friedrich Bollnow, Neue Geborgenheit, Stuttgart 1956, S. 205.
(8) Zitiert in: Guido Schneeberger, Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken, Bern 1962, S. 217.