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Notizen:


Nun, eine der häufigsten Nutzungen ist sicher die Vermittlung von Basiskompetenzen wie sie mit der European Computer Drivers License vermittelt werden. Der ECDL – Abschluss ist etwas, mit dem viele Schulen werben und der, so hört man, von Eltern gerne gesehen wird, weil das als wichtige Qualifikation am Arbeitsmarkt gesehen wird. Es ist fast schon überraschend, dass sich die ECDL so großer Beliebtheit erfreut, steht man doch sonst europäischen Initiativen eher skeptisch gegenüber. Und Skepsis ist hier auch angebracht. Denn auf der einen Setie ist es völlig legitim, dass Schulen ihrem Ausbildungsauftrag gerecht werden und auf das Leben als Erwachsener – auch wenn viele SchülerInnen nach der Schule noch nicht Erwachsen sind, sondern einer verlängerten Jugend entgegensehen, was Ihnen durchaus zu gönnen ist. Auf der anderen Seite ist es eine wichtige Aufgabe von Schulen, wissenschaftlich fundiertes Wissen zu vermitteln und zur Bildung der Menschen beizutragen, und das erreicht man mit dem ECDL nicht. Denn mit dem ECDL werden nur Bedienkompetenzen vermittelt werden, die den Menschen nicht nur an die Maschine ausliefern, sondern in der Regel auch mit kostelnlosem Marketing für bestimmte Softwarehersteller verbunden ist – eine verdeckte Kommerzialisierung von Schule, die durchaus einmal hinterfragt gehört.
Zudem nützt das am Arbeitsmarkt nicht unbedingt etwas. Dazu ein kleines Beispiel: Als ich in die Schule gegangen bin, haben wir mit topaktueller Software gearbeitet und ich hatte die Gelegenheit, als erster Jahrgang an einem Informatikunterricht teilzunehmen. Die Textverarbeitung, mit der ich das Schreiben am Computer gelernt habe, sah [] so aus. Eine ganz schön schwarze Vergangenheit, könnte man meinen, die wohl nur auf eine dunkle Zukunft vorbereiten kann. Und genau darin liegt das Problem: die Aufgabe der Schule ist, bildungstheoretisch betrachtet, auf eine Zukunft gerichtet, die wir nicht kennen; und es gibt keinen Grund für die Annahme, dass nicht Computerprogramme, mit denen wir heute arbeiten, in 30 Jahren genaus so merkwürdig erscheinen wie heute die MS-DOS Benutzeroberflächen. Reine Anpassungsbildung greift da zu kurz – und war zum zeitpunkt der Erfindung der ECDL auch schon veraltet. Denn bereits in den 1980er Jahren wurde das Konzept der Informationstechnischen Grundbildung entwickelt, das nicht bei der Bedienung der Maschinen stehen bleibt, sondern auf ein Verstehen der Maschinen und damit eine Beherrschung der Maschine und nicht ein beherrscht werden von Maschinen abzielt.
Und das ist wichtig, dern wenn es uns um Bildung geht, geht es darum, Menschen dazu anzuegen, Maschinen nicht nur zu bedienen, sondern zu verstehen, was Sie dabei machen und was die Geräte dabei mit Ihnen machen. Mein Plädoyer geht daher auf drei Punkte: (1) Virtuelle Räume als Räume des Wissens zu begreifen, also als Bibliotheken. [später: d.h. die realen Räume, deren Mauern durch das, was in den Büchern steht, immer schon gesprengt worden sind, um weitere Medien zu ergänzen] (2) Den Kindern nicht nur Bedienkompetenzen zu vermitteln, sondern ein Verstehen von Medien anzuregen. (3) Die Unterrichtsarbeit in der Schule im Rückgriff auf bewährte Methoden mit den neuen Möglichkeiten anzureichern.