Computertechnologie als Gegenstand und Aufgabe der Medienpädagogik

Eine Aufgabe der Mediendpägaogik ist die Softwareentwicklung. Dabei wird Software in einer aus Sicht eines Pädagogen merkwürdigen Sprache formuliert: Sie determiniert Verhalten der Maschine, wärhend pädagogisches Sprechen das Verhalten der Lernenden gerade nicht determiniert. Pädagogisches Sprechen und Programmiersprachen sind widersprüchlich, und die Verbindung herzustellen ist eine erhebliche Herausforderung für pädagogische motivierte Softwareprojekte, in denen Medien nicht nur genutzt, sondern eben auch gebaut werden.

Bei der Produktion von Inhalten für die Computertechnologie entsteht ein Navigationsproblem, da Bildschirme nur einen Auszug aus den Speichern von Computern wiedergeben. Das Navigationsproblem macht es erforderlich, Wissen anders als für den Buchdruck oder das Fernsehen zu organisieren. Dabei kann auf bewährte didaktische Methoden zurückgegriffen werden. Auf dieser Strategie basiert die Web-Didaktik.

Die Web-Didaktik bietet eine Ontologie an von Medientypen, Wissensarten und Relationen, die auf der einen Seite die mediengerechte Produktion hypertextueller Lernumgebungen anleiten, und auf der anderen Seite das Navigationsproblem lösen, indem z.B. die Wissensarten als Navigationsmittel verwendet werden. Die Navigation kann dabei zusätzlich durch eine Sequenzierung gemäß didaktischer Modelle unterstützt werden.

Computer werden nun als Medium zum Gegenstand der Medienpädagogik. Medien sind Gegenstände, die von Menschen zu Zeichen gemacht werden, d.h.: Medien haben eine physikalische, eine pragmatische und eine semiotische Dimension. Im Falle des Computers ist der Gegenstand ein Artefakt. Wenn Menschen ein Artefakt herstellen, dann wird der dabei verwendete Gegenstand zum Zeichen, also wieder zu einem Medium, in dem ein Verständigungsanspruch ausgedrückt wird, d.h. mit McLuhan: Das Medium ist die Botschaft eines Mediums.

Die pragamatische Dimension bezeichnet den Umstand, dass nur ein Subjekt einen Gegenstand zu einem Zeichen machen kann. Hier schließt die mediale Reflexivität an. Eine mediale Reflexion ist die Spiegelung eines Raumes in einem Aspekt. In einem Medium reflektieren die physikalische, die semiotische und die pragmatische Dimension aufeinander. Dabei ist in der pragmatischen Dimension die Äußerung nur ein Aspekt aus dem Möglichkeitsraum eines Subjekts, die dennoch die Eigenschaften des Subjekts spiegelt. Diese Spiegelung markiert die Grenzen und die Möglichkeit empirischer Forschungsprojekte, wie sie in der Wiener Mediendpädagogik durchgeführt werden. Die Struktur der Computertechnologie weist nun eine rationale Struktur auf, die in der zweifachen sprachlichen Abbildung bei der Formulierung von Algorithmen liegt. Dabei kann durch Algorithmen mit sprachlichen Abbildungen gespielt werden. Dieses Spiel ist aber auch Kern jeder Wissenschaft, und hierin liegt der bildende Gehalt der Computertechnologie.

Diese Struktur der Computertechnologie prägt dabei die Menschen, die das Medium verwenden. Diese aufgeprägte Haltung bezeichnen wir als medialen Habitus. Ein Ausdruck des von der Computertechnologie forcierten medialen Habitus ist die Pluralitätsdebatte. Diese wird in der Arbeit von Richard Hönigswald vorweggenommen: Er geht von einem kontingenten Anatz aus, der sich in der Durchführung der Analyse bewähren muss. Dabei wird Relativität in der Theorie selbst wieder analysiert. Hönigswald verwendet dazu eine relational-dialektische Methode: Einheit und Differenz werden gleichzeitig gedacht. Dabei fällt die relationale Dialektik in den Gegenstandsbereich der Theorie fällt und sichert damit die Konstistenz.

Im Rahmen dieses Konzepts entwickelt Hönigswald den Verständigungsbegriff. Verständigung läuft in drei Schritten ab. Im ersten Schritt wird Wissen von einem Subjekt mit dem Anspruch der Verständigung in einem sinnlich wahrnehmbaren Gegenstand geäußert. Im zweiten Schritt liegt der Verständigungsanspruch im Gegenstand unabhängig von dem Subjekt, das den Anspruch geäußert hat, vor. Im dritten Schritt erfolgt die Zustimmung oder Ablehnung des Verständigungsanspruchs durch ein Subjekt. Wird Wissen, oder besser: ein Wahrheitssystem, von einem Menschen akzeptiert, dann kann von Bildung gesprochen werden.