Volkswirtschaft I, Märkte

Berechnung der Preiselastizität der Nachfrage

Von einer Ware wird zunächst die Menge M1 zum Preis P1 nachgefragt. Wird der Preis geändert, nämlich auf P2, und ändert sich die nachgefragte Menge auf M2. Die Preiselastizität der Nachfrage EN ermittelt sich aus dem Verhältnis der prozentuellen Veränderung der nachgefragten Menge zur prozententuellen Veränderung des Preises, wobei eventuelle negative Vorzeichen (etwa bei einer Preissenkung) weggelassen werden:

Preiselastizität der Nachfrage, Formel 1

Beispiel 1
Von einer Ware werden M1 = 1000 Stück zum Preis P1 = 10 Euro nachgefragt. Bei einer Preissenkung um 1 Euro auf P2 = 9 Euro werden M2 = 1100 Stück nachgefragt. Man kann dann die Preiselastizität der Nachfrage nun wie folgt berechnen:

Preiselastizität der Nachfrage, Beispiel 1

In diesem Fall ist die Preiselastizität der Nachfrage 1. Dieser Wert liegt in der Mitte zwischen einer elastischen und einer unelastischen Nachfrage. Ist die Preiselastizität der Nachfrage größer als 1, spricht man von einer "elastischen Nachfrage", ist sie kleiner als 1, spricht man von einer "unelastischen Nachfrage".

Beispiel 2
Von einer Ware werden M1 = 500 Stück zum Preis P1 = 20 Euro nachgefragt. Bei einer Preissenkung um 1 Euro auf P2 = 19 Euro werden M2 = 600 Stück nachgefragt. Die Preiselastizität der Nachfrage ergibt sich dann wie folgt:

Preiselastizität der Nachfrage, Beispiel 2

In diesem Fall ist die Preiselastizität der Nachfrage 4, d.h. die Nachfrage ist in Bezug auf den Preis elastisch.

Hätte sich die Nachfrage "unendlich" erhöht, wäre die Preiselastizität der Nachfrage unendlich, es läge also eine "vollkommen elastische Nachfrage" vor, wie wir sie im Fall der waagrechten Nachfragkurve behandelt haben. Hätte sich die Nachfrage überhaupt nicht erhöht, wäre die Preiselastizität der Nachfrage 0, es läge also eine "vollkommen unelastische Nachfrage" vor, wie wir sie im Fall der senkrechten Nachfragekurve behandelt haben.

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Eine genauere Berechnungsmethode

Allerdings gibt es bei der oben angegebenen Berechnung noch ein Problem: Sie ist ziemlich ungenau. Es ergibt sich nämlich die Frage, welcher Wert als Basis für die Berechnung der prozentuellen Veränderung der nachgefragten Menge und des Preises verwendet werden soll, die Ausgangsmenge M1 bzw. der Ausgangspreis P1, die neue nachgefragte Menge M2 bzw. der neue Preis P2 oder ein Wert dazwischen? Eine verbesserte Genauigkeit kann man erzielen, wenn man die prozentuellen Veränderungen auf das arithmetische Mittel zwischen M2 und M1 bzw. P2 und P1 bezieht:

Preiselastizität der Nachfrage, Formel 2

Beispiel 3
Von einer Ware werden M1 = 1000 Stück zum Preis P1 = 10 Euro nachgefragt. Bei einer Preissenkung um 1 Euro auf P2 = 9 Euro werden M2 = 1111 Stück nachgefragt. Die Preiselastizität der Nachfrage ergibt sich nach der genaueren Formel, mit kleineren Rundungen, wie folgt:

Preiselastizität der Nachfrage, Beispiel 3

In diesem Beispiel ist die Preiselastizität der Nachfrage "wirklich" 1, da die Preiselastizität hier mit einer für die Praxis hinlänglich genauen Berechnungsmethode ermittelt wurde.

Die Folge einer "Preiselastizität von 1" ist, dass der Umsatz (Menge x Preis) vor und nach der Preisänderung gleich" ist (wobei die Differenz von 1 Euro im Beispiel 3 auf die immer noch nicht völlig genaue Berechnungsmethode zurückzuführen ist).

Bei einer Preissenkung bei elastischer Nachfrage (EN>1), d.h. die Mengenänderung ist prozentuell größer als die Preissenkung) nimmt der Umsatz zu, bei einer Preissenkung bei unelastischer Nachfrage (EN<1) nimmt der Umsatz ab, immer jedoch unter der Voraussetzung, dass sich auch das Angebot entsprechend anpasst, d.h. sich die Angebotskurve zum neuen Gleichgewicht verlagert.

Bitte keinen falschen Schlüsse!

In allen bisher verwendeten Graphiken wurde die Nachfragekurve der Einfachheit halber als Gerade gezeichnet. Bitte nehmen Sie nicht an, dass die Preiselastizität der Nachfrage entlang einer solchen Kurve auf allen Punkten gleich ist! Wenn Sie überschlägig versuchen, die Preiselastizität der Nachfrage an verschiedenen Punkten auf dieser Kurve abzuschätzen, werden Sie feststellen, dass die Peiselastizität links oben auf der Kurve hoch ist und dass nach rechts unten über den Wert 1 in der Mitte der Kurve immer mehr absinkt.

Die Steigung einer Nachfragkurve allein sagt daher noch nichts über die Höhe der Peiselastizität der Nachfrage. Lediglich im Vergleich zwischen verschiedenen Nachfragekurven weisen "steilere" Nachfragekurven generell geringere Elastizitäten auf.

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