Online IPW Lecture: Mike Laufenberg – Radical Care. Für einen paradoxen Begriff von Sorgebürger*innenschaft
Mittwoch, 2. Dezember 2020, 18:30 | online
Vortragender: Mike Laufenberg (FSU, Jena)
Moderation: Verena Kettner (IPW | Universität Wien)
Abstract: Angesichts einer globalen Krise der sozialen Reproduktion versagen Staaten und Märkte allerorts, soziale Sicherheit für die Mehrheit der Weltbevölkerung zu schaffen. Kollektive Praktiken des radikalen Sorgens – kurz: radical care – haben vor diesem Hintergrund an vielen Orten und für viele Menschen an Bedeutung gewonnen, um das Leben und Überleben in einer ungleichen und unsicheren Welt zu gewährleisten. Im Vortrag werden die emanzipatorischen Potenziale, aber auch die strukturellen Grenzen und negativen Kehrseiten von radical care intersektional aus wohlfahrtsstaatstheoretischer Perspektive sowie aus der Perspektive feministischer Theorien der sozialen Reproduktion diskutiert. Der Fokus liegt hierbei auf gegenwärtigen Artikulationen von Sorgebürger*innenschaft (care-citizenship) im globalen Norden und ihren widersprüchlichen Beziehungen zum Sozialstaat. Theoretisch-konzeptionell zielt der Vortrag auf die Überwindung der reduktionistischen Opposition von Sorgegemeinschaften vs. Sozialstaat, die sowohl Protagonist*innen wie Kritiker*innen von gemeinschaftsbasierten Strategien des Sorgens oft vollziehen. Stattdessen wird ein Konzept der paradoxen Politik der Sorgebürger*innenschaft entwickelt, die sich in ein strategisches Spannungsverhältnis zu sozialstaatlichen Institutionen begibt, um zu einer radikaldemokratischen und solidarischen Erneuerung des Wohlfahrtsstaats von unten beizutragen.
Weitere Informationen unter https://politikwissenschaft.univie.ac.at/details/news/online-ipw-lecture-mike-laufenberg-radical-care-fuer-einen-paradoxen-begriff-von-sorgebuergerinne/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=ad051cad387aba084383b7280ddb3dac