abgeschlossenes fwf-projekt

FWF-Projekt: Materialität und Zeitlichkeit performativer Sprech-Akte

Text – Körper – Ereignis

01.01.2005 – 31.12.2007

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In seinem 2002 erschienenen Sammelband „Performanz“ hat Uwe Wirth überzeugend darlegt, dass dieser Terminus im 20. Jahrhundert nicht nur zu einem zentralen Thema sprachphilosophischer, sondern auch kulturphilosophischer Überlegungen geworden ist. Mit der Frage „How to do things with Words?“ hat Austin offensichtlich einen Diskurs ins Rollen gebracht, der Vertreter unterschiedlichster philosophischer, sprach- und kulturwissenschaftlicher Traditionen zu heftigen Reaktionen provoziert hat. Paradigmatisch dafür steht der leidenschaftliche Disput zwischen Searle und Derrida, in dem zwei führende Vertreter der Philosophie des 20. Jahrhunderts verbal in den Krieg gezogen sind, um ihre heterogenen Lesarten in Bezug auf das Erbe der Austin`schen Sprechakttheorie aufs Heftigste zu verteidigen. Ein Sachverhalt, der darauf hinweist, dass diese Theorie an elementare Bedürfnisse rührt (passive Synthesen), die von dieser Lehre in ihrer Geltung in Frage gestellt werden.

In unserem Forschungsvorhaben sollen daher primär auch nicht Fragen gestellt werden wie „Wie soll das Austin`sche Erbe „richtig“ (auf)gelesen und der philosophische Rechtsstreit unter den Erben seiner Lehre möglichst „gerecht“ geschlichtet werden?“ Vielmehr wird es uns um Fragen gegangen sein wie „Warum ist diese Theorie überhaupt in der Lage, so heftige Reaktionen bei den Lesern auszulösen?“, „Sollte sich die Performanz der Sprache etwa als ein Phänomen erweisen, das ganz besonders dafür prädestiniert ist, bei den Interpreten auf heftige Widerstände zu stoßen, die sich zu Wort melden, sobald diese Lehre aufgelesen und ausgelegt wird?“

Es wird ein zentrales Anliegen unseres Forschungsprojekts sein, aufzuzeigen, dass es die „all zu einfache Vorstellung von Wahrheit“ (Austin) als adaequatio intellectus ad rem bzw. rei ad intellectum ist, die in „How to do things with words“ auf dem Spiel steht. Dieses tief eingefleischte Bild von Wahrheit setzt aber eine quasi-prästablisierte Harmonie zwischen dem realen Akt der Verbalisierung und dem, was darin ausgedrückt wird, voraus. Eine Unterscheidung, die bei performativen Äußerung notwendig verwischt wird, da der reale Akt einer performativen Sprechhandlung selbst ein konstitutives Moment der idealen Bedingungen darstellt, die erfüllt werden müssen, damit ein performativer Sprechakt überhaupt stattfinden kann.

Haben wir uns aber erst einmal von der metaphysischen Vorstelllung von Wahrheit als „Vorstellung von der Entsprechung zu den Tatsachen“ gelöst, dann drängt sich die Frage auf, wie ein Wahrheitskonzept aussehen könnte, das den performativen Charakter Sprache ausdrücklich reflektiert. Würde ein solches Wahrheitskonzept nicht mit dem konfrontiert, was uns die Künste zu denken geben?

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