Dissertant_innen Arno Böhler (laufend)

Jonas Oßwald, MA

Dissertation: Interventionen. Gilles Deleuze und Michel Foucault im Dialog

Abstract

Das Verhältnis von Gilles Deleuze und Michel Foucault wird häug als »philosophische Freundschaft« aufgefasst. Eine Freundschaft, die ihren Ausgangspunkt in einem geteilten Interesse an Nietzsche findet und durch zahlreiche gegenseitige Bezugnahmen, Rezensionen und Vorworte bezeugt wird. Doch trotz der bekannten Verbindungen gibt es kaum Arbeiten, die sich mit dem »Philosophischen« dieser biographisch verbürgten Freundschaft befassen. Die projektierte Dissertation will den Versuch unternehmen, das philosophische Verhältnis von Deleuze und Foucault in einer Gesamtbetrachtung der Verkettungen und Dierenzen zu adressieren.
Ausgehend von der durch jüngere einschlägige Arbeiten plausibilisierten Hypothese, wonach Deleuze und Foucault füreinander historisch wie systematisch relevante Ressourcen darstellen, fasse ich ihr Verhältnis als stetigen Dialog auf, der wichtige theoretische Verschiebungen in den mittleren und späten Werken bedingt. Die Hauptachse des Dialoges verläuft dabei durch die von Deleuze angeregte erneuerte Nietzsche-Bezugnahme in der frühen foucaultschenMachtanalytik, deren Rezeption Deleuze wiederum dazu veranlasst einen zentralen Begri seiner Philosophie – das Virtuelle – zu rekonzeptualisieren. Dies lässt sich einerseits in seinen Eekten bis in das Spätwerk Deleuze’ verfolgen. Andererseits werden die Veränderungen in Foucaults späterer Machtanalytik als Reaktion auf die von Deleuze in seiner Auseinandersetzung geltend gemachten Einwände lesbar. Wie sich hier auch zeigt, ist das Hauptthema des Dialoges die mit Nietzsche gestellte Frage derMacht, in der sich gleichzeitig eine gemeinsame (macht)theoretische Basis fundiert wie sich maßgebliche Dierenzen abzeichnen. Korrespondierend ergeben sich im Ausgang des Dialoges zwei Trajektorien einer interventionslogischen statt fundierungslogischen Perspektivierung des Politischen, die sich tendenziell als genealogische Kritik (Foucault) und aleatorische Pragmatik (Deleuze) bestimmen lassen. Die Grundannahme einer dialogischenVerfasstheit desVerhältnisses von Deleuze und Foucault, bedingt eine Lektürepraxis, die das Verhältnis in seiner Komplexität zur Geltung bringt und es vermeidet dieses auf eine vage Ähnlichkeit oder grundsätzliche Unterschiedenheit zu reduzieren. Eine solche »verschränkte Lektüre« nimmt dabei die Eekte des Aufeinandertreens, die jeweiligen Anknüpfungen, Modifikationen und Rekonzeptualisierungen in ihrer prozessualen Dynamik in den Blick, in der stets auch frühere Positionen mit verhandelt werden. Die Untersuchung erschließt damit nicht nur eine »diagonale« Perspektive auf das Werk Deleuze’ und Foucaults, die die richtungsweisenden, aber kaum betrachteten Interferenzen in ihren theoretischen Verschiebungen sichtbar macht. Sie bietet darüber hinaus eine Akzentuierung und Kontextualisierung der politischen Dimension ihrer Philosophien, die sich in einem situativen Problem- und damit Gegenwartsbezug artikuliert.

Kurzbiographie

Jonas Oßwald, Studium in Freiburg und Wien, beschäftigt sich mit den Philosophien von Gilles Deleuze, Michel Foucault, Friedrich Nietzsche, William James, William S. Burroughs und KarlMarx. Neben seiner Arbeit an einer Dissertation zum philosophischen Verhältnis von Gilles Deleuze und Michel Foucault (ÖAW-DOC-Stipendium), fokussieren sich seine literarischen Versuche auf Figurenzeichnungen.

Web

https://univie.academia.edu/JonasOßwald

https://philosophie.univie.ac.at/institut/mitglieder/mitarbeiterdetailansicht/user/osswaldj34/inum/1097/backpid/52846/

Publikationen (Stand November 2018)

J. Oßwald. »Weder zur Furcht noch zur Hofnung besteht Grund«. In: lointain – Zeitschrift
für Philosophie (2018, im Druck)

J. Oßwald. »axel herman, 32«. In: Die Rampe – Hefte für Literatur 4 (2018, im Druck)

Vorträge (Stand November 2018)

J.Oßwald. Deleuze and the New Nietzschean Politics. Uncoding the Political. 24th International Conference of the Friedrich Nietzsche Society, Newcastle, UK. 2018

J. Oßwald. A Lion’s Shame. The Intolerable and All Too Perceptible. The Inhuman Gaze and Perceiving Otherwise, Paris, FR. 2018

J. Oßwald. Immanence and Intervention. AMethodology of the Aleatoric in Francis Bacon.
10th International Deleuze Studies Conference, Toronto, CA. 2017

E.-M. Aigner u. a. Echoraum/Art-Based Philosophy. Oskar nimmt Platz, Wien, AT. 2018 (Lecture Performance)

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