Titelbild von Paradoxien der Romantik  

Die Spur der Romantik in Wien
Anton Tantner

Es war im Frühjahr 1997, als mich meine Dissertationsbetreuerin Edith Saurer darauf ansprach, ob ich nicht bei einem Projekt zur Romantik in Wien mitarbeiten wolle, das von Wolfgang Müller-Funk konzipiert worden war. Neben Wolfgang Müller-Funk war noch Marcus Patka als Projektmitarbeiter vorgesehen, Edith Saurer und Wendelin Schmidt-Dengler sollten das Projekt leiten. Ich sagte zu, und Markus Patka und ich vervollständigten im Laufe des Sommers und Herbst 1997 den Projektantrag sowie seine Bibliographie, bevor dieser dann knapp vor Weihnachten 1997 beim FWF eingereicht wurde. Bis zur Bewilligung sollte einige Zeit vergehen; währenddessen bekam Patka einen fixen Job am Wiener Jüdischen Museum und an seiner Stelle folgte als Projektmitarbeiter Christian Aspalter, der bei Schmidt-Dengler an einer Dissertation über die Rhetorik des Bösen und Komischen im Wiener Volksstück arbeitete.
Im Februar 1999 war es dann soweit, der FWF bewilligte das Projekt und im April 1999 ging es offiziell los: Schnell war eine Projekt-Homepage erstellt, die eine erste Einführung in das Forschungsvorhaben lieferte, und Christian und ich begannen damit, die um 1800, 1810 in Wien erschienenen Zeitschriften durchzuschauen. Sie boten ausreichend Hinweise darauf, wie intensiv damals die Auseinandersetzung zwischen in Wien angesiedelten, oft spätjosephinisch und manchmal pro-napoleonisch ausgerichteten Intellektuellen und den aus Deutschland zugewanderten Romantikern tobte. Für letztere war die Habsburgermonarchie eine Art verheißungsvolles katholisches Land, das als einziges in Europa noch Widerstand gegen den verhassten Napoleon leisten konnte. Für mich waren die Sympathien von Anfang an recht klar verteilt, ich lernte die spätaufklärerischen, antiromantischen Intellektuellen wie Joseph Schreyvogel oder Joseph August Schultes schätzen, während ich für die katholisch gewordenen Romantiker wenig übrig hatte. Unsere Zeitschriftenrecherche war recht bald begleitet von Präsentationen erster Ergebnisse: Im Jänner 2000 stellten wir das Projekt am Institut für Geschichte in Wien vor, im Mai 2001 in Birmingham und London, im Oktober 2001 in Budapest (PDF). In Zusammenarbeit mit der Internet-Plattform Kakanien entstand somit auch eine erste Publikation:

Aspalter, Christian/Tantner, Anton: Vom "Gedräng an der Kirchthüre". Romantisches als Selbst- und Fremdbeobachtung in Wiener Zeitschriften, in: Kakanien. Internetplattform, 22.4.2002. (PDF)

Schon ziemlich am Ende des Projekts stand das Symposium "Die Spur der Romantik in Wien", das im April 2002 in Wien stattfand; mit Juni dieses Jahres sollte das Projekt offiziell enden; in der Folge sollten wir dann noch die Arbeitsmaterialien - nämlich die umfangreichen Exzerpte der durchgesehenen Zeitschriften - online zur Verfügung stellen. Wegen Problemen mit der Finanzierung vergingen dann noch etliche Jahre, bis die Abschlusspublikation erschien:

Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien: Wiener Universitätsverlag, 2006. (Homepage des Buchs mit Inhaltsverzeichnis)

Darin enthalten ist auch folgender Beitrag von Christian Aspalter und mir, der Aufschlussreiches über die romantische Aneignung des Stephandoms, der Montage des Blitzableiters auf eben denselben, österreichische Patrioten, die sich eine Kugel in den Kopf schiessen, und jene österreichischen Schriftsteller, die um 1810 emigrieren mussten, enthält:

Aspalter, Christian/Tantner, Anton: Ironieverlust und verleugnete Rezeption: Kontroversen um Romantik in Wiener Zeitschriften, in: Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien: Wiener Universitätsverlag, 2006, S. 47-120. (PDF)

Wer aktuelles aus dem Themenbereich des Projekts lesen möchte, sei auf die entsprechende Kategorie meines Weblogs verwiesen:

http://adresscomptoir.twoday.net/topics/Aufklaerung_Romantik/

 

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