Differentialpsychologische Aspekte der Informationsverarbeitung bei Speedwayfahrern


Diplomarbeit von Tyrväinen Sabine

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


Anhand psychologischer und ergopsychometrischer Testung wurde die Annahme überprüft, ob erfolgreiche Rennfahrer sowohl unter herkömmlichen neutralen Testbedingungen  als auch unter psychophysiologischer Belastung (Federhandgriff bzw. Fahrradergometer) eine bessere Aufmerksamkeits- und Informationsverarbeitungsleistung aufweisen als weniger erfolgreiche Rennfahrer. Die Messung der kognitiven Leistung erfolgte mittels Computer anhand der Aufmerksamkeitstestbatterie von Trimmel (in Vorbereitung) und dem Informationsverarbeitungsversuch (IVV) von Kainz (1990, zitiert nach Kamptner, 2000). Die Stichprobe bestand aus insgesamt 32 Profi-Speedwayfahrern aus sieben Nationen. Die, laut Weltrangliste besten Rennfahrer des Jahres 2001 und somit als erfolgreich geltende „Grand-Prix“ Teilnehmer (N = 16) wurden mit den als weniger erfolgreich eingestuften „non-Grand-Prix“ Teilnehmern (N = 16) im Hinblick auf Alter und Dauer der Profikarriere parallelisiert.
 Die einseitige Hypothesenprüfung erfolgte mittels Varianzanalysen für Messwiederholungen auf zwei Faktoren und t-Tests. In den Untertests zur konzentrativen Aufmerksamkeit (Buchstaben & Symbole) und geteilten Aufmerksamkeit konnte eine signifikant höhere Reaktionsgenauigkeit der erfolgreichen Sportler aufgezeigt werden. „GP“ Rennfahrer reagieren beim aktiven Suchen nach bestimmten Zielreizen mit „Bewegungs-Form“ Unterscheidung signifikant schneller als „non-GP“ Rennfahrer. In den Subtests zur antizipativen und objektbezogenen Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeitsfilter „Farbe-Form“ und „Farbe-Form-Bewegung“ sowie Vigilanz konnte keine signifikant bessere Leistung der erfolgreichen Sportler bestätigt werden. Es sollte allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Ergebnisse aus den 10 Untertests der Aufmerksamkeitstestbatterie zwar signifikant sind, jedoch einer Alpha-Adjustierung nicht standhalten.
 Anhand der ergopsychometrischen Testung konnten zahlreiche Annahmen bestätigt werden. Es zeigte sich, dass „GP“ Rennfahrer bereits unter psychologischen Neutralbedingungen eine signifikant (ohne Alpha-Adjustierung) und unter Belastung eine hoch signifikant bessere Fähigkeit zur Ausblendung eines Distraktors aufweisen. Die weniger erfolgreichen Sportler reagieren unter Belastung mit einer deutlicheren Reduktion der Entscheidungsgeschwindigkeit als erfolgreiche Sportler. Die Belastungstestung bezüglich der Informationsverarbeitungsleistung zeigte, dass „non-GP“ Rennfahrer unter Ruhe signifikant und unter erschwerter Bedingung, trotz nicht signifikant abweichender Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, hoch signifikant mehr Fehler produzieren als „GP“ Rennfahrer. Die erfolgreichen Sportler sind weniger informationsüberbelastet und überschreiten seltener die Grenze ihrer Verarbeitungskapazität. Die Vermutung, dass sich die Informationsverarbeitungsleistung der weniger erfolgreichen Sportler unter dem Effekt der körperlichen Beanspruchung in stärkerem Ausmaß verändert als bei erfolgreichen Sportlern konnte beim IVV nicht bestätigt werden.  Die Pulsfrequenzmessung zeigte auf, dass erfolgreiche Sportler unter Ruhe hoch signifikant niedrigere Pulsfrequenzwerte aufweisen als weniger erfolgreiche Sportler. Unter psychophysiologischer Belastung konnte, entgegen den Erwartungen, keine signifikant unterschiedlichen Pulsfrequenzen nachgewiesen werden.
Gerade im Leistungssport lassen sich durch die Testung der Sportler unter psychophysiologischer Belastung leistungsdiagnostisch relevante Aussagen treffen, die durch herkömmliche Testung unter Neutralbedingungen nicht gewährleistet sind. Hervorzuheben ist der besondere Umstand, dass es sich in der vorliegenden Arbeit um einen Vergleich von Spitzensportlern auf professionellem Niveau handelte und trotz nur geringer Unterschiede im Fertigkeitsniveau es möglich war mittels der Aufmerksamkeitstestbatterie von Trimmel (in Vorbereitung) und dem IVV von Kainz (1990, zitiert nach Kamptner, 2000) zwischen „GP“ Rennfahrern und „non-GP“ Rennfahrern zu differenzieren.
Ein Hauptziel der vorliegenden Arbeit war die praxisrelevante, wenn auch eher spezifische Umsetzbarkeit der vorliegenden Ergebnisse.