Anhand psychologischer und ergopsychometrischer Testung wurde die Annahme
überprüft, ob erfolgreiche Rennfahrer sowohl unter herkömmlichen
neutralen Testbedingungen als auch unter psychophysiologischer Belastung
(Federhandgriff bzw. Fahrradergometer) eine bessere Aufmerksamkeits- und
Informationsverarbeitungsleistung aufweisen als weniger erfolgreiche Rennfahrer.
Die Messung der kognitiven Leistung erfolgte mittels Computer anhand der
Aufmerksamkeitstestbatterie von Trimmel (in Vorbereitung) und dem Informationsverarbeitungsversuch
(IVV) von Kainz (1990, zitiert nach Kamptner, 2000). Die Stichprobe bestand
aus insgesamt 32 Profi-Speedwayfahrern aus sieben Nationen. Die, laut Weltrangliste
besten Rennfahrer des Jahres 2001 und somit als erfolgreich geltende „Grand-Prix“
Teilnehmer (N = 16) wurden mit den als weniger erfolgreich eingestuften
„non-Grand-Prix“ Teilnehmern (N = 16) im Hinblick auf Alter und Dauer der
Profikarriere parallelisiert.
Die einseitige Hypothesenprüfung erfolgte mittels Varianzanalysen
für Messwiederholungen auf zwei Faktoren und t-Tests. In den Untertests
zur konzentrativen Aufmerksamkeit (Buchstaben & Symbole) und geteilten
Aufmerksamkeit konnte eine signifikant höhere Reaktionsgenauigkeit
der erfolgreichen Sportler aufgezeigt werden. „GP“ Rennfahrer reagieren
beim aktiven Suchen nach bestimmten Zielreizen mit „Bewegungs-Form“ Unterscheidung
signifikant schneller als „non-GP“ Rennfahrer. In den Subtests zur antizipativen
und objektbezogenen Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeitsfilter „Farbe-Form“
und „Farbe-Form-Bewegung“ sowie Vigilanz konnte keine signifikant bessere
Leistung der erfolgreichen Sportler bestätigt werden. Es sollte allerdings
darauf hingewiesen werden, dass die Ergebnisse aus den 10 Untertests der
Aufmerksamkeitstestbatterie zwar signifikant sind, jedoch einer Alpha-Adjustierung
nicht standhalten.
Anhand der ergopsychometrischen Testung konnten zahlreiche Annahmen
bestätigt werden. Es zeigte sich, dass „GP“ Rennfahrer bereits unter
psychologischen Neutralbedingungen eine signifikant (ohne Alpha-Adjustierung)
und unter Belastung eine hoch signifikant bessere Fähigkeit zur Ausblendung
eines Distraktors aufweisen. Die weniger erfolgreichen Sportler reagieren
unter Belastung mit einer deutlicheren Reduktion der Entscheidungsgeschwindigkeit
als erfolgreiche Sportler. Die Belastungstestung bezüglich der Informationsverarbeitungsleistung
zeigte, dass „non-GP“ Rennfahrer unter Ruhe signifikant und unter erschwerter
Bedingung, trotz nicht signifikant abweichender Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit,
hoch signifikant mehr Fehler produzieren als „GP“ Rennfahrer. Die erfolgreichen
Sportler sind weniger informationsüberbelastet und überschreiten
seltener die Grenze ihrer Verarbeitungskapazität. Die Vermutung, dass
sich die Informationsverarbeitungsleistung der weniger erfolgreichen Sportler
unter dem Effekt der körperlichen Beanspruchung in stärkerem
Ausmaß verändert als bei erfolgreichen Sportlern konnte beim
IVV nicht bestätigt werden. Die Pulsfrequenzmessung zeigte auf,
dass erfolgreiche Sportler unter Ruhe hoch signifikant niedrigere Pulsfrequenzwerte
aufweisen als weniger erfolgreiche Sportler. Unter psychophysiologischer
Belastung konnte, entgegen den Erwartungen, keine signifikant unterschiedlichen
Pulsfrequenzen nachgewiesen werden.
Gerade im Leistungssport lassen sich durch die Testung der Sportler
unter psychophysiologischer Belastung leistungsdiagnostisch relevante Aussagen
treffen, die durch herkömmliche Testung unter Neutralbedingungen nicht
gewährleistet sind. Hervorzuheben ist der besondere Umstand, dass
es sich in der vorliegenden Arbeit um einen Vergleich von Spitzensportlern
auf professionellem Niveau handelte und trotz nur geringer Unterschiede
im Fertigkeitsniveau es möglich war mittels der Aufmerksamkeitstestbatterie
von Trimmel (in Vorbereitung) und dem IVV von Kainz (1990, zitiert nach
Kamptner, 2000) zwischen „GP“ Rennfahrern und „non-GP“ Rennfahrern zu differenzieren.
Ein Hauptziel der vorliegenden Arbeit war die praxisrelevante, wenn
auch eher spezifische Umsetzbarkeit der vorliegenden Ergebnisse.