Der 13. Mai 2003 brachte Wien nicht nur eine ungewöhnlich mächtige Demonstration (mindestens 100.000 Menschen marschierten ab 17:00 Uhr durch Wien und lähmten den öffentlichen Verkehr) sondern auch die heftigesten Unwetter der letzten Jahrzehnte. Dennoch erreichten fast 70 Elternvertreter/innen das "Goethe-Gymnasium" in der Astgasse 3 im 14. Bezirk. Wir wissen, dass viele, die kommen wollten, es nicht gewagt oder geschafft haben .. Wir wurden mit einem überwältigenden Show-Programm begrüßt. Teilweise von Schüler/innen selbst choreographiert, präsentierte die Musical-Gruppe des Goethe-Gymnasiums vier zündende Nummern.
 

Der Direktor der Schule, Herr HR. Dr. Gerd Schneider, begrüßte die Versammlung als ".. Geschäftsführer dieses Unternehmens" und bedauerte, dass er seinem eigentlichen Auftrag als pädagogischer Leiter einer höheren Schule im Vergleich zur wirtschaftlichen Erfordernissen nur unzureichend Zeit widmen könne. Am Beispiel der kreativen Potentiale, der weitreichenden Motivation und der differenzierten Begabungsförderung, die sich in den Darbietungen zeige, könne abgelesen werden, welche Möglichkeiten eine Schule bei ausreichender Ressourcenausstattung anbieten könnte. Im Bezug auf die zeitliche Reduktion des Stundenangebots wies er besonders darauf hin, dass moderne Unterrichtsformen wie Offenes Lernen unter diesen Rahmenbedingungen stark eingeschränkt werden müssten.

Anschließend übernahm Obfrau Dr. Christine Krawarik mit Vorstandsmitgliedern die Bühne. 
 

Frau Dr. Krawarik berichtete - wie in der Einladung angekündigt - kurz über die Anmeldesituation der 1. Klassen AHS sowie die geplanten Umsetzungen der Kooperativen Mittelschule (KMS) in Wien. Sie wies nachdrücklich auf die Problematik hin, dass Elternvereine immer wieder zur Einhebung von Beträgen im Namen der Schule angehalten würden, die vielfach nicht in Übereinstimmung mit dem Schulorganisationsgesetz und vereinsrechtlichen Ansprüchen stünden. Die Rechtsauffassung des Verbandes sei inzwischen durch den Stadtschulrat bestätigt. 
Anmerkung: Die Erarbeitung eines Leitfadens für Elternvereine wurde vor zwei Jahren im Auftrag des damaligen Präsidenten Dr. Scholz mit Mitarbeitern des Stadtschulrats für Wien begonnen, konnte aber bisher nicht abgeschlossen werden.

Derzeit laufen einige Verfahren zur Direktorenbestellung nach dem neuen Wiener Modell. Wie zu erwarten wurden in allen Fällen ein/e Lehrer/in als Assessor namens der Schulpartner entsandt. Eltern haben damit im neuen Modell eher an Einfluss und Einblick verloren.

Die Arbeit der der Schulpsychologie, Abteilung V am Stadtschulrat für Wien, wird von unserem Verband sehr geschätzt. Frau Dr. Krawarik musste berichten, dass nach Informationen der Abteilungsleiterin Frau Dr. Mathilde Zemann ein dramatischer Einbruch des Personalstandes im Lauf des Jahres 2003 absehbar sei, der wegen des aktuellen Aufnahmestopps im Öffentlichen Dienst vom Amt nicht ausgeglichen werde. Der Verband der Elternvereine an den höheren und mittleren Schulen Wiens werde sich in dieser Angelegenheit an die zuständige Instanz wenden. 
Aktuelle Informationen zu den Aufgaben der Schulpsychologie, zur Personalsituation und den speziellen Erfordernissen im Bundesland Wien sindzusammengestellt.

Die Zahl der Abonnenten der Zeitung "Elternhaus - Höhere Schule" hat sich im laufenden Schuljahr dramatisch verrringert. Aufgrund der gestiegenen Gestehungs- und Portokosten muss die Weiterführung dieser Publikation in Frage gestellt werden. Die nächste Nummer wird in jedem Fall in gewohnter Weise erscheinen. Der Vorstand wird für das Schuljahr 2003/04 noch vor der Hauptversammlung über die weitere Vorgangsweise entscheiden.

Aus der anschließenden Diskussion bleibt der Eindruck, dass die Aktualität eines "News-Letter" kombiniert mit der aktuellen WWW-Seite hohe Akzeptanz findet und von den Anwesenden bevorzugt wird, aber weiterhin eine "Papierpublikation" an die Eltern der Erstklassler ausgehändigt werden soll.

Über die Verordnung zur Schülerentlastung und Rechtsbereinigung, die von Bundesministerin Gehrer am 8. Mai unterzeichnet wurde, entwickelte sich - wie erwartet - eine heftige Diskussion. Frau Dr. Krawarik berichtete von den intensiven Kontakten der Schulpartner und der vollständigen Übereinstimmung aller Eltern- und Familienverbände, die Stellungnahmen zum Begutachtungsentwurf vorgelegt hätten. Auch habe die Ministerin in der Sitzung des Elternbeirates am 24. April manchen Einwänden der Eltern zugestimmt, doch sei offensichtlich die Einhaltung der Budgetdisziplin ausschlaggebend geblieben.

In der Diskussion wurden Beispiele vorgelegt, wie die Stundentafeln des bm:bwk an BHS gerade in den fachspezifischen Schwerpunkten Einschnitte vorsehen. Mehrere Schulautonome Schwerpunkte sind durch die subsidiäre Stundentafel gefährdet. Die Vorbereitungen für die "Neue Oberstufe", die an einigen AHS schon weit vorgeschritten sind, werden durch diese Verordnung großteils obsolet.

Obwohl die genannte Verodnung noch nicht rechtskräftig verlautbart ist, sehen sich die Schulpartner gezwungen, an deren Umsetzung zu arbeiten. Allen Anwesenden war klar, dass die gewünschte Aussetzung der verordneten Maßnahmen nicht mehr zu erreichen sein dürfte. In den Wortmeldungen wurde die Vorgangsweise des Ministeriums einmütig abgelehnt, auch wenn der Stundenreduktion an sich teilweise zugestimmt wurde. Divergierende Überlegungen zur Umsetzung kamen zur Sprache. Die Schaffung schulautonomer Stundentafeln wurde von den meisten Elternvertreter/innen skeptisch beurteilt, da hier zusätzliche Übertrittsprobleme beim Schulwechsel erwartet werden. Weiters meinten einige, eine schulautonome Entscheidung durch den SGA bedeute eine aktive Übernahme der Verantwortung, die eigentlich beim Ministerium liegen müsste. Fraglos werden solche Lösungen dort erfoderlich, wo geschaffene Schwerpunkte in Gefahr kommen.

Die Diskussion musste wegen der fortgeschrittenen Zeit beendet werden, obwohl wir noch keinen konkreten Aktionsplan verabschiedet hatten. Es ist jedoch klar, dass die überwiegende Mehrheit der Elternvereine eine Aktion wünscht, mit der die Unzufriedenheit der Eltern mit der Entwicklung der Schulgesetze unübersehbar, also medienwirksam, dargestellt wird. Diese Aktion sollte unbedingt noch vor den Sommerferien abgehalten werden, um den Bezug zum Anlass zu behalten. Der Vorstand wird in seiner nächsten Sitzung eine Vorgangsweise beschließen. Folgende Vorschläge (die ich mir gemerkt habe ...) wurden (unter anderem) genannt:

• "Begräbnis der Bildung" am Minoritenplatz
• Speakers' Corner oder eine ähnliche Aktion, nach Möglichkeit vor dem Ministerium
• Elternstreik: Eltern besuchen die Schule anstatt ihrer Kinder
• Flohmarkt mit "Versatzstücken" aus der Schule zur "Finanzierung des Betriebes"
• Eltern oder Schulpartner laden zum Runden Tisch (Aufgaben und Ziele des österreichischen Bildungssystems)

Namens aller Gäste danken wir dem Goethe-Gymnasium für die Gastfreundschaft und die erfreuliche Präsentation einer lebendigen Schulgemeinschaft, wie wir sie uns an vielen Schulen Wiens wünschen würden.