Array-Syntax in F

Arrays als eigener Datentyp

Arrays sind in F ein- bis siebendimensionale rechteckige Anordnungen (Vektoren, Matrizen, ...) von Daten desselben Typs. Wie in anderen Programmiersprachen auch, können Arrays elementweise, durch Angabe der Indizes in den einzelnen Dimensionen, angesprochen und die Array-Elemente wie gewöhnliche skalare Variablen in Ausdrücken, Zuweisungen und Prozeduraufrufen verwendet werden. Darüber hinaus gibt es in F aber auch noch die Möglichkeit, mit Arrays im ganzen zu operieren. Dadurch entfällt oft die Notwendigkeit, do-Schleifen explizit auszuprogrammieren, und es entsteht ein wesentlich dichterer Code. Dies ist vor allem bei der Implementation von Vektor- und Matrix-orientierten Algorithmen der Linearen Algebra, bei der Lösung partieller Differentialgleichungen und in der Bildverarbeitung von Vorteil.
Arrays können in F, ohne Angabe von Indizes, in Ausdrücken sowie auf der rechten und linken Seite von Zuweisungen vorkommen. Damit wird in Kurzschreibweise angedeutet, daß die betreffenden Operationen elementweise auf einander ensprechende Elemente der Arrays anzuwenden sind. Natürlich müssen dazu Rang (Anzahl der Dimensionen) und Anzahl der Elemente der beteiligten Arrays übereinstimmen. Eine Ausnahme bilden Skalare, die auf der rechten Seite von Zuweisungen zu Arrays der passenden Größe ergänzt werden.
Es seien z.B. die Definitionen
integer::i,j,j1,j2,j3
integer,dimension(5)::iv
real::s
real,dimension(10)::u,v,w
real,dimension(10,10)::a,b,c
gegeben. Dann ist
u=v+w
die "Vektoraddition", die man sonst mit Hilfe einer Schleife als
do i=1,10
     u(i)=v(i)+w(i)
end do
schreiben müßte. Hingegen ist
a=b*c
keine Matrixmultiplikation (dafür gibt es eine eigene Funktion matmul), sondern das elementweise Produkt von b und c
do i=1,10
     do j=1,10
          a(i,j)=b(i,j)*c(i,j)
     end do
end do
Der Befehl
u=v+s
addiert den Skalar s zu allen Elementen des Vektors v.
Alle eingebauten Funktionen, bei denen dies sinnvoll ist, sind "elementweise" definiert, d.h. ruft man sie mit einem Argument vom Typ Array auf, so liefern sie auch ein Resultat vom entsprechenden Rang, bestehend aus der Anwendung der Funktion auf die einzelnen Elemente des Argument-Arrays. So ist z.B.
u=sin(w)
wieder äquivalent zu
do i=1,10
     u(i)=sin(w(i))
end do
Sowohl eingebaute als auch selbst geschriebene Funktionen dürfen Array-wertig sein, egal ob sie elementweise oder allgemeiner definiert sind; z.B. könnte man eine Funktion zur Invertierung quadratischer Matrizen schreiben, die den "Funktionswert"-also die Inverse der übergebenen Matrix-als ein Objekt vom Typ Matrix zurückgibt.
Auch bei der Ein- und Ausgabe können Arrays im ganzen angesprochen werden. So gibt etwa
write(unit=*,fmt=*) a
alle Elemente der Matrix a aus, allerdings in der Reihenfolge, in der Arrays in F intern gespeichert sind (also im Fall von Matrizen spaltenweise fortlaufend).

Teilobjekte

Durch die Angabe von Indizes oder Indexbereichen ist es möglich, auch Teilbereiche von Arrays mit Hilfe einer Kurzschreibweise anzusprechen.
Mit den Definitionen von vorhin ist zunächst
a(i,j)
ein einzelnes, skalares Element der Matrix a. Indexbereiche können mittels der ":"-Notation angegeben werden, wobei
a(:,:)
für die ganze Matrix steht (also äquivalent zu "a"). Der i-te Zeilen- und j-te Spaltenvektor können mit Hilfe von
a(i,:) bzw. a(:,j)
selektiert und wie gewöhnliche eindimensionale Arrays verwendet werden. So wäre z.B. in
u=a(:,2)+a(:,3)
u die Summe aus dem zweiten und dritten Spaltenvektor von a. Ausschnitte aus Zeilen oder Spalten werden mit einer do-Schleifen-artigen Notation angegeben:
a(i,j1:j2:j3)
steht für alle Elemente der i-ten Zeile von a mit Spaltenindex von j1 bis j2 in Schritten von j3 (wenn :j3 fehlt, wird als Schrittweite 1 angenommen).
a(i,:j2) und a(i,j1:)
stehen für alle Elemente mit zweitem Index kleiner gleich j2 bzw. größer gleich j1.
An Stelle von i, j1, j2, usw. können im allgemeinen natürlich ganzzahlige Ausdrücke treten. Außerdem kann in mehreren Dimensionen gleichzeitig selektiert werden; z.B. ist
a(:2,3:5)
eine 2*3 Teilmatrix von a. Zusätzlich zur Schleifenform können Elemente auch noch mit Hilfe eines (eindimensionalen) Indexvektors ausgewählt werden:
a(iv,j)
(Wenn diese Konstruktion auf der linken Seite einer Zuweisung steht, darf allerdings in iv kein Index mehr als einmal vorkommen.)

Die where-Konstruktion

Es kommt oft vor, daß Operationen nur für bestimmte Elemente eines Arrays ausgeführt werden sollen, um z.B. Division durch Null oder illegale Funktionsauswertungen zu vermeiden. Bei konventioneller Schleifenprogrammierung erfolgt dies in der Regel mit if-Blöcken innerhalb der Schleife über die Array-Elemente. In F lassen sich derartige Masken kompakt mit der where-Konstruktion ausdrücken.
where(log_array_expr)
     array_assignments_true
elsewhere
     array_assignments_false
endwhere
Dabei ist log_array_expr ein Array-wertiger logischer Ausdruck, und die Operationen und Zuweisungen in den array_assignments_true (array_assignments_false) werden nur für jene Array-Elemente durchgeführt, für die die entsprechenden Elemente im logischen Ausdruck wahr (falsch) sind. Der elsewhere-Zweig kann auch fehlen. Natürlich müssen die Dimensionen der Arrays im logischen Ausdruck und in den Zuweisungen übereinstimmen.
Das folgende Beispiel, in dem a und b entsprechend dimensionierte Arrays vom Typ real seien, zeigt, wie man es vermeidet, die Wurzel aus einer negativen Zahl zu ziehen.
where(b>0.0)
     a=sqrt(b)
elsewhere
     a=0.0
endwhere

Array-spezifische Funktionen

Neben den elementweise definierten Funktionen gibt es noch eine Reihe von Prozeduren zur Abfrage der Eigenschaften und zur allgemeinen Manipulation von Arrays. Es werden hier nur die wichtigsten angeführt.
Eigenschaften  
Die Funktion
size(array [,dim])
liefert die Anzahl der Elemente des Arrays array, bzw. wenn das optionale Argument dim spezifiziert ist, die Anzahl der Elemente in der Dimension dim. Das Resultat von
shape(array)
ist ein Vektor vom Typ integer, dessen Komponenten die Anzahl der Elemente von array in den einzelnen Dimensionen angeben. Analog liefern
lbound(array [,dim])
und
ubound(array [,dim])
wenn dim fehlt, integer-Vektoren mit den unteren bzw. oberen Grenzen der Indizes in den einzelnen Dimension von array, sonst die untere bzw. obere Grenze in der Dimension dim.
Rang-verändernde Funktionen  
Die Funktionen
sum(array ,[dim])
und
product(array ,[dim])
liefern Summe und Produkt aller Elemente von array bzw., wenn das optionale Argument dim angegeben wird, ein Objekt mit einem um 1 kleineren Rang als array, bestehend aus der Summe (dem Produkt) der Elemente in der Dimension dim. [Ist z.B.  a wieder die 10*10 Matrix von vorhin, so wäre sum(a,2) ein Vektor, bestehend aus den Zeilensummen von a.] Analog liefern
maxval(array ,[dim])
und
minval(array ,[dim])
Maximum und Minimum der Elemente von array bzw. ein Unter-Array, bestehend aus den Maxima (Minima) in der Dimension dim des Originals. [Für die Matrix a wäre also maxval(a,2) der Vektor der Zeilenmaxima.]
[Um herauszufinden, wo in array Maximum oder Minimum auftreten, gibt es die Funktionen
maxloc(array)
und
minloc(array)
Das Resultat ist ein integer-Vektor mit den Indizes des maximalen (minimalen) Elements.]
Die Funktion
spread(array ,dim , copies)
erhöht den Rang von array um 1, indem entlang der Dimension dim eine Anzahl copies von Kopien angelegt wird. [Ist also u ein Vektor mit 10 Elementen, so macht spread(u,2,3) daraus eine 10*3 Matrix, deren Spaltenvektoren Kopien von u sind.]
Die Funktion
reshape(array ,shape [,...])
transformiert array in ein Objekt, dessen Dimensionen durch die Elemente des integer-Vektors shape bestimmt sind. (Die Transformation kann auch noch durch weitere optionale Parameter modifiziert werden.)
Spezielle Matrix- und Vektorfunktionen  
Das Skalarprodukt von zwei Vektoren vector_1 und vector_2 erhält man mittels
dot_product(vector_1 ,vector_2)
wobei vector_1 und vector_2 dieselbe Anzahl von Elementen haben müssen.
Die Matrixmultiplikation (im üblichen Sinn) zweier Matrizen matrix_1 und matrix_2 bewerkstelligt man mit
matmul(matrix_1 ,matrix_2)
Hier muß natürlich die zweite Dimension von matrix_1 mit der ersten von matrix_2 übereinstimmen.
Die Transponierte einer Matrix matrix erhält man mit
transpose(matrix)

Array-Konstruktoren

Arrays von Konstanten kann man mit Hilfe von Array-Konstruktoren erzeugen. Das sind eindimensionale Listen von Elementen desselben Typs
(/element_1 ,element_2 ,.../)
wobei element_1, element_2, usw. Konstante oder "implizite do-Schleifen" der Form
(expr ,int_variable= start ,end [,step ])
sind. Im letzteren Fall ist int_variable eine Variable vom Typ integer, die (wenn angegeben, in Schritten von step) von start bis end läuft, und expr ein von der Laufvariablen abhängiger Ausdruck. Zum Beispiel:
(/1,2,3,5,8,13/)
(/(1.0/(1.0+real(i)**2),i=0,10)/)
Um auf diese Art mehrdimensionale Arrays zu erzeugen, verwendet man die reshape-Funktion, wobei zu beachten ist, wie in F mehrdimensionale Objekte im Speicher angeordnet werden. So ergibt
reshape((/(k=2,12,2)/),(/2,3/))
die Matrix
æ
ç
ç
è
2
6
10
4
8
12
ö
÷
÷
ø



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On 2 Jun 2005, 12:27.