Die Fourier-Transformation ist eines der wichtigsten Instrumente zur Behandlung linearer Systeme, seien es gewöhnliche oder partielle lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten, Anwendungen in der Signalverarbeitung, Bildrekonstruktion oder Computertomographie. Während für das Arbeiten mit formalen Methoden entscheidend ist, daß durch Fourier-Transformation komplizierte Operationen wie Differentiation, Integration oder Faltung in einfachere wie Multiplikation und Division übergehen, kommt bei numerischen Anwendungen noch dazu, daß es einen äußerst effizienten Algorithmus zur praktischen Berechnung von Fourier-Transformierten gibt, nämlich die sogenannte ``schnelle'' Fourier-Transformation (Fast Fourier Transform, FFT).
Durch die Fourier-Transformation wird einem Satz von Ausgangsdaten ein gleichwertiger Satz von transformierten Daten zugeordnet. Man nennt dabei den Raum der Ausgangsdaten den Realraum, den Raum der transformierten Daten aber den Fourier-Raum. Je nach der Beschaffenheit der Daten unterscheidet man drei Arten der Fourier-Transformation:
Wir wollen hier nur Fourier-Reihen, d.h. die Darstellung von Funktionen auf einem endlichen Intervall durch trigonometrische Funktionen, betrachten.
Es sei f(x) eine hinreichend glatte, komplexwertige Funktion über dem Intervall [-L/2,L/2]. Dann läßt sich f(x) als Fourier-Reihe
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Die obige Schreibweise ist üblich, wenn es sich bei x um eine Ortsvariable handelt. Ist die unabhängige Variable die Zeit t, so wird für die Länge des Grundintervalls T verwendet, und an die Stelle der Wellenzahlen kn treten die diskreten Frequenzen wn=2pn/T.
Wenn f(x) im Intervall [-L/2,L/2] stetig ist und die Funktionswerte am linken und rechten Rand des Intervalls übereinstimmen, dann konvergiert die Fourier-Reihe punktweise gegen die ursprüngliche Funktion. Ist f(x) stetig bis auf endlich viele Sprungstellen, so konvergiert an diesen Sprungstellen die Fourier-Reihe gegen den Mittelwert aus linkem und rechtem Grenzwert von f(x). Man kann Fourier-Reihen aber auch für allgemeinere Funktionen definieren, wobei das Gleichheitszeichen dann in einem eingeschränkten Sinn gilt.
Die Wellenzahlen kn sind so beschaffen, daß die Funktionen eiknx periodisch sind mit Periode L. Die Fourier-Reihe ist dann als Summe periodischer Funktionen natürlich ebenfalls periodisch. Wenn f(x) selbst schon periodisch war, dann gilt die Darstellung durch die Fourier-Reihe auf der ganzen reellen Achse. Ist f(x) nicht periodisch oder für x Ï [-L/2,L/2] gar nicht erklärt, so definiert die Fourier-Reihe eine periodische Fortsetzung von f(x) außerhalb des Grundintervalls.
Differentiation und Integration
Unter der Annahme, daß Differentiation und Summation vertauscht werden dürfen, ergibt sich durch Differenzieren der Fourier-Reihe
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Man sagt daher, daß beim Übergang in den Fourier-Raum Differentiation in Multiplikation (mit ikn) übergeht. Da Differentiation und Integration zu einander inverse Operationen sind, sollte analog der Integration im Realraum die Division (durch ikn) im Fourier-Raum entsprechen. Die letztere Aussage gilt allerdings nur für Funktionen mit c0=0. Tatsächlich ist aber eines der wichtigsten Anwendungsgebiete der Fourier-Transformation die ``Integration'' von Differentialgleichungen.
Reellwertige Funktionen
Ist f(x) eine reellwertige Funktion, so gilt
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Für reellwertige Funktionen setzt man daher oft
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Um die Heaviside-Funktion (Stufenfunktion)
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Da diese Funktion ungerade ist [d.h. f(-x)=-f(x)], dürfen in der Reihenentwicklung von f(x) ebenfalls nur ungerade Funktionen, nämlich Sinus-Terme, vorkommen. Die Fourier-Darstellung von f(x) muß also die Form
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Die Heaviside-Funktion ist, was die Berechnung der Fourier-Koeffizienten betrifft, zwar eines der einfachsten Beispiele für Fourier-Reihen, sie hat aber den Schönheitsfehler, daß sich zwei Unstetigkeiten im Intervall befinden, nämlich die eigentliche Sprungstelle bei x=0 und die Unstetigkeit, die dadurch zustande kommt, daß die Funktionswerte bei x=±L/2 nicht übereinstimmen. Man wird daher erwarten, daß die Fourier-Reihe für alle anderen Werte von x punktweise gegen H(x) konvergiert, an den Sprungstellen jedoch jeweils zum Mittelwert aus linkem und rechtem Grenzwert.
Wenn man, wie in der Praxis unvermeidlich, die Fourier-Reihe durch eine Summe von endlich vielen Termen approximiert, beobachtet man außerdem, daß beiderseits von Sprungstellen ``gedämpfte Oszillationen'' auftreten, die zwar auf einen Bereich beschränkt sind, der umso enger an die Sprungstelle heranrückt, je mehr Terme man in der Summe berücksichtigt, die Maximalamplitude dieser Oszillationen bleibt aber konstant. Diese Erscheinung, die man das Gibbs'sche Phänomen nennt, tritt nicht nur bei der Heaviside-Funktion, sondern auch bei anderen Funktionen mit Sprungstellen auf.
Die Tatsache, daß Differentiation durch Fourier-Transformation in Multiplikation übergeht, kann man dazu verwenden, lineare Differentialgleichungen durch einen Fourier-Ansatz zu lösen, wenn sich die Randbedingungen dafür eignen. Dies soll am Beispiel der eindimensionalen Wellengleichung für die gezupfte Saite illustriert werden.
Die eindimensionale Wellengleichung für die Auslenkung u(x,t) einer bei x=0 und x=L eingespannten Saite ist
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Die Randbedingungen implementiert man am besten, indem man u(x,t) nicht auf [0,L], sondern auf dem doppelten Intervall [-L,L] betrachtet und u(x,t) für x < 0 ungerade fortsetzt. In diesem Fall kann man nämlich, analog zum Beispiel der Heaviside-Funktion, die Lösung für jeden festen Zeitpunkt t in eine Sinus-Reihe bezüglich x entwickeln
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Wenn man diese Fourier-Reihe in die Differentialgleichung einsetzt und gliedweise differenziert, erhält man
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Das Verhalten linearer Systeme unter periodischer Anregung kann ebenfalls mit Hilfe von Fourier-Reihen untersucht werden. Als einfachstes Beispiel betrachten wir einen elektrischen Schaltkreis, bestehend aus einer Induktivität L, einem Widerstand R und einer Spannungsquelle U(t). Der Strom I(t) in diesem RL-Kreis gehorcht der Differentialgleichung
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Wenn die angelegte Spannung periodisch in der Zeit (mit Periode T) ist und etwaige Einschaltvorgänge so weit in der Vergangenheit liegen, daß ihr Einfluß vernachlässigbar ist, dann wird auch der Strom periodisch sein. Statt eine Anfangsbedingung vorzugeben, wird also hier verlangt, daß I(t) periodisch sein soll. In diesem Fall liegt es nahe, sowohl Strom als auch Spannung in Fourier-Reihen zu entwickeln
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Das Lösungsverfahren besteht also aus den Schritten:
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Für U(t) können beliebige periodische Signale vorgegeben werden, die eine Fourier-Reihe besitzen.
Besteht U(t) z.B. aus positiven Halbwellen mit Maximalamplitude Umax,
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