Universität Wien

Franz Martin Wimmer

Geschichtsphilosophie: Verstehen vs Erklären

Vorlesungen zur Geschichtsphilosophie WS 2013

Übersicht gesamt:

1. Vorlesung: Begriffliches, Bedeutungen von "Geschichte", Geschichtstheorie als Theorie von "stories" (H. White)
2. Vorlesung: Thema 1: Vorstellungen zum Verlauf von Geschichte
3. Vorlesung: Thema 2: Akteure und Faktoren
4. Vorlesung: Thema 3: Annahmen von Gesetzmäßigkeiten
5. Vorlesung: Thema 4: Erkennbarkeit - idiographisch vs nomothethisch
6. Vorlesung: Thema 5: Erklärbarkeit - hermeneutisch vs szientistisch
7. Vorlesung: Thema 6: Perspektivität und Objektivität

Sechste Vorlesung (10. und 17. 12. 2013)

Übersicht der sechsten Vorlesung:
Verstehen | Erklären | Poppers Historizismus-Kritik

Kontext:
In dieser Vorlesung wird das Thema - Verstehen versus Erklären - an einer theoriegeschichtlichen Stelle vorgestellt, nämlich Ende der 1940er Jahre, die drei Merkmalen entspricht:
- In zwei Diskurs-Richtungen wird die Frage kontrovers und noch unabhängig von der jeweils anderen diskutiert, einerseits in der (deutschsprachigen) Hermeneutik, andererseits in der (vorwiegend englischsprachigen) analytischen Wissenschaftstheorie. Fast gleichzeitig erscheinen zwei Veröffentlichungen, in denen die Kontroverse über den Begriff des "Verstehens" als Methode deutlich wird:
- Zwei kritisch-geschichtsphilosophische Werke von Popper liegen vor, worin (auch) dieses Thema behandelt wird:

- Die Neuorientierung der Hermeneutik-Debatte auch in diesem Thema liegt noch in der Zukunft. Sie wird nachhaltig bestimmt sein durch


"Verstehen" als ein Erkenntnismittel von "Geisteswissenschaften"
Im ersten Teil der Vorlesung werden die Auffassungen zum Begriff des "Verstehens" (als Verfahren in Wissenschaften) nach Abel und Bollnow einander nach fünf Fragestellungen gegenüber gestellt:

nach Abel 1948: menschliches Verhalten
nach Bollnow 1949: sinntragende Äußerungen von Menschen

nach Abel 1948: heuristische Funktion, mögliche Grundlage für Hypothesenbildung
nach Bollnow 1949: Kontrolle für Kommunikation

nach Abel 1948: unerwartetes, irritierendes Verhalten, von Normalität abweichend
nach Bollnow 1949: jeder Akt von, jedes Zeugnis für Kommunikation

nach Abel 1948: Verstehen gibt kein Kriterium für Wahrheit oder Falschheit irgendeiner Hypothese ab
nach Bollnow 1949: Übereinstimmung mit (nicht: in) der Sache, über die in einer Kommunikation etwas geäußert wird

nach Abel 1948:  Internalisierbarkeit von Verhaltensmaximen auf Seite des Beobachtenden/Verstehenden
nach Bollnow 1949: Unkenntnis der Sache, über die etwas geäußert wird, auf Seite des Beobachtenden/Verstehenden

PRÜFUNGSRELEVANT ZU THEMA 5a:
Franz Martin Wimmer: Verstehen, Beschreiben, Erklären. Zur Problematik geschichtlicher Ereignisse. Freiburg i.Br.: Alber, 1978. S. 20-58; 141-204


Erklären als gemeinsames Merkmal aller, auch historischer Wissenschaften

Subsumtionsmodell wissenschaftlicher Erklärung

Problematisierungen

PRÜFUNGSRELEVANT ZU THEMA 5b:
Franz Martin Wimmer: Verstehen, Beschreiben, Erklären. Zur Problematik geschichtlicher Ereignisse. Freiburg i.Br.: Alber, 1978. S. 59-69; 112-140


Karl R. Poppers Historizismus-Kritik

Unter der Kennzeichnung einer bestimmten Art von Theorien über Geschichte als "Historizismus" (englisch: "historicism") bestreitet Popper die Möglichkeit solcher Theorien, die er vor allem bei Platon, Hegel, Marx, aber auch im Evolutionsverständnis des Sozialdarwinismus vorzufinden behauptet. Auf Poppers Interpretationen dieser Autoren und Theoreme wird hier nicht eingegangen, sondern nur sein Begriff von "Historizismus" und die nach Popper entscheidenden Argumente für dessen Unhaltbarkeit diskutiert. Zitate daraus sind hier von:
    Karl Raimund Popper: Das Elend des Historizismus. 2.unv. Aufl. 1969 (EH)

Fatalerweise muss dabei auf einen rein sprachlichen Umstand (bzw. einen Umstand der Wortverwendung) zuerst hingewiesen werden: der Terminus "Historizismus" war im Deutschen neu und wurde von Popper eingeführt. Der entsprechende (und von Popper verwendete) Terminus im Englischen ("historicism") war dagegen nicht neu, man bezeichnete jedoch damals (und bezeichnet damit auch noch heute) im Englischen etwas völlig Anderes, wofür im Deutschen der Terminus "Historismus" gebräuchlich war und ist. Die derzeitigen Diskussionen zu diesen Wortverwendungen im Deutschen und Englischen bei den entsprechenden Einträgen der englischen und der deutschen Wikipedia sind hinreichend, um zu sehen, dass daraus eine gewisse Verwirrung entstanden ist.
Der Term "Historismus" wird auch zur Kennzeichnung bestimmter architektonischer oder generell kunstschaffender Trends verwendet, die ein starkes Zitierverhalten von als klassisch aufgefassten Stilen auszeichnet; die Wiener Ringstraße bietet dafür ausreichend Beispiele. Und auch dafür verwendet das Englische "historicism". Desgleichen bezeichnet "Historismus" eine bestimmte Richtung der Nationalökonomie im 19. Jahrhundert, die bspw. Carl Menger 1884 zum Gegenstand seiner Kritik gemacht hat.
Davon ist hier nicht die Rede, sondern nur von Historismus bzw. von Historizismus als Theoriekonzept zum Erfassen und/oder zum Erklären von Geschichte.

Historismus in diesem Sinn wurde als Term (von Friedrich Schlegel) in der Zeit der deutschen Romantik zuerst verwendet, um eine Einstellung zu Werken und Zeugnissen der Vergangenheit zu kennzeichnen, die beispielsweise der Kunsthistoriker Winckelmann zum Ausdruck gebracht hatte, wenn er davor warnte, die Kulturschöpfungen einer Epoche oder eines Volkes (z.B. der Ägypter) mit den Maßstäben einer anderen Epoche oder eines anderen Volkes (z.B. der Griechen) zu messen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Leopold von Ranke der herausragende Vertreter eines Historismus, er fasst dessen Idee so zusammen:

... jede Epoche ist unmittelbar zu Gott, und ihr Wert beruht gar nicht auf dem, was aus ihr hervorgeht, sondern in ihrer Existenz selbst, in ihrem eigenen Selbst. Dadurch bekommt die Betrachtung der Historie, und zwar des individuellen Lebens in der Historie, einen ganz eigentümlichen Reiz, indem nun jede Epoche als etwas für sich Gültiges angesehen werden muß und der Betrachtung höchst würdig erscheint.

Der Historismus in diesem Sinn geriet im frühen 20. Jahrhundert in eine Krise, wie sie z.B. der Historiker Troeltsch beschrieben hat, vgl.
Ernst Troeltsch: Der Historismus und seine Überwindung. 5 Vorträge. Hg.: Friedrich von Hügel. Aalen: Scientia, 1966. (Erstdruck: 1924)

Was Popper als Historizismus vorstellt und kritisiert, ist etwas ganz Anderes. Es gibt, so sagt er, Geschichts- und Sozialwissenschaft, die unter der Voraussetzung getrieben wird, echte Entwicklungsgesetze in der menschlichen Geschichte finden zu können, wodurch Voraussagen möglich sind. "Wenn es der Astronomie möglich ist, Sonnenfinsternisse vorherzusagen, warum sollte es der Soziologie nicht möglich sein, Revolutionen vorherzusagen?" - so umschreibt Popper eine - illusorische - Hoffnung, die geistesgeschichtlich tatsächlich zuweilen auch so formuliert worden ist. Ein relativ früher wörtlicher Beleg - noch bevor die "Sozio-Logie" als solche benannt wurde, findet sich etwa bei J. G. Herder, der zwar nicht behauptet hatte, eine derartige Wissenschaft gebe es schon, aber sehr wohl, dass sie erwartbar sei:

“Jahrtausende hindurch hielt man unsere Sonne und alle Fixsterne für stillstehend; ein glückliches Fernrohr läßt uns jetzt an ihrem Fortrücken nicht mehr zweifeln. So wird einst eine genauere Zusammenhaltung der Perioden in der Geschichte unseres Geschlechts uns diese hoffnungsvolle Wahrheit [des Fortschritts, fmw] nicht nur oben hin zeigen, sondern es werden sich trotz aller scheinbaren Unordnung die Gesetze berechnen lassen, nach welchen kraft der Natur des Menschen dieser Fortgang geschieht.” (Herder, Ideen zur Geschichte der Philosophie der Menschheit 1784-91)

Derartiges also nennt Popper HISTORIZISMUS:

... daß ich unter "Historizismus" jene Einstellung zu den Sozialwissenschaften verstehe, die annimmt, daß historische  Voraussage deren Hauptziel bildet und daß sich dieses Ziel dadurch erreichen läßt, daß man die "Rhythmen" oder "Patterns", die "Gesetze" oder "Trends" entdeckt, die der geschichtlichen Entwicklung zugrunde liegen ... (EH, 2)

Popper denkt hier an Theoretiker wie Comte, wobei dieses "Anwachsen des menschlichen Wissens" unilinear, in einem einzigen Entwicklungsprozess gesehen wird, der zudem als unumkehrbar aufgefasst wird. Der Verweis auf Theorien, wonach "unsere Ideen ... nur Nebenprodukte ... materieller Entwicklungen" seien, bezieht sich offenkundig auf den auf Marx und Engels aufbauenden Dialektischen und Historischen Materialismus, wonach Denken als Epiphänomen von Materie angesehen wird.
Zyklische Auffassungen - auch solche, die wie bei Spengler oder Toynbee mehrere Entwicklungsprozesse von "Kulturen" annehmen (s.u.) - entgehen diesem Argument. Es ist auch fraglich, ob ein popper'scher Historizismus in Reinform je vertreten worden ist. Klar ist, dass Popper sich z.B. auf Hegel, Marx etc., aber auch Toynbee bezieht. Sie alle lassen aber die konkrete Zukunft offen.
Dennoch: insbesondere das "logische Argument", das Popper vorträgt scheint schlüssig. Es besagt, dass es keine rein nomothetische Geschichtswissenschaft gibt. Gründe:  Idiographische Elemente, Nebenfolgen, Nicht-reproduzierbarer Effekt, Unmöglichkeit von Experimenten, bzw. self-fulfilling und self-destroying)) 

Gegen die Berechtigung einer derartigen "Einstellung zu den Sozialwissenschaften" bringt Popper zwei Argumente vor:

Mein Gedankengang läßt sich in folgenden fünf Sätzen zusammenfassen:
(1) Der Verlauf der menschlichen Geschichte wird durch das Anwachsen des menschlichen Wissens stark beeinflußt. (Die Wahrheit dieser Prämisse müssen auch jene zugeben, die in unseren Ideen mit Einschluss der wissenschaftlichen Ideen nur Nebenprodukte irgendwelcher materieller Entwicklungen sehen.)
(2) Wir können mit rational-wissenschaftlichen Methoden das zukünftige Anwachsen unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht vorhersagen.
(3) Daher können wir den zukünftigen Verlauf der menschlichen Geschichte nicht vorhersagen. (EH, ix)
(4) Das bedeutet, daß wir die Möglichkeit einer theoretischen Geschichtswissenschaft verneinen müssen, also die Möglichkeit einer historischen Sozialwissenschaft, die der theoretischen Physik entsprechen würde. Eine wissenschaftliche Theorie der geschichtlichen Entwicklung als Grundlage historischer Prognosen ist unmöglich.
(5) Das Hauptziel der historizistischen Methoden ist daher falsch gewählt und der Historizismus bricht zusammen. (EH, xii)

... könnte man die Auffassung, daß die Aufgabe der Sozialwissenschaften in der Entdeckung des Entwicklungsgesetzes der Gesellschaft besteht, als die zentrale Doktrin des Historizismus bezeichnen. ... Denn aus diesem Bild einer Gesellschaft, die sich durch eine Reihe von Epochen bewegt, entsteht einerseits die Gegenüberstellung von sich wandelnder sozialer und unwandelbarer natürlicher Welt, und somit der Antinaturalismus. Andererseits entsteht aus der gleichen Auffassung der pronaturalistische - und szientistische - Glaube an sogenannte "natürliche Sukzessionsgesetze", der sich zur Zeit Comtes und Mills auf die langfristigen Prognosen der Astronomie und in neuerer Zeit auf den Darwinismus berufen konnte. Man könnte sogar den seit einiger Zeit zur Mode gewordenen Historizismus einfach als eine Teilströmung der evolutionistischen Modephilosophie betrachten, die ihre Wirkung weitgehend dem unter etwas sensationshaften Umständen erfolgten Zusammenstoß einer brillanten wissenschaftlichen Hypothese über die Geschichte der verschiedenen Pflanzen- und Tierarten der Erde mit einer älteren metaphysischen Theorie verdankt, die zufällig Bestandteil eines sozial festverankerten religiösen Glaubens war.(EH, 83f)

Entscheidend ist, dass der Prozess der Menschheitsentwicklung ein EINZIGER FALL ist, aus dem nichts Allgemeines ableitbar ist:

Die Entwicklung des Lebens auf der Erde und der menschlichen Gesellschaft ist ein einzigartiger historischer Prozeß. Wie wir annehmen können, spielt sich ein solcher Prozeß gemäß einer ganzen Anzahl verschiedener kausaler Gesetze ab, etwa nach den Gesetzen der Mechanik, der Chemie, der Vererbung und Segregation, der natürlichen Zuchtwahl usw. Seine Beschreibung ist jedoch kein Gesetz, sondern nur ein singulärer historischer Satz. ... Nun gibt es zwar keinen Grund, warum die Beobachtung eines einzigen Falles uns nicht dazu anregen sollte, ein universales Gesetz aufzustellen, und warum wir, wenn wir Glück haben, nicht sogar die Wahrheit treffen sollten, aber es ist klar, daß jedes Gesetz, das auf diese oder irgendeine andere Weise formuliert wurde, an neuen Fällen geprüft werden muß, bevor es wissenschaftlich ernst zu nehmen ist. Wir können aber nicht hoffen, eine universale Hypothese prüfen und ein für die Wissenschaft annehmbares Naturgesetz finden zu können, wenn wir dauernd auf die Beobachtung eines einzigartigen Prozesses beschränkt sind. Auch kann uns die Beobachtung eines einzigartigen Prozesses nicht bei der Voraussicht seiner zukünftigen Entwicklung helfen. (EH, 85f)

((KOMMENTAR: Entscheidend ist der erste Satz: einzigartiger historischer Prozeß - idiographisch gedacht. Wenn das stimmt, so hat er Recht, solange die Menschen nicht im Universum andere Geschichten finden. Aber stimmt es? Voraussetzungen der Idiographie: Einmaligkeit Beschreibungssprache)) 

Popper sieht zwei: entweder man nimmt doch Zyklen an, oder man kann "Trends" innerhalb eines Prozesses isolieren:))

Wer an ein Entwicklungsgesetz glaubt, kann im wesentlichen zwei Standpunkte einnehmen. Er kann (a) unsere These, daß der Entwicklungsprozeß einzigartig ist, bestreiten oder (b) behaupten, daß wir an einem Entwicklungsprozeß, selbst wenn er einzigartig ist, einen Trend, eine Tendenz, eine Richtung feststellen können, daß wir eine Hypothese, die diese Tendenz aussagt, aufstellen und diese Hypothese an der zukünftigen Erfahrung prüfen können. Die Standpunkte (a) und (b) schließen einander nicht aus. (EH, 86)

((z.B. TOYNBEE kombiniert laut Popper beide. Zyklentheorien der Kulturen u.ä.)) 

((Trends können sich ändern, aufhören. Aussagen über Trends sind selbst singuläre Aussagen, nicht allgemeine oder Gesetzesaussagen. Die Historizisten übersehen))

... die Abhängigkeit der Trends von den Randbedingungen. Sie arbeiten mit Trends, als wären diese unbedingt wie Gesetze. Ihre Verwechslung von Gesetzen und Trends führt sie zu der Überzeugung, daß es Trends gibt, die unbedingt (und daher allegemein) sind, daß es 'absolute Trends' gibt, z.B. eine generelle historische Tendenz zum Fortschritt - 'eine Tendenz zu einem besseren und glücklicheren Zustand'. Und wenn sie eine 'Reduktion' ihrer Tendenzen auf Gesetze überhaupt in Betracht ziehen, dann glauben sie, diese Tendenzen könnten unmittelbar aus allgemeinen Gesetzen allein abgeleitet werden, etwa aus den Gesetzen der Psychologie (oder des dialektischen Materialismus usw.) (EH, 100f)


((KOMMENTAR: Welche Funktion haben "Gesetze" in der Wissenschaft - Verweis auf Subsumtionstheorie)) 

Entscheidend ist folgendes: obwohl man annehmen darf, daß jede tatsächliche Abfolge von Phänomenen nach den Naturgesetzen stattfindet, muß man sich darüber im klaren sein, daß praktisch keine Folge von beispielsweise drei oder mehr kausal verknüpften Ereignissen nach einem einzigen Naturgesetz abläuft. Wenn der Wind einen Baum schüttelt und Newtons Apfel zu Boden fällt, dann wird niemand leugnen, daß diese Ereignisse mit Hilfe von Kausalgesetzen beschrieben werden können. Es gibt jedoch nicht ein Gesetz wie das der Schwerkraft, nicht einmal ein bestimmtes System von Gesetzen, das die tatsächliche, konkrete Sukzession kausal verknüpfter Ereignisse beschreiben würde. ... Die Vorstellung, daß (außer in Fällen wie dem der Pendelbewegung oder eines Sonnensystems) irgendeine konkrete Abfolge von Ereignissen durch ein Gesetz oder ein bestimmtes System von Gesetzen beschrieben oder erklärt werden könnte, ist einfach falsch. Es gibt weder Sukzessions- noch Entwicklungsgesetze. (EH, 92)


((KOMMENTAR: -- gegen genetische Erklärungen, Verweis auf Poppers Argumente gegen Toynbees "Argumente", die keine Wahrheitsfrage zulassen -- WISSENSCHAFTSTHEORIE UMSTRITTEN z.B.
Carl G. Hempel: "Wissenschaftliche und historische Erklärungen." In Theorie und Realität. Ausgewählte Aufsätze zur Wissenschaftslehre der Sozialwissenschaften, Hg.: Hans Albert, S.  237-61. 2. veränd. Aufl.: Tübingen: Mohr, 1972, hier S.))
252: Zweifellos kann eine genetische Erklärung ... unser Verständnis historischer Phänomene fördern. Aber ihre Rolle als Erklärung scheint mir im Grunde nomologischen Charakter aufzuweisen und nicht sui generis zu sein. Denn die einzeln erörterten aufeinanderfolgenden Phasen müssen sich für ihre Fuktion durch mehr qualifizieren als durch die Tatsache, daß sie eine zeitliche Abfolge bilden ... muß gezeigt werden, wie jedes Stadium zum nächsten 'führt' und durch ein allgemeines Prinzip mit seinem Nachfolger verbunden ist, welches das Auftreten des letzteren wenigstens angemessen wahrscheinlich macht, wenn das erstere gegeben ist.
((-- Dies setzt allerdings mehrere beobachtbare Prozesse voraus.))  

PRÜFUNGSRELEVANT ZU Popper:
Karl Raimund Popper: Das Elend des Historizismus. 7. durchges. u. erg. Aufl. Tübingen: Mohr Siebeck, 2003 (oder eine frühere Auflage)


Zur Überblicksseite der  Vorlesung.

Zur Einstiegsseite der  Homepage.


Diese Seite wird eingerichtet und gewartet von Franz Martin Wimmer
Erstellt: September 2013 mit Ergänzungen während des Semesters der Lehrveranstaltung