Grundfragen der Philosophie sind: Was ist wirklich? Was können
wir wissen? Was sollen wir tun? Derartige Fragen in bewusst reflektierter
Weise zu stellen und argumentativ mit Hilfe theoretischer Begriffe zu klären,
ist in vielen, kulturell differenten Gesellschaften und Traditionen unternommen
worden. Solche Differenzen und die kulturelle Bedingtheiten des Eigenen
sind bewusst zu machen, wenn Philosophie mit dem Anspruch auf Gültigkeit
ihrer Einsichten betrieben werden soll. In diesem Semester werden allgemeine
Fragen (Begriff von Philosophie, von Kultur etc.) nur kurz besprochen und
im Wesentlichen drei Themenbereiche behandelt:
--- Die (philosophiehistorische) Problematik kultureller Differenzen
hinsichtlich von Periodisierungen, Klassifikationen und Interpretationsbegriffen.
--- Die (wissenschaftssoziologische) Frage nach der Entwicklung, Verbreitung
und Funktion von Philosophie in unterschiedlichen Regionen.
--- Die (wissenschaftstheoretische) Frage nach dem Verhältnis
von Oralität und Literalität in verschiedenen philosophischen
Traditionen.
Die Studierenden sollen in eine gegenwärtige Richtung der Philosophie eingeführt werden, wobei die Wirksamkeit kultureller Bedingtheiten und Differenzen eine wichtige Rolle spielt. Damit soll zugleich mit dem Bewusstsein der jeweils eigenen Besonderheit das Projekt der Philosophie als Suche nach allgemein gültigen Einsichten vermittelt werden.
Arbeitsweise:
Vortrag mit Diskussion, schriftliche Übung(en) nach inhaltlichem Bedarf.
5. 10.: Besprechung der Themen
und Prüfungsmodalitäten, Einführung zu den Themen "Zentrismen"
und "Polylog"
-- Text zum Nachlesen: "Kulturalität
und Zentrismen im Kontext interkultureller Philosophie"
-- Parabel von den Reisenden
und den Weintrauben in: "Interkulturelle
Philosophie - Einführung (UTB), S. 139ff
12. 10.: Kurze Wiederholung
der Themen und Prüfungsmodalitäten.
Themen "Kulturalität"
und "Kulturmodelle"
-- Texte zum Nachlesen:
zu kulturell differenten Argumentationsstilen:
-- Galtung, Johan: Kultur, Struktur und intellektueller
Stil. (zuerst 1983), abgedr. in: Wierlacher, Alois (Hg.): Kulturthema Fremdheit.
München: iudicium
-- Nakayama, Shigeru: Academic and Scientific Traditions
in China, Japan, and the West. Tokio 1984. Siehe dazu meine Rezension
in CONCEPTUS Nr. 48 (1985), S. 110-113
zu den besprochenen Modellvorstellungen von "Kulturen" - "platonisch
(universalistisch) vs. romantisch (relativistisch)":
-- Holenstein, Elmar: Kulturphilosophische Perspektiven.
Frankfurt/M.: Suhrkamp 1998, S. xxx
-- Text über Japan- und Europabilder (Peter Bichsel und Elmar Holenstein): in: Holenstein, Elmar: Kulturphilosophische Perspektiven. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1998, S. 360ff
19. 10.: Themen "Kulturbegriff"
(interne vs. externe Universalität), Begriffe "komparative Philosophie"
und "Interkulturalität"; These von mehreren "Ursprüngen des Philosophierens"
-- Texte zum Nachlesen:
--- zum Kulturbegriff: "Interkulturelle
Philosophie - Einführung (UTB), S. 43-51
--- Zur Frage nach einem Ursprung oder mehreren
Ursprüngen des philosophischen Denkens in der Menschheitsgeschichte.
-- Beispiele unterschiedlicher
Bewertung von "Philosophie" bei Jay Garfield: Zeitlichkeit
und Andersheit. Dimensionen hermeneutischer Distanz. In: polylog.
Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 5 (2000)
-- Lesetext über Bedingungen und Ursprung des Philosophierens stammte
aus:
Holenstein, Elmar: Philosophie-Atlas. Orte und Wege des Denkens. Zürich:
Amann 2004
Die zuletzt erwähnte These Holensteins über die "erste Philosophin
in Afrika" finden Sie in der Auswahl
meiner Beiträge zur Audiothek und können sie dort abrufen
bzw. anhören.
Hsueh-i Chen: Homöomorphe
Äquivalente - eine begriffliche Auseinandersetzung
Ursula Taborsky: Panikkars
Vorschlag der homöomorphen Äquivalente besprochen anhand von
Beispielen
aus
dem arabisch/islamischen Bereich
30.11.:
Thema: Entstehungsbedingungen von Philosophien
Besprochen:
Collins, Randall: The Sociology of the Philosophies. A Global Theory
of Intellectual Change. Cambridge, Mass.: Harvard UP 1998
---- Dazu vgl. auch die Seminararbeit
(SoSe 2004) von:
Ruth Bauer und Barbara Wandl: Spannungen
zwischen einheimischen und importierten Ideen - zur Darstellung der islamischen
Philosophie bei Randall Collins
Zu Ibn Tufail vgl.:
ABU
BAKR IBN TUFAIL
Der Philosoph als Autodidakt. Hayy ibn Yaqzan |
Auf dieser Homepage:
-- Arbeit aus dem Proseminar
2001:
Viktoria Frysak: Ibn
Tufail - sein philosophisches Konzept besprochen an Hand des Werkes "Hajj
IbnJaqzan" (1175)
Mögliche Konstanten, interkulturell:
Hinweise auf neuere
Literatur zum Thema (Erscheinungsdatum ab 2003) finden Sie hier.
Zu folgenden Themen der Vorlesung finden Sie weitere Materialien auf
dieser Homepage:
--- Plotts Vorschlag für eine global angemessene Periodisierung
der Philosophie.
--- Zu früher Philosophie in China
sowie im arabisch-islamischen
Raum
--- Zur "Philosophie
in Afrika"
--- Zur Geschichte der Philosophiehistorie.
--- Zum Thema "Universalismus"
versus "Ethnophilosophie"
Ferner finden Sie hier:
-- Eine Übersicht über diejenigen Texte von mir, die Sie
downloaden
können.
-- Studentische Arbeiten aus Proseminaren
und Seminaren, die ebenfalls zum Download verfügbar sind, ebenso
wie:
-- Ausgewählte Abschlussarbeiten
zu Vorlesungen.
-- durch schriftliche Abschlussprüfung
(1. Termin: 25. Jänner 2005, 13 Uhr HS 34; 2. Termin: Mi, 6. April
2005, 14-16 Uhr, HS 3C NIG)
-- oder durch mündliche
Abschlussprüfung (in der Sprechstunde
ab Anfang März 2005)
-- oder durch eine kurze schriftliche
Arbeit zu einer einschlägigen Fragestellung (nach vereinbartem
Thema).
TERMINE, PRÜFUNGEN:
SCHRIFTLICHE PRÜFUNG:
1. TERMIN: 25.1.2005, 13.15-14.45, HS 34
2. TERMIN: Mi, 6. April 2005, 14-16 Uhr, HS 3C NIG (Institut
für Philosophie)
MÜNDLICHE PRÜFUNGEN IN DER SPRECHSTUNDE
SCHRIFTLICHE ABSCHLUSSARBEITEN:
Wenn Sie die Möglichkeit einer kurzen schriftlichen Arbeit wählen,
gilt Folgendes:
-- Sie wählen ein Thema im Bereich der Thematiken der VO aus der
Themenlisteund
schlagen mir dieses vor.
-- Themenvorschlag von
Ihnen mündlich oder per e-mailTERMIN:
25. Jänner 2005
-- Sie schreiben eine Arbeit etwa so wie in einem Proseminar (nicht
mehr als ca 15.000 Zeichen). Technische
Hinweise und Hilfsmittel
-- Ich erwarte, dass Sie bei der Bearbeitung und Verwendung von Literatur
meine Zitierregeln
kennen und beachten.
-- Beispiele für derartige
Arbeiten aus dem WS 2003/04 finden Sie hier.
-- Abgabetermin der Arbeiten
bis Ende Sommersemester 2005
Zu den beiden ersten Möglichkeiten:
die Prüfung hat (sowohl schriftlich wie mündlich) folgende
zwei Gegenstände:
1) Welche Rolle spielt Interkulturalität für Ihr jeweiliges Studienfach? Das erfordert eigenständige Überlegungen bzw. Lektüre, die LV kann dazu höchstens Anregungen liefern. Bestimmte Literatur dazu kann ich nicht nennen, außer in dem Fall, dass das Studienfach Philosophie ist, da die in Frage kommenden Fächer stark divergieren.
2) Beantwortung von Fragen zu einem der im WS 04/05 thematisierten Themenbereiche
der VO.
Zur Vorbereitung kann außer der VO selbst in erster Linie das
Buch
(UTB) verwendet, das dieser VO als Grundlage dient.
Ferner ist es natürlich möglich, sich mit diesen Themen an
Hand von Literatur auseinander zu setzen, auf die mensch bei der Beschäftigung
mit der Thematik selbst stößt und die hier nicht genannt
ist.
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Erstellt: Sommer 2004 mit laufenden Eintragungen
während des Semesters