Universit”t Wien

Wimmer: Vorlesung WS 2004/05
Interkulturelle Philosophie

Programm | Literaturhinweise | Zeugniserwerb


Ort:HS 34, Hauptgebäude
Zeit: Dienstag 13.15-14.45
Beginn: 5. Oktober 2004
Studienpläne:
Diplomstudium Philosophie: (8), (4/2/4)
PP und PPP: (PP§57.3.4) (PPP§5/2/a/5)

Beschreibung:

Grundfragen der Philosophie sind: Was ist wirklich? Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Derartige Fragen in bewusst reflektierter Weise zu stellen und argumentativ mit Hilfe theoretischer Begriffe zu klären, ist in vielen, kulturell differenten Gesellschaften und Traditionen unternommen worden. Solche Differenzen und die kulturelle Bedingtheiten des Eigenen sind bewusst zu machen, wenn Philosophie mit dem Anspruch auf Gültigkeit ihrer Einsichten betrieben werden soll. In diesem Semester werden allgemeine Fragen (Begriff von Philosophie, von Kultur etc.) nur kurz besprochen und im Wesentlichen drei Themenbereiche behandelt:
--- Die (philosophiehistorische) Problematik kultureller Differenzen hinsichtlich von Periodisierungen, Klassifikationen und Interpretationsbegriffen.
--- Die (wissenschaftssoziologische) Frage nach der Entwicklung, Verbreitung und Funktion von Philosophie in unterschiedlichen Regionen.
--- Die (wissenschaftstheoretische) Frage nach dem Verhältnis von Oralität und Literalität in verschiedenen philosophischen Traditionen.

Die Studierenden sollen in eine gegenwärtige Richtung der Philosophie eingeführt werden, wobei die Wirksamkeit kultureller Bedingtheiten und Differenzen eine wichtige Rolle spielt. Damit soll zugleich mit dem Bewusstsein der jeweils eigenen Besonderheit das Projekt der Philosophie als Suche nach allgemein gültigen Einsichten vermittelt werden.

Arbeitsweise:

Vortrag mit Diskussion, schriftliche Übung(en) nach inhaltlichem Bedarf.

Das Programm:

5. 10.: Besprechung der Themen und Prüfungsmodalitäten, Einführung zu den Themen "Zentrismen" und "Polylog"
-- Text zum Nachlesen: "Kulturalität und Zentrismen im Kontext interkultureller Philosophie"
-- Parabel von den Reisenden und den Weintrauben in: "Interkulturelle Philosophie - Einführung (UTB), S. 139ff



12. 10.: Kurze Wiederholung der Themen und Prüfungsmodalitäten.
Themen "Kulturalität" und "Kulturmodelle"
-- Texte zum Nachlesen:

zu kulturell differenten Argumentationsstilen:
    -- Galtung, Johan: Kultur, Struktur und intellektueller Stil. (zuerst 1983), abgedr. in: Wierlacher, Alois (Hg.): Kulturthema Fremdheit. München: iudicium
    -- Nakayama, Shigeru: Academic and Scientific Traditions in China, Japan, and the West. Tokio 1984. Siehe dazu meine Rezension in CONCEPTUS Nr. 48 (1985), S. 110-113

zu den besprochenen Modellvorstellungen von "Kulturen" - "platonisch (universalistisch) vs. romantisch (relativistisch)":
    -- Holenstein, Elmar: Kulturphilosophische Perspektiven. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1998, S. xxx

-- Text über Japan- und Europabilder (Peter Bichsel und Elmar Holenstein): in: Holenstein, Elmar: Kulturphilosophische Perspektiven. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1998, S. 360ff



19. 10.: Themen "Kulturbegriff" (interne vs. externe Universalität), Begriffe "komparative Philosophie" und "Interkulturalität"; These von mehreren "Ursprüngen des Philosophierens"
-- Texte zum Nachlesen:
--- zum Kulturbegriff: "Interkulturelle Philosophie - Einführung (UTB), S. 43-51
--- Zur Frage nach einem Ursprung oder mehreren Ursprüngen des philosophischen Denkens in der Menschheitsgeschichte.

-- Beispiele unterschiedlicher Bewertung von "Philosophie" bei Jay Garfield: Zeitlichkeit und Andersheit. Dimensionen hermeneutischer Distanz. In: polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 5 (2000)


9. 11.: Themen: Philosophiehistorie, insbesondere Frage der Periodisierung
-- Texte zum Nachlesen:
---- Zur Geschichte der Philosophiegeschichtsschreibung
---- Zu Jaspers' These von der "Achsenzeit" und Plotts Vorschlag einer Periodisierung

-- Lesetext über Bedingungen und Ursprung des Philosophierens stammte aus:
Holenstein, Elmar: Philosophie-Atlas. Orte und Wege des Denkens. Zürich: Amann 2004
Die zuletzt erwähnte These Holensteins über die "erste Philosophin in Afrika" finden Sie in der Auswahl meiner Beiträge zur Audiothek und  können sie dort abrufen bzw.  anhören.


16.11.: Themen: Philosophiehistorie, Fortsetzung Periodisierung und Vorschlag zu Klassifizierung
-- Text zum Nachlesen:
---- Vorschlag zur Klassifizierung philosophischer Positionen

23.11.: Thema: Interpretation
Besprochene Themen und Literatur:
-- Übersetzungsprobleme am Beispiel chines. Philosophie, vgl.: Schleichert, Hubert: Klassische chinesische Philosophie. Eine Einführung. 2. Aufl. Frankfurt /M.: Klostermann. 1990.
-- Mall: "Identitätsmodell" versus "totale Differenz" versus "analogische Hermeneutik, vgl.: Mall, Ram Adhar: Andersverstehen ist nicht Falschverstehen. Das Erfordernis einer interkulturellen Verständigung.  In: Schmied-Kowarzik, Wolfdietrich (Hg.):  Verstehen und Verständigung. Ethnologie - Xenologie - interkulturelle Philosophie. Würzburg: Königshausen & Neumann  2002, S. 273-289.
-- Panikkar: "homöomorphe (funktionale") Äquivalente", vgl.: Panikkar, Raimon: Religion, Philosophie und Kultur. In: WiGiP: (Hg.) polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. 1998. Jg. 1, Nr. 1, S. 13-37. Im Internet-Forum "polylog" als Text in Englisch und Spanisch.
---- Dazu vgl. auch die Seminararbeiten (SoSe 2004) von:

        Hsueh-i Chen: Homöomorphe Äquivalente - eine begriffliche Auseinandersetzung
        Ursula Taborsky: Panikkars Vorschlag der homöomorphen Äquivalente besprochen anhand von Beispielen
aus dem arabisch/islamischen Bereich


30.11.: Thema: Entstehungsbedingungen von Philosophien
Besprochen:
Collins, Randall: The Sociology of the Philosophies. A Global Theory of Intellectual Change. Cambridge, Mass.: Harvard UP 1998
---- Dazu vgl. auch die Seminararbeit (SoSe 2004) von:
Ruth Bauer und Barbara Wandl: Spannungen zwischen einheimischen und importierten Ideen - zur Darstellung der islamischen Philosophie bei Randall Collins

Zu Ibn Tufail vgl.:
ABU BAKR IBN TUFAIL
Der Philosoph als Autodidakt. Hayy ibn Yaqzan
Ein philosophischer Insel-Roman
Herausgegeben von Patric O. Schaerer.
Hamburg: Meiner 2004. Ln. Euro 32,00

Auf dieser Homepage:
-- Arbeit aus dem Proseminar 2001:
Viktoria Frysak: Ibn Tufail - sein philosophisches Konzept besprochen an Hand des Werkes "Hajj IbnJaqzan" (1175)


7.12.: Thema: Verbreitung und "Wanderungen" von Philosophie
Besprochen:
Collins über Bedingungen und Folgend von "Import philosophischer Ideen"
Zu "Wanderungen":
Holenstein, Elmar: Philosophie-Atlas. Orte und Wege des Denkens. Zürich: Amann 2004

14.12.: Thema: Funktionalität von Philosophie
Besprochen:
ad Import von Theorien: Nakayama, Shigeru: Academic and Scientific Traditions in China, Japan, and the West. Tokyo: Tuttle 1986

Mögliche Konstanten, interkulturell:

Weltanschaulicher Hintergrund und konkreter Anlass (Kontext) für Begriffsklärung etc. differieren. Besprochene Beispiele:

Weitere Literaturhinweise:

Hinweise auf neuere Literatur zum Thema (Erscheinungsdatum ab 2003) finden Sie hier.
 

Zu folgenden Themen der Vorlesung finden Sie weitere Materialien auf dieser Homepage:
--- Plotts Vorschlag für eine global angemessene Periodisierung der Philosophie.
--- Zu früher Philosophie in China sowie im arabisch-islamischen Raum
--- Zur "Philosophie in Afrika"
--- Zur Geschichte der Philosophiehistorie.
--- Zum Thema "Universalismus" versus "Ethnophilosophie"

Ferner finden Sie hier:
-- Eine Übersicht über diejenigen Texte von mir, die Sie downloaden können.
-- Studentische Arbeiten aus Proseminaren und Seminaren, die ebenfalls zum Download verfügbar sind, ebenso wie:
-- Ausgewählte Abschlussarbeiten zu Vorlesungen.

Zeugniserwerb:

-- durch schriftliche Abschlussprüfung (1. Termin: 25. Jänner 2005, 13 Uhr HS 34; 2. Termin: Mi, 6. April 2005, 14-16 Uhr, HS 3C NIG)
-- oder durch mündliche Abschlussprüfung (in der Sprechstunde ab Anfang März 2005)
-- oder durch eine kurze schriftliche Arbeit zu einer einschlägigen Fragestellung (nach vereinbartem Thema).

TERMINE, PRÜFUNGEN:

SCHRIFTLICHE PRÜFUNG:
1. TERMIN: 25.1.2005, 13.15-14.45, HS 34
2. TERMIN: Mi, 6. April 2005, 14-16 Uhr, HS 3C NIG (Institut für Philosophie)

MÜNDLICHE PRÜFUNGEN IN DER SPRECHSTUNDE

SCHRIFTLICHE ABSCHLUSSARBEITEN:

Wenn Sie die Möglichkeit einer kurzen schriftlichen Arbeit wählen, gilt Folgendes:
-- Sie wählen ein Thema im Bereich der Thematiken der VO aus der Themenlisteund schlagen mir dieses vor.
-- Themenvorschlag von Ihnen mündlich oder per e-mailTERMIN: 25. Jänner 2005
-- Sie schreiben eine Arbeit etwa so wie in einem Proseminar (nicht mehr als ca 15.000 Zeichen). Technische Hinweise und Hilfsmittel
-- Ich erwarte, dass Sie bei der Bearbeitung und Verwendung von Literatur meine Zitierregeln kennen und beachten.
-- Beispiele für derartige Arbeiten aus dem WS 2003/04 finden Sie hier.
-- Abgabetermin der Arbeiten bis Ende Sommersemester 2005

Zu den beiden ersten Möglichkeiten:
die Prüfung hat (sowohl schriftlich wie mündlich) folgende zwei Gegenstände:

1) Welche Rolle spielt Interkulturalität für Ihr jeweiliges Studienfach? Das erfordert eigenständige Überlegungen bzw. Lektüre, die LV kann dazu höchstens Anregungen liefern. Bestimmte Literatur dazu kann ich nicht nennen, außer in dem Fall, dass das Studienfach Philosophie ist, da die in Frage kommenden Fächer stark divergieren.

2) Beantwortung von Fragen zu einem der im WS 04/05 thematisierten Themenbereiche der VO.
 

Zur Vorbereitung kann außer der VO selbst in erster Linie das Buch (UTB) verwendet, das dieser VO als Grundlage dient.
Ferner ist es natürlich möglich, sich mit diesen Themen an Hand von Literatur auseinander zu setzen, auf die mensch bei der Beschäftigung mit der Thematik  selbst stößt und die hier nicht genannt ist.

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Erstellt: Sommer 2004 mit laufenden Eintragungen während des Semesters