Universität Wien


Wimmer: Seminar SS 2015

180022 : Geschichte und Theorie der Philosophiehistorie

Termine | Materialien

2 Stunden, 5 ECTS-Punkte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Anmeldung in der ersten Seminarsitzung
Abmeldung möglich bis 31. März 2015


ORT:
ZEIT:

ECTS-Punkte:
Anrechenbarkeit
im Studienplan:

Hörsaal 2i NIG 2. Stock
Dienstag 16.45-18.15, Beginn: 10. März 2015

5.0
BA M 5.3
Die Anrechenbarkeit für andere Studiengänge ist bei der jeweils zuständigen SPLeitung zu erfragen.
Teilnahmevoraussetzung:
Grundkenntnisse im wissenschaftlichen Arbeiten werden vorausgesetzt, d.h. dass (mindestens) eine schriftliche Arbeit (Proseminar) bereits fertiggestellt und positiv beurteilt sein muss. Die Erfüllung dieser Voraussetzung ist bei Beginn des Seminars nachzuweisen.
Thematische Zuordnung:
Philosophiegeschichtsschreibung
Inhalt:
Wie keine andere Disziplin beschäftigt Philosophie sich mit ihren eigenen Ausformungen in der Vergangenheit, mit historischen Repräsentanten, Begriffen, Theoriebildungen und Systemen der Philosophie. Darstellungen solcher vergangener Gestalten der Philosophie bilden einen umfangreichen Teil der philosophischen Literatur. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Großteil philosophiehistorischer Darstellungen durch die Hypothese geprägt, Philosophie überhaupt sei mit okzidentaler Philosophie gleichzusetzen.
Das Seminar hat zum Ziel, erstens die Herausbildung dieser Hypothese an einzelnen Fällen kritisch zu untersuchen, zweitens deren Wirksamkeit zu prüfen und drittens global orientierte Alternativen zu diskutieren.
In dieser Zielsetzung werden allgemeine Darstellungen von Geschichte der Philosophie vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart daraufhin untersucht, welche Gesichtspunkte des Selektierens, Periodisierens, Klassifizierens und Interpretierens darin verfolgt wurden - und inwiefern daraus (oder: dagegen) interkulturell bzw. global orientierte Philosophiegeschichte entwickelt werden kann.
Didaktik:
Zu Beginn ist eine schriftliche Übung auszuarbeiten, die ein Basiswissen über historische Gestalten und zentrale methodologische Fragen von Philosophiehistorie sicherstellen soll.
Jedes der im Programm vorgesehenen Themen wird nach Möglichkeit von mehreren Studierenden bearbeitet. Dazu sind Arbeitskonzepte zu erstellen, die allen TeilnehmerInnen des Seminars über die Homepage zugänglich sind.
In Referaten werden die aus diesen Konzepten entwickelten Seminararbeiten zur Diskussion gestellt, worauf deren Fertigstellung erfolgt. Abgabetermin der fertigen Arbeiten: 30. September 2015.
Eine spätere (redigierte) Veröffentlichung von Seminararbeiten ist nach Maßgabe der Zeit ebenfalls vorgesehen (vgl. ausgewählte Seminararbeiten aus früheren Semestern auf dieser Homepage bzw. auch im "Sammelpunkt. Elektronisch archivierte Theorie").
Zeugniserwerb durch:
--- Mitarbeit im Seminar (Diskussion)
--- Schriftliche Übung zu Beginn
--- Ausarbeitung eines Konzepts und einer daraus entwickelten schriftlichen Seminararbeit
--- Abgabetermin der Seminarbeit: 30. September 2015
Bewertet werden die vier hier fett gekennzeichneten Leistungen.
BA-Arbeit: In jedem Seminar der Studienrichtung Philosophie kann eine Bachelorarbeit verfasst werden (nicht jedoch in Proseminaren, Lektüreproseminaren, IKs [Rhetorik und Argumentationstheorie] oder Vorlesungen); ab sofort werden alle Bachelor-Arbeiten in elektronischer Form am SSC gesammelt, die Note für die BA-Arbeit wird nur dann eingetragen, wenn die BA-Arbeit dem Mail mit der Benotung angehängt ist und so in die Sammlung der BA-Arbeiten aufgenommen werden kann. (Mitteilung SPL Philosophie 10.3.15)

Programm:


10. 3.:
Thematische Einführung und Besprechung der Themen für Seminararbeiten
Schriftliche Übung: Schreiben Sie einen kurzen Kommentar (max. ca 3000 Zeichen):
  • entweder (falls Sie bereits eine LV zur Theorie oder Geschichte von Philosophiehistorie absolviert haben) zu:
Enrique Dussel: "Eine neue Epoche in der Geschichte der Philosophie: Der Weltdialog zwischen philosophischen Traditionen." In: polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 24 (2010): 47-64.
  • oder (falls Sie noch keine LV zu dieser Thematik absolviert haben) zu:
Einleitung zu "Geschichte der Philosophiehistorie" (VO 2014/15)

17.3.:

TERMIN: Abgabe der schriftlichen Übung
Abschluss der thematischen Einführung; Besprechung der Gesichtspunkte der Lektüre bei jedem der historischen Beispiele:
- Selektion
- Periodisierung
- Klassifikationsbegriffe
- Interpretationsbegriffe
24.3.:
Besprechung der Übungen und Übernahme der Arbeitsthemen
14.4.:
TERMIN: Abgabe von Konzepten für Seminararbeiten. Bitte per e-mail abgeben.
21.4.:
Thema 1: Brucker 1731ff oder 1742ff
Literatur zum Thema
28.4.:
Thema 2: Hegel 1831
Literatur zum Thema
5.5.:
Thema 3: Ueberweg 1863
Literatur zum Thema
Einige Hinweise aufgrund der Diskussion zu Ueberweg:
  • Zur: orientalistisch-komparativen Strömung im späten 19. Jh.:
    Eugène Lévêque: Les mythes et les légendes de l'Inde et la Perse. Paris: Eugène Belin, 1880.
    Der Autor versucht so gut wie alle Themen der alten Philosophie auf textliche Vorbilder-Einflüsse aus Indien-Persien zurückzuführen.
  • Zu "nationalen" Eigenheiten von Philosophien:
    Wilhelm Wundt: Die Nationen und ihre Philosophie. Leipzig: Kröner, 1915. 
  • Zu: "christliche Philosophie", Bedeutung des Ausdrucks z.B. im Vergleich zu "islamischer" oder "buddhistischer" vgl. die Anmerkungen 32-40 und 49-50 bzw. Text S. 11ff und 16 in: Franz Martin Wimmer: "Die Türkei, Europa und die Philosophie - Versuch einer Näherung." In Die Türkei, der deutsche Sprachraum und Europa. Multidisziplinäre Annäherungen und Zugänge, Hg.: Reiner Arntz, Michael Gehler und Mehmet Tahir Öncü,  S. 161-80. Wien: Böhlau, 2014. Internet
  • Zu: Philosophiehistorie in Österreich ca 1750 - 1850, vgl. zu Gmeiner in:
    Franz Martin Wimmer: "Philosophiegeschichte in Österreich nach 1750." In Verdrängter Humanismus, verzögerte Aufklärung, Hg.: Michael Benedikt et al., S.  92-161. Wien: Turia & Kant, 1992. Internet
  • Hans-Georg Gadamer: "Europa und die Oikoumene." In Europa und die Philosophie, Hg.: Hans-Helmuth Gander, S.  67-86. Frankfurt/M.: Klostermann, 1993:
    S. 67: die Philosophie, in deren Zeichen wir hier beisammen sind, ganz und gar in Europa entstanden [...] 68: Es ist im Grunde völlige Willkür, ob wir das Gespräch eines chinesischen Weisen mit seinem Schüler Philosophie nennen oder Religion oder Dichtung.  ((Vergleichbares treffe auf indische Traditionen zu. Es sei der)) Begriff der Philosophie ... noch nicht auf die großen Antworten anwendbar, die die Hochkulturen Ostasiens und Indiens auf die Menschheitsfragen, wie sie in Europa durch die Philosophie immer wieder gefragt werden, gegeben haben.
12.5.:
Thema 4: Windelband 1892
Literatur zum Thema
19.5.:
Thema 5: Brentano 1895
Literatur zum Thema
Zur Diskussion:
  • Das "20. Jahrhundert" in der Philosophie, vgl. VO 2006
2.6.:
Thema 6: Copleston 1946ff
Literatur zum Thema
9.6.
Thema 7: Akademie UdSSR 1959ff INHALTSANGABE BD. 1-6
Literatur zum Thema
16.6.:
Thema 8: Plott 1977ff
Literatur zum Thema
23.6.:
Thema 9: Smart 2002
Literatur zum Thema
30.6.:
Schlussdiskussion

MATERIALIEN zu einzelnen Themen des Seminars auf der Homepage von FMW:

REGELN ZUM VERFASSEN VON SEMINARARBEITEN

Literatur:
wird im Seminar angegeben bzw. ist zu den einzelnen Fragestellungen von den TeilnehmerInnen zu recherieren. Die zu den jeweiligen Themen angesprochenen Werke sind:

  1. Jakob Brucker: Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie von Anfang der Welt, bis auf die Geburt Christi mit ausführlichen Anmerkungen erläutert. Vol. 1. Ulm: Bartholomäi, 1731.
    z.B. Internet: http://books.google.at/books?id=JZWTd_r_J8oC&hl=de&source=gbs_navlinks_s
    oder: Jakob Brucker: Historia Critica Philosophiae a Mundi Incunabilis, ad Nostram usque Aetatem Deducta. 1. Aufl. Vol. I-V. Lipsiae: Breitkopf, 1742 - 44.
    z.B.: UBWien: http://ubdata.univie.ac.at/AC06781264
  2. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Hg.: Karl Ludwig Michelet. Berlin: Duncker & Humblot, 1833.
    z.B. Internet: http://books.google.at/books?id=DIRZAAAAcAAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s
  3. Friedrich Ueberweg: Grundriß der Geschichte der Philosophie, 3 Thle. Berlin, 1863-66.
    z.B. UBWien: http://ubdata.univie.ac.at/AC01104368
    z.B. Internet: https://books.google.at/books?id=bz8CAAAAQAAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s
  4. Wilhelm Windelband: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 4. Aufl. Tübingen, 1907.
    z.B. UBWien I 322.755 (eigene Notiz, finde das aber jetzt nicht elektronisch verzeichnet; es gibt jedenfalls zahlreiche Auflagen des Werks)
    eine ausführl. Vorschau der dritten Auflage im Internet: https://books.google.at/books?id=7bZDBAAAQBAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s
  5. Franz Clemens Brentano: Die vier Phasen der Philosophie und ihr augenblicklicher Stand. Stuttgart: Cotta, 1895.
    z.B. Internet: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11172064_00005.html
  6. Frederick Copleston: A History of Philosophy. Bd. 1-9. New York: Doubleday, 1985. (Erstdruck: 1946-1974)
    z.B. UBWien: http://ubdata.univie.ac.at/AC00626061
  7. Autorenkollektiv (Hg.) Geschichte der Philosophie. Bd. 1-6. Berlin: VEB Dt. Verl. d. Wiss., 1959-1967. (Erstdruck: 1957-1965 russ. )
    z.B. UBWien: http://ubdata.univie.ac.at/AC07051955
  8. John C. Plott: Global History of Philosophy. Vol. 1-5. Delhi: Motilal Banarsidass, 1977 - 89.
    z.B. UBWien: http://ubdata.univie.ac.at/AC01192731
  9. Ninian Smart: Weltgeschichte des Denkens. Die geistigen Traditionen der Menschheit. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002.
    z.B. UBWien: http://ubdata.univie.ac.at/AC03558269
Jedes dieser Werke kann durch ein/en oder zwei TeilnehmerInnen bearbeitet werden. Die Reihenfolge ist chronologisch, aber entsprechend den Fragestellungen des SE auch sachlich begründet: 1-2 behandeln okzidentale und nicht-okzidentale Philosophien; 3-6 ausschließlich okzidentale Philosophien; 7-9 wieder okzidentale und nicht-okzidentale Philosophien.
Diese Referenzliteratur kann nach Bedarf (höhere Teilnehmerzahl) erweitert werden durch neuere Werke, die in unterschiedlicher Weise globale Darstellungen intendieren (chronologisch):
  1. Alois Dempf: Selbstkritik der Philosophie und vergleichende Philosophiegeschichte im Umriß. Wien: Herder, 1947. 
  2. Karl Jaspers: Weltgeschichte der Philosophie. Einleitung. Hg.: Hans Saner. München: R. Piper, 1982. 
  3. Ralf Moritz, Hiltrud Rüstau und Gerd-Rüdiger Hoffmann (Hg.): Wie und warum entstand Philosophie in verschiedenen Regionen der Erde? Berlin: Akademie-Verlag, 1988. 
  4. Ram Adhar Mall und Heinz Hülsmann: Die drei Geburtsorte der Philosophie. China, Indien, Europa. Bonn: Bouvier, 1989. 
  5. Christoph Helferich: Geschichte der Philosophie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart und Östliches Denken. 3. Aufl. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1999. 
  6. Randall Collins: The Sociology of Philosophies. A Global Theory of Intellectual Change. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Pr., 2000. (Erstdruck: 1998)
  7. Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie. Frankfurt/M.: Fischer, 2000. 
  8. Elmar Holenstein: Philosophie-Atlas. Orte und Wege des Denkens. Zürich: Ammann Verlag, 2004. 
  9. Hamid Reza Yousefi und Heinz Kimmerle (Hg.): Philosophie und Philosophiegeschichtsschreibung in einer veränderten Welt. Theorien - Probleme - Perspektiven. Nordhausen: Traugott Bautz, 2012.

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Erstellt im Jänner 2015 mit laufenden Eintragungen während des Semesters der Durchführung.