Verwandtschaft ist in der Biologie eine zentrale Kategorie. Sie stellt gewissermaßen das Medium der Evolution dar, und ihrer Formalisierung wenden wir uns nun zu. Nicht nur die Evolution von Populationen, wie sie uns in einem früheren Abschnitt begegnet ist, auch individuelle Verwandtschaftsverhältnisse können durch Graphen dargestellt werden. Wir nennen sie Verwandschaftsgraphen. Formal handelt es sich um ecken- und kantengewichtete gerichtete Graphen. Sie werden in der Praxis oft als "Stammbäume" bezeichnet, sind aber genau genommen nicht immer "Bäume" im graphentheoretischen Sinn. Im Fall von Organismen, die sich nur auf sexuelle Weise fortpflanzen können (das betrifft die meisten Tierarten), besitzen sie drei Eckentypen und zwei Kantentypen: Zwei Eckentypen stellen weibliche () und männliche() Individuen dar. Graue ausgezogene Kanten () bezeichnen die Paarungen von je zwei verschiedengeschlechtlichen Individuen. Sie enden in einem dritten Eckentyp (), der für die geschlechtliche Fortpflanzung steht. Von ihm gehen rote ausgezogene Kanten () zu den von dem betreffenden Elternpaar gezeugten Kindern aus. Die Zeit (genauer: die Generationenfolge) verläuft von oben nach unten. Ein typischer Verwandschaftsgraph sieht so aus: Hier sind von insgesamt 11 Individuen die unmittelbar vorausgehenden Abstammungsverhältnisse dargestellt. Auch die 5 Elternteile, die gewissermaßen vom Himmel fallen, stammen natürlich ihrerseits von Eltern ab, werden aber als nicht miteinander verwandt betrachtet: Als verwandt gilt nur, wer das auf der Basis des Graphen ist. Verwandschaftsgraphen erlauben die Darstellung ganz allgemeiner Familienverhältnisse. So gibt es hier beispielsweise Kinder, die denselben Vater, aber verschiedene Mütter haben (Halbgeschwister). Weiters ist eine Verbindung von Cousin und Cousine ("Vetternehe"), die zwei Kinder hervorgebracht hat, dargestellt. An jeder -Ecke findet für jedes Kind die Rekombination der Erbanlagen gemäß den im vorigen Abschnitt besprochenen Mendelschen Gesetzen statt. Alle Kanten entsprechen dem Vorhandensein diploider Erbinformation, d.h. das Erbmaterial liegt in Form von Allelpaaren vor. (Bienen, Wespen und Ameisen machen es ein bisschen anders - wir werden weiter unten darauf zu sprechen kommen). Beschränken wir uns auf einen Genort, so läuft an jeder -Ecke ein einfacher Zufallsprozess ab: Jedes Kind bekommt ein Allel von Vater und eines von der Mutter - welches, das bestimmt der Zufall. Jedes Allel, das ein Elternteil trägt, wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 1/2 auf das Kind vererbt. Dabei wird die Möglichkeit, dass es zu eineiigen Zwillingen (genetisch identischen Geschwistern) kommt, vernachlässigt. Die Einfachheit dieser Vorgänge erlaubt es, Verwandtschaftsstrukturen zu formalisieren. Dazu benötigen wir zunächst ein paar Definitionen:
Für zahlreiche Zwecke (vom Zuchtmanagement zum Schutz bedrohter Arten über die medizinische Forschung bis zu Grundsatzfragen der Evolutionstheorie) benötigt die Populationsgenetik ein quantitatives Maß für die Nähe der Verwandtschaft zweier Individuen und für die Gefahren, die Inzucht mit sich bringt. Um den Grad der Verwandschaft zu formalisieren, beschränken wir uns auf einen Genort und nehmen an, dass genau ein Gründer an diesem Genort ein Allel (in einfacher Ausführung) trägt, das von allen Allelen der anderen Gründer verschieden ist. (Wir nennen es ein "seltenes Allel". Da es nur in einfacher Ausführung vorliegt, ist der betreffende Gründer an diesem Genort heterozygot). Für jeden Gründer besteht die gleiche Wahrscheinlichkeit, es zu besitzen. Der Sinn dieses formalen Tricks besteht darin, das seltene Allel gewissermaßen als "Markierung" im Fluss der Gene zu benutzen und seinen Werdegang im Graphen zu verfolgen. (Wir können uns auch vorstellen, dass es in einem Gründer durch Mutation entstanden ist). Tritt es in irgendeinem Individuum auf, ist klar, dass es letztlich von genau einem Gründer stammt. Tritt es in zwei verschiedenen Individuen auf, so tut es das aus Gründen der gemeinsamen Abstammung. Da der Formalismus
der Verwandtschaft in baumartigen (und teilweise auch in inzuchtfreien)
Verwandtschaftsgraphen recht einfach ist, besprechen wir diesen zuerst.
Im nächsten Abschnitt werden
wir uns allgemeinen Verwandtschaftsgraphen zuwenden.
Betrachten wir einen beliebigen baumartigen Verwandtschaftsgraphen. Wer ist mit wem "wie nahe" verwandt? Wichtig ist zunächst, dass in jedem inzuchtfreien (also auch in jedem baumartigen) Verwandtschaftsgraphen jedes Individuum das seltene Gen höchstens einfach trägt. (Es kann nur an die Nachkommen des Gründers, der es eingebracht hat, vererbt werden. Da stets nur nichtverwandte Partner gewählt werden, kann das seltene Allel jedem Individuum nur entlang einer einzigen Linie übertragen werden, und zwar immer nur in einfacher Ausführung). Jedes Induviduum trägt es oder trägt es nicht. Das macht die Analyse inzuchfreier Verwandtschaftsgraphen so einfach. Seien nun x und y zwei Individuen (d.h. Ecken in einem Verwandtschaftsgraphen). Falls x das seltene Allel besitzt, bezeichnen wir mit P(y|x) die Wahrscheinlichkeit, dass es y auch besitzt. (Es ist dies eine bedingte Wahrscheinlichkeit: der senkrechte Strich | wird am besten als "vorausgesetzt, dass" gelesen). P(y|x) wäre auch schon ein Kandidat für ein quantitatives Maß der Nähe der Verwandtschaft. Wir können aber auch die Rollen von x und y vertauschen und statt dessen P(x|y) betrachten. Interessanterweise sind diese beiden Größen in inzuchtfreien Verwandtschaftsgraphen immer gleich. (In beliebigen Verwandtschaftsgraphen gilt das nicht!) Unter Benutzung der Schreibweisen
fassen wir einige wichtige Tatsachen zusammen: Satz 1: In einem inzuchtfreien Verwandtschaftsgraphen gilt
Beweis:
Definition: Als Verwandtschaftsgrad (coefficient of relationship) zwischen zwei Individuen x und y in einem inzuchtfreien Verwandtschaftsgraphen wird die Größe
bezeichnet. Da P(x, y) = P(x) P(y|x) = P(y) P(x|y) gilt, kann der Verwandschaftsgrad auch in der Form
geschrieben werden. Er hat also eine intuitiv einleuchtende Bedeutung: Besitzt x das seltene Allel, so ist r(x, y) die Wahrscheinlichkeit dafür, dass y es auch besitzt. Aus Satz 1 folgt, dass in dieser Aussage x und y ihre Rollen vertauschen können. r(x, y) liegt immer zwischen 0 und 1. Die beiden Extremfälle sind:
Für Verwandtschaftsgrade in baumartigen Graphen haben wir mit Punkt 3 von Satz 1 eine bequeme Berechnungsmethode. (Methoden, die in beliebigen Graphen anwendbar sind, werden wir im nächsten Abschnitt besprechen). Sehen wir uns einige Beispiele an:
Es sei nochmals betont, dass alle diese Resultate darauf beruhen, dass die Gründer als nicht miteinander verwandt angesehen werden, d.h. dass frühere Verwandtschaftsverhältnisse, die außerhalb des Graphen liegen, nicht berücksichtigt werden. Was können wir mit dem
Begriff des Verwandtschaftsgrades anfangen? Sehen wir uns ein Beispiel
an, das unser Grundverständnis der Evolution betrifft.
Eine vieldiskutierte Fragen der modernen Evolutionsbiologie lautet: Wie ist Altruismus entstanden, d.h. die Bereitschaft, andere Individuen auf Kosten des eigenen Fortpflanzungserfolgs zu unterstützen? Der Hinweis, dass Altruismus "für die Art" nützlich sei, hilft nicht wirklich weiter, da er nicht erklärt, wie sich altruistische Anlagen durchsetzen (d.h. in einer Population ausbreiten) können, solange sie noch in der Minderheit sind. Interessanterweise hat hier die Mathematik ein Wort mitzureden. Um die Struktur des Problems zu verstehen, betrachten wir ein stark vereinfachtes Szenario: Wir nehmen an, es entstünde durch Mutation in einer Population ein Gen, das seine Träger dazu veranlasst, unter gewissen Umständen mit anderen Individuen zu kooperieren. Das neue Gen gehört zu einem bestimmten Genort, tritt also als Allel auf, das mit anderen Allelen (die nicht zu Altruismus führen) um die Besetzung dieses Genorts konkurriert, und zunächst wird es nur von wenigen Individuen getragen. Wird es sich in der Population ausbreiten? Dazu ist zunächst festzuhalten: Allele haben natürlich keine Motive, aber in einem übertragenen Sinn lässt sich sagen, dass es dem Allel gleichgültig ist, welche Individuen sich fortpflanzen. Es bezieht seinen Erfolg lediglich daraus, dass die Zahl seiner im Umlauf befindlichen Kopien von Generation zu Generation wächst. Das ist mit dem populären Schlagwort vom "egoistischen Gen" gemeint.
Wenn nun etwa Altruist auftritt, der anderen Individuen wahllos bei der Behütung des Nachwuchses hilft, stellt sich die Frage, ob das Allel, das ihn dazu veranlasst, etwas davon hat. Das wird im Allgemeinen nicht der Fall sein. Bessere Aussichten hätte eine Allel, das Kooperation mit anderen Trägern desselben Allels nahelegt! Das Problem bei einer solchen Variante wäre, wie ein anderer Träger des Altruismus-Allels erkannt werden kann. Eine mögliche Antwort ist: durch Verwandtschaft, die sich - auch für Tiere - durch die Umständen, unter denen man aufwächst, erschließt. Nehmen wir beispielsweise an, unser Allel steht für folgende Instruktion an seinen Träger: "Wenn Nahrungsmangel herrscht und deine Schwester bereits Kinder hat, so verzichte auf eigene Nachkommen und sei ihr behilflich!" Individuum x sei Träger des Allels und finde die genannten Bedingungen vor. Ihre Schwester hat zwei Kinder. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, dass es das Altruismus-Allel ebenfalls trägt? Das ist genau der Verwandtschaftsgrad, den wir oben definiert haben! Zwischen Tante/Onkel und Nichte/Neffe beträgt er, sofern früherere Verwandtschaftsverhältnisse ignoriert werden, 1/4 (ansonsten ist er der Regel noch größer). Die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest eines der Kinder das Allel trägt, ist immerhin 7/16. Wenn die Chance, die Kinder der Schwester mit vereinten Kräften durchzubringen, größer ist als die Aussicht, dass von zwei Familien mit je einer Ernährerin zumindest eine die mageren Zeiten überlebt, wird der Anteil an Trägern des Altruismus-Allels in der Population zunehmen. Das ist die Grundidee. Evolutionsbiologen kennen eine Reihe von Beispielen, die nach diesem Muster zu funktionieren scheinen. So ist es etwa keineswegs bei allen Tieren üblich, allen bedrohten Artgenossen in Gefahr beizustehen und sein Leben für sie einzusetzen. Bei vielen Arten gilt ein solcher Einsatz vorwiegend den eigenen Verwandten, und er scheint auf die Nähe der Verwandtschaft recht fein abgestimmt zu sein. Und diese Idee formalisieren zu können, betrachten wir folgendes (natürlich stark vereinfachtes) Modell: Für die Bereitschaft, eine gewisse Anzahl von Geschwistern zu retten, sei ein Allel verantwortlich. Können wir voraussagen, ob es profitieren oder untergehen würde? Wenn der Altruist bei einer Rettungsaktion den Tod findet, geht eine Kopie des Altruismus-Allels verloren. Wieviele Kopien des Allels werden aber zum Ausgleich (im Durchschnitt) dabei gerettet? Das hängt von der Anzahl der Geretteten und von der Wahrscheinlichkeit ab, dass ein Geretteter das Allel ebenfalls trägt (d.h. vom Verwandtschaftsgrad zu den Geretteten = 1/2 im Fall von Geschwistern). Beispielsweise:
Demnach hätte ein Allel, das den Träger dazu veranlasst, für die Rettung mindestens dreier Geschwister den eigenen Tod in Kauf zu nehmen, in der Population Erfolg (vorausgesetzt natürlich, diese Gefahrensituationen treten oft auf). Oder, etwas weniger bürokratisch ausgedrückt: der Einsatz für genügend viele genügend nahe Vewandte lohnt sich - nicht für den Getöteten, sondern für das Altruismus-Allel. Natürlich müsste auch der voraussichtliche zukünftige Fortpflanzungserfolg der einzelnen Individuen (also etwa deren Alter) mit berücksichtigt werden, aber das würde nichts Grundsätzliches an diesem Mechanismus ändern. Tatsächlich stehen viele tierische Verhaltensweisen im Verdacht, genau dieser Logik zu gehorchen, d.h. das Ausmaß an Kooperation - mit fast mathematischer Präzision - vom Verwandtschaftsgrad abhängig zu machen. Wir wollen noch
erwähnen, dass sich altruistische Hilfe an Nicht-Verwandte auch
auszahlen kann. So könnte etwa ein neues Allel seine Träger
dazu veranlassen, jenen Individuen Körperpflege (zur Befreiung
von Parasiten) angedeihen zu lassen, von denen man diese Hilfe selbst
einmal bekommen hat, Verweigerung aber mit Verweigerung zu vergelten
(tit for tat). Wie Computersimulationen zeigen, hat ein Allel,
das zu einer solchen Art von Verhalten führt, ebenfalls gute Erfolgschancen.
Nachdem sie einmal eine gewisse Verbreitung gefunden hat, führt
diese Verhaltensweise de facto zu einem Erkennen von Trägern desselben
Allels, auch wenn man mit ihnen nicht (auf offensichtliche Weise) verwandt
ist. Tatsächlich wurden bei Tieren auch Verhaltensweisen, die diesem
Muster zu entsprechen scheinen, beobachtet.
Zu den Tierarten, in denen es die aufopferndsten Formen der Kooperation gibt, gehören die Bienen, Wespen und Ameisen, die zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) zählen. Kasten steriler Weibchen (Arbeiterinnen) verzichten auf eigenen Nachwuchs, kümmern sich um die Brut und nehmen mannigfaltige Aufgaben wahr. Kamikaze-Bienen begehen beim Stechen der Honigdiebe praktisch sicheren Selbstmord. Die Staaten solcher Tiere funktionieren so perfekt wie Organismen - inklusive eines ausgeklügelten Nachrichtensystems, der Erkennung und Eliminierung von Eindringlingen, Temperaturregelung usw. Wie konnte eine derart extreme Form des Altruismus entstehen? Eine mögliche Antwort lautet, dass es sich dabei um eine spezielle Form des Verwandtschaftsaltruismus handelt. Bei Hautflüglern ist die Fortplflanzung und die Rekombination von Erbmaterial anders organisiert als bei den meisten anderen Tieren. Die tatsächlichen Verhältnisse sich reichlich kompliziert - wir geben hier nur die Grundzüge wieder: Zwar sind die Hautflügler-Weibchen, wie es sich gehört, diploid (d.h. sie besitzen an jedem Genort zwei Allele), die Männchen aber sind haploid (d.h. sie besitzen an jedem Genort nur ein Allel). Die meisten Weibchen werden (aufgrund der ihnen angediehenen Nahrung) unfruchtbar. Im Normalfall sorgt lediglich die Königin für Nachwuchs. Sie wurde von einem oder wenigen Männchen (Drohnen) befruchtet - wir wollen hier nur den Fall betrachten, dass es sich um ein einziges Männchen handelt - und kommt mit den empfangenen Samenzellen ihr Leben lang aus. Töchter und Söhne kommen auf auf folgende Weise zustande:
Für diese Arten gelten die Mendelschen Gesetze in abgewandelter Form: So vererbt ein Männchen jedes seiner Allele mit Sicherheit seiner Tochter. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein von der Königin getragenes seltenes Allel in einem ihrer Kinder wiederfindet, ist 1/2. Um diese Formen der Vererbung in einem Verwandtschaftsgraphen darstellen zu können, führen wir zwei neue Graphenelemente ein: Eine strichlierte Kante () steht für haploide Erbinformationen, also (bei Beschränkung auf einen Genort) für ein einziges Allel. Eine Ecke vom Typ repräsentiert die zufällige Auswahl eines haploiden (einfachen) Informationssatzes aus einem diploiden (doppelten). So also kommen die Kinder der Hautflügler zustande: Damit sind auch die formalen Regeln, nach denen Verwandtschaftsgraphen für diese Arten von Insekten aufgebaut werden können, festgelegt. Wie sieht es nun um die Nähe der Verwandtschaft zwischen Eltern und Geschwistern aus? Dazu benutzen wir wieder den Trick mit dem seltenen Allel. Nur müssen wir hier ein bisschen aufpassen: Ist in einem Verwandtschaftsgraphen gw die Anzahl der weiblichen Gründer und die gm die Anzahl der männlichen Gründer, so gibt es unter den Gründern n = 2gw + gm Allele, von denen eines (mit Wahrscheinlichkeit 1/n) als "seltenes Allel" auftritt. Bezeichnen wir wieder mit P(x) die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum x, das seltene Allel zu tragen, so gilt Satz 2: In einem inzuchtfreien Hautflügler-Graphen gilt für jedes Individuum x
Beweis: Übungsaufgabe! Dieser Satz ist eine Modifikation von Punkt 1 von Satz 1 für die vorligene Art von Graphen. Eine unmittelbare Konsequenz daraus ist, dass die bedingten Wahrscheinlichkeiten P(x|y) und P(y|x) nur dann übereinstimmen, wenn x und y das gleiche Geschlecht haben. (Ansonsten unterscheiden sie sich durch einen Faktor 2). Wir können daher den Verwandtschaftsgrad r(x, y) zweier Individuen x und y gleichen Geschlechts als P(y|x) definieren, d.h. als die Wahrscheinlichkeit, dass y ein seltenes Allel besitzt, vorausgesetzt, dass x es trägt. Im Fall von Individuen verschiedenen Geschlechts gibt P(y|x) die Nähe der Verwandtschaft "aus der Sicht von x" und P(x|y) die Nähe der Verwandtschaft "aus der Sicht von y" an. Im Allgemeinen sind die Verhältnisse einer Generation des Staates durch diesen Graphen charakterisiert. Die Berechnung der bedingten Wahrscheinlichkeiten ist nun eine einfache Übung in Wahrscheinlichkeitsrechnung (Übungsaufgabe). Es ergibt sich
Die Unsymmetrie
in diesen Beziehungen mag seltsam anmuten, ebenso wie die Formulierung
"aus der Sicht von". Betrachten wir die Sache aber nun "aus
der Sicht eines seltenen Allels", das seine Träger zur Kooperation
auf Kosten eigener Nachkommenschaft veranlasst. Welche Formeln des Verwandtschaftsaltruismus
haben sich eine gute Chance, sich durchsetzen?
Auch wenn die Ursprünge des extrem hohen Kooperationsniveaus der Bienen, Wespen und Ameisen noch umstritten sind und immer neue Gesichtpunkte zu Tage treten, besteht Einigkeit, dass es eng mit der - uns Menschen eigenartig anmutenden - Fortpflanzungsart dieser Tiere zusammenhängt. Ressourcen:
Literatur zu Verwandtschaft und Verwandtschaftsaltruismus:
|
¬ Mendel und die Mathematik der Vererbung |
Übersicht | Verwandtschaft 2 ® |