Volkswirtschaft I

Märkte

Inhaltsverzeichnis
1. Funktionen und Formen von Märkten
2. Preisbildung auf Konkurrenzmärkten
3. Sonderfälle und Preiselastizität
4. Märkte und Konjunkturpolitik

Hier finden Sie eine Liste der in der Lektion behandelten Grundbegriffe.

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1. Funktionen und Formen von Märkten

Unter Märkten versteht man ein organisiertes Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage zum Zweck des Gütertauschs, normalerweise mit Hilfe von Geld. Märkte entwickeln sich durch Arbeitsteilung. "Organisiert" bedeutet, dass Märkte, um dauerhaft zu funktionieren, Regeln und eine Überwachung brauchen. Diese Maßnahmen setzen auf jeden Fall der Staat und z.B. Berufsorganisationen, oder - nur für ihre eigenen Kunden - Privatunternehmen, die Märkte, z.B. Marktplätze im Internet, betreiben.

Informieren Sie sich über die Regeln des Internet-Auktionshauses eBay!

Auch eine Liberalisierung von Märkten, d.h. die Beseitigung von Schranken, wie z.B. volkswirtschaftlich unerwünschter Monopole, bedarf intensiver staatlicher Regelungen.

Informationen von E-Control über die Liberalisierung des Strommarktes!

Wichtige regelnde Eingriffe durch den Staat sind z.B. die Wettbewerbsregeln des EG-Vertrages, die Richtlinien der EU zur Liberalisierung der Energie-, der Telekommunikations- und der Verkehrsmärkte, Bundesgesetze über das Vertragswesen (z.B. das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch/ABGB), über den Zugang zu den Märkten (z.B. die Gewerbeordnung), gegen den unlauteren Wettbewerb (z.B. das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb/UWG), gegen Wettbewerbsbeschränkungen (z.B. das Kartellgesetz) und zur Regelung der landwirtschaftlichen Märkte (z.B. das Marktordnungsgesetz) sowie Verordnungen von Gemeinden zur Regelung z.B. von Wochenmärkten.

In einer Marktwirtschaft erfüllen gut organisierte Märkte folgende Funktionen:

  • Steuerung des Wirtschaftsgeschehens mit Hilfe der Preise durch Herbeiführung eines Gleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage

  • Hervorrufen von Rationalisierungen und Innovationen (= auf Märkten auftretende Neuerungen) durch Impulse der Nachfrager und durch Konkurrenz

  • Entscheidung über die primäre Einkommensverteilung durch die Entlohnung der Produktionsfaktoren

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Die "Beherrscher der Märkte" sind in einer Marktwirtschaft die Konsumenten, da sie durch ihr Kaufverhalten letztlich darüber entscheiden, was wann und wie - in den Grenzen des wirtschaftlich und technisch Möglichen - produziert wird.

Text von Adam Smith über das Funktionieren von Märkten!

Text des Nobelpreisträgers Milton Friedman über die Rolle der Preise!

Märkte können allerdings auch versagen ("Marktversagen"). Dies ist insbesondere aufgrund externer Effekte der Fall. Solche Effekte bewirken z.B., dass entweder Vorteile (z.B. Erfindungen) nicht nur den Unternehmen, die sie geschaffen haben, sondern durch allgemeines Bekanntwerden auch anderen Unternehmen zugute kommen ("positive externe Effekte") oder Nachteile, die von einzelnen verursachenden Unternehmen zu tragen wären (z.B. Beeinträchtigungen der Umwelt), von der Allgemeinheit getragen werden ("negative externe Effekte").

Da externe Effekte größeren Ausmaßes das Marktgeschehen stören, bedürfen sie einer Eindämmung, z.B. durch Gesetze (wie das Urheberrechtsgesetz, das Patentgesetz oder das Abfallwirtschaftsgesetz) oder durch Verträge (etwa Knowhow-Verträge).

Märkte können verschiedene Formen annehmen. Je nach Marktform laufen die Preisbildungsprozesse, aber auch die Entwicklungsprozesse auf den Märkten (z.B. das Entstehen von neuen Produkten) unterschiedlich ab.

Unterscheidet man die Marktformen nach der Zahl der Anbieter und der Nachfrager, gibt es drei grundlegende Marktformen (wobei man zwei von ihnen auch unter dem Begriff "unvollständige Konkurrenz" zusammenfassen kann):

  • Monopole (ein Anbieter oder/und ein Nachfrager)
  • Oligopole (einige Anbieter oder/und einige Nachfrager)
  • vollständige Konkurrenz (viele Anbieter und viele Nachfrager)

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Eine Darstellung aller bei dieser Einteilung möglichen Kombinationen ergibt die in der folgenden Tabelle angegebenen neun Marktformen:

ein Anbieter einige Anbieter viele Anbieter
ein Nachfrager zweiseitiges Monopol beschränktes Nachfragemonopol Nachfragemonopol
einige Nachfrager beschränktes Angebotsmonopol zweiseitiges Oligopol Nachfrageoligopol
viele Nachfrager Angebotsmonopol Angebotsoligopol vollständige Konkurrenz

Die in der Praxis wichtigsten davon sind die in der letzten Tabellenzeile enthaltenen, nämlich das Angebotsmonopol, das Angebotsoligopol und die vollständige Konkurrenz.

Bei einem Angebotsmonopol gilt ebenso wie auf Märkten mit vollständiger Konkurrenz, dass eine Erhöhung des Preises zu einem Sinken der Nachfrage führt. Allerdings kann das Monopolunternehmen die angebotene Menge so knapp halten, dass der Preis höher ist als bei vollkommener Konkurrenz, wo der einzelne Unternehmer wegen der Vielzahl der Konkurrenten nur die von ihm angebotene Menge, nicht aber den Preis beeinflussen kann.

Man darf allerdings nicht übersehen, dass Monopole gerade durch ihre etwas größere Freiheit beim wirtschaftlichen Handeln oft leichter als andere Unternehmen Innovationen finanzieren können oder dass umgekehrt die Aussicht auf ein (vorübergehendes) Monopol einen großen Innovationsanreiz bietet. Nur stark geschützte Monopole entwickeln die Tendenz, auf Innovationen zu verzichten. Monopole in der globalisierten Wirtschaft sind mehr als früher vom Auftreten von Konkurrenten (oft auch mit anderen Gütern, die aber die Monopolgüter ersetzen) bedroht.

Bei einem Angebotsoligopol können die wenigen Anbieter, die den Markt beherrschen, die von ihnen angebotenen Mengen und damit ihre Preise so lange ähnlich wie Monopolisten hochhalten, als sie in stillschweigendem Einvernehmen stehen, d.h. keiner von Ihnen, etwa durch Verbilligung seiner Produkte oder durch eine Werbekampagne, aus diesem Verhalten "ausbricht". Erfolgt dieser Ausbruch aber doch, müssen die anderen nachziehen, was die Situation aller Oligopolisten insgesamt verschlechtert. Diese Vorgänge können sich häufig wiederholen.

Oligopolisten sind genauso vom Auftreten von neuen Konkurrenten bedroht wie Monopolisten. Auch für Innovationsanreize von Oligopolisten gilt das Gleiche wie für Monopolisten.

Bei vollständiger Konkurrenz steht der einzelne Anbieter einem Marktpreis gegenüber, den er nicht beeinflussen kann, da er in der Vielzahl der Konkurrenten dafür zu unbedeutend ist. Sein Gewinnmaximum - wie bei jedem Unternehmen - liegt dort, wo der zusätzliche Erlös durch den Verkauf einer zusätzlichen Mengeneinheit seines Produktes (= der Grenzerlös, in diesem Fall gleich dem Preis) den zusätzlichen Kosten (= Grenzkosten) entspricht. Um einen höheren Gewinn zu erzielen hat er z.B. die Möglichkeiten, die Kosten zu senken oder durch einzigartige Innovationen vorübergehend eine Oligopol- oder Monopolstellung zu erlangen.

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2. Preisbildung auf Konkurrenzmärkten

Die Preisbildung auf einem Konkurrenzmarkt (d.h. einem Markt mit freier Konkurrenz einer Vielzahl von Anbietern und Nachfragern kann in einer Graphik mit einer Angebotskurve und einer Nachfragekurve dargestellt werden:

Preisbildung auf einem vollkommenen Markt

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Die Anbieter eines Gutes auf einem Konkurrenzmarkt sind normalerweise zum Angebot einer größeren Menge eines Gutes nur zu steigenden Preisen bereit, da sie (zumindest ab einer gewissen Produktionsmenge) steigende Kosten je zusätzlich produzierter Einheit (somit steigende Grenzkosten) haben. Diesen Sachverhalt stellt die Angebotskurve des betreffenden Marktes dar.

Diese Kurve ist ein Aggregat (= die Summe) aller individuellen Angebotskurven der einzelnen Anbieter für das betreffende Gut auf dem betreffenden Markt, weshalb sie auch als "aggregierte Angebotskurve" (zum Unterschied von den individuellen Angebotskurven der einzelnen Unternehmen) bezeichnet wird.

Die Nachfrager des Gutes auf dem gleichen Markt sind normalerweise zum Nachfragen einer zunehmenden Menge nur zu niedrigeren Preisen bereit. (Denken Sie als Erklärung dafür an das Gesetz des sinkenden Grenznutzens!). Diesen Sachverhalt stellt die Nachfragekurve des betreffenden Marktes dar.

Diese Kurve ist ein Aggregat (= die Summe) aller individuellen Nachfragekurven der einzelnen Nachfrager für das betreffende Gut auf dem betreffenden Markt, weshalb sie auch als "aggregierte Nachfragekurve" (zum Unterschied von den individuellen Nachfragekurven der einzelnen Nachfrager) bezeichnet wird.

Die Preis- und Mengenvorstellungen der Anbieter und der Nachfrager sind nur im Punkt G1 (Gleichgewichtspunkt 1) beim Gleichgewichtspreis P1 und bei der Gleichgewichtsmenge M1, also dem (vorübergehenden) Marktgleichgewicht erfüllt.

Was geschieht bei Verschiebungen der Angebotskurve? Antwort

Was geschieht bei Verschiebungen der Nachfragekurve? Antwort

Unterscheiden Sie Bewegungen entlang einer Angebots- oder einer Nachfragekurve von Verschiebungen einer Angebots- oder einer Nachfragekurve!

Lesen Sie dazu diese Erläuterung!

Die vollkommensten Märkte sind Börsen. Von diesen kann man viel über das Funktionieren von Märkten lernen.

Informieren Sie sich über die Wiener Börse (vor allem unter "Service").

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3. Sonderfälle und Preiselastizität

Im Extremfall können Angebotskurven und Nachfragekurven auch waagrecht oder senkrecht sein. Diese Fälle können einige reale Marktphänomene sehr gut erklären.

Senkrechte Nachfragekurve

Eine senkrechte Nachfragekurve bedeutet, dass sich die Nachfrage, unabhängig vom Preis, nicht ändert. Die Nachfrage ist in diesem Fall in Bezug auf den Preis "vollkommen unelastisch". Dies könnte z.B. bei lebenswichtigen Konsumgütern, die man ja auf jeden Fall kaufen muss, der Fall sein.

Wenn sich in dieser Konstellation z.B. das Angebot zum gleichen Preis erhöht oder, was das Gleiche bedeutet, wenn die gleiche Menge zu einem niedrigeren Preis angeboten wird, sich die Angebotskurve also nach rechts (= unten) verschiebt, würde der neue Gleichgewichtspunkt zwar bei einem niedrigeren Preis, aber nach wie vor bei der gleichen Menge wie vorher liegen.

Waagrechte Nachfragekurve

Eine waagrechte Nachfragekurve bedeutet, dass sich die Nachfrage schon bei einer ganz minimalen Preissenkung "unendlich" erhöhen bzw. sie bei einer ganz minimalen Preiserhöhung bis auf Null sinken würde. Die Nachfrage ist in diesem Fall in Bezug auf den Preis "vollkommen elastisch". Dies könnte z.B. bei Luxusgütern, die sehr leicht durch andere Güter ersetzt werden können, der Fall sein.

Wenn sich in dieser Konstellation z.B. das Angebot zum gleichen Preis erhöht, sich die Angebotskurve also wieder nach rechts (= unten) verschiebt, würde der neue Gleichgewichtspunkt beim gleichen Preis, aber bei einer höheren Menge als vorher liegen.

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Senkrechte Angebotskurve

Eine senkrechte Angebotskurve bedeutet, dass sich das Angebot, unabhängig vom Preis, nicht ändert. Das Angebot ist in diesem Fall in Bezug auf den Preis "vollkommen unelastisch". Dies könnte z.B. in der Industrie bei vollständig ausgelasteten Kapazitäten, bei Grund und Boden in einer bereits von Betrieben fast voll belegten Region oder bei landwirtschaftlichen Produkten nach einer knappen Ernte der Fall sein.

Wenn sich in dieser Konstellation z.B. die Nachfrage zum gleichen Preis erhöht oder, was das Gleiche bedeutet, wenn die gleiche Menge zu einem höheren Preis nachgefragt wird, sich die Nachfragekurve also nach rechts (= oben) verschiebt, würde der neue Gleichgewichtspunkt zwar bei einem höheren Preis, aber nach wie vor bei der gleichen Menge wie vorher liegen.

Waagrechte Angebotskurve

Eine waagrechte Angebotskurve bedeutet, dass sich das Angebot schon bei einer ganz minimalen Preiserhöhung "unendlich" erhöhen bzw. es bei einer ganz minimalen Preisersenkung bis auf Null sinken würde. Das Angebot ist in diesem Fall in Bezug auf den Preis "vollkommen elastisch". Dies könnte z.B. in der Industrie bei völlig unausgelasteten Kapazitäten der Fall sein.

Wenn sich in dieser Konstellation z.B. wieder die Nachfrage zum gleichen Preis erhöht oder, was das Gleiche bedeutet, wenn die gleiche Menge zu einem höheren Preis nachgefragt wird, sich die Nachfragekurve also nach rechts (= oben) verschiebt, würde der neue Gleichgewichtspunkt zwar beim gleichen Preis, aber bei der höheren Menge als vorher liegen.

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Setzt man eine Veränderung der Nachfrage, in Prozent ausgedrückt, zu einer Veränderung des Preises, ebenfalls in Prozent ausgedrückt, in Beziehung (d.h. dividiert man die erste Größe durch die zweite), spricht man von der Preiselastizität der Nachfrage

Wie berechnet man die Preiselastizität der Nachfrage?

Beispiel zur Berechnung der Preiselastizität der Nachfrage

Für den einzelnen Unternehmer ist es wichtig, die Preiselastizität der Nachfrage zu kennen, denn dies ermöglicht es ihm, die Auswirkungen von Preisänderungen auf den Umsatz abzuschätzen (wenngleich er den Preis oft nicht selbst beeinflussen kann und die Umsatzerhöhung bei einer Preissenkung auch auch bei einem Konkurrenten eintreten könnte).

Auch für den Staat ist die Kenntnis der Preiselastizität der Nachfrage wichtig, weil sich damit z.B. die Auswirkungen von Steuer- oder Gebührenerhöhungen für ein bestimmtes Gut auf seine Einnahmen abschätzen lassen. Dies kann z.B. bei einer Erhöhung der Mineralölsteuer auf Treibstoff oder der Einführung einer kilometerabhängigen Maut für Lkw-Fahrten auf höherrangigen Straßen wichtig sein.

Setzt man eine Veränderung des Angebotes, in Prozent ausgedrückt, zu einer Veränderung des Preises, ebenfalls in Prozent ausgedrückt, in Beziehung (d.h. dividiert man die erste Größe durch die zweite), spricht man von der Preiselastizität des Angebotes.

Wie berechnet man die Preiselastizität des Angebotes?

Für einen großen, die Nachfrage beherrschenden Unternehmer kann die Kenntnis der Preiselastizität des Angebotes für ein bestimmtes Gut interessant sein, wenn er abschätzen möchte, ob seine Nachfrage auch noch erfüllt wird, wenn er den Preis, zu dem er zu kaufen bereit ist, senkt.

Für den Staat ist es wichtig zu wissen, welchen Effekt z.B. die Senkung einer Steuer oder Abgabe, etwa die Senkung der Umsatzsteuer (sofern sie im Preis an die Konsumenten weitergegeben wird), auf seine Einnahmen hat.

Auch die Preiselastizitäten der Nachfrage und des Angebotes sind nur Momentaufnahmen, d.h. sie können sich ändern. Mittel- oder langfristig ändern sich Elastizitäten häufig. Es kommt z.B. vor, dass bei der Preiserhöhung für ein lebenswichtiges Konsumgut eine sehr geringe Preiselastizität der Nachfrage offenbar wird. Später stellen die Konsumenten auch bei lebensnotwendigen Gütern oft ihre Konsumgewohnheiten um, indem sie z.B. Ersatzgüter kaufen. Dann sinkt die Nachfrage nach dem ursprünglichen Gut bei einer weiteren Preiserhöhung tatsächlich stärker als früher, d.h. die Preiselastizität der Nachfrage ist gestiegen.

In gleicher Weise können sich auch Unternehmer, die ein Zulieferprodukt nachfragen, auf Ersatzprodukte umstellen, so dass in diesem Fall ebenfalls die Preiselastizität der Nachfrage nach dem ursprünglichen Gut steigt. Ein unelastisches Angebot kann z.B. durch Ausbau der Kapazitäten der Anbieter des betreffenden Gutes bei einer Preiserhöhung elastischer werden.

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4. Märkte und Konjunkturpolitik

Die Wirtschaftspolitik, insbesondere die Konjunkturpolitik (d.h. der Versuch, die Wirtschaftslage realativ kurzfristig zu beeinflussen) kann sich die geschilderten Marktprozesse zunutze machen. Die Methoden der Konjunkturpolitik sind an sich weder "gut" noch "schlecht", sondern müssen der jeweiligen Wirtschaftslage und dem jeweils - letztlich von der Politik - gesetzten Ziel angepasst werden.

Im Folgenden werden anhand des oben verwendeten Marktdiagramms drei wichtige Fälle der Konjunkturpolitik dargestellt:

Fall 1: Nachfragepolitik ohne Inflationsgefahr

Nachfragepolitik ohne Inflationsgefahr

Häufig wird versucht, die Konjunkturlage durch Erhöhung der Nachfrage des Staates, der Unternehmen und der Haushalte zu verbessern. Dies kann z.B. durch erhöhte Staatsausgaben für Infrastruktur, Steuersenkungen oder im Rahmen der Geldpolitik der Zentralbank durch eine Senkung des Leitzinses (des Zinssatzes, zu dem die Notenbank, im Fall der Euro-Zone die Europäische Zentralbank in Frankfurt, den Geschäftsbanken Kredite gewährt) oder durch den Ankauf von staatlichen Schuldverschreibungen (um so Geld in die Wirtschaft zu bringen) erfolgen. Die Erhöhung der Nachfrage ist in der obigen Graphik durch die Rechtsverschiebung der Nachfragekurve dargestellt.

Diese Art von Konjunkturpolitik birgt dann praktisch kein Inflationsrisiko, wenn in der Wirtschaft unausgenützte Kapazitäten vorhanden sind. In diesem Fall sind viele Unternehmen bereit, ihr Angebot zu gleichbleibendem Preis auszuweiten.

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Man sollte allerdings nicht vergessen, dass erhöhte Staatsausgaben oder Steuersenkungen von der Budgetsituation (z.B. der Verschuldung) her möglich sein müssen. und dass die Unternehmer bei unausgenützten Kapazitäten so starke pessimistische Zukunftserwartungen haben können, dass sie z.B. trotz einer Senkung des Leitzinssatzes nicht bereit sind, ihre Aktivitäten zu intensivieren, etwa zu investieren.

Lesen Sie einen Text über Probleme der Geldpolitik in Japan!

Fall 2: Inflationäre Nachfragepolitik

Inflationäre Nachfragepolitik

Versucht man bei sehr unelastischem Angebot (in der obigen Graphik durch die senkrechte Angebotskurve dargestellt), das durch eine fast völlige Auslastung der Kapazitäten der Unternehmen verursacht ist, die Nachfrage auszuweiten, "verpufft" diese Maßnahme in einer Erhöhung des Preisniveaus, also einer höheren Inflationsrate ohne die angestrebte Erhöhung der abgesetzten Gütermenge.

Eine Konjunktursituation mit sehr unelastischem Angebot wegen voll ausgelasteter Produktionskapazitäten ist daher für eine derartige Konjunkturpolitik nicht geeignet.

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Fall 3: Wirksame Angebotspolitik

Wirksame Angebotspolitik

Durch externe Einflüsse, etwa durch eine sprunghafte Erhöhung der Erdölpreise, können die Produktionskosten zahlreicher Unternehmer in kurzer Zeit stark steigen. Man nennt eine solche von außen ("exogen") verursachte plötzliche Entwicklung einen "Angebotsschock". Das starke steigen der Kosten bewirkt eine Verschiebung der Angebotskurve nach links oder - was das Gleiche ist - nach oben (Pfeil 1). Dadurch ergibt sich ein neues Marktgleichgewicht bei höherem Preisniveau und geringerer auf den Märkten abgesetzten Gütermenge. Dies ist normalerweise auch mit einer höheren Arbeitslosigkeit verbunden.

Um das ursprüngliche volkswirtschaftliche Produktionsniveau M1 durch Nachfragepolitik (= in diesem Fall eine Nachfrageerhöhung) herzustellen, müsste man eine weitere starke Erhöhung des Preisniveaus in Kauf nehmen. Um dagegen den eingetretenen Inflationsschub rückgängig machen, müsste man die Nachfrage so stark drosseln, dass eine noch höhere Arbeitslosigkeit drohen würde. Sie können das leicht nachprüfen, indem Sie gedanklich die Nachfragekurve entsprechend nach rechts (Nachfrageerhöhung) oder nach links (Nachfragesenkung) verschieben.

In einem solchen Fall ist es besser, zu versuchen, - bildlich gesprochen - die Angebotskurve wieder nach unten zu bringen. Dies kann z.B. durch kostensenkende Maßnahmen des Staates, etwa die Förderung von Rationalisierungen in den Betrieben, erfolgen. Gelingt es, den Angebotsschock durch solche Maßnahmen auszugleichen (Pfeil 2), werden im Idealfall die Erhöhung des Preisniveaus und das Sinken des Produktionsniveaus rückgängig gemacht. Eine solche Politik bezeichnet man als Angebotspolitik.

Es gibt übrigens auch Nachfrageschocks, nämlich eine plötzliche, von außen ("exogen", etwa durch eine politische Krise) verursachte Veränderung (Erhöhung oder Verminderung) der volkswirtschaftlichen Nachfrage. Ein Nachfrageschock in Form einer plötzlichen Verminderung der Nachfrage birgt wegen der damit verbundenen Preissenkung, die wiederum anregend auf die Nachfrage wirkt, wahrscheinlich ein geringeres Risiko der Stagnation als ein Angebotsschock mit der Folge einer starken Preiserhöhung. Außerdem können Nachfrageschocks mit den traditionellen Mitteln der Nachfragepolitik (im Sinne einer Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage) meistens rascher bekämpft werden als durch Angebotspolitik (die etwa Umstellungen in den Kostenstrukturen der Unternehmer oder in der Besteuerung durch den Staat erfordert).

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