Der Geburtenrückgang beschäftigt ganz Europa - besonders heftig aber wird er in Deutschland diskutiert.

Bekommen nur mehr die Armen (und Immigranten) sowie Reiche Kinder?

Und ist das ein Problem?

 

Frank Schirrmacher ortet das "Minimum".

Als "Überlebensfabrik", als "Urgewalt" preist Frank Schirrmacher in seinem neuen knappen Band die Familie. Er liebt gewichtige Wörter, der thesengewaltige FAZ-Herausgeber, und er scheut die derbe Diagnose nicht - "demographische Vergletscherung". Doch man kann ihm nicht vorwerfen, in die Fallen des Biologismus gegangen zu sein. Er sieht keine Völker "aussterben"; er behauptet nicht, dass es Altruismus nur unter Verwandten gebe, aber er stellt klar: Man kann sich darauf mehr verlassen als auf "reziproke Kooperation" und Mitleid.

Ökonomie ist unser Familienersatz", diagnostiziert er - eine subtile Antwort auf eine peinliche Frage: Wieso sanken gerade in der Blüte des Sozialstaates die Geburtenraten? Die Finanzen waren es wohl nicht, sondern "die Angst davor, im Nachteil zu sein, wenn alle anderen einen Vorteil hatten": "Kinderlosigkeit wirkt wie eine Methode zur Gewinnmaximierung".
Eine kinderarme Gesellschaft wird immer kinderärmer, erklärt Schirrmacher: Weil Kinderliebe auch erlernt ist. Weil die Liebe auf Haustiere abgeleitet wird. Weil TV-Serien erstens als Ersatz für reale Familien wirken und zweitens meist defekte Familien zeigen. Dem "angeblichen Ideal" begegne man nur mehr in der Karikatur, bei den "Simpsons".
 

Wo bleibt Hoffnung? Bei den Frauen: "Die Großmütter, Mütter und Töchter werden entscheiden, ob und wie unsere Gemeinschaft neu entsteht."

Presse 18.3.2006

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