Das Geographie- (GW)- SCHULBUCH  

- heute verändert in neuen Konstellationen                           

Christian SITTE   ( 2013  ONLINE nachbearbeiter Artikel aus dem "Handbuch zu einer österreichischen Fachdidaktik GW", 

Hrsg. W. Sitte/H. Wohlschlägl,(  2001 ), als MGW Bd. 16 , S.447-472

am Institut für Geographie der Universität Wien )  

zitieren mit URL: http://homepage.univie.ac.at/Christian.Sitte/FD/artikel/chsSCHULBUCH_erg_2013.htm

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Abschnitte:

2. Funktion des Schulbuches 

5. Gestaltungsfragen  
 

3. Schulbuchtypen  

6. Beurteilungskriterien  

 

4. Zur SB-Forschung

7. Literatur  und  Anhang

1. Einleitung

Arbeitsmaterial für den Schüler, … für den Lehrer; 

eine Lernhilfe, Hilfe für die Vorbereitung /Nachbereitung; 

ein / das (?) Leitmedium im Unterricht; oder als "Zentralmedium" in einer medialen "Bildungscloud" eingebettet (HERBER/NOSKO 2012) ?

Fachdidaktische Interpretation / Dokumentation eines Lehrplans /

Unterstützung bei der Einführung neuer Anforderzungen wie der Kompetenzorientierung ? 

Oder. ­ nach  KUHN 1977 - “zum Leben erweckter Lehrplan”,  bzw. 

„Spiegel” seiner Veränderungen und der von ihm transportierten 

Wertvorstellungen in der Gesellschaft;

Ausweis des Faches nach außen …

 

Das sind nur e n i g e  schlagwortartig angedeutete Aspekte, die mit dem Wort „Schulbuch” in Zusammenhang gebracht werden können. Das Schulbuch ist zwar nur eines von mehreren Schulmedien (der Medienverbund mit dem Atlas wird schon seit dem 19. Jahrhundert in der fachdidaktischen Literatur immer wieder betont - Arbeitsblatt, OH-Transparent, Video, IT etc. kamen/kommen heute dazu), es ist jedoch auf Grund seiner Verbreitung und technischproblemlosen Einsetzbarkeit in den Klassenzimmern das am häufigsten dort benutzte Medium. Nach einer in Deutschland groß durchgeführten Untersuchung von NIEMZ (1988, S. 492f) verwendeten dort 70 % der Lehrer das Schulbuch häufig, 20% manchmal, 8 % selten und 2 % nie. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch THÖNEBÖHN (1990 und 1992). GOETZ (1996, S. 30) führt in ihrer auf Österreichbezogenen Studie unter der Kategorie „oft verwendete Unterrichtsmittel” das Schulbuch mit 87,4 % an (gefolgt vom Atlas mit 80,3 bzw. der Wandkarte mit 60,3%). A. WOODWARD (1994, S. 6369) stellt zum Schulbucheinsatz generell fest: “Some teachers are completely independent,others almost totally dependent”. Wie mit dem Buch als Arbeitsmittel im Unterricht umzugehen ist, wird allerdings nur gelegentlich von Lehrern bzw. in den Büchern erklärt. Vielfach wird ein Abschnitt im Buch von den Schülern still gelesen und dann darüber in der Klasse ein Gespräch geführt (KRÄMER 1991).

 

Die folgende Graphik soll schematisch einige Möglichkeiten im Zusammenwirken von Schulbuch und Lehrer  veranschaulichen :

 

   S C H U L B U C H

i s t   „s c h l e c h t“    

inhaltlich seicht und fehlerhaft,

didaktisch-methodisch einförmig

i s t  „g u t“

inhaltlich profund, fehlerfrei  

didaktisch-methodisch variantenreich  

LEHRER

didaktisch

methodisch  

gut qualifiziert

kann aus „brauchbaren“ Teilen des Buches etwas machen ...  

oder:  

Unterricht ohne Buch mit selbst erstellten Arbeitsblättern u. Medien*)  

angestrebte Kombination  

für optimalen Unterrichtsertrag...

LEHRER

didaktisch

methodisch 

schwach  qualifiziert 

Problematischste Variante, die nur  durch entsprechende Maßnahmen der Lehreraus- u. -fortbildung  (bzw. mit besser gestalteten Schulbüchern) verbessert werden kann... 

Aus der Arbeit mit dem Buch  bzw. dem „guten“ Lehrerbegleitheft können bei entsprechender Reflexion Anregungen für den Unterricht kommen...  

*)  Dazu muß der Lehrer auch fachlich sehr gut qualifiziert sein und viel kreatives Engagement zeigen !  (Entwurf: Ch.S. 1999)


 

2.Funktionen des Schulbuchs

 

Nach G. STEIN (1991) muss das Schulbuch unter drei Aspekten betrachtet werden: als Politicum als Paedagogicum und als Informatorium. Obwohl auch die erstgenannte Dimension aufschlussreiche Einblicke böte, u.a. bei der Durchleuchtung des Approbationsverfahrens (siehe KISSLING 1995, SITTE Ch. 1989), muss im vorliegenden Beitrag aus Platzgründen darauf verzichtet werden, auf sie einzugehen.

 

Wenn STEIN (1991, S. 754f) vom Schulbuch als Pädagogikum spricht, so unter Bezugnahme auf eine Theorie pädagogischen Handelns, in der Unterricht und Erziehung als kommunikative und kooperative, nichtmanipulative Praxis begriffen werden, durch die der Heranwachsende zur Selbstbestimmung und Weltverantwortung angeleitet werden soll. Dem Schulbuch kommt dabei im Rahmen unterrichtlicher und erzieherischer Praxis eine doppelte mediale Funktion zu: es ist zugleich Mittel und Mittler, und daher sowohl für den Inhalts- als auch Beziehungsaspekt schulischen Lehrens und Lernens relevant.

 

Als Informatorium (also als Träger von Informationen) hat das Schulbuch unterschiedlichste Materialien bereitzustellen. Es soll sich aber nicht allein mit der Vermittlung von Wissen, Fertigkeiten und Handlungsentwürfen begnügen. Es müsste zugleich zu Denken und Fragen herausfordern, indem es auch (und gerade) kontroversielle Texte sowie Anstöße zu multiperspektivischen Erörterungen enthalten soll ! Dieser Forderung muß es insbesondere bei der Hinwendung auf "Kompetenzorientierung" (ab etwa 2012 - vgl. Sitte Ch. 2011b) stärker genügen. Denn nur dann kann es Kompetenzniveaustufe 3 anbieten/erreichen (und den Lehrpersonen nahebringen). 

Der bislang häufig beobachtete Trend, dass ein großer Teil des „Systems Schule” dazu immer schon tendiert hatte, eindeutige, einfache, leicht abprüfbare Lösungen/Daten als ,,Unterrichtsertrag” bei Leistungsfeststellungsüberprüfungen zu bevorzugen, wurde durch den wohl stärksten "Hebel" den eine Schulverwaltung besitzt, nämlich durch die Festlegung einer neuen, eben kompetenzorientiert zu gestaltenden Reifeprüfungsverordnung (vgl. mehr bei SITTE 2011a bzw. BMUK) konterkarriert. Um kompetenzorientiert bei der öffentlichen, kommissionellen Matura prüfen zu können, müssen im vorgelagerten Unterricht eben auch solche Kompetenzen geübt werden. Gerade in der Anfangsphase sind Schulbücher daher wichtige Lehrerfortbildungsinstrumente - wie das die Schulbuchgeneration in Österreich ab 2012/13 - sicher in unterschiedlichen Qualitäten, deutlich zeigt.

 

H. HACKER (1980, S. 7ff) gibt mehrere Funktionen des Schulbuchs an. Sie werden im folgenden kurz angeführt und von mir ergänzend kommentiert:

 

1.      Die Strukturierungsfunktion

      Sie umfasst die ­ zu Beginn dieses Beitrags schon im Zitat von L. KUHN angesprochene  Konkretisierung bzw. Anordnung der in den Lehrplänen verordneten Inhalte und unterstützt damit den Unterrichtenden in der Planung bzw. Ausfüllung der LP-Vorgaben. Faktenflut sollten sie durch klar ersichtliches "Konzeptwissen". Allerdings verführt sie auch, wie Beobachtungen immer wieder zeigen, dazu, dass Lehrer auf die ihnen vom Lehrplan zugesprochene Autonomie bei der Anordnung der Themen weitgehend verzichten und sich eng an die im Lehrbuch vorgegebene halten (,,Das Schulbuch als geheimer Lehrplan”) Auch besteht die Gefahr, dass die dem Schulbucherstellungsprozess vorgelagerten Approbationskommissionen mitunter klare LP-Intentionen aufgrund mangelnder fachdidaktischer Kompetenzen (und fehlender Fortbildung) nicht begreifen bzw. hier nicht ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden (vgl. SITTE Ch. 2007). 

2.      Die Repräsentationsfunktion

      Sie umfasst das textliche, bildliche, graphische und kartographische ,,Material”, anhand dessen der Unterrichtsgegenstand im Klassenzimmer präsent ist. Erst durch ein vielfältiges und fachlich adäquates Materialienangebot (dazu gehört in GW neben entsprechend aufbereiteten raumbezogenen auch ökonomiebezogene Informationen und einer an Kompetenzorientierung = den entsprechenden Operatoren -  ausgerichteten Aufgabenstruktur) kann ein Schulbuch zeitgemäßen methodischen und didaktischen Forderungen gerecht werden. Schüler sollen mit diesem Angebot in der Lage sein, einzeln, zu zweit oder in Gruppen und möglichst selbsttätig, Kenntnisse, Fähigkeiten und Einsichten operativ zu erwerben. Der Lehrer wird dabei vom frontalen Vermitteln des Wissens entlastet und kann so besser die Schüler individuell beim Erwerb des Wissens und der Kompetenzen unterstützen. 

3.      Die Steuerungsfunktion

      Sie betrifft den Ablauf des Unterrichts. Die im Buch enthaltenen Lernaufgaben (Arbeitsanweisungen, Fragen und Impulse etc.) können die Auswertung des Materialangebotes lenken und sollen nicht nur zur Wiederholung des Gelernten dienen, da sie sonst über das unterste Kompetenzniveau nicht hinausreichen. Der Freiheitsspielraum beim entdeckenden Lernen wird dadurch zwar möglicherweise eingeschränkt.

4.   Die Motivationsfunktion

      Das Buch soll ein die Schüler ansprechendes, modernes Layout haben. Es soll Anreiz (und Möglichkeiten) geben, sich (auch selbständig und abseits der Schulstunden) mit dem in ihm Enthaltenen zu beschäftigen. Das ist im bunten Medienzeitalter wichtig. Allerdings sollte das „Design” nicht zu Lasten einerabwechslungsreichen Methodik bzw. der fundierten Inhalte gehen! Wie weit die Motivations- und Informationsfunktion von den „Neuen Medien” (CD-ROM, Internet etc.) in Zukunft besser erfüllt werden wird, ist derzeit noch nicht absehbar bzw. umstritten 1). Ganz ohne Bücher wird es jedoch, selbst wenn jeder Schüler seinen eigenen Laptop / Tablet mit Webergänzung oder kompletter e-book-Variante haben sollte, wohl nicht gehen, da Bücher als solches ein nicht wegzudenkendes Kulturgut sind. 

5. Die Differenzierungsfunktion ,

     welche die unterschiedliche Lernfähigkeit, Lernbereitschaft und Interessenlagen der Schüler betrifft. Bei entsprechender Auswahl und Gestaltung des Lerngutes sowie der Arbeitsanweisungen kann das Schulbuch dabei dem Lehrer viel Arbeit abnehmen, bzw. ihm auf der kommunikativen Ebene (vor allem beim Gruppenunterricht) helfen. Ist doch die im Unterrichtsgeschehen nur allzuoft überlastete verbale Kommunikationsschiene dadurch entlastet und dem Lehrer bleibt dann mehr Kapazität für differenzierende und andere Aktionen in der Klasse.

6.  Die Übungs- und Kontrollfunktion 2)  

     soll nicht nur in simpler verbaler Frageform wahrgenommen werden. Anwendungswissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, Systemerkenntnisse / Konzeptwissen sind in methodisch vielfältiger Form zu festigen und zu überprüfen - kurzum Kompetenzen zu fördern. Ähnlich wie es in  französischen Oberstufenbüchern, zum Beispiel in den eingebauten ,,pré-bac-Kapiteln”, geschieht (vgl. MENSCHIK / SITTE, Ch. 1997). In diesen sind nach den jeweiligen Großkapiteln immer Aufgabenstellungen enthalten, bei denen die Schüler das erworbene Wissen (und Konzepte) bzw. die gewonnenen Fähigkeiten an ähnlichen, aber anders regional zugeordenten Themen(gebieten) und mit neuem Material anzuwenden haben. Schülern wird bei diesem Transfer des Gelernten ( = zweites Kompetenzniveau) die Möglichkeit geboten, selbst festzustellen, ob sie das angebotene Lerngut richtig aufgenommen und verstanden haben sowie in neuen Situationen umsetzen können (drittes Kompetenzniveau) bzw., wo dabei noch Lücken sind. Dadurch können sogar Defizite ausgeglichen werden, die sich beim Versäumen des Unterrichts ergeben hben. Zusammenfassende kurze Merktexte, wie man sie vor allem in manchen Sekundarstufen I-Büchern noch findet, sind, weil sie nur die rezeptive Aufnahme des Lerngutes fördern und Wortwissen zum Auswendiglernen anbieten, im allgemeinen abzulehnen. Interessanter sind da zB. methodische Varianten, die halb fertige Mindmaps anbieten, in die aus dem vorherigen  Schulbuchkapitel stammende Begriffe (u.U. aus einer unten angeführten Liste) richtig eingefügt werden müssen, oder Conceptmapansätze etc. Dass ein Schulbuch komplett ein Schülerheft ersetzen könne ist zumindest mit Skepsis zu beurteilen - insbesondere in der S I.

3.Schulbuchtypen  

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 Wenn man vom Schulbuch spricht, meint man eigentlich immer das für die Hand des Lernenden bestimmte Schülerbuch, das in unterschiedlichen formalen Varianten auftreten kann. Sie lassen sich auf drei Grundtypen zurückführen, nämlich auf das Lehr-, das Lern- und das Arbeitsbuch. Daneben gibt es noch geographische Quellenwerke (vor allem mit Reiseberichten und Landschaftsschilderungen), Lesehefte 3),Schülerlexika 4) und andere Hilfsbücher. Reine Formen der Grundtypen sind heute eher nur mehr selten, meist treten Mischformen auf. Nicht nur Schulbuchverlage, auch die fachdidaktische Literatur verwendet die hier angeführte Terminologie nicht konsequent.

A.   Lehrbücher bieten / boten früher bloß ein stoffliches Angebot. Der vom Buchautor verfasste Text gibt nach einem bestimmten, meist sachbezogenen Schema angeordnete Sachverhalte fertig wider. Das waren in früheren Paradigmen des Geographie (Erdkunde-) unterrichts in der Regel gewisse, stark elementarisierte länderkundliche bzw. allgemeingeographische Informationen. Sie dienten zum wiederholenden Nachlesen des in der Regel im Frontalunterricht vorgetragenen Stoffes und zum Vorbereiten auf die Prüfung über den Stoff. Zuweilen wurde (wie in älteren Methodiken für den Erdkundeunterricht auch vorgeschlagen) der Text auch still von den Schülern gelesen, dabei Begriffe unterstrichen und anschließend im Klassengespräch besprochen. Eine Struktur für den Ablauf des Unterrichts geben solche Schulbücher nicht vor. Frühe Beispiele solcher Lehrbücher sind die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erschienenen, knapp gehaltenen ,,Leitfäden” für den Unterricht 5). Nach ihrem Umfang waren sie gering, nach ihrem Inhalt aber konzentrierte Nahrung, ,,viel zukonzentriert, um verdaut werden zu können” (monierte der Geographie-Didaktiker FUCHS 1929). Auch die ihnen nachfolgenden, umfangreicheren und fachlich bereits anspruchsvolleren (ein- oder mehrbändigen) Lehrbuchwerke von G. RUSCH, A. SUPAN, J.G. ROTHAUG, A.E.SEIBERT, E. RICHTER und F. HEIDERICH 6)gehörten noch diesem Grundtyp an. 

       Gegen ihn richteten sich die von A. BECKER aufgestellten ,,Grundsätze” für die Abfassung von Lehrbüchern der Geographie” am Beginn der großen Schulbuchdiskussion 1901  7). Zusammen mit der ebenfalls um die Jahrhundertwende im deutschsprachigen Raum einsetzenden pädagogischen Reformbewegung (aber auch mit dem Fortschreiten der geographischen Wissenschaft) kam es vor allem dann nach dem Ersten Weltkrieg zu starken Veränderungen bei der Gestaltung geographischer Schulbücher. Reine "Lehrbücher" sind als Schulbuchangebot damit heute praktisch nicht mehr vorhanden. Allerdings können - insbesondere über die Freiarbeit in und mit Schulbibliotheken solche Unterrichtsmaterialien auch heute unter anderen methodischen Ausrichtungen sinnvoll in den Unterricht eingebaut werden.

       Betrachtet man heute manche im akademischen Bereich genutzter Lehr- / Handbücher, so kann man aber auch bei diesen eine verstärkte Didaktisierung und Methodisierung in Form eigener - mitunter sehr ausgeklügelt gestaltete - Übungs- und Fragenapparate (auch als Webergänzungen) feststellen. Umso mehr ist eine solche Gestaltung bei Schulbüchern nötig. Andererseits gäbe es  - etwa für temporären Gruppenunterricht ein reichhaltiges Angebot oft weit attraktiver gestalteter Jugendsachbücher. Bei ausschließlicher Nutzung dieser potentiellen Alternativangeboten (etwa aus der Schulbibliothek) müßte aber die Lehrperson selber die im Klassenunterricht notwendige Strukturierungs- bzw. Steuerungsfunktion gestaltend alleine übernehmen. Bei steigenden Lehrverpflichtungen erscheint so etwas nur mehr als eine punktuelle Option.

 

B.   Auch so genannte Lernbücher bieten das dem Lehrplan entsprechende geographische Lerngut an. Es wird mit Hilfe von zusammenhängenden (textlichen) Darstellungen des Buchautors und mit den Text ergänzenden Bildern (nach dem Ersten Weltkrieg beinhalten die Geographiebücher dann immer mehr photographische Bilder) präsentiert. Nach BECKER (1932, S. 62ff) ist das Lernbuch 8) aber auch nicht nicht zur Verwendung in der Schule bestimmt, sondern soll das dort vom Lehrervorgebrachte Lerngut dem Schüler bei der häuslichen Arbeit wieder in Erinnerung bringen und ihm damit beim Aufnehmen und Merken des zu lernenden Stoffes helfen 9). Das geschieht durch Fragen bzw. Aufgaben, die manchmal am Anfang eines vom Schulbuchautor verfaßten Textabschnittes stehen, manchmal aber auch in ihn eingefügt sind. Letzteres wurde von gewissen Didaktikern aber gerügt, weil es das Lesen des Textes erschwere. 

       Bereits in seinen Thesen ( Zeitschrift für Schul-Geographie 1901, S.1ff) unterschied BECKER drei Fragearten:

Sachfragenbeziehen sich auf das, was aus der Karte herauszufinden ist, was aber nicht im Buch beschrieben werden soll. Sie sollen den Schüler zwingen bei seiner Arbeit mit dem Buch stets den Atlas zu benützen. 

Verstandesfragensollen zum Arbeiten mit den erworbenen Vorstellungen herausfordern, zum geistigen Tun anregen und damit die bloß rezeptive Aufnahme des Lerngutes überwinden. 

Wiederholungsfragen fördern dessen Einprägen und Festigen. BECKER warnte auch vor zu vielen Fragen und betont, dass es seiner Meinung nach dem Lehrer überlassen bleiben müsse, die Fragen nach der Individualität der Schüler zu erweitern oder auch zu ändern. Nicht nur die Geographiebücher, die in der Zwischenkriegszeit in Österreich verwendet wurden (vor allem in der Sekundarstufe I), sondern auch solche, die im ersten Jahrzehnt nach 1945 herauskamen 10), entsprachen weitgehend dem Charakter des Lernbuches. 

In Österreich änderte sich ihr Charakter langsam ab der LP-Reformphase Mitte der 1980er-Jahre (vgl. Sitte Ch. 1989, Sitte W. 2001) . Aber erst im Vorfeld der Kompetenzorientierungsdebatte ab etwa 2004 gingen manche Oberstufen-GW-Schulbücher in Österreich dazu über  - nach deutschem Vorbild - sogenannte. "Metamethodenkapiteln" zwischen die traditionell mit Schulbuchautorentext (mitunter auch plus eingestreuten Originaltexten) und traditionell mit kleinen Kapitelfragen gestalteten Abschnitte einzustreuen. Diese Seiten gehen in Richtung "Ausbilden von Kompetenzen" bzw. auch bislang wenig angewendeter Methoden (vgl. bei SITTE Ch. 2011b, Fußnote 4)  -  dadurch bekamen diese neuen Angebote des 21 Jahrhunderts einen weit stärkeren Charakter von Arbeitsbüchern - haben aber auch eine nicht zu verachtende Funktion als Möglichkeiten einer breiten "Inservice-Lehrerfortbildung"! Allerdings ist heute ihr Charakter noch sehr unterschiedlich - manche dieser Kompetenzseiten stehen mitunter relativ unzusammenhängend neben den Kapiteln mit Schulbuchautorentext - manche hingegen gehen stärker in Richtung des dritten Schulbuchtyps : 

 

C. Die Arbeitsbücher sind aus der Reformbewegung am Beginn des 20. Jh. hervorgegangen. Sie beruhen auf der Einsicht, dass selbst erarbeitete Erkenntnisse langlebiger sind als nur angelernte. Die Selbsttätigkeit der Schüler ist in ihnen daher methodisches Primat. In weitgehend eigenständiger Auseinandersetzung mit den Buchinhalten sollen sie Wissen und Einsichten erwerben und zugleich auch Fertigkeiten einüben (heute : Kompetenzen). Darum besteht das Arbeitsbuch nichtmehr großteils aus einem vom Schulbuchautor verfassten, zusammenhängenden fertigen Ergebnistext, der mit einigen Verständnisfragen garniert ist. 

     Es bietet vielmehr in (thematisch oder regional) strukturierter Folge Arbeitsunterlagen in den verschiedensten Formen an: Textausschnitte aus Büchern und Zeitungen und Zeitschriften, Graphiken aller Art (Diagramme, Schaubilder), thematische Kärtchen, Tabellen und Bilder unterschiedlichster Art, gelegentlich sogar Ausschneidebögen. Die Verfasser bemühen sich möglichst viele ,,Originaldokumente” zu Wort kommen zulassen. 

     Auswertungshinweise und Arbeitsanweisungen schließen diese Arbeitsmaterialien für das operative Tun der Schüler auf. "Kompetenzen" aller drei Kompetenzniveaustufen - so verstärkt ab der GW-Schulbuchgeneration 2012 -  (wo fast alle Schulbuchautorengruppen in den Oberstufenbänden Erläuterungen gaben) sollen ausgebildet bzw. gefördert werden. Dies ist eine eindeutige Folge der österreichischen Maturareform (vgl. SITTE Ch. 2011a & 2011b) 

Der früher gelegentlich in der Literatur gehörte Vorwurf, dass Arbeitsbücher den Lehrer ,,gängeln”, geht daher ins Leere : Denn es erscheint evident, dass höhere Sozialform ebenso wie Materialien für Gruppenarbeiten lassen sich problemlos auch in Partnerarbeit oder frontal unterrichten! Umgekehrt ist das schon viel schwieriger zu bewerkstelligen bzw. stellt relativ hohe Anforderungen an das methodische Know-How der Lehrperson (vgl. Schema am Artikelbeginn!). 

    Oft hat ein Arbeitsbuch im Anhang noch ein Begriffslexikon mit Erläuterungen der in ihm vorkommenden Fachausdrücke, ev. auch ein Register. Weil es in Arbeitsbüchern im allgemeinen keine Beschreibung fertiger Lösungen bzw. Ergebnisse gibt 11), sondern diese ja von den Schülern erst gefunden/erarbeitet werden müssen, erfordert die Benützung solcher Bücher eine Sicherung des Unterrichtsertrages außerhalb des Arbeitsbuches, etwa im Schülerarbeitsheft (bzw. der Schülerarbeitsmappe für Portfolioorientierte direkte Leistungsvorlagen) oder auf vom Lehrer vorgegebenen Arbeitsblättern bzw. eine interaktive Lernplattform (vgl. KOLLER/SITTE Ch. 2005). Bücher mit vielen Leerzeilen oder ganzen leeren Seiten zum Eintragen der Ergebnisse wie sie auch vorkamen, sind jedoch schon aus finanziellen Gründen abzulehnen und verschwinden langsam. 

    Wenn Arbeitsbücher beim Unterrichtenden ankommen wollen, brauchen sie auch gute Lehrerbegleithefte mit ausführlichen Lösungen und meist auch methodischen Hinweisen. Daneben hat sich auch ein eigenes www - Angebot herauskristallisiert, wie es in Österreich erstmals seit 1998 für ein beim Manz-Verlag erscheinendes Geschichtsbuch der S II existierte (siehe unten bei 6.13) - und heute fast alle Verlage anbieten (auch um die gedruckten Lehrerbegleithefte einzusparen bzw. auch um über direkte Paßwortzugänge für registrierte Nutzer kommerzielle Vorteile zu lukrieren (vgl. etwa zu GW bei www.hoelzel.at  zu RGW & Meridiane >>>   , bei www.westermann.at und das große Angebot bei www.diercke.de zu diesen Atlanten, oder www.veritas.at , www.oebv.at mit >> oder www.trauner.at  mit >>  

D.   Mischformen. Idealtypische Arbeitsbücher konnten sich lange im Geographieunterricht nicht durchsetzen 12). Vielleicht deshalb, weil sie hohe fachwissenschaftliche und methodische Ansprüche an die Lehrer stellten. Vielleicht aber auch aus dem Grund, den der bekannte deutsche Geographiemethodiker Heinrich HARMS (zitiert nach H. FUCHS 1929, S. 216) nannte: ,,Kein Mensch hält es aus, unausgesetzt gefragt zu werden, unausgesetzt gequetscht zu werden, unausgesetzt geistig produzieren zu sollen; er will auch hören dürfen und schauen dürfen. Das beginnt sich langsam im Zuge der Kompetenzorientierung zu verändern.

Wir haben daher heute bei den GW-Büchern in Österreich Mischformen der oben beschriebenen Grundtypen, allerdings mit stark unterschiedlicher Schwerpunktsetzung und Gewichtung. Sie enthalten einmal längere, dann wieder kürzere, vom Buchautor bzw. den Buchautoren selbstverfasste Textteile zu den einzelnen Sachbereichen, die im Buch behandelt werden. Sogenannte Ergebnistexte, die das dargestellte Phänomen bereits erklären, herrschen in vielen GW-Schulbüchern noch vor. Textauszüge aus Fach- bzw. Sachbüchern, Zeitschriften und Zeitungen (sogenannte Primär- bzw. Sekundärquellen) nehmen, wenn sie in den Büchern enthalten sind (auch in denen der Oberstufe), relativ wenig Platz ein. 

Die meisten Bücher sind reich mit Bildmaterial ausgestattet. Allerdings hat es gewöhnlich großteils nur illustrativen Charakter (WODOSCHEK 2012). Auch Grafiken und Karten enthalten alle Bücher, wobei in letzter Zeit das Vordringen der kleinmassstäbigen topographischen Karte auffällt. Anspruchsvollere Kartenarbeit aber ist bislang noch Mangelwahre (vgl. bei SITTE 2011b und 2011c). Man findet in praktisch allen GW-Büchern Lernaufgaben, (Fragen bzw. Arbeitsanweisungen etc.) -  jedoch mit unterschiedlicher Qualität. Oft rufen sie (insbesondere bei Sekundarstufen I ­ Büchern) in erster Linie kognitiv anspruchslose Textinformationen, einfache Karteninhalte sowie topographische Begriffe ab. In der S II brachte die 2012 neu eingeführte Approbationsanforderung und Neuvorlage eine stärkere Hinwendung zu Formen der bei der MaturaNEU geforderten Kompetenzorientierung. Manche Bücher enthalten Zusammenfassungen bzw. Merktexte. Andere dagegen beenden die Kapitel mit weiter gefaßte projektorientierter gestalteten Arbeitsaufträgen. Stellenweise sind in den Österreichischen GW-Bücher ab Mitte der 1980er-Jahre auch einfache didaktische Spiele anzutreffen. Einige Bücher geben am Anfang der Kapiteln deren Intentionen im Stile von Lernzielen an (,,Hier erfahren sie....”). Fast alle besitzen einen mehr oder weniger umfangreichen Nachschlageteil (Glossar) mit Begriffserläuterungen. Einige ersetzen ihn durch ein Register mit Seitenhinweisen, wo die Begriffe erklärt werden. Fast alle Verlage bieten dazu unterschiedlich stark ausgeprägte Webpräsenzen an.

 

4.  Zur Schulbuchforschung

Schulbuchbeurteilungen, die nicht bloß auf praktischen Unterrichtserfahrungen (welche zwar oft beachtenswerte aber eben doch meist nur subjektive Meinungen wiedergeben) beruhen, sondern theoriegestützt sind, gewinnen international zunehmend an Bedeutung. In Deutschland beschäftigt sich schon längere Zeit das Georg-Eckert-Institut  www.gei.de  in Braunschweig mit Schulbuchanalysen. Von ihm wird die Zeitschrift Internationale Schulbuchforschung herausgegeben13).Seit 1988 gab es in Wien, das auf Initiative von R. BAMBERGER gegründete Institut für Schulbuchforschung und Lernförderung. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Schulbuchforschung lag bisher bei Untersuchungen zur Qualität der Bücher. Arbeiten über die Entstehung und vor allem die Wirkung von Schulbüchern sind äußerst rar (P. WEINBRENNER 1995, S. 25). Über österreichische Geographie und Wirtschaftskunde-Bücher liegen bis jetzt nicht viele seriöse Untersuchungen publiziert vor14). Dabei zeigten die bei ASTLEITNER-SAMS-THONHAUSER veröffentlichten Ergebnisse die Schwäche von Untersuchungen, die bei fachlicher und fachdidaktischer Schwäche der Beurteiler nur nach formalen Kriterien (verwendet wurde das sogenannte Salzburger Schulbuchraster) durchgeführt wurden. Dies geben übrigens die Autoren selbst zu. Man sollte daher bei solchen Untersuchungen auch GW-Lehrer bzw. GW-Fachdidaktikermitwirken lassen. Im Folgenden werden nun beispielhaft einige wichtige Gestaltungsprobleme von GW-Büchern kurz aufgezeigt. Die Reihenfolge spiegelt nicht ihre Gewichtung. Es sind aber noch viele Fragen diesbezüglich offen. Es wäre sehr wichtig, dass die hoffentlich in Zukunft an den Geographischen Universitätsinstituten entstehenden fachdidaktischen Abteilungen sich damit beschäftigen. 

Die österreichische fachdidaktische GW-Zeitschrift "GW-UNTERRICHT ging in ihren seit 1978 ( bis H. 115 / 2009 >> siehe Inhaltsregister >> ) gedruckt noch ausgelieferten Heften auch immer wieder auf kritische Schulbuchanalysen ein. Diese auch für Lehrer in den Schulen draußen interessanten Beiträge sind in den letztem Jahrzehnt leider praktisch aus dieser Zeitschrift verschwunden. Am Institut für Geographie der Uni Wien ist bislang die einzige (Online-) Dokumentation von im Studienbetrieb der FD-Proseminare erarbeiteten kleineren Schulbuchanalysen. Auf dem Fachportal GWK der PH Niederösterreich findet man einige weitere BEd-Arbeiten, die sich mit österreichischer GW-Schulbuchforschung beschäftigen.

Interessant sind die Zukunftsaspekte die NOSKO / GABRIEL (2013) zu E-Books, das Medium Buch im 21 Jahrhundert aufwerfen. Ob sie so eintreffen werden wird die Entwicklung der nächsten jahre zeigen - mit ihnen aber wird auch eine methodische Umorientierung des Unterrichts stattfinden.

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5. Gestaltungsfragen bei GW-Büchern  

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A.     Die sachliche Richtigkeit. Optimal wäre es, wenn die Autoren den aktuellen Stand und die allgemeine Entwicklung der Bezugswissenschaften des Unterrichtsfaches Geographie und Wirtschaftskunde wenigstens überblicksartig kennen, sowie in der Lage sind, an die, ihr spezifisches Arbeitsgebiet betreffende neuere Literatur heranzukommen und sie kritisch auszuwerten. Letzteres gilt auch besonders für das breitgefächerte ökonomische, politische u.a. Informationsangebot in den Medien, das man für die Abfassung eines Geographie und Wirtschaftskunde-Buches unbedingt braucht. Und da sich GW-Unterricht (zwar nicht ausschließlich!) auch mit der ,,Räumlichkeit sozialer und kultureller Systeme” beschäftigt, wäre es sicher von Vorteil, wenn die Autoren charakteristische Großräume, die sie behandeln, aus eigener Anschauung kennen gelernt haben. Das alles ist sicher nicht leicht und beansprucht auch viel Zeit. Daher hat die folgende Aussage besonders bei der Erstellung von GW-Büchern ihre Berechtigung: ,,Die Arbeit an einem Lehrwerk erfordert ein Team, das sowohl fachliche (objektwissenschaftliche) als auch erziehungswissenschaftliche und praktische Kompetenzen repräsentieren muß. Diese Erkenntnis hat sich teilweise bereits durchgesetzt. Dennoch geben die von uns analysierten Bücher, und sei es nur in dem Sinne, dass sie noch besser sein könnten, Anlass, dieser Empfehlung Nachdruck zu verleihen” (ASTLEITNER-SAMS-THONHAUSER1998, S. 75). Trotz des Approbationsverfahrens, das von der Begutachterkommission ausdrücklich fordert ,,die sachliche Richtigkeit des Inhaltes und seine Übereinstimmung mit dem jeweiligen Stand des betreffenden Wissensgebietes” genau zu überprüfen, findet man in vielen Geographie und Wirtschaftskunde Büchern nicht nur kleinere, sondern mitunter auch gravierende sachliche Fehler 15) (vgl. auch bei SITTE Ch. 2007).Nicht nur die oben genannten drei Autoren empfehlen daher eine bessere Qualifizierung der Approbationsmitglieder als bisher, wenn die Schulbuchapprobation (trotz Forcierung der Schulautonomie) auch in Zukunft aufrecht bleiben wird (ASTLEITNER-SAMS-THONHAUSER  1998, S.76). Real muß heute jeder für 3-4 Studenten zuständige Betreuungslehrer eine intensivere Ausbildung - auch in Fachdidaktik - über sich ergehen lassen um tätig zu werden. Bei den letzten Lehrplanreformen war es vom BMUKK nicht für nötig gefunden worden, die Mitglieder an dieser Schlüsselposition von den LP-Erstellungsgruppen über die wichtigsten fachdidaktischen Grundlinien der LPe (2000, 2004...) zu schulen. Manche offenbar im Approbationsverfahren nicht aufgefallene fachdidaktische Fehleistungen sind so zu erkären.

B.     Bei vielen Schulbuchuntersuchungen wird der (objektiven16)) Lesbarkeit des Textes großes Augenmerk geschenkt, was im Hinblick auf die Entwicklung der Fähigkeit zum selbständigen Kenntniserwerb aus Texten von Bedeutung ist. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jh. gab es daneben vom BMUKK ein verstärktes Augenmerk in den Schulen das Lesen von Sachtexten als eine Aufgabe ALLER Fachlehrer zu fördern. Bei Schulbuchanalysen mit verschiedenen Methoden (vgl. dazu BAMBERGER-VANECEK 1984) wurde versucht, Schwierigkeitsstufen und Altersadäquatheit von Schulbuchtexten festzustellen. Berücksichtigt werden bei solchen Untersuchungen vor allem Satzlänge, Wortlänge, Anteil der ein- bzw. mehrsilbigen Wörter, schwierige Wörter, Faktendichte, Abstand zwischen Subjekt und Prädikat etc. Aber auch das Druckbild (Schriftgröße, Zeilenlänge, Zeilendurchschuss, Gliederung etc.), Überschriften sowie Motivationselemente spielen bei der Aufnahme eines Textes eine nicht unwesentliche Rolle.

Bei einer 1995 am Wiener Institut für Geographie in einem Proseminar von B. HAUS, H. KERSCHBAUMER und L. WASCHAK durchgeführten Lesbarkeitsanalyse von sechs GW-Schulbüchern der ersten Klasse konnte die allgemeine Aussage, dass bei manchen Schulbüchern der Schwierigkeitsgrad des Textes ,,um zwei bis drei Schulstufen höher liegt als nach der offiziellen Angabe” (BAMBERGER, BOYER, SRETENOVIC, STRIETZEL 1998, S. 19 f.) voll bestätigt werden 17).

Die Lesbarkeitsuntersuchung der Studenten zeigte aber auch sehr deutlich die eingeschränkte Bedeutung von solchen rein textlichen Lesbarkeitsanalysen bei Geographie und Wirtschaftskunde - Schulbüchern. Ausgerechnet das inhaltlich und methodisch schwächste Buch schnitt bei ihr noch relativ am besten ab. GW-Bücher bestehen heute eben nicht nur aus Text, sondern weisen Fotos, Zeichnungen, Diagramme, Karten etc. auf. Diese beanspruchen im allgemeinen weit mehr als die Hälfte des im Buch zur Verfügung stehenden Raumes 18) und müssen bei Analysen geographisch-wirtschaftskundlicher Schulbücher von kompetenten Personen sowohl hinsichtlich ihres Inhaltes und ihrer äußeren Gestaltung als auch bezüglich ihres didaktischen Wertes bzw. ihres Einbaus in kompetenzorientierte Fragestellungen untersucht werden. Nur dann kann  man zu einer Gesamtbeurteilung des Buches kommen. In der Regel erweisen sich die Hereinnahme von langjährig praxiserfahrenen Deutschlehrern in die Schulbuchautorenteams als die zielführendsten Maßnahmen einigermaßen bewältigbare Texte etwa in der Sekundarstufe I (insbes. HS bzw. NMS) zu erarbeiten. In der Oberstufe sollte dieser Aspekt weniger Bedeutung haben. Hier wäre ein stärkeres Hinarbeiten auf die von der MaturaNEU geforderten für alle Schüler verpflichtenden Vorwissenschaftlichen Arbeit zu fordern.

C.     Fragen bzw. Aufgabenstellungen, im Folgenden allgemein als Lernaufgaben bezeichnet, sind heute ein wesentliches Element in den Schulbüchern unseres Faches und bei Schulbuchanalysen. Sie unterstützen aktives Lernen, bei dem sich der Schüler selbständig mit dem Lerngut auseinandersetzt. Sie können ihm anregen zum sinnvollen, kompetenzorientierten Erschließen von Informationen und helfen ihm bei deren produktiven Verarbeitung im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel und in Hinblick auf bestimmte Methoden 

      Sie dienen aber auch zur Festigung des Gelernten und sollen den Schüler veranlassen, dieses in neuen Situationen anzuwenden. Das forderte schon lange vor der Kompetenzorientierungsdebatte (vgl. SITTE Ch. 2011b) der Notenparagraph der Leistungsbeurteilungsverordnung. Insofern haben Aufgaben im Buch eine gewisse Steuerungsfunktion. Gute Lehrer überlassen diese Steuerungsfunktion jedoch nur partiell für gewisse Abschnitte des Unterrichts. Anfänger können aber daran Erfahrungen sammeln (siehe Graphik am Artikelanfang) . 

      Man ist heute größtenteils abgekommen von der behavioristischen Position, den gesamten Lernprozess mittels der Fragen und Aufgabenstellungen im Buch zu strukturieren und steuern zu wollen 19). Die Schulbücher bieten sie als Hilfen an, die zur selektiven Nutzung zur Verfügung stehen bzw. als Anregung gedacht sind (ein Umstand den Approbationskommissionen oft übersehen). Dem Lehrer wird dadurch Schreibarbeit (Arbeitsblätter) erspart und für den eigentlichen Lernprozess in der Stunde bleibt mehr Zeit für verbale Kommunikation übrig. Wenn notwendig, wird die Lehrperson manche der Fragen und Aufgabenstellungen modifizieren und auf das Wissensniveau ihrer Schüler abstimmen und Differenzierungen vornehmen (müssen). Die Diskussion, ob GW-Schülerbücher Lernaufgaben enthalten sollen, ist daher lange schon überholt. Lehrer erwarten Fragen und Aufgabenstellungen in den Schülerbüchern. Die gänzliche Eliminierung von dort und ihre Verlegung in die Lehrerbegleithefte (u./od.Methodenlernen nur zusammenfassende Alibianhangskapitel)  ist nichtzweckmäßig. 

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      Lernaufgaben treten in den Büchern in den verschiedensten Formen auf, wobei keine einheitliche Terminologie existiert und es außerdem oft zu Überschneidungen kommt. 

      Es gibt topographischen Suchaufgaben 20) wie etwa: ,,Sucht die im Text genannten Orte im Atlas” oder, etwas schwieriger, weil man den Begriff Längstal kennen muss und die Karte Bevölkerungsdichte verstehen soll, ,,Welche Längstäler sind dicht besiedelt?”  

      Viele Lernaufgaben unserer Bücher sind Wiederholungs- (Festigungs-) fragen 21),die zuvor meist als Text im Buch vermittelte Sachverhalte wieder abrufen: Beispielsweise wird die Arbeit der Bantufrauen und Bantumänner mit acht Zeilen beschrieben und dann aufgefordert: ,,Vergleiche die Arbeit der Frauen mit denen der Männer und schreibe die Unterschiede auf”. Oder: Die Entstehungs-, Verteilungs- und Verwendungsrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird zuerst mit Worten erklärt und anschließend der Auftrag erteilt, ,,Tragen sie die Begriffe Löhne und Gehälter, primärer Sektor, Bruttoinvestitionen, öffentlicher Konsum, tertiärer Sektor, Einkünfte aus Besitz und Unternehmung, Lagerveränderung, privater Konsum, sekundärer Sektor in die nebenstehende Grafik ein”. 

      Auswertungsaufgaben 22) beziehen sich auf das inhaltliche Untersuchen von Quellentexten, Diagrammen, Bildern, thematischen Karten etc. Beispiele: Es geht um Feindbilder, ein Zeitungsartikel dient als Dokument: ,,Mit welchen sprachlichen Ausdrücken, versucht der Autor des Zeitungsartikels die Leser emotionell zu beeinflussen?” Ein namenloses Diagramm mit den Monatsmitteln der Lufttemperatur liegt vor. ,,Woran erkennt man, dass der Ort auf der Südhalbkugel liegt?” Oder: ,,Versuchen sie, mit Hilfe der beigegebenen Schrägluftbilder einen Interpretationschlüssel für das Satellitenbild zu entwerfen und unterscheiden sie dabei Waldflächen, Ackerland, Grünland, dicht verbautes städtisches Siedlungsgebiet, größere Industrieflächen, Auto- und Eisenbahnstrecken “. Leichter wäre die zuletzt genannte Aufgabe, wenn der Schüler mit Hilfe eines Interpretationsschlüssels die oben genannte Flächennutzung auf einem über das Satellitenbild gelegten Transparentpapier einzeichnen soll. Manchmal werden im Rahmen der Auswertung (aber auch bei Wiederholungen) Begriffe den entsprechenden Bildelementen zugeordnet oder Bilder nach irgendwelchen Kriterien umgeordnet. 

      Anwendungsaufgaben 23 verlangenden Transfer ( hier kann man im Unterschied zu vielen oben genannten aus dem Kompetenzniveau I auch die KN 2 und ev. sogar 3 erreichen) der erworbenen Qualifikationen auf neue Lernsituationen. Dazugehört auch die Beurteilung bzw. die Bewertung eines Sachverhalts (KN 3). Beispiele: Im Buchtext wird erklärt, warum es Zeitzonen gibt. Dem Schüler steht außerdem die auf Greenwich Meantime ausgerichtete Zeitzonenkarte der Erde zur Verfügung. Die Aufgabe lautet: ,,Du stehst um 8 Uhr früh auf und möchtest deinen Bruder in New York anrufen. Warum wird er nicht gerade erfreut sein?” Oder: Am Ende des Kapitels über Wirtschaftspolitik steht die Aufgabe: ,,Die Kosten bestimmter wirtschaftspolitischer Entscheidungen werden hauptsächlich von einem sehrkleinen Teil der Bevölkerung getragen. Zeigen sie das an aktuellen Beispielen und erläutern sie, warum die Kosten ungleich verteilt sind “. Und als letztes Beispiel: Im Kapitel EU-Osterweiterung wird die Wirtschaftstruktur Polens beschrieben. Die daran anschließende Lernaufgabe lautet: ,,Überlegen sie, welche Auswirkungen ein Beitritt Polens sowohl für Polen als auch für die EU haben kann und begründen sie, warum Sie dafür / dagegen sind”. Man könnte bei dieser Aufgabe auch die Berufe der Befragten angeben (Bauarbeiter in Wien, Bauunternehmer, Landwirt im Innviertel, Hausfrau etc.). Beliebt waren einmal in der Sekundarstufe I bei der Verwendung eines Lückentextes Ergänzungsaufgaben. Abgesehen davon, dass Lückentexte viel Platz im Schulbuch benötigen, verlangen sie, sehr oft bei fehlender Eindeutigkeit, nur Wortwissen.  

Lernaufgaben in den Büchern treten in der Regel als Aufforderungen, Fragen oder Sätze auf. Bei der Analyse sind dabei - wie schon früher bei der Lernzielorientierung (vgl. SITTE W. 2001 im "Handbuch GW") - im Sinne der heutigen Kompetenzorientierung die Operatoren zu beachten und zu differenzieren (vgl. SITTE Ch. 2001b). 

Sie können kurz oder lang sein und knappe Antworten oder ausführliche Lösungen (und dementsprechend auch längere Zeit zur Erledigung) verlangen, die gewöhnlich in das Schülerheft (die Schülermappe / Lernplattform) eingetragen werden. Wir glauben nicht, dass es notwendig ist, dabei unbedingt die Sozialform vorzuschlagen - obwohl das manchen Lehrern sicher helfen würde (vgl. Schema/Abb. am Artikelanfang !). 

Bei der Formulierung der Lernaufgaben sollten die Zielsetzungen und der Inhalt des mit ihnen verknüpften Buchabschnittes (der betreffenden Unterrichtseinheit bzw. Unterrichtssequenz) berücksichtigt sein. Wenn die Aufgaben nicht auf den Schulbuchinhalt zurückgreifen, sollten die zur Lösung erforderlichen Arbeitsgrundlagen angegeben werden ­ Es sei, man strebt an, dass die Schüler lernen, diese selbständig in Bibliotheken, im Internet, bei Befragungen zu finden. 

Die meisten der Lernaufgaben unserer GW-Bücher betreffen den kognitiven Bereich. Um den Schwierigkeitsgrad zu erfassen, kann man sich der sechs Niveaustufen der BLOOM'SCHEN Taxonomie 24) bedienen. Allerdings sollte man bei der Aufgabenanalyse auch die inhaltliche Komplexität berücksichtigen, wie es MOOSBRUGGER (1985, S. 122ff) bei ihrer Untersuchung österreichischer Geschichtsbücher getan hat. Ihre Ergebnisse zeigen, dass fast zwei Drittel der Fragen in den untersuchten Büchern der Sekundarstufe I dem untersten kognitiven Niveau zugeordnet werden müssen. Für die Lernfragen in österreichischen GW-Büchern fehlen bis jetzt großteils solche Schwierigkeitsuntersuchungen. Auffallend ist jedoch (insbesondere in den Büchern für die Sekundarstufe I) der relativ hohe Anteil an topographischen Suchfragen25). Es entsteht der Eindruck, dass die Vermittlung von topographischem Wissen manchmal noch immer als eine Hauptaufgabe des GW-Unterrichts angesehen wird. Operatoren zur Kompetenzorientierung können uns aber auch hier weiter bringen. 

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D.     Es gibt heute kein GW-Buch mehr ohne Bilder in Form von fast durchwegs farbigen Photos und Zeichnungen ( >a>  )   . Letztere sollten vor allem dann herangezogen werden, wenn es sich um Sachverhalte handelt, die sich photographisch nicht wiedergeben lassen (z.B. ,,Was macht die Bank mit meiner Spareinlage?”  >>b>  ) oder um solche die zeichnerisch übersichtlicher bzw. klarer dargestellt werden können (z.B. der stockwerkartige Aufbau des tropischen Regenwaldes). Im Vergleich mit früher quellen manchmal unsere GW-Bücher an Bildern sogar über 26).Es muss daher gefragt werden, ob zu viele Bilder im Buch nicht genau so problematisch sind, wie zu wenige; welche Bilder es enthalten soll, wie ihre Positionierung im Druckspiegel ist, wie der Lehrer sie methodisch einsetzt (einsetzen kann) und der Schüler mit ihnen umgeht? Es sind also inhaltliche, formale, funktionale, lernpsychologische und mediendidaktische Aspekte zu beachten.27) Im folgenden werden einige der Probleme kurz angedeutet.

Bilder können motivieren (vgl. STONJEK 1997, insbes. bei HIEBER/LENZ 2007 >1> >2> ) . Ist das der Grund, warum manche Bücher so viele enthalten oder wird dabei nur unserem ,,Bildzeitalter” nachgegeben? Oder dass Verlage  damit den Absatz zu beeinflussen suchen (Verpackung vor Inhalt) ? Fragen wir uns dabei immer, ob Bilder zum Lesen anregen oder halten sie, überhaupt wenn sie zahlreich sind, davon ab bzw. fördern sie die ,,Flüchtigkeit des Blicks?“ Mit welchen Motiven werden Sekundarstufen I-Schüler bzw. Sekundarstufen II-Schüler angeregt sich mit Abbildungen näher zu beschäftigen? Angeblich machen Landschaftsbilder ohne Menschen auf 10-12jährige keinen großen Eindruck (vgl. dazu KOLAR 2012). Bilder können aber auch emotionalisieren. Allerdings sollte man mit dieser Funktion vorsichtig umgehen, denn dabei können sehr leicht Steretype, Feindbilder oder Vorurteile entstehen bzw. sich festigen.

Bilder können ferner illustrieren, und zwar Sachverhalte ohne Text veranschaulichen, den Text fachlich ergänzen sowie wechselseitig aufeinander verweisen bzw. neugierig machen. Redundanzen sind jedoch zu vermeiden. In unserem Fach gibt es keine Untersuchungen, wie Lernen und Behalten von darstellendem Text durch die Anwesenheit von Bildern beeinflusst werden. Besonders bei der Behandlung von Thematiken, die schwierig mit Worten auszudrücken sind, wäre das sehr interessant. Welche Textelemente werden im Bild gezeigt, welche Zusatzinformationen vermittelt das Bild? Ist es eine (graphisch die Möglichkeit der Vereinfachung/Elemntarisierung ermöglichende) Zeichnung oder ein Foto ? Wo müssen die Bilder in solchen Fällen platziert werden?

Nicht zuletzt spielen Schulbuchbilder eine besonders bedeutende Rolle in einem auf die Selbsttätigkeit und Kompetenzorientierung ausgerichteten GW-Unterricht. Vor allem bei ihrem Einsatz in der Sekundarstufe I haben Abbildungen (als Fotos, oder Zeichnungen, Blockbildern...) gewöhnlich  v o r  der Karte, dem Diagramm und dem Text die dominierende Funktion. Sie sollen dabei jedoch nicht nur betrachtet, sondern nach unterschiedlichen Kompetenzniveaustufen ausgewertet werden, wobei sich die Schüler sowohl kognitiv als auch affektiv mit ihnen auseinander zusetzen haben 28). Das Buchbild hat in diesem Fall gegenüber dem OH-Transparent, dem Dia, dem Video und (YouTube-)Film den großen Vorteil, dass es jeder Schüler vor sich liegen hat und bei Licht (wodurch es auch möglich ist, dabei zu schreiben, zu zeichnen, die Karte zu benutzen) individuell lang auswerten kann. Bilder in sg. Slide-shows am Bildschirm können hier ähnlich - insbesondere in der S I wirken. Allerdings hat gerade die Online-Funktion virtueller Globen, wie Google Earth eine Verfügbarkeit von Bildmaterial gebracht, die früher undenkbar erschien und eienen breiten Spielraum für Ergänzungen von Schulbuchinhalten möglich macht.

Die Gewichtung dieser Funktionen in den Schulbüchern ist sehr ungleich. Beim Durchblättern mancher Bücher hat man den Eindruck, dass viele Bilder nicht nach didaktischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden, sondern nur ,,Lückenfüller” sind (vgl. Untersuchungen von KOLAR 2012 und WODOSCHEK 2012). Sie sind weder in den Text integriert, noch gibt es dazu irgendwelche Arbeitsanregungen bzw. -aufträge29). Auch muss stark bezweifelt werden, ob ein 44 mm x 65 mm großes und in schwacher photographischer Qualität reproduziertes Bild motiviert oder Einzelheiten erkennen lässt (insbesondere wenn es ein Landschaftsbild ist). Immer wieder trifft man auf Lehrbuchbilder, deren Bildunterschriften ihren Inhalt verraten und dadurch meist gerade der didaktisch / methodisch ertragreichen Auswertung im Wege stehen 30).In Geographie sollen Schüler (auch) "sehen lernen" ! Das beweist, dass man sowohl die Funktion des Bildes wie die der Bildunterschrift nicht erkannt hat. Bildunterschriften können bei der Auswertung helfen, aber sie sollen diese nicht ersetzen (bzw. dem Schüler das Denken „wegnehmen“)!

E.     Trotz Schulatlanten enthalten alle Geographiebücher auch Karten 31). ALTEMÜLLER (1992),der ehemalige Leiter der Fachredaktion Geographie/Kartographie des Ernst Klett Verlages, stellte zum Verhältnis Atlaskarten / Schulbuchkarten aus seiner Erfahrung fest, dass man speziellen unterrichtlichen Ansprüchen mit Schulbuchkarten viel besser gerecht werden kann, als mit den Karten des Atlas: Erstere können im Kontext mit anderen Darstellungsmitteln (Texten, Bildern Diagrammen, Tabellen) und den entsprechenden Aufgabenstellungen zielgenau / paßgenau auf das jeweilige Thema zugeschnitten werden und sich dabei hinsichtlich ihrer Gestaltung und Inhaltsdichte auf die betreffende Altersstufe der Schülereinstellen. Sie sind meist auch billiger als Atlaskarten und können daher schneller als diese aktualisiert bzw. ausgewechselt werden. Als Folgewirkung dieser Entwicklung können die Schulatlanten, die im Zusammenhang mit dem Vordringen des themenorientierten Geographieunterrichts in Deutschland (Österreich zog erst später nach) immer umfangreicher und damit auch schwerer wurden, von Fallbeispielen entlastet werden. Nach ALTEMÜLLER kommt dem Schulatlas mit seiner gewöhnlich anspruchsvolleren Kartographie heute vor allem die Aufgabe zu, die meist ,,großmasstäbigen” Fallbeispiele in großräumige topographische und thematische Zusammenhänge zu stellen. Daneben ist er ,,das Kompendium, in dem sich das Raumkontinuum allgemein und im Blick auf wichtige Themen übersichtlich präsentiert” (S. 208).

Auch die österreichischen Geographie und Wirtschaftskunde - Schulbücher bringen vor allem seit dem Paradigmenwechsel des Faches in den achtziger Jahren zahlreiche Karten 32). In der Regel handelt es sich dabei um thematische Karten, die in den jeweiligen Schulatlanten (zumindest in dergleichen Gestaltung) nicht vorkommen. Konsequent wird dieses Prinzip jedoch nicht. durchgezogen. Vor allem dann nicht, wenn der Buchautor eine Karte haben will, die zwar im verlagseigenen Atlas 33)vielleicht vorhanden ist, nicht aber in den Konkurrenzatlanten. Die reichlicher Ausstattung der Schulbücher mit thematischen Karten kann dazuführen, dass die Schüler entweder den Atlas nicht mehr in die Schule mitnehmen oder ihn immer in der Schule lassen (vorgegeben aus Gewichtsgründen der Schultaschen) oder - insbesondere auf der Sekundarstufe II - verzichten, ihn zu erwerben 34). Gegen Ende der 1990er Jahre tauchen in einigen Büchern der Sekundarstufe I stumme Lernkarten auf. Bei anderen Schulbuchreihen enthalten manche Lehrerbegleitbände Kopiervorlagen von einfachen Karten. Mit ihnen sollen meist topographische Begriffe eingeübt und gefestigt werden. Entsprechend den Hinweisen im GW-Lehrplan 1984/85 findet man in allen Büchern der Sekundarstufe I Ausschnitte aus Stadtplänen, Straßenkarten und Wanderkarten bzw. der amtlichen Österreichischen Karte 1:50 000 oder 1:25000. Nicht immer ist ihre Druckqualität befriedigend (vor allem wenn der Farbdruck reduziert wurde). Kritisiert müssen auch diejenigen Stadtplanausschnitte werden, die unter anderen Zielsetzungen speziell für Schulatlanten angefertigt wurden und die nicht den in der Wirklichkeit im Gebrauch stehenden entnommen wurden, die man beispielsweise als Tourist benutzt.

Der kompetenzorientierte Umgang mit thematischen Karten insbesondere in den Oberstufenbücher ist noch immer (vgl. Analyse bzw. Tabb. S. 259 bei SITTE Ch. 2011c !) stark verbesserungswürdig - auch in fachdidaktisch anspruchsvolleren GW-Oberstufenschulbüchern. 

Was in österreichischen GW-Büchern heute fast gar nicht vorkommt (im Gegensatz etwa zu französischen oder britischen Schulbüchern, wo auch Anleitungen zur Interpretation gegeben werden 34a)), ist die ganzheitliche geographische Interpretation groß- bis mittelmaßstäbiger topographischer Karten, obwohl gerade sie nicht nur zu einem besseren Kartenverständnis, sondern vor allem auch zur besseren Raumerkenntnis verhilft (SITTE, Ch., 1998, bzw. HÜTTERMANN 1998, SITTE Ch. 2011b) . Daneben lassen sich gerade Karten dieses Typs durch gut gewählte Fragestellungen sinnvoll in verschiedenen Alters- und Leistungsgruppen differenziert auch einsetzen. Inspirieren lassen könnten sich österreichische Schulbücher auch durch den gesamten fachdidaktisch-kompetenzorientierten Hintergrund, der in der französischen Methode/Zugang der "Croquis" liegt (SITTE Ch. 2012 )

Die kartographische und die inhaltliche Qualität der thematischen Karten in den Schulbüchern sind sehr unterschiedlich. Was Erstere betrifft, hängt das wahrscheinlich damit zusammen, dass auch bei denjenigen Schulbuchverlagen, die Atlanten machen, nicht immer geschulte Kartographen die Karten der Bücher herstellen. Aus Gründen der Kosteneinsparung werden sie oft von Grafikern mit einfachen Zeichenprogrammen am PC erstellt. Als Mängel fallen dann schwere Verstößen gegen Grundgesetze der thematischen Kartographie auf (z.B. bei Dichte- und Verteilungskarten), das Fehlen von Maßstabsbezeichnungen bzw. Maßstabsleisten sowie umgekehrt das sinnlose Hineinsetzen letzterer in Übersichtskarten der ganzen Erde. Hinweise auf die spezielle Arbeit mit den Karten des Schulatlas gehören nicht in das Schülerbuch, sondern in den Schulatlas, wo sie auch meistens anzutreffen sind.

F.  Graphiken. Sie kommen in den Schulbüchern in den verschiedensten Arten vor. Am häufigsten sind Diagramme anzutreffen, mit denen Zahlenwerte schnell und anschaulich dargestellt werden können 35). Sie sind in Geographie und Wirtschaftskunde unentbehrlich. Es sollte uns aber auch bewußt sein, dass gerade der Unterrichtsgegenstand GW einen Großteil der kompetenzorientierten Ausbildung im Umgang mit Diagrammen leistet. Damit hat er aber auch eine große Verantwortung gegenüber den Schülern, legen doch immer mehr Einstiegstests (etwa der Medizineraufnahmetest) großen Wert auf kompetenzorientierten Umgang mit Diagrammen !  Interessant etwa ist festzustellen, dass dort etwa Dreiecksdigramme viele punkte ausmachen. Solche werden aber zZ nur in EINEM österreichischen 8.Klasse GW-Schulbuch überhaupt eingesetzt. Auch traditionelle Diagramme des Bevölkerungsaufbaus werden in solchen Testbatterien anders, kompetenzorientiert abgefragt als in den GW-Schulbüchern, wo in der Regel nur grobe Beschreibungen gefordert werden! Manche Schulbücher enthalten kurze Hinweise, wie man Diagramme liest. Stufenweise Anleitungen zur Konstruktion von Diagrammen und Beispiele, wie man mit ihnen manipulieren kann, sind leider in den Büchern seltener bzw. überhaupt nicht. Die am häufigsten in den Schulbüchern auftretenden Diagrammarten sind das Säulen- oder Stabdiagramm, sein Vetter das Balkendiagramm, das Linien- bzw. das Kurvendiagramm und das Kreisdiagramm; relativ selten kommen (leider bes. in der S I) Zählrahmendiagramme, aber auch Flächendiagramme, (in der S II) Dreiecks- und andere Korrelogramme sowie Piktogramme und Organigramme vor.

Die Problematik bei der Einfügung von Diagrammen in GW-Schulbücher ist eine mehrfache und sollte Autoren, Begutachtern und Benutzern bewusst sein. So muss erstens gefragt werden, ob die zum Verständnisnotwendigen fachliche Inhaltsbegriffe den Schülern bekannt sind (hier ist ein wichtiger Blick in die fächerübergreifende Zusammenarbeit bzw. Vorarbeit zum Nachbarfach Mathematik wichtig !). Beispielsweise beim Klimadiagramm, was man unter einer mittleren Monatstemperatur versteht oder wie viel Liter Wasser entsprechen 50 mm Niederschlag auf einem Quadratmeter. Auch wäre es sicher günstig, wenn die Schüler durch eigenes Handeln erlebt haben, wie die Werte gemessen werden. Das gilt nicht nur beim Klimadiagramm, sondern auch in anderen Fällen (z.B. bei Arbeitslosendaten, oder Meinungsbefragungsergebnissen), damit der Glaube an die Autorität der Zahl etwas relativiert wird. Zweitens ist wichtig zu wissen, ob die mathematischen Voraussetzungen zum Verstehen des Diagramms vorhanden sind, z.B. beim Einsatz von Korrelogrammen, flächenproportionaler Kreisdiagramme oder logarithmischer Y-Achsen. Wenn der Autor meint, ein solches Diagramm zu einem wissensmäßig vorgezogenen Zeitpunkt unbedingt einsetzen zu müssen, hat er die notwendigen Voraussetzungen im Buch auch zu erklären. Drittens ist die jeweilige graphische Gestaltung des Diagrammtyps von Bedeutung. Säulendiagramme, die Entwicklungen in ungleichen Zeitintervallen zeigen, müssen beispielsweise ihre Säulen in genau so ungleichen horizontalen Abständen platzieren. Auch sollte die Y-Achse nicht über dem 0-Wert beginnen. Kreisdiagramme sollten maximal nur sechs bis sieben Sektoren haben, sonst wird das Vergleichen und Beschriften schwierig, nicht nur in der ersten Klasse. Ähnliches gilt für gegliederte Balkendiagramme. Wenn man für diese beispielsweise eine Länge von100 mm wählt, können die Schüler durch einfaches Abmessen mit dem Lineal die Prozentwerte der einzelnen Teilstücke selbst ermitteln. Dreidimensionalität bei Säulen-, Balken- u.a. Diagrammarten, wie sie in der Diagrammfunktion von Computersoftware zusätzlich angeboten wird, sollte man nur dann bei der Gestaltung benutzen, wenn dadurch die Aussage verbessert wird. Schräglagen von sogenannten "Tortendiagrammen" (= korrekter "Kreisdiagrammen") sind abzulehnen. Korrekte Diagrammdarstellungen verraten im allgemeinen auch Angaben, aus denen die Quelle und die Zeit der Daten hervorgehen. Auch bei Piktogrammen ist Vorsichtgeboten, insbesondere, wenn es um den Vergleich von Größenverhältnissen geht. Bei linearer Vergrößerung von Figuren etwa nehmen meistens auch deren Flächen zu, wodurch beim Betrachter ein überproportionaler Größeneindruck entsteht. Noch vertrackter wird dieses Problem bei dreidimensionalen Figuren. Übrigens, je bildhafter Graphiken Daten präsentieren, desto schwieriger sind Größenvergleiche und desto leichter kann man auch manipulieren, es sei denn, man arbeitet etwa nach der sogenannten ,,Wiener Schule der Bildstatistik”.

Bezüglich der Schulstufenadäquatheit von Diagrammarten und -formen liegen in unserem Fach nur wenige Aussagen vor 36). Nach dem oben Gesagten ist es jedoch klar, dass die Festlegungen schwierig sind, weil sie von mehreren Variablen abhängen. So kann man Klimadiagramme bei vorhandenen Wissensvoraussetzungen und entsprechender Gestaltung (z. B. Thermometer- sowie Gefäßgraphik getrennt) sicher bereits in der 1. Klasse einsetzen, komplexe Walter-Lieth-Diagramme mit unterschiedlichen Niederschlagsskalen aber dort aufgrunbd der mathematischen Fähigkeiten die erst am Ende der 2.Kl. ausgebildet werden nicht. Zehn- bis Elfjährige können diese zwar abzeichnen oder automatisch ausfüllen, für das genaue Verstehen der darauf dargestellten Beziehungen zwischen Niederschlag, Temperatur, Verdunstung und Vegetationszeit fehlen ihnen aber noch die entsprechenden Voraussetzungen. Nebenbei haben Untersuchungen der 1.Klasse-Schulbücher gezeigt, dass bei praktisch allen Fallbeispielen die "Das Leben und Wirtschaften in seiner Vilefalt auf der Welt" zeigen sollen, praktisch nur Juli/Jännerwerte ferner Niederschlagsmenge und ev. deren mnatlicher verlauf von Nöten sind.  Einfallsreichere Bücher bieten uns hier eine breite Palette elementarisierterer Methoden (vgl. dazu u.a. die TERRA-Bände von Klett). Hingegen ist es eine durchaus kompetenzorientierte Aufgabenstellung anhand von im Schulbuch abgedruckter Klimatabellen in einer 4. oder 5. Klasse/I. Jg. eine Klimadiagrammkarte (=Klimadiagramme in Raumlage) u.U. sogar mit den absoluten Maxima-Minima-Werten anfertigen und vergleichend auswerten zu lassen und dadurch Gesetzmäßigkeiten herauszuarbeiten bzw. Hypothesen zu prüfen.!

Außer Diagrammen enthalten GW-Bücher sehr oft nochweitere graphische Darstellungen wie Profile, Blockdiagramme und Schaubilder. Letztere sind zeichnerische Darstellungen, die komplexe funktionale, genetische, chronologische oder kausale Zusammenhänge und Strukturen sowie geographische und ökonomische Prozesse in optisch einprägsamer Formveranschaulichen und dadurch deren Verstehen erleichtern 37). Sie können in Sekundarstufe I-Büchern und Sekundarstufe II-Büchern auftreten und sollten viel stärker als bisher beim Aufzeigen ökonomischer Zusammenhänge und Prozesse herangezogen werden. Klassisch ist die elementarisierte Darstellung "Was macht die Bank mit dem Geld" von W. Sitte in seiner S I-GW-Buchreihe "Leben und Wirtschaften" 1987.

F.      Das Sichern bzw. Festigen des Unterrichtsergebnisses (-ertrages) kann stundenimmanent sowie stundenübergreifend durchgeführt werden 38).Prinzipiell sollten die Schüler dabei zum selbständigen Denken und Tun herausgefordert werden, z. B. durch aktive Mithilfe bei der Erstellung eines Tafelbildeswährend des Stundenablaufs, durch eigenständiges Zusammenfassen und Fixierender Ergebnisse in zeichnerischer und/oder kurzer schriftlicher Form am Ende der Unterrichtseinheit, durch Ausfüllen eines vom Lehrer vorgelegten Arbeitsblattes; auch das Anfertigen eines Spiels könnte dazu dienen.

Seit langem bemühen sich auch Schulbücher dem Lehrer dabei zu helfen. Da gibt es die sogenannten Merktexte. Sie versuchen in sehr kurzen Zusammenfassungen an den vorausgegangenen Inhalt des Buchabschnittes zu erinnern 39).Meist handelt es sich nur um das Memorieren von einfachem, vordergründigen Wortwissen, nicht um die Festigung von Fähigkeiten und Einsichten. Wesentliche Unterrichtsergebnisse werden daher mit Merktexten nicht gesichert. Eine andere Form führt nach jedem größeren Abschnitt die darin den Autoren wichtig erscheinenden Sachbegriffe namentlich an. Auch dabei geht es nur um Wortwissen, wobei die Schüler allerdings größtenteils mit ihren eigenen Worten anhand der verschiedenen Informationen im Buch die Begriffe erklären müssen. Auch verschiedene Formen von Rätseln werden gelegentlich zur Sicherung des Unterrichtsertrages eingesetzt. Manche Autoren benutzen eine ganze Seite unter der Überschrift Was weißt du über.....? oder Gewusst wie! , um mit Arbeitsaufträgen oder Fragen das, was sie in dem betreffenden Buchabschnitt für wichtig halten, wiederholen zu lassen. Dabei können bereits auch höhere kognitive Niveaus angesprochen bzw. Fertigkeiten geübt werden40), was aber leider selten ist 40a). Interessantere Variationen bieten etwa nach Kapitelende halbfertige Mindmaps, denen unten ein Sack mit einzuordnenden Begriffen beigegeben ist. ConceptMaps als Zuordnungsaufgaben findet man erst wenige in unseren Schulbüchern ebenso fertig zu stellende Strukturdiagramme. Eventuell können "Pro-Contra"-Aufgaben / Vergleiche (Kompetenzniveaustufe 2) , Gruppenpuzzles bzw. Bewertungsaufgaben (KN 3)  im Sinne der für die MaturaNEU eingeforderten Kompetenzorientierung hier Besserungen schaffen.

Eine weitere Möglichkeit, den Unterrichtsertrag zu festigen bzw. zu sichern, erreicht man durch die Angabe der wesentlichen Zielstellungen, die in dem betreffenden Kapitel angestrebt werden. Schüler können dadurch selbst, wenn sie die Ergebnisse untereinander vergleichen, überprüfen, ob sie die Zielstellungen erreicht haben oder nicht 41).  

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6. Beurteilungskriterien für die Auswahl von GW-Schulbüchern

A.     Die 1972 in Österreich begonnene (Gratis-) Schulbuchaktion 42), bei welcher der Staat jährlich rund 1 Mrd. ATS in die Wirtschaft fließen lässt, löste - sicher auch im Zusammenhang mit den in den siebziger Jahren einsetzenden Reformen des Schulwesens - einen Boom auf dem Schulbuchsektor in Österreich aus. Dazu kam - weil der Markt mit einem sicherem Absatz interessanter geworden ist - auch ein Hereindrängen ausländischer Verlage, deren Auftreten als Konkurrenten der Qualität durchaus zuträglich war. Allein auf der Sekundarstufe I stehen seit damals über ein Dutzend verschiedene Geographie und Wirtschaftskunde ­ Lehrwerke 43) den Lehrpersonen zur Auswahl. In den Sekundarstufen II zeigt sich ein ebenso  vielfältiges und ebenso sehr unterschiedliches Angebot - sowohl was inhaltliche Qualität als auch seit Beginn des 21. Jh. die Ausprägung des Lernens von Kompetenzen und damit eine sinnvolle Vorbereitung für die abschließende öffentliche Reifeprüfung betrifft ! 

      Die Auswahl der im jeweils nächsten Schuljahr in Verwendung gehenden Schulbücher trifft im Frühjahr im allgemeinen die Lehrerkonferenz der jeweiligen Schule auf Basis der vom www.bmukk.gv.at verordneten Schulbuchlisten. De facto aber werden es die jeweiligen FachkollegInnen der Schule untereinander ausmachen. Hierbei können aber lt. Regelung auch Schulbücher ANDERER Schultypen gewählt werden.  Auch wenn es in vielen Schulen/Lehrkörpern üblich scheint, eine gewählte Schulbuchreihe vom ersten bis zum letzten Band einzuführen - zwingend notwendig ist das nicht. Es erscheint manchmal durchaus sinnvoll aus Inhalts- aber auch aus methodischer Differenzierung in verschiedenen Klassen unterschiedliche Schulbuchreihen zu verwenden - aber durchaus auch Vorlieben der einzelnen Lehrenden zu berücksichtigen. Seltener passiert es, dass unterschiedliche Schulbuchreihen in einer Klasse zur Inneren Differenzierung eingesetzt werden. Der Verfasser erreichte solches einigemale: Aus beobachteten Problemen einzelner Schüler mit dem eingeführten Schulbuch, schaffte ich eine Anzahl verschiedener anderer secondhand im GW-Kustodiat vorhandener Parallelwerke heran. Jedes Klassenmitglied konnte dann aus dieser zusätzlich bereitgestellten Bücherkiste ein zweites Schulbuch wählen. Nach den dabei beobachteten Präferenzen bestellten wir im darauffolgenden Jahr in jeder Prallelklasse ein anderes Schulbuch und mischten diese vier verschiedenen in den Klassen. Der Umstand, dass für eine Schulstufe approbierte Schulbücher einerseits vom Lehrplan her homogen, andererseits aber in Niveau UND Methoden unterschiedliche Zugänge anbieten, kann man sich damit für eine Innere Differenzierung gut zunutze machen. Nach periodischen Schulbuchreihenwechsel sichergestellte Secondhand-Exemplare lassen sich übrigens auch sinnvoll für einfach organisiertes Stationenlernen nutzen! Auch ein Ausschlachten des Materials unterschiedlicher Oberstufenschulbücher für die bei der MaturaNEU (vgl. SITTE Ch. 2011 ) nun erforderlichen gleichzeitig vorrätig zu habenden mindestens 42 Maturafragen (mit kompetenzorientierten Materialbeigaben) ist ein sinnvolles "Recycling". 

      Um den Kollegen bei der Schulbuchauswahl zu helfen, werden abschließend einige, für Unterrichtende praktikable Beurteilungskriterien vorgeschlagen. Schulbuchforschung hingegen kann sich aufwändigere Schulbuchraster leisten. Selbstverständlich spielen bei der Auswahl immer auch subjektive Gründe mit (eigener Unterrichtsstil, persönliche Präferenzen für die Gestaltung oder die Autoren etc.), vielleicht auch Einsparungsmöglichkeiten /-druck zugunsten anderer Unterrichtsmittel (so kann in einer 1. Klasse für GW schon die Frage aufgeworfen werden müssen : "Atlas oder Schulbuch - bzw. letzteres als Leihvariante ?"). Außerdem : DAS perfekte Schulbuch, das allen theoretischen Idealen entspricht, gibt es nicht (ebenso wohl auch nicht DEN Schulbuchraster). Wohl aber sollte herausgefunden werden, welches Buch den Erfordernissen MEINES  Unterrichts ( fachdidaktisch und methodisch begründet ! und nicht nur "aus dem Bauch heraus gewählt") entspricht - meine Schüler für das Fach neugierig machen kann und ihnen beim Lernen besser helfen kann. Im Anhang nach der Literaturliste, wurde daher auch ein einfacher Raster angeboten, der soweit flexibel ist, dass auch individuelle Punktebewertungen miteinfließen können.

B. Die geordnete Zusammenstellung von Beurteilungskriterien wird allgemein als Schulbuchraster bezeichnet. Es gibt im deutschen Sprachraum eine Reihe von Schulbuchrastern (BAMBERGER 1995), zu denen laufend aus dem bereich der Schulbuchforschung weitere hinzukommen. Das ,,Salzburger Raster” (von ASTNEITNER-SAMS-THONHAUSER 1998, S.36-53) enthält insgesamt 78 Kategorien, arbeitet jeweils mit einer fünfstufigen Rating-Skala und stützt sich auf Schätzurteile. So interessant es im allgemeinen ist, ist es für die Beurteilung von GW-Büchern allerdings nicht besonders geeignet. Erstens berücksichtigt das Salzburger Raster zuwenig neben dem fachdidaktischen Paradigma die sachliche Richtigkeit und didaktische Ausrichtung und die für GW-Büchercharakteristischen Gestaltungsmerkmale (siehe oben Teil 5). Zweitens erfordert seine Verwendung einen ziemlich großen Zeitaufwand der in der Forschung gerechtfertigt, für den sich vielen anderen Problemen der Schulpraxis auch gegenüber sehenden Lehrer ein Problem aufwirft.

Im folgenden sollen einige ein für die Hand des Lehrers bestimmte ,,Raster”-Vorschläge vorgeschlagen werden, mit denen relativ schnell eine ,,vorläufige” Beurteilung durchführen kann. Eine ,,nachläufige” Beurteilung sollten Lehrer und Schüler gemeinsam nach Verwendung des Buches am Ende des Schuljahres machen. Denn eines zeigt die Beschäftigung mit Schulbüchern immer wieder: neben einer wissenschaftlich herangehenden Schulbuchforschung kann man die wirkliche Funktionalität eines Schulbuches erst nach mindestes einem jahr eigener Verwendung beurteilen. Raster können aber vorher schon einige Hilfestellungen leisten - und sollen auch verwendet werden, um die wichtigen Schulbücherentscheidungen nicht nur "aus dem Bauch heraus" zu fällen.

Besonders im Laufe der Ausbildung sind solche Rasterüberlegungen aber auch ein wichtiger Unterrichtsansatz und ein Beitrag angewandter Fachdidaktik ! Leider gibt es dazu in Österreich relativ wenige Beiträge. Der vorgeschlagene Raster beruht auf Anregungen aus der Literatur 44) und den Erfahrungen, die bei Schulbuchuntersuchungen im Rahmen der Lehrerausbildung im Rahmen von FD-Proseminaren im Geographischen Institut der Universität Wien gemacht wurden, bzw. bei den ebenfalls online veröffentlichten  BEd-Arbeiten in Geographie und Wirtschaftskunde an der PH für Niederösterreich dokumentiert sind. Im Unterschied zu den für Lehrpersonen an den Schulen schnell operable Einsichten bringenden Rastern, können (und müssen) hier genauere Analysen getätigt werden. In der Regel werden dabei quantitative und qualitative Kriterien untersucht. Die Schwierigkeit bei studentischen Untersuchungen ist erfahrungsgemäß zunächst einmal die Formulierung von konkreten Forschungsfragenkriterien. Bei diesen sollen die Bewertungsstufen für die Analyse im Sinne der Max-Weber'schen "Wenn -  dann" - Ansätze aus dem "state-of-the-art" der fachdidaktischen Positionierung des Schulfaches zunächst deduzierend begründet und dann für die kionkrete Anwendung operationalisiert werden. Erst nach einem solchen theoretischen Einstieg macht die Analyse dann Sinn.

Die folgenden Ausführungen sollen sowohl für Kurz-  als auch länger und tiefer angelegte Schulbuchanalysen einige Grundgedanken aufwerfen. Von primärer Bedeutung erscheinen die ersten 10 Punkte : Bei der Arbeit mit den Fragen verwendet man am besten eine fünfstellige Skala. 5 bedeutet höchste Zustimmung, 1 höchste Ablehnung; 0 wird verwendet, wenn der Frageinhalt auf Grund des vorliegenden Buchs unbeantwortbar ist. Durch Verdoppelung der Skalenwerte bei einzelnen Fragen kann man nach bevorzugten eigenen Interessen “gewichten”. Aus den summierten Werten wird der Durchschnitt errechnet. Unter Berücksichtigung eigener Interessenschwerpunkte hat man damit einen wichtigen Anhaltspunkt, welches der bewerteten Bücher den persönlichen Vorstellen am besten entspricht. Das nicht Fettgedruckte unter den14 Fragen (die 14. muss nicht bewertet werden) versucht, diese mit knappen Erläuterungen zu kommentieren. Zusätzliche Unterstützung für die Überprüfung bieten außerdem die Abschnitte 3 und 5 im vorliegenden Stichwortartikel bzw. der ANHANGTEIL   

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C. SCHULBUCHRASTER: VORSCHLAG FÜR GW-BÜCHER

(1) Entspricht der Buchinhalt der gegenwärtigen fachdidaktischen Konzeption des Unterrichtsfaches?

Eigentlich müsste die Approbationskommission dies gewährleisten. Dennoch sollte es auch der Lehrer überprüfen. Steht der "in gesellschaftlicher Bindung räumlich und wirtschaftlich handelnde Mensch" wirklich im Mittelpunkt, und beschäftigt sich der Großteil des Buchinhaltes themenorientiert damit? Teilweise können das bereits die Kapitelüberschriften und Seitenabzählen verraten. Oder dominieren noch immer (mitunter versteckt auftretende reine) Länderinformationen, Landschaftsbeschreibungen und physiogeographische Darstellungen ohne Humanbezug? Immer wieder sollte sich der Lehrer auch die grundsätzliche Frage stellen, ob denn der Schüler wirklich diesen einen oder anderen Inhalt brauche. Oder auch wieweit den Anforderungen des exemplarischen Prinzips entsprochen werde (das ja sowohl eine inhaltliche als auch methodische Komponente enthält !- vgl. bei SCHULTZE 1996, S.22f.). Ab dem Lehrplan 99/2000 kommt in der S I (10-14Jährige) noch die Anforderung "Kern- und Erweiterungsbereiche" zu formulieren hinzu (- werden diese nur inhaltlich durch 'Stoffaddition', nur mittels weiterer Topographieübungen, oder auch wirklich als (begründbare) Erweiterungsbereiche, die auch eine methodische Erweiterung beinhalten angeboten? Wie gehen die Bücher mit dem Kernsatz des Lehrplans 99 (Didaktische Grundsätze) um "Topographische Begriffe sollen aber  n i e um ihrer selbst willen gelehrt, sondern  i m m e r mit bestimmten Sachverhalten bzw. Fragestellungen verbunden werden" !?  Welche Ansätze und welche Vielfalt bezüglich der für die MaturaNEU an der S II geforderten Kompetenzorientierung bietet das jeweilige Schulbuch ?

 

(2) Wird Wirtschaftskunde als Wirtschaftserziehung aufgefasst?

            So notwendig auch die Vermittlung gewisser ökonomischer Grundbegriffe und Daten ist, ungleich wichtiger ist jedoch das Hinführen der Schüler zum vernünftigen wirtschaftlichen Denken, Urteilen und Handeln in den Situationen der Alltagswirklichkeit (FRIDRICH 2012, HEDTKE 2008) bzw. das Ausbilden von breiter angelegten Konzeptswissen. Werden daher (erstens) kognitive Strukturen aufgebaut zum Verstehen der im Alltag auftretenden wirtschaftlichen Tatbestände, Prozesse und Probleme einschließlich ihrer Interdependenzen zu gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen? Und versuchen die Autoren (zweitens) an Beispielen ökonomischer bzw. ökonomisch beeinflusster Entscheidungsprozesse handlungssteuernde Einstellungen anzubahnen? Ist das "G" mit dem "W" verbunden worden, oder stehen die beiden Teile unseres 'doppelpoligen Zentrierfaches' (W. SITTE 2001) nur beziehungslos (isoliert) nebeneinander ? 

 

(3) Wie weit berücksichtigt das Buch das Unterrichtsprinzip Politische Bildung?

     Dabei könnte man beispielsweise auf folgende Details näher eingehen: Zeigt das Buch (auch) kontroverse Auffassungen sowie von einander abweichende Stellungnahmen (z.B. bei Raumordnungsfragen) und wird bei ökonomischen Problemen die ,,cui bono”- Frage behandelt? Deckt es, soweit möglich, Machtstrukturen im Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau, am Arbeitsplatz, in der Wirtschaftspolitik etc. auf? Vermeidet das Buch Stereotype und trägt es zum Abbau von Vorurteilen bei ? Trägt es zur Entfaltung kritischen Denkens bei, indem es beispielsweise Probleme diskutiert ( bzw. beurteilen hilft = Kompetenzniveau 3) und nicht harmonisiert? (vgl. dazu bei SITTE Ch 2012)  

 

(4) Sind ihrer Meinung nach die fachlichen Inhalte des Buches sachlich richtig?

     Die Antwort bezieht sich nicht nur auf den Text, sondern auch auf die Inhalte der Bilder, Graphiken und Karten. Außerdem geht es dabei auch um das Feststellen sachlich verzerrter oder gar falscher Vereinfachungen bzw. Generalisierungen (werden nur längst vergangene Reliktformen, stereotyp behandelt ?) . Je nachdem, ob beim Überprüfen keine, nur wenig oder viele falsche Aussagen bzw. Behauptungen festgestellt werden, wird mit 5 bis 1 bewertet. Vermisst man am Buchinhalt konkret die Auswertung des neueren Schrifttums und damit die Einbeziehung neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse, bedeutet das einen Abzugswert. Wenn man den Aktualitätszustand der Inhalte in die Bewertung miteinbezieht, muss allerdings berücksichtigt werden, dass von der Abgabe des Manuskriptes bis zur Fertigstellung des Buches mindestens ein Jahr vergeht. 

 

(5) Ermöglicht das Buch eine weitgehend selbsttätige Auseinandersetzung der Schüler mit dem Lerngut - auch in Hinblick auf die geforderte Kompetenzorientierung ?

            In diesem Fall sollte (wenigstens der größte Teil) des Buchs nicht fertige Lernergebnisse präsentieren, sondern diese von den Schülern durch geistiges und manuelles Tun erst erarbeiten lassen. Daher muss das Buch Texte, Bilder, Grafiken, Karten und Tabellen enthalten, die nicht die damit angestrebten Erkenntnisse offen darbieten. Darauf bezogene, sinnvolle Lernaufgaben in unterschiedlichen Formen (nicht nur Wiederholungs-Fragen) und Schwierigkeitsgraden, im Niveau aufsteigend im Sinne der Kompetenzorientierung (vgl. Operatoren bei SITTE Ch. 2011b) sollen anregen sowie helfen, die Informationen zu erschließen,  zu verarbeiten und zu präsentieren.

 

(6) Enthält das Buch Hilfen, die vorführen, wie man mit ihm lernt?

             Zeigen sie, wie man sich mit neuen Themen auseinandersetzt und bereits absolvierte festigt? Führen sie konkret und anschaulich vor, wie man mit den (nur) im betreffenden Buchenthaltenen Textstellen, Bildern, Grafiken, Karten und Tabellen arbeitet? Das kann sich auf Lesen, Verstehen, Interpretieren und (eventuell auch) auf Selbstherstellen beziehen. 

            Erkennt man innerhalb eines mehrbändigen Lehrbuchwerke seine stufenweise aufbauende Erweiterung bzw. Vertiefung (mediendidaktischer) Fähigkeiten ? 

 

(7) Entspricht das Bildmaterial fach- und bilddidaktischen Anforderungen?

            "Bilder" im weitesten Sinne haben neben ihrer Illustrations- und Motivationsfunktion in GW-Büchern vor allem die Aufgabe, Informationsquellen zur Erkenntnisgewinnung im Rahmen des operativen Unterrichts im Sinne der Möglichkeiten bei der Kompetenzorientierung zu sein (vgl. HIEBER/LENZ 2007). Dazu müssen sie aber sowohl inhaltlich als auch technisch den an sie dabei gestellten Anforderungen entsprechen. Untersuchungen zeigen immer wieder, dass hier eine Schwachstelle österreichischer Schulbuchmethodik liegt (vgl. Untersuchungen von WODOSCHEK 2012, KOLAR 2012). Das bedeutet u.a., dass man sich fragt: sind sie genügend groß?, lassen sie auch das erkennen, worauf es ankommt?, gibt es die dazu hinleitenden Aufgabenstellungen und verraten keine “geschwätzigen” Bildunterschriften bereits das zu Erarbeitende?, sind die Bilder an den richtigen Stellen im Buch positioniert?, helfen bei schwierigen Bildaussagen andere methodische und/oder mediale Informationen?, sind die Bilder ,,seitennummeriert” (z. B.: Abb. 45.2) damit sie leichter aufgerufen werden können und damit die verbale Kommunikationsebene in der Klasse entlasten helfen? 

 

(8) Entsprechen die Karten fach- und kartographiedidaktischen Anforderungen?

            Die Karten im Schulbuchhaben in erster Linie das zu enthalten, was die Karten im Atlas nicht bieten können. 

            Dazu gehören thematische Fallbeispiele in „größeren” Maßstäben (und mit Maßstableisten!). Wenn auf kleinen Nebenkärtchen deren großräumige bzw. globale Einordnung schon gezeigt wird, nimmt man den Schülern eine wichtige topographische Aktivität ab! Diese Einordnung in ein größeres Raumraster wird auch durch sogenannte "Inselkarten" (besonders wenn es sich um Verkehrs- bzw. Wirtschaftsareale, aber auch Großlandschaften handelt) verhindert. Bücher enthalten auch stark vereinfachte Übersichtkarten (z.B. von Österreich, von Großräumen oder der Erde). Unterliegt vor allem letzteren der dem Inhalt entsprechende (z.B. flächentreue), aber auch richtig dargestellte Netzentwurf (vergleichen sie bloß die in der Realität ähnlichen Flächengrößen mit den aufgrund der jeweiligen Kartenprojektion dann abgebildeten Größendarstellung von Grönland und der Arabischen Halbinsel !)? Sind die darauf abgebildeten Erscheinungen positions- und raumtreu eingetragen?

Weichen die auf den Karten verwendeten Signaturen und Flächenfarben nicht nur gegenüber denjenigen im Schulatlas, sondern vor allem auch innerhalb des Buches stark voneinander ab, selbst wenn es nicht notwendig ist? Sind sie auch für Schüler mit Farbschwächen (z.B. durch Rasteraufdruck) erkennbar? Bestehen die Arbeitsaufträge zu den thematischen Karten nur bzw. hauptsächlich aus „Wo“- Fragen? Gibt es ein den unterschiedlichen Kompetenzniveaus entsprechendes kartenmethodisches Herangehen (vgl. SITTE Ch. 2011c) Werden auch die sogenannten Lernkarten kartographisch richtig dargestellt. (Bezüglich der Hilfen siehe Kriterium 6.)  

 

(9) Entsprechen die Graphiken fach- und mediendidaktischen Anforderungen?

            Auch alle Graphiken im Buch sollen primär als Arbeitsquellen im Sinne der Kompetenzorientierung  verwendet werden. Die wichtigsten Beurteilungskriterien sind neben dem zumindest stichprobenartigen Überprüfen der Richtigkeit des Datenmaterials, das Feststellen der zum Auswerten notwendigen fachlichen und mathematischen Voraussetzungen bei den S I -Schülern (etwa fehlende Mathematikkenntnisse bei Klimadiagrammdarstellungen insbes. in der 1. Klasse!),  sowie die Registrierung falscher und manipulativer graphischer Elemente (wie verschobener Basislinien etc.). Auch die optischen Form der Graphiken muss ansprechend sein. Allerdings sollte man darauf achten, dass nicht irgend welche ,,Design-Gags” die Prinzipien der (karto)graphischen Informationsvermittlung verletzen oder überhaupt ignorieren, was bei Graphiken in Medien leider öfter mit sinnlosen 3D-Darstellungen geschieht. Das Zitieren der Daten- bzw. Diagrammherkunft und die Angabe des Zeitraums, für den die Daten gelten, sollte auch in Schulbüchern üblich sein - insbesondere da Oberstufenschüler solches ja für ihre Vorwissenschaftliche Arbeit generell sich angewöhnen sollen. Zeitreihen, die Trends zeigen, geben wichtigere Informationen als ohnehin meist überholte ,,Letztjahresdaten”. Rechts offene Kurvendiagrammdarstellungen ermöglichen etwa eigenständige Ergänzungen (nach eigenständiger Datenrecherche -  einer wichtigen Kompetenz). Nicht unberücksichtigt bleiben sollten bei GW-Buchuntersuchungen ferner Zielsetzung, Inhalt und Aussagekraft der in den Büchern enthaltenen Schaubilder : Zeigen sie das Wesentliche von Strukturen, Zusammenhängen und Prozessen richtig? Spricht ihre Form die Schüler dieser Schulstufe an? Brauchen sie eine textliche Ergänzung (bzw. wie werden sie ausgewertet)? Werden Schüler angeleitet (eventuell zur Festigung der Unterrichtsergebnisse) solche Schaubilder selbst zu erstellen?  GW ist im Fächerkanon der Schule eines der wichtigsten, was die Ausbildung dieser nonverbale Kommunikationsform betrifft!

 

(10) Unterstützen die Lernaufgaben die Verwendung des Buches?

            Aufabenstellungen sind in jeder Schulbuchbeurteilung einer der wichtigsten Analysezugänge. Dabei sollte man vor allem beachten, ob sie sich darauf beschränken, nur wichtige Lernbereiche aufzuschließen und damit dem Lehrer einen Freiheitsraum einräumen oder ob sie praktisch den gesamten Unterrichtsablauf steuern? Ob aus ihrer Formulierung eindeutig hervorgeht, was verlangt wird? Ob sie dabei auch auf die außerschulische Erfahrungswelt der Schüler eingehen? Ob sie die Aufgabenstellungen variieren? Ob und wieoft auch höhere Niveaus im Sinne der Kompetenzorientierung (etwa "vergleiche", "beurteile", "bewerte nach den Kriterien...", "stelle eine Hypothese zu...auf" etc. vgl. SITTE Ch. 2011b und 2011c) angesprochen werden? Ob es auch Lernaufgaben zum affektiven Bereich gibt? Ob sie nur einförmig uniform oder abwechslungsreich methodisch gestaltet sind.  

 

(11)   Ist die sprachliche Gestaltung dem Alter der Schüler angemessen?

            Ohne die Bedeutung dieser Kategorie zu schmälern, muss darauf hingewiesen werden, dass der Textanteil bei GW-Büchern im allgemeinen bedeutend geringer ist als derjenige  der anderen Gestaltungsformen des Lehrguts (siehe Abschnitt 5.B). Dennoch kann man stichprobenartig mit den Instrumenten des Lesbarkeitsindex oder der Wiener Sachtextformel (siehe Fußnote 17) grob überprüfen. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass vor allem auf der Sekundarstufe II Schüler zum Lesen und Verstehen auch schwieriger Texte hingeführt werden müssen, weil sie sonst unfähig blieben, sich auch aus anspruchsvolleren Tageszeitungen sowie aus Fachliteratur zu informieren und der im Maturaziel der Oberstufen als "Vorprüfung zur Reifeprüfung" verpflichtend zu schreibenden "Vorwissenschaftlichen Arbeit" nachzukommen. 

 

(12) Entspricht das Buch formal den Anforderungen eines modernen  Unterrichtswerkes?

            Finden sie das Buchformat und den Buchumfang für richtig? Ist der Umschlag anziehend (aber ohne falscher Symbole)? Zeigt das Inhaltsverzeichnis klar und deutlich das (thematisch) aufgegliederte Lerngut? Ist das Schriftbild gut lesbar sowie das Seitenlayout übersichtlich? Werden dabei Farbunterlegungen sinnvoll eingesetzt? Gibt es ein Lexikon (Glossar), das wichtige fachliche Begriffe kurz erklärt und die Seite(n) ihres Vorkommens angibt? Enthält das Buch ein vollständiges Sachregister? Geben die Autoren durch ZITIEREN der Quellen ein Vorbild bzw. eine Hinführung zu den Anforderungen der "Vorwissenschaftlichen Arbeit"? Ist die Haltbarkeit des Bandes ,,schülergerecht” oder zerfällt der Schülerband schnell?  

 

(13) Gibt es zu dem Schülerbuch ein informatives Lehrerbegleitbuch bzw. ­ heft?

            Wenn es den Lehrer bei der Benutzung des Buches wirklich unterstützen will, dann enthält es mehr als nur die mit einigen Worten oder wenigen Sätzen formulierten Antworten zu den Fragen im Schülerbuch. Es ist natürlich eine Frage der Kosten, wie umfangreich der Verlag das Buch/Heft auflegt. Feststellen kann man, dass in Österreich insbesondere die Schulbuchgeneration nach 1985 hier sehr unterstützt wurde - auch mit darin enthaltenen fachdidaktischen Bemerkungen. Später gingen diese Intentionen zu großteils als "Lösungshefte" gestalteten Lehrerbegleitmaterialen zurück. Jedenfalls sollten aber darin enthalten sein: das Konzept des Schülerbuches, der Lehrplanauszug für die betreffende Schulstufe, die Begründung (!) der von den Autoren getroffene Themenauswahl und der damit verfolgten Ziele, methodische Vorschläge für den Unterrichtsablauf, inhaltliche Erläuterungen zu den Themen (Erweiterungsbereiche ?- siehe LP 99 bzw. Kompetenzorientierung), Aufgaben sowie Lösungshinweise bzw. -möglichkeiten (die Beantwortung simpler topographischer Fragen aus dem Schülerbuch diskriminiert eigentlich Fachlehrkräfte -  auch wenn gerade in der Pflichtschule auf den noch immer hohen Anteil ungeprüfter GW-Lehrkräfte Rücksicht genommen werden muß). Ausgewählte Schrifttumsangaben (woher die Buchautoren hauptsächlich ihr Wissen schöpften und zur weiterführenden Information der Unterrichtenden) sind nützlich, Bildmedienhinweise jedoch überflüssig, weil dementsprechende Verzeichnisse in Schulen existieren bzw. dort immer wieder erneuert werden. Einige wichtige, das Lerngut des Schulbuchs sinnvoll unterstützende Kopiervorlagen (nicht nur stumme Karten zum Topographielernen) wären günstig. In der Zwischenzeit haben viele  GW-Bücher (besonders solche für die  Sekundarstufe II) eine ,,WWW-Ergänzung” , die passgenau zum Schülerbuch Adressen zum Finden von weiteren Daten sowie flexibel und aktuell zu den Unterrichtsthemen Materialien (Zeitungsartikel ?) etc. anbieten. Auch Fehler bzw. Irrtümer könnten dann schneller korrigiert werden. Nicht zuletzt würde es dadurch auch zu einer (besseren) Kommunikation zwischen Buchbenutzern und Buchherstellern kommen (Feed-Back). 

             Allerdings gibt es auch immer wieder Webergänzungen, die nichts anderes als die virtuelle Variante der früher in Papierform mitgelieferten Arbeitsblätter für die Lehrer darstellen und die Möglichkeiten des neuen Mediums nicht annähernd nutzen ! Wir sollten sie uns daher genauso kritisch unter die Lupe nehmen, wie die Bücher selbst !

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(14) Gibt es speziell auf das Schulbuch zugeschnittenes Medienmaterial?

Auch diese Frage ist eine Kostenfrage und zwar nicht nur für den Verlag, sondern auch für die Schule, da es kaum kostenfrei abgegeben werden wird (im Web müßte zumindest eine 'Zweischienenstrategie' mit einem 'Gratis-' zu einem 'Paykanal' möglich sein. 

Update 2003 : Die Österreichischen Schulbuchverlage haben mit Herbst 2002 ein gemeinsames Projekt "SchulbuchPlus und SbX-SchulbuchExtra  zur Bereitstellung von e-learning-Materialien begonnen .

Die praktischen Schwierigkeiten bei speziell für ein bestimmtes Schülerbuch konzipierten ,,Materialien” liegen in der geringen Auflagenhöhe. Deshalb muss man, wenn man sich nicht nur auf Textausgaben beschränkt, jahrgangsübergreifende Publikationen herausgeben. 

Wieweit die bei HERBER / NOSKO 2012 angeschnittenen Zukunftsvorstellungen des Schulbuches als (zwar weiterhin) zentrales Medium, umgeben von einem Kranz weiterer Angebote in einer sogenannten virtuellen "Bildungscloud" , wo "on demand" jederzeit und überall abrufbare weitere Zugänge daraus möglich sind (sei es über i-pads oder Handys ) und interaktive Tools im Sinne TET (Technology Enhanced Textbooks - vgl. NEUHAUS 2011) zur Verfügung stehen - sei nur kurz als mögliche Perspektive andiskutiert.

 

 

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7.  Literaturhinweise    

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SITTE Ch. (2012a): Croquis, Choremes  - Seminarpapier für den Studiengebrauch. Online  http://homepage.univie.ac.at/Christian.sitte/FD/matkarto/CROQUIS_MetzlerHb2012_Korr2spaltigSem_ChSitte.pdf

SITTE Ch. (2012b): Geographie und Politische Bildung - Seminarpapier für den Studiengebrauch. Online: http://daten.schule.at/dl/GEO_POLITIK_MetzlerHb2012_Dez_ChSitte_Sem.pdf

SITTE Ch. hg. (o.J.) Beispiele von Arbeiten aus dem Fachdidaktik Proseminaren am Inst. für Geographie der Uni Wien

          Online: http://homepage.univie.ac.at/Christian.Sitte/FD/arbeiten.html 

SITTE W.:(1999 / 2001).Entstehung und Konzept des Schulfaches GW in Österreich. www.gw.eduhi.at/didaktik/woess/sitte.htm

          bzw. in Sitte W., H. Wohlschlägl, hg. 2001, Beiträge zur Didaktik GW-Unterrichts - S. 157-169

          online: www.univie.ac.at/geographie/fachdidaktik/Handbuch_MGW_16_2001/inhalt_Handbuch_Geographie_und_Wirtschaftskunde2001.htm 

SITTE W.:(2001): Schulatlas 2 (Kartographiedidaktik)   -   ebenda  "Handbuch GW 2001"  S. 424-448.

SPERLING, W. und CLOSS, H. M. (1978): Das Geographielehrbuch. Systematische Einordnung, geschichtliche Aspekte, Forschungsbericht.

          In: Hefte zur Fachdidaktik der Geographie 2, H.3, S.3-28. -

STEIN G., Hrsg. (1979): Schulbuchschelte als Politikum und Herausforderung wissenschaftlicher Schulbucharbeit. Stuttgart. 

STEIN, G. (1991): Schulbücher in Lehrerbildung und pädagogischer Praxis. In: Roth, L. (Hrsg.): Pädagogik, Handbuch für Studium und Praxis. München, S. 752­759. ­ 

STONJEK D. (1997): Bilder. In: Birkenhauer J., Hg. Didaktik der Geographie: Medien ­ Systematik und Praxis. München. S. 73-93. 

THONHAUSER, J. (1992): Was Schulbücher (nicht) lehren. Schulbuchforschung untererziehungswissenschaftlichem Aspekt (Beispiel Österreich).

          In: Fritzsche, K. P.(Hrsg.): Schulbücher auf dem Prüfstand. Perspektiven der Schulbuchforschung und -beurteilung in Europa. Studien zur internationalen Schulbuchforschung Band.75. Braunschweig, S. 55­78. ­ 

THÖNEBÖHN, F. (1990): Das Geographiebuch. Bedeutung, Gestaltung und Verwendung. In: Geographie heute 83 (Themenheft, ,Schulbuch”), S. 4­10. ­ 

THÖNEBÖHN, F. (1992): Das Erdkundebuch: neuere Untersuchungen zur Bedeutung und Verwendung im Unterricht. In: Karlsruher Pädagogische Beiträge26, S. 26-38.

THÖNEBÖHN F. (1995): Rezeption und Verwendung des geographischen Schulbuchs in der S I. Dissertation an d. Fak.für Geowiss. der  Ruhr-Univ. Bochum. 307 Seiten - 

VANECEK, E. (1995): Zur Frage der Verständlichkeit und Lernbarkeit von Schulbüchern. In: Schulbuchforschung, hrsg. von Olechowski, R., S. 195­215.Frankfurt am Main. ­ 

VOLKMANN, H.D. (1978): Die Funktion des Schulbuches im lernzielorientierten Unterricht. In: Hefte zur Fachdidaktik der Geographie 2, H. 3, S. 29­43. ­

WEINBRENNER, P. (1986): Kategorien und Methoden für die Analyse wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Lehr- und Arbeitsmittel. In: Internationale Schulbuchforschung H. 3. S. 321­337. ­ 

WEINBRENNER, U.(1998): Erziehung zur europäischen Solidarität durch geographische Schulbücher der S I. Hochschulverband für Geographie und ihre Didaktik

           (Geographiedidaktische Forschung Bd. 30). 219 Seiten. Nürnberg. - 

WIECZOREK, U., Hrsg. (1995): Zur Beurteilung von Schulbüchern. In: Augsburger Beiträge zur Didaktik der Geographie H.10. 

WESTAWAY J., E. RAWLING (1998): An analysis of key stage 3 geogr. textbooks.In: Teaching Geogr. (Sheffield) H.1, S.36-38

WODOSCHEK K. (2012): Das Foto im Schulbuch - unterschiedliche  methodische Zugänge in GW-Schulbüchern der S I       BEd-Arbeit an der PH Niederösterreich. Baden.

            Online: http://fachportal.ph-noe.ac.at/fileadmin/gwk/Forschung/BEd_Arbeit_Fotos_und_Abb_GWKSB_Wodoschek_PHnoe2012.pdf

WOODWARD, A. (1994): Textbooks. In: The Internat. Encyclopedia of Education, Ed. T. Husen, T.N. Postlethwaite. Vol.11, p. 6366­6371. ­ 

WRIGHT, D.R. (1996): Textbook Research in Geographical andEnvironmental Education. In: Williams, M. (Ed.): Understanding Geographical and Environmental Education, S. 172­180. London.

 

                                                                                        

Christian S i t t   e, 1999/2001 -  Manuskriptabschluß der Online-Ergänzungsvariante Feb. 2013

_____________________________________________________________________________

.

A N H A N G     im virt. Update 
(aus Ch.S. 1986
, Zu Fragen der Entwicklung von Schulbüchern ..., 

in: Festschrift f. Wolfgang Sitte = GW-UNTERR. Nr. 23, S.238f) 

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KRITERIEN für Schulbücher von W. HILLIGEN (1985 : Zur Didaktik des politischen Unterrichts, Opladen, S. 214):

1.Wird die Intention offengelegt, dass heißt, sagen die Autoren aus, worauf es ihnen ankommt ?

2. Legitimiert sich die Information als Lernnotwendig in bezug auf ein "Warum" und "Wozu", und zwar sowohl in bezug auf die Intentionen als auch auf die Betroffenheit des Lernenden vom jeweiligen Problem ? Das bedeutet zugleich: wird die gruppenspezifische Interessenlage als Motivation für das Lernen genutzt ?

3. Enthält das Lehrwerk mehrere Aussageweisen ? Zur Erläuterung: Ein ungegliederter Lehrtext, der den Leser, Nachrichten und Kommentare verwischt, zugleich mit Fakten und mit der Meinung des Autoren konfrontiert, erlaubt nur selten didaktische Operationen. 

Folgende Aussageweisen sollten zumindest auftreten: Situationsberichte - Problemfragen - Information (einschließlich der Statistiken, Graphiken, Schaubilder ...) - Aufriss kontroverser Standpunkte - Möglichkeiten der Lösung unter Berücksichtigung der Konsequenzen.

4. Enthält das Lehrwerk Hilfen zum Methodenlernen ?

5. Enthält das Lehrwerk wiederkehrende Problemfragen ("Schlüsselfragen"), die es erlauben, neue Sachverhalte als angewandte Spezialfälle von schon Gelerntem zu erkennen und zu orten ? 

Wird also der Pulsschlag: konkrete Situation - Verallgemeinerung - Rekonstruktion - Korrektur der Verallgemeinerung möglichst häufig deutlich ?

6. Fördert das Unterrichtswerk wenigstens ansatzweise die Prozesse, die zur Erreichung von Lernzielen dienen können ? Wird in irgendeiner Form die Anwendung und Überprüfung des Gelernten initiiert ?

 

 

Einfacher KRITERIENKATALOG (Ch.S. 2001, variiert nach W. SITTE, verwendet in den Seminaren zur Einführung des neuen LP 1985):- ergänzt für Ansprüche der Kompetenzorientierung Ch.S. 2013 :

Die jeweilige Gewichtung der zu vergebenden Punkte sollte dabei diskutiert werden, denn letztlich hängt die Entscheidung, welche Kriterien stärker bewertet werden, vom jeweiligen didaktischen Konzept des Unterrichtenden ab :

SCHULBUCHELEMENTE

PUNKTEzuweisung: 

mögl.Pkte

davon real in SB

TEXT

mit Quellenfunktion (= auswertbar nach Kompetenzniveaus)

anschaulich 

ermöglicht er kontroverse / differenzierte Sichtweisen

   
.  
.  

ABBILDUNGEN

mit Quellenfunktion (= auswertbar & nicht nur illustrativ)

differenzierte = verschiedene Medien-/Ausprägungsformen

ermöglicht verschiedne Kompetenzen daran zu üben

.  
.  
.  

TEXT u. ABBILDUNGEN

zeigen Probleme in differenzierten Positionen auf (also auch Kompetenzniveau 2 & KN 3)

sind zueinander sinnvoll mit verschiedenen Kompetenzniveauanforderungen in Beziehung gesetzt

.  
.  

ARBEITSAUFTRÄGE

verständlich

helfen bei der Quellenaufschließung

auch für höhere Kompetenzniveaus

auch für anspruchsvollers Methodenlernen  &Präsentieren

zeigen im Lehrwerk eine Progression

.  
.  
.  
.  
.  

UNTERRICHTSFORMEN

Vielfalt möglich - diese wird auch aufgezeigt / vorbereitet

.  

INNERE DIFFERENZIERUNG

konkrete Vorschläge - aufgezeigt / schon vorbereitet

.  

SCHÜLER

motiviert ihn das Buch

kann er damit selbständig arbeiten

lernt er auch Methoden in Kompetenzniveau 2 & 3

kann er damit wiederholen (bzw. auf Matura vorbereiten)

.  
.  
.  
.  

OPTISCHE . GLIEDERUNG u. GESTALTUNG

übersichtlich

ästhetisch ansprechend

originelle Zugänge / Materialien 

.  
.  
.  

SACHGERECHTIGKEIT

fallen mir schwere Fehler auf

.  

SONSTIGES

wie ist die WWW-Ergänzung ?

was ist mir sonst wichtig ...

?.

.  
   
   

Bewertungspunkte 

.insgesamt : 

 

WEITERE  RASTERVORSCHLÄGE  zur Diskussion und Auswahl sind zu finden bei:

JANDER L., In: ders.u.a. Hg. (1982) S. 359-361

RAUCH M., In: ders u.a. Hg.(1997) Reutlinger Raster 1993 S. 275-310

UHE E., In: STEIN G. Hg.(1979) S. 162-164

WESTAWAY / RAWLING 1998, S.37

ASTLEITNER / SAMS / THONHAUSER 1998  >>>

BAMBERGER R., In: Olechowski Hg., (1995) S. 81-83

BAMBERGER/VANECEK (1984) - Häufigkeits Worteliste, S. 173-185

 

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Fußnoten

1) Es gibt Kritiker, die meinen, dass sich die Authentizität der Informationen aus dem Netz nicht von der aus konventionellen Medien unterscheide. Sie weisen auch darauf hin, dass Datenzuwachs keineswegs mit besserem Informieren verwechselt werden darf und dass Online-Lernen leicht zum “Müllsortieren” werden kann. Anschaulichkeit ist eben nicht ein Produkt von Internet und Multimedia, die nur die technische Realisierung erleichtern können, sondern in erster Linie ein Ergebnis didaktisch-methodischer Anstrengungen. Und es wird bereits vor einer “Netzeuphorie” (siehe u.a. HEDTKE 1997 oder BAMBERGER 1998) gewarnt. Es ist deshalb nicht nur erforderlich, dass sich der Lehrer verstärkt dem Prinzip des “guided construction of knowledge” widmet, sondern auch höchste Zeit, eine “Didaktik des Netzlernens” (Ansätze bei HEDTKE 1999)  zu entwickeln -  etwa die Methode der WebQuests im Sinne des blendes learnings zusätzlich zu Printmaterialien wie dem Schulbuch stärker nutzen.(vgl. www.webquests.de ). Hier, wie auch bei früheren Medieninnovationen (Overheadprojektor, Videorecorder) ist der methodische Einsatz eine wesentliche Komponente, die über Sinn oder Unsinn des Medieneinsatzes bzw. seines Erfolgs entscheidet. Vgl. Ch. SITTE (2000), Ansätze für einen einfachen Einsatz des Internets. In: GW-UNTERR. H. 79, S.74-80 (http://gw.eduhi.at/didaktik/woess/www.htm )  

2) Vgl. den Erlass “Wiederholen und Üben im Unterricht”, Stadtschulrat für Wien, Zl.240.547-1993, mit seiner verpflichtenden (!) Festlegung, dass “....im Schnitt etwa ein Drittel jeder Unterrichtsstunde für Wiederholen, Festigen, Üben und Anwenden....” zur Verfügung stehen müsse.  

3) Z.B.:E. A.EKKER, Geschichten zur Geographie und Wirtschaftskunde (für 1., 2., 3., 4.Klasse). Verlag Hölzel. 1994ff

4) Z.B.:KUSCHNIK, W., SITTE, W., SONNENBERG, Ch., Lexikon zur Geographie undWirtschaftskunde. Wien, 1995. Verlag Ed. Hölzel, Wien  

5) Zum Beispiel: E. NETOLICZKA, Leitfaden für den Unterricht in der Geographie für die Oberklassen der allgemeinen Volksschulen. 26. Auflage 1886. Wien. 89 Seiten und17 Holzschnitte (Format von 20cm x 13cm).  

6) Siehe Ch.SITTE (1987). Es wird darin erstmals versucht, die zwischen 1677 und 1989 in Österreich verwendeten geographischen bzw. geographisch-wirtschaftskundlichen Schulbücher zusammenzustellen  

7) A. BECKER löste mit ihnen eine mehrjährige Schulbuchdiskussion in der Zeitschrift für Schul-Geographie, die inWien beim Verlag A. Hölder erschien, aus. Siehe Zs. f. Schul-Geogr.XXII, 1901, H.1 (hier die Thesen), 3, 4, 5, 6, 7,8;XXIII, 1902, H. 4, 5, 7, 8, 9,11; XXIV, 1903, H. 1, 12; XXV,1904, H. 7 (hier das Ergebnis).  

8) Während BECKER bei der Schulbuchdiskussion in der Zeitschrift für Schul-Geographie für das mit Fragen ausgestattete Schülerbuch noch die Bezeichnung ,,Lehrbuch” verwendete, benutzt er in seiner Didaktik 1932 die ,,erst in neuerer Zeit in Gebrauch” gekommene Bezeichnung ,,Lernbuch” (S. 62).

9) Dabei forderte er bereits 1932: “Der Lehrer soll den Schüler auch in den richtigen Gebrauch des Schulbuches einführen und muß sich über die Art, wie die Schülerlernen und studieren, Kenntnis zu verschaffen suchen” (BECKER 1932, S. 65f).  

10) Siehe H. KAINDLSTORFER, Lernbuch der Erdkunde für Hauptschulen, 1929 ff. Österreichischer Bundesverlag Wien. -BECKER-MAYER, Erdkunde für Mittelschulen, 7. Auflage, 1936 ff., Verlag Deuticke Wien,

       bzw H. FUCHS, H. KELLNER, H. SLANAR, Erdkunde (für Mittel- und Hauptschule), 1946 ff. - 1. Klasse - bzw. - 4. Klasse - Verlag Ed.Hölzel Wien.  

11) Manchmal enthalten sie welche im Anhang bzw. auf umgedrehten Seiten zur Selbstkontrolle.

12) Zum Beispiel in Deutschland das “Erdkundliche Arbeitsbuch” von MURIS-SCHEER-MAYWALD(4. Auflage 1926 bei Moritz Diesterweg/Frankfurt. Auch in Österreich stieß der von W. SITTE in den “Materialien zur politischen Weltkunde” (1. Auflage 1972beim ÖBV/Wien) unternommene Versuch, die Kapitel  `Entwicklung der Weltbevölkerung`,`Tragfähigkeit der Erde`, `Dritte Welt` im Charakter eines Arbeitsbuches mitanspruchsvollen Materialien zu gestalten (teilweise englischsprachiger Quellentext, Arbeit mit dem Korrelationsdreieck etc.) bei vielen Lehrern auf keine große Begeisterung. Einen weiteren Versuch in diese Richtung war das 1985 beim Verlag Bohmann herausgebrachte dreibändige (erst HAK, dann auch AHS) Schulbuch „Gesellschaft in Wirtschaft und Raum“ von RIESS-SCHNELLER-SITTE Ch.. - vgl. Schulbuchbibliographie bei SITTE Ch. 1987, MÖGG)

13) Jährlich erscheinen vier Hefte. 1999 liegt der 21. Jahrgang vor.

14) U. BRUNNER untersuchte in ihrer Diplomarbeit an der Universität Salzburg die Verständlichkeit und Lernbarkeit von Schulbuchtexten in GW-Büchern der 6. Klasse ­ eine Kurzfassung davon hat sie in der Zeitschrift GW-Unterricht 48/1992, S. 1-9 veröffentlicht. U.WEINBRENNER (1998) besprach in ihrer quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse geographischer Schulbücher hinsichtlich der Erziehung zur europäischen Solidaridät auch österreichische GW-Bücher. FRIDRICH-WEIXELBAUMER untersuchten die Operationalisierung des Perceptionsansatzes in Büchern der 8.Klasse (1994/95). Außerdem findet man in ASTLEITNER-SAMS-THONHAUSER (1998)Analysen von vier Sekundarstufe I-Büchern und einem Sekundarstufe II-Buch. Das Institut für Geographie an der Universität Wien führt seit vielen Jahren im Rahmen der Lehramtsausbildung regelmäßig Schulbuchanalysen aus, allerdings liegen die meisten bisher nur als Manuskripte vor (ein Beispiel>>).

15) Sie betreffen nicht nur textliche, sondern auch kartographische, graphische und bildliche Darstellungen: Da wird u. a. behauptet, dass Bergbauernhöfe in Österreich oft über 2000 m Seehöheliegen, die Wiener Ringstraße an der Stelle der Stadtmauer erbaut wurde und die in der Gründerzeit nach Wien strömenden Arbeiter sich in den Vorstädten niederließen, dass der Wienerwald ein Hügelland ist, welches sich vom Alpenvorland nicht unterscheidet, dass Grundwasser in großenunterirdischen Hohlräumen anzutreffen ist, dass das Bruttosozialprodukt den Wert aller Güter und Dienstleistungen umfasst, die den Bewohnern eines Landes im Laufe eine Jahres zur Verfügung stehen, dass Ungarn noch1996 ein Planwirtschaftsstaat war; man ortet Steppen in den Tropen, fordert auf, mit der Maßstabsleiste auf der Weltkarte die Entfernung von Wien nach Rio zu messen, lässt Flugrouten zu anderen Kontinenten auf der Weltkarte mit dem Lineal eintragen, bei Kartenausschnitten gibt es oft keine Maßstabsleiste etc.  

16) Mit dem Klammerausdruck wird angedeutet, dass mit Lesbarkeit nicht die individuelle Lesefähigkeit der Schüler gemeint ist, die auch bei Gleichaltrigen von verschiedenen subjektiven Faktoren (u.a. Familienmilieu, Legasthenie Sehschärfe) abhängt.

17) Die Studenten erstellten nicht einumfangreiches und zeitaufwendiges Lesbarkeitsprofil, wie es BAMBERGER und VANECEK in ihrem Buch dokumentierten (1984, S. 69-185), sondern zogen aus allen Büchern Stichproben und berechneten mit Hilfe des sogenannten Lesbarkeitsindex (= durchschnittliche Satzlänge in Wörtern +durchschnittlicher Prozentsatz der Wörter mit mehr als sechs Buchstaben) sowie der ,,Wiener Sachtextformel” (= durchschnittliche Satzlänge in Wörtern + durchschnittlicher Prozentsatz der Wörter mit drei und mehr Silben ­ 1,693) die Schulstufenadäquatheit. Während die zuerst genannte Formel auf C.H. BJÖRNSSON (Lesbarkeit durch Lix ­ Stockholm 1984) zurückgeht, wurde die zweite im Wiener Institut für Schulbuchforschung und Lernförderung entwickelt (siehe auch BAMBERGER1995). Anm.: 2002 beschäftigte sich G. WEHLEND in GW-UNTERR. H. 88, S. 33-40 mit "Lesen & Verstehen".

18) Bei dem ausgelaufenen GW-Buch ,,Leben und wirtschaften 2” (Ed. Hölzel 1988 von SITTE W. u.a.) betrug der Bildanteil (Photos und Zeichnungen) rund 50 %, der Kartenanteil 16 %, der Diagramm- und Tabellenanteil 4 %; auf den Textanteil entfielen somit nur 30 %der Gesamtseitenfläche (bezogen auf den Satzspiegel und inklusive der Beilagen, aber ohne Titelei und Inhaltsverzeichnis). Bei ,,Hölzel-GW 2- Faszination Erde( von K.Zeugner Wien 1999) beträgt der Anteil des Textes an der Gesamtseitenflächedes Buches sogar nur rund 16 %! Bei dem Sekundarstufen-II-Buch ,,Raum-Gesellschaft-Wirtschaft 7” (Ed. Hölzel 1998 von MALCIK-SITTE W.) beträgt der Textanteil 39 %.  

19) Das Anfang der siebziger Jahre in Deutschlandherausgekommene Lehrbuchwerk ,,Welt und Umwelt”, welches teilweise methodische Vorbildfunktion für die österreichische GW-Lehrbuch-Reihe ,,Der Mensch in Raumund Wirtschaft” hatte, orientierte sich stark danach. Heute zeigt noch die,, Neue Geographie und Wirtschaftskunde” von W. WEINHÄUPL Anklänge davon. Am konsequentesten wurde die Strukturierung und Steuerung des Lernprozessesseinerzeit beim ,,Programmierten Unterricht” angewandt. Siehe G. BAHRENBERG, H.THOMÄ und H. W. WINDHORST (1973), Der programmierte Erdkundeunterricht. Theorie und Praxis. Paderborn.

20) Die beiden Beispiele sind aus Büchern der 3. Klasse.  

21) Das Beispiel ist aus einem Buch der 1. Klasse, das zweite aus einem der 7. Klasse.  

22) Das erste Beispiel stammt aus einem Buch der 8. Klasse (es ging um Feindbilder), das zweite aus einem Buch für die 1. Klasse und das letzte aus einem für die 7.Klasse.

23 Das erste Beispiel stammt aus einem Buch der 2. Klasse, das zweite aus einem der 7.Klasse und das letzte aus einem der 8. Klasse.

24) Wissen, Verstehen, Anwenden, Analyse, Synthese, Beurteilen. Zur leichteren Handhabung könnte man die sechs Niveaus auf die drei Stufen ,,Kennen, Verstehen, Urteile zusammenziehen. Siehe Stichwort Taxonomie.

25) Bei,,Hölzel GW 2 ­ Faszination Erde” beträgt ihr Anteil an allen Lernaufgaben 41 %, bei ,,Durchblick 1” von Westermann Wien  32%.  

26) Im ,,Arbeits- und Lernbuch der Erdkunde für Mittelschulen” für die 2. Klasse von BECKER-MAYER, (Deuticke, 1936) waren 67 Bilder enthalten, in ,,Horizonte 2”(Ed. Hölzel 1995) sind 158 und in ,,Hölzel GW 2” (1999) etwas über 200 Bilder. Das auslaufende Schulbuch ,, Der Mensch in Raum und Wirtschaft 2” (WestermannWien, 1987) hatte 275 Bilder. Der HAK-Band ,,Vernetzungen ­ Geographie und Wirtschaftskunde ­ III (Verlag Trauner 1990) hat zwar nur 40 Bilder, dafür aber über 60 Karten und mehr als 110 Diagramme.  

27) In dieser Hinsicht versagt das ,,Salzburger Schulbuchraster” (siehe Abschnitt 6 C ), was auch quantitativ zum Ausdruck kommt. So stellt es die Ergebnisses einer Untersuchung von ,,Blickpunkt Erde 1+2” zwar mit 181 Zeilen vor, auf die Bilder der beiden Bücher beziehen sich jedoch nur 7 ( !) Seiten (in: ASTLEITNER-SAMS-THONHAUSER1998, S.116ff).  

28) Mehr darüber im Stichwortartikel ,,Bildmedien” (vgl. auch STONJEK 1998).

29) K. F. FICK(1973, S. 81)) berichtet in einer heute noch immer lesenswerten älteren Arbeit, dass bei einer Analyse von 5 900 Arbeitsaufgaben aus insgesamt 21 deutschen Erdkundebüchern nur 7 % der Aufgaben sich auf Bilder beziehen, 54 % dagegen auf den Atlas.  

30) ,,Es ist der grundlegende Fehler vieler Erdkundebücher, daß sie die Findigkeit und Selbständikeit der Kinder, ihre Freude am Entdecken planmäßig verhindern, weil alles, was auf den Bildern bedeutsam ist, in einem geschwätzigen Text darunter gedruckt erscheint” (M. F. WOCKE, Heimatkunde und Erdkunde. Grundzüge einer Didaktik und Methodik. 5. Auflage, Hannover 1962, S. 91).  

31) Siehe dazu auch Stichwortartikel Schulatlas II.  

32) In ,,Raum-Gesellschaft-Wirtschaft” Band 7 (Wien 1997, Ed. Hölzel) sind es beispielsweise 52 Karten. Das entspricht dem Umfang von 16 Seiten im Hölzel Weltatlas für die Oberstufe ( der ohne Register 160 Seiten umfasst). Rechnet man noch die im Lehrerbegleitheft zu RGW 7 als ganzseitige Kopiervorlagenenthaltenen sieben Karten dazu, so ergibt das insgesamt einen Umfang von 24Atlasseiten. Im ,,Seydlitz 7” (1965) waren es nur 15 Karten, die man auf zwei Atlasseiten unterbringen konnte.

33) Nur zwei der Verlage, die GW-Schulbücher herausgeben, nämlich Hölzel undWestermann, produzieren gegenwärtig auch Schulatlanten.  

34) 1999 existiert zwar noch die unter Bundeskanzler Kreiskyeingeführte Aktion des ,,Gratisschulbuchs” für jeden Schüler. Auf Grund desSparkurses der Bundesregierung Ende der neunziger Jahre gibt es aber,,Prokopf-Limits”, die besonders auf der Sekundarstufe II schnell überschritten werden, so dass die Eltern für Differenzbeträge im Selbstbehalt aufkommen müssen. Und da verzichtet man dann eventuell auf einen Atlas. Man hat ja bereits einen aus der Sekundarstufe I, außerdem gibt es CD-ROM-Atlanten.

34a) In beiden Staaten gibt es zu den Ausführungen in den Schulbüchern noch zusätzlich Arbeitshefte, die die Auswertung sowohl topographischer wie thematischer Kartenüben. U.a.: C. WARN (1991), The Ordnance Survey Map Skills Book. Ordnance Survey and Th. Nelson,Walton-om-Thames. - M. HAGNERELLE et al. (1999), Geocarto-Bac. Le Fichier de Préparation Practique aux Nouvelles Épreuves de Géographie au Baccalaureat.Editions Magnard, Paris.

35) Allerdings haben manchmal auch gut gemachte Tabellen ihre Vorzüge, z. B. wenn es auf Kommastellen ankommt

36) Unter anderem von D. STONJEK in ,,Medien ­ Systematik und Praxis”, hrsg. von J.BIRKENHAUER (1997), S. 157 oder H. MOSCHARNIK (1993), PAUKNER (2002) , Mathematische Grundlagen für den Geographie und Wirtschaftskunde ­ Unterricht in der Unterstufe. Unveröffentliche Proseminararbeit (Institut für Geographie der Universität Wien).

37) Siehe u. a. im ,,Lexikon zur Geographie und Wirtschaftskunde (Verlag Ed. Hölzel, Wien 1995) Seite 5 (Ursachen der Arbeitslosigkeit), Seite 9 (Budget), Seite 12 (Desertifikation in der Sahelzone, Lärmbelästigung), Seite 21 (geologische Formationen), Seite 26(Industrielle Revolution), Seite 31 (Kliff, Konjunktur), Seite 54 (Soziales Netz), Seite 61 (Treibhauseffekt), Seite 66 (Vulkanismus), Seite 67 (Wasserkreislauf, Wechselgeschäft).  

38) Zur Ergebnissicherung allgemein H. MEYER, Unterrichtsmethoden II, Praxisband .Frankfurt 19892.  

39) Aus einem GW-Buch der 3. Klasse: Das nördliche Alpenvorland ist eine flache bis hügelige Großlandschaft mit sehr ertragreichen Böden. Hier verlaufen die bedeutendsten Verkehrslinien Österreichs, die Westautobahn und die Westbahn.

40) ,,Beurteile die vorgeschlagene Lösung aus der Sicht des Konsumenten”. ,,Ergänze das vorliegende Diagramm !”

40a) Vergl. dazu, was im Abschnitt 2 über die pré-bac-Kapitel in den französischen Geographiebüchern gesagt wurde. Diese Form des Übens und Festigen gibt es bei uns in dieser Qualität in GW nicht (den ersten Versuch macht 2000 ein Geschichtsbuch der Oberstufe ­LEMBERGER u.a., Veritas-Linz u.Agrarverlag Wien.  

41) ,,Hier hast du erfahren, wie man Werbeangebote von Reiseveranstaltern überprüft.” ,,Hier erfahren sie, wie man räumliche Informationen aus Satellitenbildern und ergänzenden Materialien erkennen, verknüpfen und bewerten kann.”

42) Näheres dazu im Themenheft der Zeitschrift ,,Erziehung und Unterricht”4/1995.

43) Verlag Ivo Haas/Salzburg: Neue Geographie und Wirtschaftskunde.Verlag Ed. Hölzel/Wien: GW-Module, HölzelGW, Horizonte, Panorama, Weltbilder. Verlag L. Stocker/Graz: Du und die Welt. Verlag Veritas/Linz: Blickpunkt Erde. Verlag Westermann/Wien:Durchblick, Der Mensch in Raum und Wirtschaft.  

44) Außer der bereits im Text zitierten beispielsweise noch L. JANDER, Schulbücher im Geographieunterricht. In: JANDER,SCHRAMKE, WENZEL, Metzler Handbuch für den Geographieunterricht. Stuttgart1982. - U. WEINBRENNER, (1998), Erziehung zur europäischen Solidarität durch geographische Schulbücher der Sekundarstufe I. Nürnberg 1998.