Steuerreformenbringen kräftige Konjunkturimpulsenur
dann, wenn sie beherzt durchgeführt
werden.
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Es
war im Sommer des Jahres 1981, als US-Präsident Ronald Reagan den großen
Paukenschlag setzte: Die größte Steuersenkung der Geschichte bescherte
Privatleuten und Unternehmen auf einen Schlag eine spürbare Erweiterung
des finanziellen Spielraums - und dem US-Budget das höchste Defizit
aller Zeiten. Ein
schlagender Beweis für die wirtschaftsbelebende Wirkung von
Steuersenkungen, der wohl auch bei der unterdessen vom Hochwasser
weggespülten heimischen Steuerkorrektur 2003 Pate gestanden war. Aber
ein Blick auf die Historie österreichischer Steuerkorrekturen zeigt, daß
die Gleichung "Steuerreform ist
gleich Konjunkturimpuls ist gleich Erhöhung der Staatseinnahmen"
hierzulande nicht wirklich funktioniert. Offenbar geht das Konzept nur
dann auf, wenn es nach Muster des Reagan-Paukenschlags zu einer wirklich
dramatischen Absenkung der Steuerbelastung kommt. Und selbst das
funktioniert nur mit entsprechender Zeitverzögerung. Solche nachhaltigen Steuersenkungen hat es in Österreich aber seit Jahrzehnten nicht gegeben. Die sogenannte Steuer- und Abgabenquote (sie mißt den Anteil der Steuern und Abgaben am Bruttoinlandsprodukt) ist seit den siebziger Jahren (mit kleinen, zeitlich begrenzten Zacken nach unten) kontinuierlich auf den zuletzt erreichten Rekordwert von mehr als 47 Prozent (nach EU-Berechnung) gestiegen. Die sogenannten Steuerreformen waren also immer nur kleine Korrekturen der sogenannten "kalten Progression", die die Steuerbelastung anhebt, weil bei gleichbleibenden Steuersätzen immer mehr Menschen durch die Inflation in Steuerstufen hineinrutschen, die für ihr reales Einkommensniveau eigentlich nicht gedacht waren. Auch die geplante Steuerreform 2003 wäre ja keine echte Reform gewesen, sondern nur eine Anpassung, die rund die Hälfte jener Mehrbelastung weggenommen hätte, die seit dem Amtsantritt der jetzigen Regierung dazugekommen war.
Allerdings:
Auch wenn der konjunkturelle Effekt von Mini-Steuersenkungen umstritten
ist, halten Konjunkturexperten eine Rückführung der Steuerquote für
unabdingbar. 47 Prozent Steuerquote bedeuten, daß die öffentliche Hand
fast die Hälfte des erarbeiteten Produktionswertes einstreift. Und daß
der Staat beim Geldausgeben ineffizienter vorgeht als Private, gilt
unterdessen als unbestritten. Derzeit
ist in Österreich die Steuerbelastung der Bürger ebenso zu hoch wie
die Abgabenbelastung der Unternehmen. Mit dem Effekt, daß
"offizielle" Arbeit unverhältnismäßig teuer ist. Ein
Automechaniker muß etwa rund acht Stunden lang arbeiten, um sich eine
Automechanikerstunde in einer Werkstätte leisten zu können. Das treibt
den "Pfusch" und entzieht dem Finanzminister so Einnahmen. Ein
wirklich beherzter Schnitt in die Steuerquote könnte sich auf Umwegen
und mit Verzögerung also durchaus auszahlen. |
22.08.2002 | Quelle: Print-Presse VON JOSEF URSCHITZ |