The
Psychology of Terrorism:
An Agenda for the 21st Century
Martha
Crenshaw
Department
of Government, Wesleyan University
Zusammengefasst von Manuela E. Klein
Der
Artikel von Martha Crenshaw behandelt aktuelle Probleme der Terrorismusforschung
und übt auch Kritik an der gängiger Terrorismusforschung die angesichts eines
„neuen Terrorismus“ nicht adäquat reagiert.
Beginn
der Terrorismusforschung: frühe 70er Jahre. Die damals aufgetretenen Probleme
haben heute nicht an Relevanz verloren.
Probleme:
■
Definition von Terrorismus
■
Die Frage der Verwendung der Forschung für politische Zwecke
■
Das sammeln empirischer Daten
■
Das Zuschreiben einer Persönlichkeitsstörung oder irrationalem Denken an
Terrorismus
■
Die Notwendigkeit einer integrativen und kumulativen Theorie
■
Die Tatsache, dass ein Großteil der Forschung von konkreten Ereignissen
ausgeht (ereignisabhängig)
Das
Problem Terrorismus zu definieren hat die Analyse des Terrorismus seit
Beginn der Untersuchungen in den 70ern behindert.
Problemkreis:
Das
Wort „Terrorismus“ wird oft polemisch und rhetorisch verwendet. Das
Verhalten eines Gegner wird als illegitim verurteilt, ohne es zu beschreiben,
ohne darauf einzugehen, was eigentlich passiert. Es gibt keine objektive
Beschreibung von Terrorismus, sogar dann nicht wenn der Ausdruck objektiv zur
Analyse genutzt wird, ist es schwierig eine angemessene Definition zu finden,
die Terrorismus von anderen Arten der Gewalt unterscheidet.
Terrorismus:
ist eine absichtliche und systematische Gewalt, ausgeführt von einer kleinen
Anzahl von Leuten.
Die
Absicht des Terrorismus
ist es, ein zusehendes Publikum zu ängstigen oder einzuschüchtern, indem nur
wenige in Mitleidenschaft gezogen werden, dies aber vor den Augen der Welt.
Terrorismus
soll nicht verletzen, nicht zerstören. Terrorismus ist vor allem politisch und
symbolisch, wo hingegen ein Guerillakrieg eine militärische Aktivität ist.
Zur Unterscheidung der Begrifflichkeiten führt die Autorin noch einige Definitionen an, meint aber, dass in der Praxis Gewaltereignisse nicht immer eindeutig zugeordnet werden können.
Sie ist nicht geplant, nicht systematisch, sondern sporadisch, spontan und benötigt Massenbeteiligung.
Genozid: Dabei geht es um die Auslöschung von ganzen Volksgruppen.
Repressiver Terror: von oben, wird von den Machthabern ausgeübt, während Terrorismus ein verdeckter Widerstand gegen Autorität darstellt.
Terrorismus umfasst eine große Spannbreite von Kidnapping bis zu Verbrechen wie Narco-terrorism, Cyber-terrorism, Eco-terrorism, Olfaktorischer Terrorismus oder Nahrungsmittel-Terrorismus.
Die ideologische Umstrittenheit des Begriffes betreffend, konstatiert die Autorin eine Veränderung seit Ende des Kalten Krieges. Der Umgangston sei ein anderer geworden seit dem Verschwinden der linken revolutionären und antiimperialistischen Bewegungen, die zu einem Großteil den ideologischen Terrorismus der 70er und 80er geprägt haben.
Verwendung
der psychologischen Terrorismusforschung
Es entstand auch durch eine Änderung im Umgangston ein Zusammenrücken von Regierung, politischer Ideologie einerseits und der Wissenschaft andererseits, die bisher bzgl. der Verwendung ihrer Forschung sehr kritisch war (bridging the gap! Alexander George, Nationalkoordinator für Sicherheit, Infrastruktur und Antiterrorismus)
Ein großes Problem dabei ist aber, dass die Politik ein bestimmtes eindeutiges Terroristenprofil sucht bzw. glaubt, dass es dieses gibt. Annahme einer bestimmten terroristischen Psychopathologie.
Silke
(1998) meint dazu, dass, obwohl die meisten, die sich mit
terroristischen Psychopathologien beschäftigen, die These einer wirklich
offensichtlichen Anomalie ablehnen, trotzdem an subtile Hinweise auf Abnormalität
glauben. Er selbst spricht von einem fehlleitenden Trend, der Terrorismus
absichtlich pathologisieren will und führt dazu Perlstein
(1991) an, der zu dem Schluss gekommen ist, dass
„ein
Individuum, das ein politischer Terrorist wird und bleibt üblicherweise von
bestimmten narzisstischen Persönlichkeitsstörungen geprägt ist.“
Perlstein
(1991) untersuchte auch
weibliche Terroristinnen, z. B. Ulrike Meinhof, Gründungsmitglied der RAF, die
seiner Meinung nach zur Terroristin wurde, weil sie viele traumatische
Erlebnisse hat, die ihr Selbstbild beschädigten. Dies führte bei ihr zu einer
obsessiven Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Ihre profunde
narzisstische Enttäuschung und ihr Scheitern am eigenen Ego-Ideal machten sie
zu einer Terroristin. Er stellte auch bei anderen Terroristinnen, die er
untersuchte Verletzungen in der Kindheit und Jugend fest, die zu geringem
Selbstbewusstsein führten. Durch radikale politische Handlungen ihrerseits
bekamen sie wieder ein positives Selbstbild.
Steinhoff
(1996) untersuchte Frauen in jap.
Terroristischen Organisationen und hält dem entgegen, dass die Öffentlichkeit
und Psychiater, beiden Terroristinnen eher mentale Krankheiten zuschrieben, weil
diese Frauen für alles stehen, was Frauen eben nicht sein sollten.
Sie
bringt das Beispiel von Hiroka Nagata von der United
Red Army und diese anscheinend berühmtberüchtigte blutige Säuberungsaktion
innerhalb der Organisationsspitze. Da gab es einen männlichen Führer und
unteren anderen auch Hiroka Nagata, Er
soll der Presse und Psychiatern zu folge aus einer Notwendigkeit gehandelt
haben, den Anlass entsprechend, er handelte aus einer Notsituation und hat sich
dabei irgendwie verschätzt, aber die Frau wurde in ihren Handlungen als rein
emotional beschrieben. Sie wurde von Presse und Psychiatern als rachsüchtig,
eifersüchtig, höchst gefährlich und psychologisch instabil beschrieben.
Untersuchung
von De Cataldo Neuberger und Valentini (1996),
die meinen, dass weiblicher Terrorismus verknüpft sei mit einer Verhaltensstörung
aus der Kindheit, die zurück zu führen ist auf einen gefühllosen tyrannischen
Vater und eine schwache Mutter. Befunde, basierend auf Interviews mit
Terroristinnen in Italien weisen darauf hin. Die größere Passivität von
Frauen führt zu einer längeren Identifikationsphase im Jugendalter, als man
sie z.B. bei Buben festgestellt hat. Mädchen brauchen die Verbindung zu ihrer
Mutter für eine lange Zeit um sich zu entwickeln und anzupassen. Während
dieser Phase können Entwicklungsprobleme auftreten, die später dazu führen können,
dass Frauen terroristischen Gruppen beitreten. Solch verhaltensgestörte Mädchen,
die sich mit ihrer schwachen Mutter identifizieren, neigen dazu sich innerlich
aufzuspalten und in deren zweitgeteilter Weltsicht zählen für sie Mitgefühl
und Toleranz der anderen nicht mehr. Junge Frauen suchen sich
Identifikationsfiguren außerhalb der Familie und suchen eine „schwache“
Person die sie lieben und beschützen können. Deshalb sind sie sehr empfänglich
für die Anziehungskraft einer terroristischen Organisation welche die Starken,
die die Schwachen unterdrücken, bekämpfen oder zerstören wollen. So
demonstriert die Terroristin die Stärke des Vaters und die aufopfernde Haltung
der Mutter. Diese Autoren sind der Meinung,
dass
ein mütterlicher Opferbereitschaftscode
bei Frauen stark ausgeprägt ist aufgrund
■
ihrer Kindheitsentwicklung,
■
des patriarchalen Drucks der Gesellschaft und
■
ihrer genetischen Disposition zu beschützen und sich für ihre Kinder zu
opfern.
Sie
meinen weiter, dass dieser feminine Lebensstil Frauen dazu prädestiniert sich
aufzuopfern und sich um andere kümmern. Dieser mütterliche Code ist
anscheinend das gewisse Extra, dass Frauen geneigter macht ihr Leben im Namen
der Gruppe einzusetzen. Trotzdem glauben die meisten Terroranalysten nicht, dass
Persönlichkeitsfaktoren für terroristisches Verhalten ausschlaggebend ist,
noch glauben sie an signifikante Geschlechtsunterschiede.
Ein anderes sehr grundlegendes Forschungsergebnis ist, dass Terrorismus hauptsächlich Gruppenaktivität ist und nicht das Resultat von Psychopathologie oder eines einzelnen Persönlichkeitstyps.
Eine gemeinsame ideologische Bindung und Gruppensolidarität sind viel wichtigere Komponenten terroristischen Verhaltens als einzelne Charaktereigenschaften.
Ross
(1994) aber schlägt
eine Theorie vor, die die Persönlichkeitsfaktoren mit ein bezieht, nämlich die
Theorie, dass Individuen die aufgrund ihrer Entwicklung für terroristische
Aktivitäten prädestiniert sind ihre Bedürfnisse in Untergrundgruppierungen
befriedigen können. (Er integriert die Gruppengeschichte mit
Entwicklungspsychologie!)
Braungart und Braungart (1992) haben z. B. herausgefunden, dass Entwicklungsphasen in der Jugend, die Weathermen besser erklären können, als psychologische Zuschreibungen von Persönlichkeitsmerkmalen eines einzelnen. Wenn man einmal in der Gruppe ist, werden durch Sozialisation und Lernerfahrungen terroristische Verhaltensweisen vertieft. Diese Mitglieder von terroristischen Gruppen interagieren, ja auch mit Mitgliedern, mit rivalisierenden Gruppen und mit der Regierung gegen die sie sind. Deshalb muss Terrorismus als ein interaktiver und dynamischer Prozess gesehen werden:
Della
Porta (1992) 1995a1995b,
hat einen komplexeren Rahmen hergestellt, der die persönliche
Lebensgeschichte mit den politischen und
sozialen Umfeld in Verbindung bringt.
Sie konzentriert sich auf individuelle Wahrnehmungen von äußeren Handlungsmöglichkeiten die von der Umwelt gegeben sind. In diesem Ansatz ist die Wahl, verdeckt zu agieren der kritische Punkt. Ihr ist die dauerhafte Verbindung von einzelnen zur Untergrundorganisationen aufgefallen (intensive Identifikation mit der Gruppe) Dieses Engagement ist auch dadurch motiviert, dass dabei das eigene Ego involviert ist. Einzelpersonen versuchen immer den Respekt gegenüber sich selbst aufrechtzuerhalten. Wesentlich ist auch die Unterstützung der Gemeinschaft der Gleichgesinnten und das Zugehörigkeitsgefühl, das durch das gemeinsam eingegangene Risiko verstärkt wird. Della Portas Forschungen zeigen nicht nur, dass individuelle Motivationen und strukturelle Bedingungen gemeinsam analysiert werden müssen, sondern auch, dass die nämlichen Einzelpersonen alle sehr stark ausgeprägte politische Identitäten hatten und schon früh in ihrer Sozialisation Gewalterfahren gemacht hatten. Ihr terroristisches Engagement war das Resultat eines graduellen Prozesses, nicht eine plötzliches Übertreten. Sie hatten vor allem das Bild eines gewalttätigen Staates und die Teilnahme an halblegalen Protestbewegungen gemeinsam.
Bandura
(1990) vertrat einen
anderen Ansatz.
Terrorismus
ist das Resultat einer von hohen Grundsätzen basierende Zuflucht zu Gewalt und
nicht von einem ungebremsten Impuls.
Das
ist ein Faktor den die psychologischen Gewaltanalysen bisher nicht berücksichtigt
hatten. Er untersuchte, wie Menschen die inneren regulativen Mechanismen die
normalerweise Gewalt unterdrücken außer
Gefecht setzen können.
Er
hat 3 wichtige Punkte im selbstregulativen Prozess identifiziert:
■
Wenn abstoßendes Verhalten als rechtfertigbar ausgelegt wird
■
die schädlichen Effekte eines solchen Verhaltens werden verzerrt und
■
das Opfer selbst beschuldigt wird.
In
Bezug auf Ursächliche Täterschaft hat er eine Tendenz herausgefunden die die
Verantwortung entweder auf den Feind schiebt oder sie auf die Gruppe aufteilt.
Ross
und Rabbie haben
festgestellt, dass man empirische
Untersuchungen von integrativen psychologischen Theorien braucht um ein
ausgereiftes Forschungsprogramm zu erstellen. Es genügt nicht, einfach
Hypothesen aufzustellen. Dem Studium von Terrorismus fehlt die Basis von
wesentlichen Daten, die sich auf Interviews und Lebensgeschichten von Leuten die
sich terroristisch engagiert haben, stützen.
Sie
kritisieren, dass psychologische Hypothesen oft auf Spekulation begründet
werden oder von einer so geringen Anzahl von Fällen abgeleitet werden, dass die
Ergebnisse nicht als verlässlich oder repräsentativ betrachtet werden können.
(Perlstein 1991, hat z. B. hauptsächlich Sekundärquellen verwendet um 9
Einzelpersonen zu analysieren)
Eine
Ausnahme dabei bilden die Arbeiten von den Soziologen Jürgensmeyer
und della Porta (92,95a 95 b) Diese Arbeiten zeigen, dass es nicht unmöglich
ist relevante Informationen über die Ursprünge verdeckter Gewalt zu bekommen.
Della Portas Untersuchungen von italienischen und deutschen Linksterroristen,
basieren auf einer großen Sammlung von Lebensgeschichten, Biographien und
Autobiographien.
Psychologische
Studien über den Terrorismus beschäftigen sich oft damit, wie bestimmte Überzeugungen,
Falschannahmen die Rationalität einschränken, aber es ist wichtig, nicht zu
vergessen, dass Terrorismus eine eigene, wenn auch unkonventionelle Logik hat,
die verständlich ist. Diese
Glaubenssysteme, die dieser Logik entsprechen sind nicht selbst erfunden,
sondern übernommen oder abgeleitet. Es ist ganz wichtig die Ideologie und die
Weltanschauung von praktizierenden Terroristen aus ihrer Sicht zu verstehen und
diese Ideologien nicht aus der Analyse auszuschließen weil sie irrational
erscheinen (Reich 1990)
Sprinzaks
(1990,91,95) „theory of split delegitimization“ Theorie
der geteilten Nichtlegitimation, beschäftigt sich mit dem Bild (Feindbild),
welches Terroristen von ihren Feinden haben. Er meint, dass bestimmte Gruppen
unter dem Grundsatz organisiert sind, dass der Feind keine Legitimation hat und
daher nicht menschlich ist.
Sprinzak
(1990)
betonte auch, dass die
Bedingungen für ideologischen Terrorismus besonders für linken Terrorismus in
Demokratien nicht identisch sind mit den Ursachen für Protest oder für
unkonventionelles politisches Verhalten im allgemeinen. Außerparlamentarische
politische Aktionen sind ein akzeptierter Teil des demokratischen Repertoires. Terrorismus
aber entsteht aus
■
der Wahrnehmung einer
ungerechten und strengen Regierung
■
aus tiefer Enttäuschung
über die bestehende Ordnung und
■
aus der Verfügbarkeit
von außenstehenden Vorbildern.
Dennoch
gilt: Die meisten Radikalen werden keine Terroristen.
Sprinzaks analytisches Modell war der entscheidende Mittelpunkt einer
Sammlung vergleichender Fallstudien von rechtem Terrorismus, das den Anspruch
erhebt das erste seiner Art zu sein. Das erst kürzlich entstandene Interesse am
rechten Terrorismus zeigt die Tendenz, wie sehr Terrorismusstudien ereignisabhängig
sind. In den 70ern und früher 80ern galt dem Terrorismus der extremen Linken
und des nationalen Widerstands die größte Aufmerksamkeit. In den späten 80ern
und 90ern kam das Interesse am Terrorismus der extremen Rechten auf. In den
Vereinigten Staaten hat sich die Sorge nach den Bombenanschlägen in Oklahoma
City 1995 und auch nach den Aktivitäten von „Survivalist movement“ militia
movement and Christian Identy movement verstärkt.
International
haben der jüdische Terrorismus in Israel und rechte Gewalt gegen Einwanderer in
Europa Aufsehen erregt. Diese Fokussierung auf aktuelle Anlässe ist zwar aus
psychologischer und politischer Sicht verständlich, sie kann ForscherInnen aber
von ihren Studien zur historischen Entwicklung des Terrorismus ablenken. Diese
reaktive Qualität hat auch bis zu einem gewissen Grad die Terrorismusstudien
diskreditiert, insofern als sie als trendy und modern gesehen werden.
Obwohl
man vielleicht früher den rechten Terrorismus nicht vorausgesehen hat konnten
die Analysten auf ein Grundgerüst an Forschungen zu rechten Bewegungen und
Ideologien aufbauen. Das Phänomen
von rechtem Terrorismus war zwar nicht gänzlich unbekannt, aber die Gewalt vom
extrem rechten Flügel schien immer virulenter und destruktiver zu werden. Die
Frage wer ein Terrorist sei, hat dabei eine neue Dimension angenommen. Einige
neuere Arbeiten beschäftigen sich mit einem „neuen Terrorismus“ der religiös
motiviert ist und der fanatischer, tödlicher und um sich greifender ist als ältere
rein zweckdienliche Formen von Terrorismus, an die sich die Welt schon gewöhnt
hat.
Dieser
aufkommende
Neue
Terrorismus hebt sich angeblich vom alten Terrorismus ab, und zwar in Bezug auf
Ziele, Methoden und Organisation.
Der
Unterschied wird hier grob umrissen:
Während
der alte Terrorismus kurzfristige politische Macht durch Revolution, nationale
Befreiung oder Abspaltung anstrebte, will der neue Terrorismus die Welt
transformieren. Dadurch dass die VertreterInnen durch religiöse Gebote geleitet
sind, fehle ihnen anscheinend ein weltlicher Bezug und so fühlen sie sich nur
einer Gottheit oder einer transzendentalen oder mystischen Idee verpflichtet.
Traditionelle links -rechts-Zuschreibungen sind nicht mehr anwendbar.
Weil
sie die Unterstützung des Volkes nicht wollen, suchen sie auch keine öffentliche
Anerkennung ihrer Taten. Außerdem glaubt man von den neuen Terroristen, dass
sie viel eher skrupellose Mittel anwenden um eine unreine Welt zu zerstören und
die Apokalypse herbeizuführen. Die Strategien der alten Terroristen waren wohl
überlegt. Terrorismus war ein Weg um eine bestimmte Botschaft zu vermitteln.
Die Ergebnisse sollten hier und jetzt unmittelbar erzielt werden können. Im
„neuen Terrorismus“ werden aber unbegrenzte Mittel angewandt um zeitlich
unbegrenzte Ziele zu verfolgen. Deshalb wollen die neuen Terroristen viele Opfer
und sind sogar bereit selbst zu sterben und Waffen einzusetzen die große Massen
treffen. Ein letzter Unterschied
wird darin gesehen, dass militante Mitglieder früher in festen zentralisierten
und strukturierten verschwörerischen Organisationen verbunden waren, wo
hingegen die Organisation der neuen Terroristen dezentralisiert und diffus ist.
Zugehörige sind eher durch gemeinsame Erfahrungen oder durch eine
gemeinsame Inspiration verbunden als durch direkte persönliche Interaktion mit
anderen Gruppenmitgliedern oder Gruppenführern. Institutionen und
Organisationen sind weniger wichtig als Überzeugungen.
Eine
empirische Quelle dieser Wahrnehmung eines „neuen Terrorismus“ ist die
radikale rechte Gewalt besonders in den USA.
Der Schock des Bombenattentats in Oklahoma City hat die weitgehend
unbekannte Miliz- Bewegung ins internationale Interesse gerückt.
Barkun
(1996) ist der
Meinung, dass der Glaube an eine Verschwörungstheorie die diffusen und
zersplitterten radikalen rechten Gruppen zusammenhält.
Obwohl solche verschwörerischen Überzeugungen der amerikanischen
Politik nicht neu sind, unterscheiden sie sich doch von dem doktrinellen
Grundgerüst der 90er und zwar in ihrer Spezifität und darin, dass sie so
leicht religiös interpretiert werden können. Die verschwörerische Rechte
glaubt nicht nur, dass eine Intrige oder ein Komplott eine tyrannische neue
Weltordnung unter Führung der Vereinten Nationen vorantreibt, sondern auch dass
sie diese Ordnung bald errichtet haben. Aus diesem Grund müsse rasch gehandelt
werden. Die gewaltsamen Begegnungen bei Ruby Ridge (1992) und Waco werden als
Bestätigung für die finsteren Absichten der Verschwörer gesehen. Diese Vorfälle
zeugen auch von einer großen Bereitschaft zum Märtyrertum. Diese
Glaubenssysteme beinhalten apokalyptische religiöse Elemente. Die neue
Weltordnung wird oft als Schöpfung des Antichristen dargestellt. Viele extreme
rechte Gruppen und Führer sind diesem „Christian Identity Movement“
angeschlossen. Insofern bilden weltliche und religiöse Überzeugungen zwei sich
kreuzende und einander bestärkende verschwörerische Visionen. Die Tatsache,
dass diese Ideen von etablierten gesellschaftlichen Institutionen abgelehnt
werden, macht sie nur glaubhafter für die Verschwörer.
Rechte
Gewalt ist auch in Europa vorgekommen, besonders Gewalt gegen Ausländer, aber
diese Gewalt hat nicht die religiösen apokalyptischen Untertöne der
amerikanischen Subkultur. Es ist auch wichtig, dass man festhält, dass die
Bomben in Oklahoma City zumindest bisher der einzige Akt von rechten Terrorismus
war bei dem es Massenopfer gegeben hat.
Ein früherer und brutalerer historischer Vorgänger dieser Auffassung des neuen Terrorismus ist der
Antiwestliche
Terrorismus,
der aus dem mittleren Osten kommt und im Zusammenhang mit dem radikalen und
fundamentalistischen Islam steht. Damit sind die Vorfälle in den 80er Jahren
gemeint und der Terrorismus der der Shiitischen Hisbollah-Fraktion im Libanon
zugerechnet werden. In den 90-Jahren kam ein Terrorismus auf, der die Rhetorik
und den Diskurs des Islam benützte seitens der Hamas und des Islamischen Yihads,
der Islamischen Gruppe in Ägypten und der „Armed Islamic Group“ in Algerien
und in neuerer Zeit auch seitens des Osama Bin Laden-Netzwerks. Einige
Regierungen wie z.B. der Sudan oder Afghanistan schienen diesen Trend zu unterstützen.
Der Schrecken über das Aufkommen von radikalen Islamismus (eine kleine
Minderheit in der islamischen Welt), wurde verstärkt durch eine Kombination von
Faktoren, durch die Selbstmordattentate im Libanon und Israel, eine generelle
Bereitschaft Zivilisten massenweise zu verletzen und zu töten und ein
antiamerikanischer und antiwestlicher Fokus. Der Bombenanschlag auf das
World-Trade-Center 1993 und auch die Attentate auf die amerikanischen
Botschaften in Kenya und Tansania 1998 haben das Gefühl der Verletzbarkeit bei
den Amerikanern noch erhöht. Religiöser Terrorismus gibt es nicht nur im Islam
sondern auch in jüdischen, in christlichen und im Sikh-Glauben.
Juergensmeyer
(2000) hat
christliche, muslimische, Sikh und buddhistische Aktivisten verglichen die
Gewalt ausüben oder vertreten. Er hat in ihren Weltanschauungen und Einstellung
gleiche Muster von Metaphorik und Rechtfertigungsmuster gefunden. Besonders
alarmierend in diesem Zusammenhang, nämlich religiöser Terrorismus war der
Gasanschlag auf in der Tokyer U-Bahn 1995, verübt von der Aum Shinrikyo-Sekte.
Er bestätigte die Annahmen eines katastrophalen Terrorismus, der die Apokalypse
bringen sollte. Außerdem kamen religiöse Sekten ins Spiel im Gegensatz zu
Bewegungen die Nationalismus und Religion verknüpften.
Robert
Jay Lifton (1991)
schloss daraus, dass die Verbindung zwischen religiösen Sekten und der Gebrauch
von Massenvernichtungsmittel ein Vorbote einer zukünftigen Eskalation eines
Terrorismus sei, der unvorhersehbare und wirklich furchteinflössende Tendenzen
annehmen würde.
In
der Kombination von Fanatismus mit der ultimativen Waffe Gas war eine Grenze überschritten
worden. Seit 1995 gibt es viele Studien über WMD (weapons of massdestruction).
In
diesem Zusammenhang kritisiert die Autorin, dass sich die meisten Studien darauf
konzentrieren herauszufinden welche Gelegenheiten geboten werden und die Fähigkeiten
dazu notwendig sind, anstatt sich mit den Motivationen auseinander zu setzen.
Die Motivationen sind schwer rauszufinden weil es keine konkreten Informationen
gibt. In Regierungskreisen gilt die Erwartung neuer Anschläge als schon fast
sicher. Sie stellt sich die Frage:
Welche
psychologischen Anzeichen gibt es, um die Vorhersage zu stützen, dass religiöse
Terroristen versuchen werden Zerstörungen im katastrophalen Ausmaß zu
verursachen und zwar mittels biologischen, chemischen, radiologischer oder
nuklearer Waffen?
Bisher
gibt es dazu nur eine psychologischen Analyse, nämlich von
Lifton,
dessen Ergebnisse auf Interviews mit rangmäßig niedrigstehenden Mitgliedern
von Aum Shinrikyo-Sekte. Obwohl Liftons Zugang grundsätzlich psychoanalytisch
war, hat er das Engagement der Gruppe auf deren soziale Beziehungen innerhalb
der Sekte und auf die charismatische Autorität des Führers zurückgeführt.
Wer einmal in der Gruppe war musste dem Führer, Shoko Asahara, bedingungslos
und absolut gehorchen. Und wenn der Gehorsam nicht freiwillig war, wurde er
erzwungen. Dabei ist wichtig, dass die Mitglieder von Aum keine politischen
Aktivisten waren, sondern sich einer spirituellen Gruppe anschließen wollten,
sie suchten Spiritualität (New age) Dementsprechend eklektisch und inkohärent
war das Glaubenssystem innerhalb der Gruppe. Lifton verglich diese Sekte mit
anderen und fand heraus, dass sie alle bereit waren zu einem „revolutionary
suicide“. Er bemerkte, dass obwohl das Verhalten der Gruppe als gesamtes das
merkwürdigste und bizzarste Verhalten an den tag legten, die er jäh studiert
hatte waren sie im Alltagsleben völlig unauffällig. Einige lebten völlig
unauffällig in Familien. Die Betonung eines neues Terrorismus beinhaltet also
mehrere Themen:
►
Ist der Aum-Kult typisch für ein Genre des Terrorismus von dem man allgemeine
Schlüsse bzgl. der Motivation ableiten kann?
►
Ist er wirklich repräsentativ
für einen neuen Terrorismus?
►
Oder ist er einfach
ungewöhnlich in Bezug auf Ressourcen, Führung , historischen und sozialen
Hintergrund?
Jedenfalls
erfüllt der Aum-Kult nicht das Kriterium einer dezentralisierten Bewegung, die
ein Merkmal eines neuen Terrorismus sein soll und die Sekte war eine legale
Organisation und nicht im illegalen Untergrund.
Das heißt, dass es innerhalb der Kategorie „neuer Terrorismus“ verschiedene Organisationsstrukturen gibt. Die Frage ist, welche Auswirkungen habe diese auf das Verhalten der Mitglieder?
Sprinzak
meinte, dass in schlecht organisierten radikalen Subgruppen Persönlichkeitseigenschaften
besonders die des Führers wichtiger sind als soziopolitische Faktoren. Aber wie
kann ein charismatischer Führer Macht ausüben, wenn die Gruppe zerstreut ist
und es keinen persönlichen Kontakt zwischen Führern und Mitgliedern gibt?
Charismatische
Führung wie eben in Aum ist wahrscheinlich typischer für geschlossene Gruppen.
Geschlossene Gruppen die miteinander konkurrieren und deren Gruppen eine starke
Gruppesolidarität und Druck innerhalb der Gruppe erleben fühlen eine starke
Loyalität untereinander und verschmelzen ihre Identität mit der der
Gruppenidentität. Sie haben eine verzerrte Wahrnehmung der Außenwelt.
Obwohl
manche Mitglieder militärischer Truppen in Trainingscamps in Afghanistan
Kontakt haben sind die meisten eher durch gemeinsame Erinnerungen z.B. dem Kampf
gegen die Sowjetunion und gemeinsame Überzeugungen verbunden, als durch
Kontakte untereinander. Man weiß wenig über die Psychologie von militärischen
Mitgliedern die unabhängig von einer Gruppe agieren und die eher von
ideologischer Inspiration geleitet werden als durch Befehle. Außerdem sind
Gruppen die man aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen in eine Kategorie
einteilen möchte oft unterschiedlich in der Gesellschaft verwurzelt. Manche
sind gesellschaftlich isoliert, manche aber sind Teil einer gesellschaftlichen
Bewegung, die vom Volk unterstützt wird.
Wenn
man die Unterschiede in organisatorischer Struktur und sozialem Kontext
betrachtet, muss man die Annahme, dass Nachahmung unvermeidbar sei,
hinterfragen. Die Mechanismen der Verbreitung von Methoden der Gewaltanwendung
sind noch nicht ganz klar. Der Anschlag in Tokio 1995 scheint keinen Präzedenzfall
geschaffen zu haben. Verwendet man massenvernichtende
Waffen nur, wenn man Massen von Menschen treffen möchte oder haben sie einen
einzigartigen Reiz? Wie werden Normen und Tabus gebrochen, die eine Anwendung
solcher Waffen verhindern? Würde der Einsatz von „WMD“ eine größere
moralische Distanz erfordern als der Einsatz konventioneller Waffen? Haben
Bombenanschläge einen größeren psychologischen Wert/ Effekt als biologische
oder chemische „Vergiftungen“?
Und
ist selbstmörderische Gewalt und die Bereitschaft, Massen zu vernichten immer
mit religiösen Zielen verbunden?
Da
es keine empirische Daten gibt, die einen „neuen“ Terrorismus und die hohe
Wahrscheinlichkeit, dass dabei „WMD“ eingesetzt werden,
beweisen, kommen weitere Fragen auf:
Sowohl
die Studien zu Terrorismus als auch die zum Anti-Terrorismus waren
ereignisgebunden. Warum ist die Annahme eines „neuen“, gefährlichen und
unkontrollierbaren Terrorismus so zwingend geworden? Ist es aus Schock über die
Serie von Anschlägen, die zwar zeitlich nah beieinander lagen, aber nicht
unbedingt von denselben Faktoren verursacht wurden? Oder geht die Wahrnehmung
einer Bedrohung von der öffentlichen Meinung aus, von den Nachrichtenmedien
oder den Regierungseliten oder von Gruppen von Wissenschaftern?
Stern (99)
meinte, dass die Leute vor einem Vergiftungstod Angst hätten und sich besonders
vor möglichen chemischen oder biologischen Anschlägen fürchten.
Johnson (94)
behauptete, dass die Überbewertung von Bedrohung dann eintrete, wenn die
Menschen einen Verlust von Ordnung und Kontrolle wahrnehmen würden, weil sie
ein Bedürfnis nach Sicherheit und Vorhersehbarkeit haben. Das Gefühl einer
realen oder unmittelbaren Bedrohung ist vielleicht übertrieben, besonders weil
es darüber wenige Informationen gibt. Das Potential der vernichtenden Wirkung
von chemischem oder biologischem Terrorismus (und darum geht es im
wissenschaftlichen Diskurs) erzeugt vielleicht eine Überbewertung von dessen
Wahrscheinlichkeit.
Außerdem
gibt es kaum psychologische Studien über die öffentliche Reaktion auf
„konventionellen“ Terrorismus.
Die
Terrorismusforschung muss über Untersuchungen zu aktuellen Ereignissen und über
Zukunftsspekulationen hinausgehen und eine systematische Analyse über die
historische Entwicklung des Phänomens erstellen.
Die Forscher haben jetzt eine Fülle von Beweisen und Anhaltspunkten, von denen
man allgemeingültige Fakten
ableiten kann. Die Psychologie könnte bei der Beantwortung von vielen Fragen
helfen, die bisher jedoch kaum direkt angesprochen wurden.
Erstens
weiß man wenig darüber, unter welchen Umständen Terroristen ihre Strategien
aufgeben würden. PsychologInnen haben sich damit beschäftigt, welche Motive zu
terroristischem Handeln führen können, nicht aber mit den Motiven, Terrorismus
nicht anzuwenden oder aufzugeben/auf terrorist. Mittel zu verzichten. Viele längerfristig
angelegte terroristische Feldzüge wurden aber durch eine bewusste Entscheidung
seitens der Terroristen selbst
beendet.(z.B. v.d. Provisional Irish Republican Army oder der Popular Front for
the Liberation of Palestine (PLO), im Kontext eines großangelegten
Friedensprozesses). Es wird als Faktum gesehen, dass Terroristen nicht in einem
sachlichen oder materiellen Sinn „gewinnen.
Die
Analyse aber sollte sich damit beschäftigen:
►
wie
Terroristen selbst ihre Ziele und die Wirksamkeit ihrer Strategien wahrnehmen.
Die Forschung sollte versuchen, die psychologischen Anreize, die dazu führen
auf Gewalt zu verzichten, zu identifizieren.
Z.B.:
Sind Gruppen, die ihre Gewaltausübung aufgeben, der Meinung, dass der
Terrorismus versagt hat (indem er etwa die Unterstützung eine Volkes verloren
hat oder durch Demoralisierung innerhalb der Gruppe) oder haben sie neue Möglichkeiten
gefunden, ihre Forderungen oder Ziele zu erfüllen?
►
Welchen
psychologischen Preis muss man als Terrorist(in) zahlen? Warum akzeptieren
Einzelpersonen gemilderte Gefängnisverurteilungen (Strafausmaße) oder
Begnadigungen? Hängt die Entscheidung, sich von Terrorismus zu distanzieren,
von Einzelpersonen oder von der Gruppe (Grippe?) ab?
Gibt
es dabei eine Reaktivierung einer moralischen Eigenbewertung, eine Umkehrung der
Prozesse, die zu einer moralischen Distanzierung / einer
Abkehr von moralischen Werten geführt haben? (wie von Bandura 1990
festgestellt.)
Regierungen
glauben oft, dass Terrorismus durch energische und vergeltende Rückschläge
besiegt werden kann, aber in machen Fällen scheint eine Politik der
Abschreckung die Überzeugungen von Terroristen noch zu verstärken.
►
Wie
nehmen Terroristen Regierungsmaßnahmen wahr?
Ein
zweites gebiet für
ergiebige Forschung betrifft die
Entwicklung von Strategien des Terrorismus. Vor allem die Frage:
► Was bewirken neue terroristischen Verhaltensweisen wie z.B. Geiselnahmen oder der Rückgriff auf Massenvernichtungsmittel?
Die
psychologische Theorie meint, dass Neuerungen kein Sprung ins Ungewisse sind,
sondern sie entstehen aus neuen Methoden schon bekannte Ideen zu verknüpfen
oder durch neue Wege gängige Methoden zu rekonstruieren. Neuerungen sind ein
Resultat eines graduellen Lernprozesses, nicht ein plötzlicher Geistesblitz.
Man braucht eine
Neudefinition und ein Neukonzeptionalisierung eines alten
Problems, angereichert mit heutigem Wissen und Erfahrung.
Ein
anderes Forschungsgebiet,
das bisher vernachlässigt wurde, ist die Untersuchung von Entscheidungsfindung
im Kampf gegen den Terrorismus. Hermann&Hermann
haben den Zusammenhang zwischen Geiselnahmen und Stress bei der
Entscheidungsfindung der obersten Behörden untersucht. Sie kamen drauf, dass
die Frage nach der Psychologie der Regierungsentscheidung besonders dann
dringlich wird, wenn militärischer Einsatz in Frage kommt. Die Forschung sollte
vor allem Ungleichmäßigkeiten (Widersprüche) in der Antiterrorismuspolitik
und auch Ungleichmäßigkeiten in der Reaktion auf Terrorismus katastrophalen
Ausmaßes untersuchen.
Fragen darüber, wie Terrorismus endet und die Richtlinien der Politik bestimmenden Prozesse sind beide verbunden mit der Frage nach der Effektivität von der Antiterrorismus-Politik. In einer psychologischen Analyse von politischer Wirksamkeit sagt Ginges 97´dass eine Strategie von Verleugnung und Bestrafung terroristische Motivationen meistens stark vereinfacht und außerdem ihre Absichten nur noch verhärtet, wogegen eine reintegrative Strategie die Gefühle von Zurückweisung und Entfremdung mit ein bezieht.’
Was
wir brauchen ist eine Untersuchung von den Auswirkungen verschiedener
politischer Maßnahmen auf eine große Anzahl von Gruppen mit unterschiedlichen
Motivationen, Organisationsstrukturen und sozialen Beziehungen.
Ein
weiteres Forschungsfeld ist die öffentliche Reaktion auf Terrorismus. Wenn z.B.
die USA chemischen oder biologischen Terrorismus erleben würde (das sind die
Szenarien die am wahrscheinlichsten betrachtet werden) wie würde die Öffentlichkeit
reagieren. Eine weit verbreitete Annahme in der Regierung ist, dass sich eine
große Panik ausbreiten würde, die teure präventive Strategien und Bewältigungsstrategien
erfordern würde, aber für diese Annahme gibt es keine psychologischen Befunde
oder empirische Beweise. Untersuchungen über die psychologischen Auswirkungen
von vergangenen Bombenanschlägen mit Massenopfern wären lehrreich. Wäre die
Reaktion auf Terrorismus heftiger als die Reaktion auf eine Naturkatastrophe?
Angesichts eines „neuen“ Terrorismus von katastrophalem Ausmaß sollten sich ForscherInnen
►
nicht von den Grundfragen der Terrorismusforschung ablenken lassen, weil ein Großteil
des Terrorismus nach wie vor der vertrauten Art mit ihren pragmatischen Zielen
entspricht. Vielmehr kann die Forschung durch Vergleich des alten mit dem neuen
herausfinden, was genau neu ist.
►
Sie sollten auch
vorsichtig sein beim Ziehen von Schlüssen über Arten des Terrorismus die nur
auf einer kleinen Anzahl von Fällen basieren und sollten auch vorsichtig sein
beim Aufstellen allgemeiner Merkmale von TerroristINNen , die ungleiche
Motivationen, Organisationen, Ressourcen und Zusammenhänge in eine Topf schmeißen.
Obwohl
es nach wie vor viel mehr zu erfahren gibt über die Motivation für
Terrorismus, speziell über die Ursprünge der Eskalation.
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Die Forschung sollte
auch nicht die Frage außer Acht lassen wie Terrorismus aufhört oder wie
Regierungen und die Öffentlichkeit auf Terrorismus reagiert.
Zum
Schluss sei noch erwähnt, dass das Studium psychologischer Motivationen
für Terrorismus als auch für das Beenden von Terrorismus weiterhin auf
einem Modell basieren soll, dass das Individuum, die Gruppe
und die Gesellschaft mit ein bezieht. „TerroristInnen“ können nicht
isoliert von ihrem sozialen und politischen Kontext gesehen werden.
Literatur:
(siehe:
The Psychology of Terrorism: An Agenda for the 21st Century) Martha
Crenshaw
in:
Political Psychology, Vol.21, No.2, 2000)