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An Felix Weltsch
Lieber Felix, ich schreibe Dir zwar (aus Angst, die Selbstwehr könnte
einmal ausbleiben, sie, die so pünktlich jetzt immer kommt, die Treueste
der Treuen in Pünktlichkeit und Inhalt, zu dem Unpünktlichsten
der Abonnenten) immer nur wenn ich übersiedle, aber die Korrespondenz
hat auch so Anlage, lebhaft zu werden. Am 1. Feber (also schon für
die nächste Nummer) ist meine Adresse: Berlin-Zehlendorf, Heidestraße
25-26, bei Frau Dr. Busse. Ich tue vielleicht Unrecht (und bin schon von
vornherein durch die entsetzlich hohe, für die Wohnung zwar gar nicht
ungebührliche, für mich aber in Wirklichkeit unerschwingliche
Miete gestraft), in das Haus eines toten Schriftstellers zu ziehn, des
Dr. Carl Busse (1918 gestorben), der zumindest zu Lebzeiten gewiß
Abscheu vor mir gehabt hätte. Erinnerst Du Dich vielleicht an seine
monatlichen Sammelkritiken in Velhagen & Klasings Monatsheften? Ich tue
es trotzdem, die Welt ist überall voll Gefahren, mag diesmal aus dem
Dunkel der unbekannten noch diese besondere hervortreten. Übrigens
entsteht merkwürdiger Weise selbst in einem solchen Fall ein gewisses
Heimatsgefühl, welches das Haus verlockend macht. Verlockend macht
allerdings nur deshalb, weil ich in meiner bisherigen schönen Wohnung
als armer zahlungsunfähiger Ausländer gekündigt worden bin.
Herzliche Grüße Dir und den Deinen
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at