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[Postkarte. Stempel: Kierling, Stempel: 28.4.24]

[von Dora Diamant adressiert an: ] Max Brod Red. d. "Prager Tagblatt" Prag II Panska 12


Liebster Max, wie gut Du zu mir bist und was ich Dir alles verdanke in diesen letzten Wochen. Über das Medizinische wird Dir Ottla berichten. Ich bin sehr schwach, aber hier recht gut aufgehoben. Tandler haben wir bisher nicht in Anspruch genommen, es wäre vielleicht durch ihn ein Freiplatz oder ein billiger Platz in dem sehr schön gelegenen Grimmenstein zu erreichen, aber ich kann jetzt nicht reisen, vielleicht hätte es auch sonst Nachteile. Dr. Blau werde ich nächstens für seinen Empfehlungsbrief danken, nicht? Das Freiexemplar ist mir sehr lieb, nur bekomme ich es nicht, bisher habe ich die Nummern von Donnerstag und Freitag bekommen, sonst nichts, auch die Osternummer noch nicht, die Adresse ist undeutlich, einmal steht Kieburg, sei so lieb und fahr dazwischen, vielleicht könnte man mir auch die Ostnummer ([hinzugefügt:] eben bekam ich sie von zuhause, die Zusendung scheint schon in Ordnung zu kommen) noch schicken. Mit den zwei Sendungen, besonders mit der zweiten hast Du mir eine große Freude gemacht und die Reclambücher sind wie für mich vorbestimmt. Es ist ja nicht so, dass ich wirklich lese (doch Werfels Roman lese ich unendlich langsam, aber regelmäßig) dazu bin ich zu müde, Geschlossensein ist der natürliche Zustand meiner Augen, aber mit Büchern und Heften spielen macht mich glücklich.

    Leb wohl, mein guter lieber Max

F.         


[Beischrift:] Vielen Dank Dir, Guter. Dora.



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


Grimmenstein: Vgl. 1920 Anm.33.


Dr. Blau: Brod schreibt: "Dr. Siegmund Blau, damals Chefredakteur des Prager Tagblatt, einer der frühen Bewunderer Kafkas. Er stammte aus Wien und hatte dort großen Einfluß, den er für den Schwerkranken geltend machte" (Br 519).


Freiexemplar ... Osternummer: Es handelt sich um die Prager Presse. Vgl. Anm.20 oben.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at