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An Robert Klopstock
Lieber Robert, ich kann nur das Frühere antworten, dass z.B.
eben ein Brief wie Ihr letzter ein Beweggrund der Angst ist oder dass
es die Ungeduld ist oder dass es etwa die Bemerkung ist: " .
. . nicht festhalten können, wenn auch am meisten von uns allen"
eine Bemerkung, in der doch nicht eine Spur irgendeiner Wahrheit ist.
Vor allem aber ist es unabhängig davon die Angst vor einer für
den Augenblick - von der Zukunft rede ich gar nicht - untrennbaren, betont,
ausgesprochen (stillschweigende Vereinbarungen nehme ich aus), mit allen
Sakramenten der Untrennbarkeit versehenen, vor dem Himmel sich großartig
hinpflanzenden Verbindung. Sie ist mir unmöglich mit Männern
wie mit Frauen. Was will man auf der Wanderschaft, in der Bettlerschaft
mit so großen Dingen. Es gibt jede Minute unausweichliche, entzückt
ausgenützte Gelegenheit zu schamlosester Großtuerei, warum noch
weitere Gelegenheiten suchen. Und überdies ist der Verlust vielleicht
nicht so groß als er manchmal scheint; fühlt man etwas wie eine
Gemeinsamkeit des Wegs, ist darin Verbindung genug, das andere überlasse
man den Sternen.
Und alle diese Angst, über die Sie mich so ausfragen, als ob sie Sie
beträfe, betrifft ja doch nur mich. Wenn hier etwas durch Buße
oder etwas derartiges zu erreichen wäre, müßte ich sie
mir auferlegen. Aber ist denn etwas gar so Merkwürdiges bei dieser
Angst? Ein Jude und überdies deutsch und überdies krank und überdies
unter verschärften persönlichen Umständen - das sind chemische
Kräfte, mit denen ich mich anbiete, sofort Gold in Kiesel oder Ihren
Brief in den meinen zu verwandeln und dabei Recht zu behalten.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at