Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

[Postkarte. Stempel: Dečin-Praha, 29.8.23; Ankunftstempel; Praha-Hrad, 30.8.23]

[An:] Martin Salvat Praha-Hrad poste restante

[Abs.:] Dr Kafka bei Kaufmann Schöbl Schelesen P. Liboch a/ Elbe


Lieber Max, sehr gerne würde ich ein paar Worte darüber hören, wie Du lebst und arbeitest. Die trübe Notiz über das Zurückkehren habe ich gelesen, sie bedeutet hoffentlich nichts Allgemeines. Über mich ist nichts zu sagen, ich mühe mich ab ein wenig zuzunehmen - als ich hierherkam, habe ich 54½ gewogen, ich habe noch niemals so wenig gewogen - aber es geht kaum, zu viel Gegenkräfte, nun, es ist ein Kampf. Die Gegend ist mir recht lieb und das Wetter war bisher freundlich, aber ich muß ein kostbarer Besitz der Gegenkräfte sein, sie kämpfen wie der Teufel oder sind es. Leb wohl, grüß Felix und Oskar.

F         



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


Schelesen: Von Mitte August bis zum 21. September 1923 hielt sich Kafka mit seiner Schwester Ottla und deren Kindern dort auf.


Die trübe Notiz: In seinem Artikel "Es ist nicht leicht ..." (Prager Abendblatt, 25.8.1923) hatte Brod über den Schock geschrieben, den ihm die Rückkehr aus dem Urlaub am Meer bereitete.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at