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[Tagebuch, 13. März 1922; Montag]

13 (März 1922) Das reine Gefühl und die Klarheit über seine Gründe. Der Anblick der Kinder, besonders eines Mädchens (aufrechter Gang, kurze schwarze Haare) und eines andern (blond, unbestimmte Züge, unbestimmtes Lächeln), die aufmunternde Musik, der Marschschritt. Das Gefühl eines der in Not ist und es kommt Hilfe, der sich aber nicht freut, weil er gerettet wird - er wird gar nicht gerettet - sondern weil neue junge Menschen kommen, zuversichtlich, bereit den Kampf aufzunehmen, zwar unwissend hinsichtlich dessen was bevorsteht, aber in einer Unwissenheit, die den Zuschauenden nicht hoffnungslos macht, sondern ihn zur Bewunderung, zur Freude, zu Tränen bringt. Auch Haß gegen den, dem der Kampf gilt, mischt sich ein (aber wenig jüdisches Gefühl, wie ich glaube)

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at