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[Tagebuch, 19. Januar 1922; Donnerstag]

19 (Januar 1922) Was bedeuten die gestrigen Feststellungen heute? Bedeuten das Gleiche wie gestern, sind wahr, nur dass das Blut in den Rinnen zwischen den großen Steinen des Gesetzes versickert.

Das unendliche tiefe warme erlösende Glück neben dem Korb seines Kindes zu sitzen der Mutter gegenüber.

Es ist auch etwas darin von dem Gefühl: es kommt nicht mehr auf Dich an, es sei denn dass Du es willst. Dagegen das Gefühl des Kinderlosen: immerfort kommt es auf Dich an ob Du willst oder nicht, jeden Augenblick bis zum Ende, jeden nervenzerrenden Augenblick, immerfort kommt es auf Dich an und ohne Ergebnis. Sisyphus war ein Junggeselle.

Nichts Böses; hast Du die Schwelle überschritten, ist alles gut. Eine andere Welt und Du mußt nicht reden.

Die zwei Fragen:

Ich hatte aus einigen Kleinigkeiten, die anzuführen ich mich schäme, den Eindruck, dass die letzten Besuche zwar lieb und stolz wie immer waren, aber doch auch etwas müde, etwas gezwungen, wie Krankenbesuche. Ist der Eindruck richtig?

Hast Du in den Tagebüchern etwas Entscheidendes gegen mich gefunden?

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at