[An Josef David]
[Matliary, 4. Januarwoche 1921]
Milý Pepo,
krásne, krásne jsi tu udelal, ted' já tam jen jeste udelám nekolik malých chyb, ne aby tam byly chyby vubec, nebot', odpust', chyby najde muj reditel také ve Tvém dopise a nasel by je v kazdém, ale aby tam byl primerený pocet jich.
Zde namahám se zíti klidne, sotva ze nekdy noviny dostanu do ruky, ani Tribunu nectu, nevím ani co delaji kommunisté ani co ríkají Nemci, jen co Mad'ari ríkají slysím ale nerozumím; je toho bohuzel hrozne mnoho a byl bych stasten, kdyby toho bylo méne. Nac básen, Pepo, nenamahej se, k cemu novou básen? Vzdyt Horáz jiz mnoho pekných básní napsal a my jsme teprvé puldruhé prectli. Ostatne jednu básen od Tebe tu jiz mám. Je tu na blízku malý vojenský lécebný oddíl a vecer to táhne pres silnici a nic jiného nez ty pardalové se porád tocejí. Cestí vojáci nejsou ostatne ty nejhorsí, ty sankují a smejí se a kricejí jako deti ovsem jako deti s vojenskými hlasy, ale je tu také nekolik uherských vojáku a jeden z nich se naucil pet slov o tech pardalech a patrne ztratil tím rozum; kdykoliv se objeví, to rve. A ty krásné hory a lesy v okruhu dívají se na to tak vázne jako kdyby se jim to líbilo.
To vse není ale zlé, trvá to jen chvilku denne, mnohem horsí jsou v tom ohledu d'ábelské hlasy v dome, ale take to se dá prekonati, nechci naríkat, je tu Tatra a Sabinské hory jsou jinde a snad nikde.
Pozdravuj prosím ode mne Tvé rodice a sestry. Jak to dopadlo s Narodním dívadlem?
Tvuj F
Deutsche Übersetzung:
[Lieber Pepa,
schön, schön hast Du das gemacht, jetzt setze ich nur noch ein
paar kleine Fehler hinein, nicht etwa damit überhaupt irgendwelche
Fehler darinstehn, denn, verzeih, Fehler wird mein Direktor auch in Deinem
Brief finden und würde sie in jedem finden, ich tue es nur, damit
eine angemessene Zahl von Fehlern darin steht.
Hier bemühe ich mich, ruhig zu leben, kaum dass ich mal eine
Zeitung in die Hand bekomme, nicht einmal die "Tribuna"
lese ich, ich weiß auch weder, was die Kommunisten machen, noch
was die Deutschen sagen, nur was die Magyaren sagen, höre ich, aber
ich verstehe es nicht; leider sagen sie sehr viel und ich wäre glücklich,
wenn es weniger wäre. Wozu ein Gedicht, Pepa, strenge Dich nicht an,
wozu ein neues Gedicht? Es hat doch schon Horaz viele
schöne Gedichte geschrieben und wir haben erst eineinhalb gelesen.
Übrigens ein Gedicht von Dir, das habe ich schon. Es ist hier in der
Nähe eine kleine Militär-Kranken-Abteilung und Abend zieht das
die Straße entlang und nichts als diese "Panther"
und immer "drehen sie sich". Die tschechischen Soldaten sind
übrigens nicht die ärgsten, sie rodeln und lachen und schreien
wie Kinder mit Soldatenstimmen, aber da sind auch ein paar ungarische Soldaten
dabei und einer von ihnen hat fünf Worte von diesen Panthern gelernt
und offenbar hat er darüber den Verstand verloren; wo immer er auftaucht,
brüllt er das Lied. Und die schönen Berge und Wälder im
Umkreis schauen all dem so ernsthaft zu, als ob es ihnen gefiele.
Das alles ist aber nicht schlimm, es dauert täglich nur ein Weilchen,
viel ärger sind in dieser Hinsicht die teuflischen Lärmstimmen
im Hause, aber auch das läßt sich überwinden, ich will
nicht klagen, es ist die Tatra hier und die Berge des Sabinerlands sind
anderswo und vielleicht nirgends.
Bitte grüße Deine Eltern und Schwestern von mir. Wie ist das
mit dem Nationaltheater ausgefallen?
Dein F]
Pepa: Koseform für Josef.
Tribuna: Diese Zeitung, 1919 gegründet, und
geleitet von dem Masaryk nahestehenden Publizisten Bedrich Hlavác,
war ein tschechisch-jüdisches Blatt liberal-fortschrittlicher Tendenz,
das der modernen deutschen Literatur besondere Aufmerksamkeit widmete.
Es versteht sich, dass David dafür wenig Sympathie aufbringen
konnte; er las selbstverständlich die "Národní listy",
lange Zeit die größte, verbreitetste und einflußreichste
Tageszeitung und nach 1918 das Sprachrohr der tschechischen nationaldemokratischen
Partei, mit der David sympathisierte.
Horaz: Zu den Einzelheiten dieser anspielungsreichen
Passage vgl. KB 541 f.
diese "Panther": Gemeint ist ein damals
populärer Schlager (das Lied hieß: "tocte se pardálové"),
dessen erste Strophe in deutscher Übersetzung lautet:
Dreht euch, ihr Panther, im Kreis.
Dreht euch im Kreise, mit Geschick,
Spielt euch so liebeheiß,
Hatjapatja, die Musik!
Die Verse finden sich in Max Brods "Franzi oder Eine Liebe zweiten Ranges", München (1922), S. 6. Als Panther
bezeichnete man damals Halbstarke oder auch Frauenhelden.