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An Milena Jesenská

[Prag, Ende August 1920]
 


Was ich sagte, bleibt bestehn, ich kann mich nicht über das Knie brechen, aber mit dem Folgenden hat das nur soweit zu tun, als mir noch aus Deinem Leiden Gutes wird, noch Dein Leiden sorgt für mich, nicht dadurch daß ich mit [. . .] [ ein Wort unleserlich gemacht] Geld herankommen darf, sondern daß ich irgendwie teilnehmen darf, aus der Ferne, aus der richtigen großen Ferne, - freilich, wenn ich es darf, wobei ich nicht fürchte, daß Du es mir verweigern wirst - dafür ist ja kein Grund - aber daß Du auch jetzt noch in ein Sanatorium nicht wirst gehen wollen. Und doch hat es Dir z. B. in Kreuzen so gefallen. 1000 K hast Du vom Vater nicht wahr? Oder 1200 nicht? 1000 K ist das Mindeste, was ich Dir jeden Monat schicken kann. Das sind an 8000 österreichische Kronen im Ganzen. Mehr als 250 K täglich wird es im Sanatorium nicht kosten. Und so kannst Du den Herbst und Winter dort bleiben und wenn nicht in Kreuzen, so anderswo. Ich gestehe: vor Glück wieder in Deiner starken Nähe zu atmen, denke ich kaum an Dich. Aber auch das rührt nicht daran, was ich sagte.

Ich werde nächstens wenn ich Dir schreiben werde zum Zeichen dessen nachhause statt einer Karte auch eine Drucksache schicken.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at