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An Milena Jesenská
Also schnell, das ist die Möglichkeit, wir haben sie jede Woche; dass
sie mir nicht früher einfiel; allerdings muß ich zuerst den
Paß haben, das ist nicht so einfach wie Du denkst und ohne Ottla
fast unmöglich:
Ich fahre an einem Samstag nachmittag mit dem Schnellzug, komme etwa (ich
werde mich morgen nach den genauen Zeiten erkundigen) um 2 Uhr nachts nach
Wien. Du hast inzwischen für mich die SonntagSchnellzugskarte nach
Prag schon Freitag gekauft, mir telegraphiert, dass Du sie hast; ohne
dieses Telegramm könnte ich nicht von Prag wegfahren. Du erwartest
mich am Bahnhof, wir haben über 4 geureinsame Stunden, um 7 Uhr früh
Sonntag fahre ich wieder weg.
Das ist also die Möglichkeit, ein wenig trüb zwar, nur 4 müde
Nachtstunden beisammen zu sein (und wo? in einem Hotel am Franz Josefsbahnhof?)
immerhin eine Möglichkeit, sie läßt sich aber außerordentlich
dadurch verschönern, dass Du - aber gibt es diese Möglichkeit?
- mir nach Gmünd entgegenkommst und wir die Nacht in Gmünd bleiben.
Gmünd ist doch österreichisch? Da brauchst Du also keinen Paß.
Ich komme dort wohl etwa um 10 Uhr abends an, vielleicht noch früher
und fahre Sonntag mit dem Schnellzug (Sonntag bekommt man wohl leicht Plätze)
um 11 Uhr vormittag etwa weg, vielleicht wenn ein passender Personenzug
später fährt, noch später. Wie Du allerdings hinfahren und
wegfahren kannst, weiß ich nicht.
Nun was sagst Du? Sonderbar dass ich Dich jetzt fragen muß und
habe doch den ganzen Tag mit Dir gesprochen.
Adresse des Krasa: Marienbad Hotel Stern
1] Ottla: Kafkas jüngste Schwester Ottilie
half ihm, besonders seit Beginn seiner Krankheit, viel in praktischen Dingen.
Sonntag abend
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at