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An Milena Jesenská
Ach soviele Akten sind gerade jetzt gekommen. Und wofür arbeite ich
und gar mit dem unausgeschlafenen Kopf? Wofür? Für den Küchenofen.
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Und jetzt noch der Dichter, der erste, er ist auch Holzschneider, Radierer,
und geht nicht weg und ist so voll Leben, dass er alles auf mich hinauswirft
und sieht wie ich vor Ungeduld zittere, die Hand über diesem Brief
zittert, der Kopf liegt mir schon auf der Brust und er geht nicht fort,
der gute, lebendige, glücklich-unglückliche, außerordentliche
aber mir gerade jetzt entsetzlich lästige Junge. Und Dir kommt Blut
aus dem Mund.
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Und eigentlich schreiben wir immerfort das Gleiche. Einmal frage ich ob
Du krank bist und dann schreibst Du davon, einmal will ich sterben und
dann Du, einmal will ich Marken und dann Du, einmal will ich vor Dir weinen
wie ein kleiner Junge und dann Du vor mir wie ein kleines Mädchen.
Und einmal und zehnmal und tausendmal und immerfort will ich bei Dir sein
und Du sagst es auch. Genug, Genug.
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Und noch immer ist kein Brief da darüber, was der Arzt gesagt hat,
Du Langsame, Du schlechte Briefschreiberin, Du Böse, Du Liebe, Du
- nun, was denn? nichts, still sein in Deinem Schooß.
1] der Dichter... Holzschneider, Radierer: Gustav
Janouch, vgl. Brief vom [21. Juli 1920], Anm. 4.
Montag, später
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at