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An Milena Jesenská

[Prag, 15. Juli 1920]
Donnerstag
 

Nachmittag, Myrte im Knopfloch, halbwegs bei Vernunft trotz gequälten Kopfes (Trennung, Trennung!) das Hochzeitsessen zwischen den guten Schwestern meines Schwagers zuende gebracht. Jetzt bin ich aber fertig.

Sieh die Dummheit des Unausgeschlafenen! Der rekomm. Brief für Frau Kohler hatte, wie ich auf der Post erfuhr offen sein müssen, das gierig wegen des Geldes nicht gut, nun hätte ich es wohl anders schicken können oder wenn schon mit einfachem Brief, dann also wenigstens an Dich, postlagernd direkt. Aber nun stand ich schon mit dem Couvert vor dem Briefkasten und schickte es also einfach auf gut Glück an Frau Kohler. Hoffentlich kommts an.

Was für ein leichtes Leben wird es sein, wenn wir beisammen sind - wie schreibe ich darüber, ich Narr! Frage und Antwort, Blick um Blick. Und jetzt muß ich zumindest bis Montag auf die Antwort auf meinen Morgenbrief warten. Verstehe mich recht und bleib mir gut

F          

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at