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An Milena Jesenská

[Prag, 4. Juli 1920]
Sonntag ein Weilchen später
 

Ein Dienstmann bringt den beiliegenden Brief (bitte zerreiße ihn gleich, auch den von Max) er will gleich Antwort, ich schreibe dass ich um 9 Uhr dort sein werde. Was ich zu sagen habe ist ja so klar, wie ich es sagen werde weiß ich nicht. Lieber Himmel, wenn ich verheiratet wäre, nachhause käme, nicht den Dienstmann finden würde sondern das Bett, unzugänglich sich darin zu verkriechen ohne jeden unterirdischen Gang nach Wien! Ich sage mir das um mir deutlich zu machen, wie leicht das Schwere ist, was mir bevorsteht.

Dein                   


Ich schicke Dir den Brief, als könnte ich dadurch erreichen, dass Du besonders eng neben mir bist, wenn ich dort vor dem Hause auf und ab gehn werde.




1] Ich schicke Dir den Brief . . .: Ein Brief Julie Wohryzeks, in dem sie ihn gebeten hatte, sie noch am gleichen Tage aufzusuchen.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at