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Franz Kafka an Kurt Wolff


[März 1920]
 

Sehr geehrter Herr Kurt Wolff,

Bayern bleibt spröde. Das Zimmer hatte ich, aber das Visum wollte man mir für einen längern Sanatoriumsaufenthalt ohne die Einreisebewilligung der bayerischen Gemeinde nicht geben. Ich telegraphierte nach Kainzenbad, man möge es mir verschaffen. Statt der Bewilligung telegraphierte man mir aber zurück, dass ab 15. d. M. Fremdensperre ist, ich solle mich an das Bezirksamt wenden, wohl um eine briefliche Eingabe zu machen und nach 4 Wochen eine abweisende Erledigung zu bekommen. Das war mir zuviel, ich kehrte alles Geld zusammen und fahre nach Meran, nicht gern im Grunde, denn wenn es auch für meine Lunge vielleicht besser ist, mein Kopf wollte nach Bayern und da er meine Lungenkrankheit dirigiert, wäre es auch irgendwie richtig gewesen.

Mit herzlichen Grüßen Ihr


Kafka


Sie erwähnen ein Sanatorium Schönberg in Württemberg, aber das ist wohl nicht die vollständige Adresse.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at