Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

[Tagebuch, 7. August 1917; Dienstag]

7 Aug. (1917)

A. Immerfort streichst Du hier um die Tür herum. Was willst Du denn?

B. Nichts bitte.

A. So?! Nichts?. Ich kenne Dich übrigens.

B. Das dürfte ein Irrtum sein.

A. Nein, nein. Du bist der B. und bist vor 20 Jahren hier in die Schule gegangen. Ja oder Nein?

B. Also dann ja. Ich habe nicht gewagt mich vorzustellen.

A. Du scheinst ja ängstlich geworden zu sein, mit den Jahren. Damals warst Du's nicht.

B. Ja damals. Ich bereue alles so, wie wenn ich es in dieser Stunde getan hätte.

A. Rächt es sich also im Leben?

B. Ach!

A; Sagt' ich's doch.

B. Sie sagten es. Aber so ist es doch nicht. Unmittelbar rächt es sich nicht. Was kümmert es meinen Arbeitgeber, ob ich in der Schule geschwätzt habe. Das war meiner Laufbahn nicht hinderlich, nein.

"Wie?" sagte der Reisende

Der Reisende fühlte sich zu müde, um hier noch etwas zu befehlen oder gar zu tun. Nur ein Tuch zog er aus der Tasche, machte eine Bewegung als tauche er es in den fernen Kübel, drückte es an die Stirn und legte sich neben die Grube. So fanden ihn zwei Herren, die der Kommandant ausgeschickt hatte, ihn zu holen. Wie erfrischt sprang er auf, als sie ihn ansprachen. Die Hand auf dem Herzen, sagte er: "Ich will ein Hundsfott sein, wenn ich das zulasse." Aber dann nahm er das wörtlich, und begann auf allen Vieren umherzulaufen. Nur manchmal sprang er auf, riß sich förmlich los, hängte sich einem der Herren an den Hals rief in Tränen: "Warum mir das alles" und eilte wieder auf seinen Posten.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at