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[An Ottla Kafka: Postkarte]

[Stempel: Prag - 24. VI. 17]
 


Liebe Ottla, ich werde es besorgen, möchte aber vorher wissen, wann Du die zwei brauchen wirst, das Datum mußt Du doch schon jetzt wissen. So schlimm ist es übrigens? So viel schlimmer als voriges Jahr, wo etwas derartiges wie ich glaube gar nicht nötig war. - Frl. Kaiser kommt natürlich und sehr gern, trotzdem Du wie sie behauptet, ihr einmal gesagt hast, dass Du sie gar nicht leiden kannst. Sie kommt einmal Samstag; freut sich dass Du Dich an sie erinnert hast, jetzt fährt sie auf Urlaub für paar Tage in den Böhmerwald. - Mit der Mutter ist es natürlich so wie Du sagst, sie leidet aber sehr an dem Ausschlag den der Doktor für unbedeutend erklärt der Vater ist in gutem Zustand zurückgekommen.

Viele Grüße, grüß das Fräulein

Franz




wann Du die zwei brauchen wirst: Von Ottla erbetene Erntehilfe.


So viel schlimmer als voriges Jahr: Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen Ottla in Zürau zu kämpfen hatte, vgl. KO 441 f. und einen an Ottla und Franz gerichteten Brief der Mutter vom Dezember 1917, wo diese ihre jüngste Tochter bittet, sie möge ihr den Preis der Naturalien mitteilen, die sie für die Prager Angehörigen in Zürau beschaffen sollte: "Die Wirtschaft wirft nicht so viel ab, dass Du uns Präsente machen kannst. Biß Du so Gott will Dein eigenes Gut haben wirst, dann wird es etwas anderes sein, dann werde ich von Dir Präsente annehmen." Vgl. Nr. 78.


Frl. Kaiser: Kafkas Sekretärin in der "Arbeiter-Unfall-Versidierungs-Anstalt", vgl. die Anmerkungen zu Nr. 67,.


in gutem Zustand zurückgekommen: von der am 27. Mai in Franzensbad begonnenen Erholungskur.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at