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Frau Julie Kafka an Frau Anna Bauer

Prag, 31. Dezember 1916
 

Meide liebe Anna!

Das kommende neue Jahr, giebt mir die angenehme Veranlassung an Dich wieder einige Zeilen zu richten und zugleich unsere herzlichsten Wünsche zum Jahreswechsel zu überbringen. Der Allmächtige möge schon den furchtbaren Krieg beenden, damit wir wieder ruhigeres Herz und Gedanken haben und uns und unseren Kindern das Leben wieder Angenehmes bringt. Wir sind gottlob alle gesund, arbeiten fleißig und sehen jetzt der Zukunft hoffnungsvoll entgegen. Wie geht es Dir u. Deinen lieben Kindern? Ich denke sehr oft an Euch. Ich glaubte, dass uns die l. Felice zu Weihnachten mit ihrem lieben Besuche überraschen wird, wahrscheinlich konnte sie nicht abkommen. Wir würden sie alle sehr gerne sehen und hoffen, dass sie recht bald kommt.

Unseren lieben Schwiegersöhnen geht es gottlob gut, d. h. wie es im Kriege geh'n kann. Was macht die l. Tante Emilie? Ich bitte, ihr unsere herzlichsten Grüße zu bestellen.

Indem ich hoffe, von Dir recht bald Angenehmes zu hören, bleibe ich mit besten Grüßen


freundschaftlichst Deine Julie Kafka


An Deine lieben Kinder sende innigste Grüße, u. küsse für mich unsere l. Felice.

Von meinem l. Alten u. allen Kindern folgen die besten Grüße.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at