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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, heute am 9. kam Dein Brief wegen des Handschuhs. Da die Verwandte
aber schon am 10. wegfährt, nehme ich an, dass es keinen Sinn
hätte, den Handschuh hinzuschicken, besonders da ich ihn erst Montag
bekomme. Ich werde ihn Montag wahrscheinlich als Muster ohne Wert schicken.
Es dürfte gehn. - Bedeutet die Kürze Deines Briefes Kopfschmerzen?
Lese ich das Wort nicht geradezu, glaube ich nicht daran, so groß
ist mein körperliches Vertrauen zu Dir (das andere nicht minder) -
oder ist die Kürze Bösesein? Ich konnte doch nicht anders. -
Ich lebe weiterhin in dem Häuschen, werde aber die Zeit doch anders
einteilen und tiefer in den Abend dort sein. - Es gab einige wertvolle
Vorträge in Berlin, ich las aber immer zu spät von ihnen, Milan,
Borchardt, Blümner (Lucie von Essig). - Jetzt muß
ich statt in mein Heim als Protokollführer in eine Sitzung.
Franz
Lucie von Essig: Der schon genannte Emil Milan
trug am 7. Dezember im Choralionsaal vor; Rudolf Borchardt hielt am selben
Tage einen Vortrag, "Der Krieg und die deutsche Entscheidung", im großen
Saal der Berliner Philharmonie; Rudolf Blümner las am Abend des 6.
Dezember in der Kunstausstellung "Der Sturm" Hermann Essigs Novelle "Lucie"
vor.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at